bewährt sich wieder der alte Satz, daß die Landwirtschaft in Be-
zirken, die auf die Cultur von Körnerfrüchten angewiesen sind,
ohne starken Viehstand nicht gedeihen kann. Und dieser Satz be-
wahrheitet sich um so stärker, als gerade die Viehpreise in neue-
ster Zeit ein constantes Steigen zeigen, das nicht allein der ver-
ringerte Viehstand, sondern auch die immer mehr beliebte Con-
sumtion von Fleisch und die erhöhte Ausfuhr desselben veran-
laßt hat.
Zu dieser Calamität des verringerten Viehstandes gesellten
sich die Preise der Körnerfrüchte, die nicht in dem Verhältnisse
zum verminderten Ertrag gestiegen sind. Hieran ist offenbar die
außerordentliche Ueberproduction in Ungarn hauptsächlich Schuld,
deren Wirkungen an der Schweizer Gränze den badischen Land-
wirthen am empfindlichsten wehe thun, wenn sie ihren frühem Ex-
port in die Schweiz gegen jetzt irr Vergleich ziehen.
Nicht minder traurig gestalteten sich die Verhältnisse in den-
jenigen Gegenden unseres Landes, welche vorzugsweise auf die
Production von Handelsgewächsen angewiesen sind. In Folge
früherer guten Jahre und hoher Preise sind dort die Güter- und
Pachtpreise auf eine außerordentliche Höhe gestiegen, aber nunmehr
sind die Preise der wichtigsten Products, insbesondere des Weines,
Tabaks und Hopfens so bedeutend gefallen, daß hiemit die Aus-
galen für den Bau nicht mehr lohnend erscheinen, zumal die hohe
Weinaccise und die jetzt eingeführte Tabaksteuer bei dem danieder-
liegenden Handel jede Aussicht auf Besserung verscheuchen. Hier
zeigen sich wieder recht lebhaft die schrecklichen Folgen des fluch-
würdigen Krieges von 1866, denn nur ihm ist es zu verdanken,
daß kein Vertrauen in feste Zustände aufkommen kann, daß nur
sehr Wenige sich aufgefordert fühlen, eine Speculation im Ankauf
von Handelsproducten zu wagen, und daß die große Masse der
Consumenten sich in ihrem Bedarf möglichst einschränkt, um für
die nothwendig herankommende Zeit neuer entsetzlicher Kriegs-
Catastrophen noch einen Sparpfennig zu besitzen. Und dennoch
versucht es eine schandvolle Clique die jetzige Zeit der tiefsten Er-
niedrigung Deutschlands, die Zeit des modernen Faustrechts, die
Zeit der beispiellosesten Steuer - und Militärlast zu preisen und
damit zu erneuten Gewaltthaten und weiteren Bedrückungen des
Volkes aufzufordern. Schmach und Schande einer solchen verkom-
menen Rotte!
Wie weit es bereits mit dem Rückgang des Wohlstandes der
Landwirthe in der gesegneten Pfalz gekommen ist, darüber liegen
uns vollwichtige Zeugnisse fachkundiger Männer vor. Von allen
Seiten wird die Thatsache bestätigt, daß das baare Geld zur
Seltenheit geworden ist, wenn auch der Keller und die andern
Räume mit den Herbst-Erträgnissen gefüllt sind. Der Ab-
satz fehlt eben, wenn man nicht zu Spottpreisen losschlagen will.
Aber ungeachtet dieser Noch erscheint unbarmherig der Gerichtsvoll-
zieher, der sich jetzt vor Geschäften nicht zu helfen weiß und noch
andere Hände hiefür in Anspruch nimmt, vor der Thüre, denn
es sind ja nicht allein die Staatssteuern und die Gemeindeumlagen
entsetzlich in die Höhe geschraubt worden, sondern es ist auch noch
eine früher gänzlich unbekannte Steuer, solche des Kreises, erstan-
den, ganz pfiffig ausgedacht, um nicht die Staatssteuer noch viel
höher steigen zu lassen. Möge man sich aber einmal die Mühe
geben, bei dem ersten besten Accisor oder Gemeinderechner anzu-
fragen, wie es mit den Steuerrückständen steht, und mit welcher
Härte bei den sonst solventesten Bauern einige Gulden eingetrieben
werden müssen. Wenn man diese in alle Schichten der Bevölke-
rung eingcdrungene Calamität näher kennt, so muß man zur Ue-
berzeugung gelangen, daß bei der nächsten großen Katastrophe der
schon im Jahr 1848 heraufbeschworene Generalkcach eine noch ver-
derblichere Verwüstung anrichten wird, als die Spitzkugeln des
Jahres 1866.
Wir könnten eine Masse specieller Verhältnisse anfüylen, wie
es gegenwärtig in den Landgemeinden der Pfalz aussieht; aber wir
verzichten vorerst darauf. Nur zweier Thatsachen wollen wir erwäh-
nen, die zur Illustration dienen. In einer durch gutes Feld und durch
den Fleiß ihrer Bewohner ausgezeichneten Gemeinde ist kürzlich eine
Anzahl bemittelter Bauern zusammengetreten, um über tue Zukunft
ihrer Söhne zu berathen. Ihre Ansicht stimmte in dem Punkte üöerern,
daß eine gemeinschaftliche Auswanderung ihrer Söhne das beste Mit-
tel sei, um ihnen eine gesicherte Existenz zu schaffen. Sie haben sich
an einen Vertrauensmann bereits gewendet, um ihie Absicht zu voll-
führen. Bei ihrer Berathung kam auch die Frage zur Sprache, ob
es nichr angezeigt fei, bei den jetzigen gesunkenen Gulerpresten Grund-
eigenthum in ihrer Gemeinde anzukaufin; allein ein sehr erfahrener
alter Landwirth belehrte sie, daß Pachtuugen, wobei ja der Verpäch-
ter die jetzigen hohen und später noch höheren Steuern und Umla-
gen zu zahlen habe, viel vortheilhafter seien, so wie daß ein noch
weiteres Sinken des Werthes von Gütern sicher bevorstehe. — Em
anderes Beispiel entnehmen wir der Gemeinde H., ebenso bekannt
durch guten Boden wie durch die Rührigkett ihrer Insassen. H.er
war vor mehreren Jahren ein Gelände für Herstellung einer Ltaats-
anstult in Aussicht genommen und für 2500 — 3000 st. per Mor-
gen unter Zustimmuug des Kauftiebhabers ubgcsch..tzl worden. Vor
wenn-en Tagen wurden nun daselbst die besten und nahe am One
gelegenen Grundstücke im Zwangswege versteigert und siehe da! kaum
900 bis 1000 fl. wurden per Morgen erlöst.
Wir wollen nun schließlich noch eine offizielle Notiz bringen,
wie es in Baden aussehen würde, wenn die Pläne der Nationalli-
beralen zur Ausführung kämen. Bis Ende 1867 wurde noch der
Haushalt in den alten Provinzen und irr den annectinen Ländern
Preußens getrennt behandelt; die viel größeren preußischen Steuern
wurden in den neuen Landestheilen noch nicht erhoben. Gleichwohl
haben die alten Lanoescheile gegenüber dem Voranschlag ein Deficit
von 2,943,468 Thlr. hinterlassen, dagegen die neuen Landestheile
ein Mehr von 5,676,535 Thlr. ergeben. Wie wird dieses Mehr
erst in Folge der Einführung der preuß. Steuergefetze sich Heraus-
stellen ! Und wenn etwa behauptet werden wollte, daß Baden nicht
annectirt werde, so gibt doch das Herzogthum Lauenburg eine artige
Belehrung. Obgleich dasselbe nur in Personalunion unter dem hohen-
zollern'schen Scepter steht, obgleich bei Ueberuahme dieses Landes
ihm seine Selbständigkeit im Steuerwefen gewahrt wurde, so zeigen
doch die neuesten Verhandlungen im Berliner Abgeordnetenhause, daß
man preußischerseits nicht gewillt ist, die leeren Steuerkassen ohne
Lauenburg'schen Aderlaß sich vollends entleeren zu lassen
Für Baden wird einstweilen das .Zollparlament sorgen, wenn
es sich nach Ansicht der Hrn. Bluntschli und Cons. in ein Vollpar-
lament verwandelt hat. Wenn dann die Erträgnisse der Post, Eisen-
bahnen und des Telegraphen, unnn das Einkommen einer Mahl- u.
Schlachisteuer, der Bier- und Weinaccise in den norddeutschen Bun-
dessäckel wandern, so wird der Rest der „Einheit" sicherlich nicht
ausbleiben, indem alsdann für den getreuen Bundesstaat Baden nichts
Anderes übrig bleibt, als die weiteren Erfordernisse durch die Ein-
führung der trefflichen preußischen Sportel- und Stempelgebühren,
der Einquartirungsspesen und wie die Mustersteuern alle heißen, zu
decken, und zugleich wird auch der Gemeindenutzen keine Schwierig-
keiten mehr verursachen, alldieweil die auf radikale Weise Sr. Excel-
lenz hervorgezauberte Einwohnergemeinde ihn zum alten Plunder
werfen muß. Wenn dann die Luft noch das Einzige ist, was nicht
besteuert wird, so werden wir überglücklich sein, uns als Genossen
des einen großen Ganzen zu fühlen.
SüddeuLschLanÄ.
Heidelberg, 14. Jan. Die Nordd. Allgem. Zeitung setzt
ihre Polemik gegen den österreichischen Reichskanzler fort. Wir
hatten kaum unfern Lesern von dem stärksten Angriff, der zwischen
den officiellen Blättern möglich ist, Kunde gegeben, als das Bis-
marck'sche Organ schon wieder in die Lärmtrompete stößt. Was
soll damit erreicht werden, kann man fragen? Die Stellung des
Grafen Beust unterwühlen? Unmöglich; denn das liegt auf der
Hand, daß er durch solche Herausforderungen gerade um so mehr
gefestigt wird. Den Krieg dadurch heraufi-eschrvören? Zunächst wohl
noch nicht, da Oesterreich mit den Westmachten auf zu gutem Fuße
steht, und G af Bismarck bei aller Kühnheit eine durchaus unge-
rechtfertigte Provocation zum Kriege dennoch vermeiden dürfte,
da er außer Rußland fast ganz Europa gegen Preußen unter die
Waffen rufen würde. Uns scheint die wahre Absicht der Bismarck-
scheu Aufreizungen lediglich darin zu beruhen, daß durch derlei
Hetzereien die öffentliche Stimme in Preußen abermals gegen
Oesterreich erbittert werden soll, als ob dieses der Störenfried sei,
oer unablässig bekämpft werden müsse. Daß bei den eitlen Siegern
von Königgrätz dergleichen Kniffe verfangen, wird man bei einiger
Kenntmß des preußischen Charakters nicht verneinen.
* Heidelberg, 13. Jan. Die Landesbase hat ein neues
Feldgeschrei augestunmt: „Steuererleichterung." „Der Staatssäckel
muß wieder fester geschnürt werden", sagt sie, — ist das nicht
unverschämt von einem Blatt, das bei der Steuererhöhungsfrage
tagtäglich der Welt bewies, in Baden könne man höhere Steuern
ganz gut vertragen, man solle nur mäßiger leben wie in Preußen
rc., obwohl Freund Macklot ganz gewiß auch was Besseres ißt,
als Kartoffeln und Salz! He, wo wart denn Ihr, Landesbase,
als Lindau seine Motion auf Erleichterung des Volksgeldbeurels
hielt? Habt Ihr da nicht aus allen Tonarten bewiesen, daß die
Steuererhöhung nothwendig sei und ganz leicht getragen werden
könne? Pfui der Schande, wenn man förmlich tobt und rast, bis
man dem Volk die Lasten glücklich aufg h^lst hat und dann schon ein
Jahr darauf heult und winselt, es sei doch gar zu arg, was da-
mals geschehen sei! Wer das si tzt schon einsieht, nachdem er vor-
her ja gesagt, sollte fein stillschwcigen und sich nicht noch mehr
oiseredilireu beim Volke, das man in frevlem Uebermuth mit dem
Ausdruck „Stimmvieh" bei den Zollparlamentswahlen auf's Em-
pörendste gekränkt hat. Aber sitzt ist's vorbei mit Euch und keine
Offenburgerei hilft Euch mehr auf den Strumpf! Wre sollte das
Volk auch nicht das Schlimmste von den Offenburgern denken, die
ihm den großen Stein auf den Hals gehängt haben und jetzt selbst
diese Thal als eine Versündigung eingeftthen müssen! Wie sollte
es einem Lamey glauben, der tue Berichte in der Kammer ge-
macht hat über die schwerere Belastung des Volkes und j tzt in
Offenburg bcffl, um wieder Munster zu werden?! N^n, nein,
as Volk werg wo Cons quenz ist und wer es gut mir ihm meini.
Es wrro täglich lnssir rm Vocke, und als Bcwers dufür lonncn
zirken, die auf die Cultur von Körnerfrüchten angewiesen sind,
ohne starken Viehstand nicht gedeihen kann. Und dieser Satz be-
wahrheitet sich um so stärker, als gerade die Viehpreise in neue-
ster Zeit ein constantes Steigen zeigen, das nicht allein der ver-
ringerte Viehstand, sondern auch die immer mehr beliebte Con-
sumtion von Fleisch und die erhöhte Ausfuhr desselben veran-
laßt hat.
Zu dieser Calamität des verringerten Viehstandes gesellten
sich die Preise der Körnerfrüchte, die nicht in dem Verhältnisse
zum verminderten Ertrag gestiegen sind. Hieran ist offenbar die
außerordentliche Ueberproduction in Ungarn hauptsächlich Schuld,
deren Wirkungen an der Schweizer Gränze den badischen Land-
wirthen am empfindlichsten wehe thun, wenn sie ihren frühem Ex-
port in die Schweiz gegen jetzt irr Vergleich ziehen.
Nicht minder traurig gestalteten sich die Verhältnisse in den-
jenigen Gegenden unseres Landes, welche vorzugsweise auf die
Production von Handelsgewächsen angewiesen sind. In Folge
früherer guten Jahre und hoher Preise sind dort die Güter- und
Pachtpreise auf eine außerordentliche Höhe gestiegen, aber nunmehr
sind die Preise der wichtigsten Products, insbesondere des Weines,
Tabaks und Hopfens so bedeutend gefallen, daß hiemit die Aus-
galen für den Bau nicht mehr lohnend erscheinen, zumal die hohe
Weinaccise und die jetzt eingeführte Tabaksteuer bei dem danieder-
liegenden Handel jede Aussicht auf Besserung verscheuchen. Hier
zeigen sich wieder recht lebhaft die schrecklichen Folgen des fluch-
würdigen Krieges von 1866, denn nur ihm ist es zu verdanken,
daß kein Vertrauen in feste Zustände aufkommen kann, daß nur
sehr Wenige sich aufgefordert fühlen, eine Speculation im Ankauf
von Handelsproducten zu wagen, und daß die große Masse der
Consumenten sich in ihrem Bedarf möglichst einschränkt, um für
die nothwendig herankommende Zeit neuer entsetzlicher Kriegs-
Catastrophen noch einen Sparpfennig zu besitzen. Und dennoch
versucht es eine schandvolle Clique die jetzige Zeit der tiefsten Er-
niedrigung Deutschlands, die Zeit des modernen Faustrechts, die
Zeit der beispiellosesten Steuer - und Militärlast zu preisen und
damit zu erneuten Gewaltthaten und weiteren Bedrückungen des
Volkes aufzufordern. Schmach und Schande einer solchen verkom-
menen Rotte!
Wie weit es bereits mit dem Rückgang des Wohlstandes der
Landwirthe in der gesegneten Pfalz gekommen ist, darüber liegen
uns vollwichtige Zeugnisse fachkundiger Männer vor. Von allen
Seiten wird die Thatsache bestätigt, daß das baare Geld zur
Seltenheit geworden ist, wenn auch der Keller und die andern
Räume mit den Herbst-Erträgnissen gefüllt sind. Der Ab-
satz fehlt eben, wenn man nicht zu Spottpreisen losschlagen will.
Aber ungeachtet dieser Noch erscheint unbarmherig der Gerichtsvoll-
zieher, der sich jetzt vor Geschäften nicht zu helfen weiß und noch
andere Hände hiefür in Anspruch nimmt, vor der Thüre, denn
es sind ja nicht allein die Staatssteuern und die Gemeindeumlagen
entsetzlich in die Höhe geschraubt worden, sondern es ist auch noch
eine früher gänzlich unbekannte Steuer, solche des Kreises, erstan-
den, ganz pfiffig ausgedacht, um nicht die Staatssteuer noch viel
höher steigen zu lassen. Möge man sich aber einmal die Mühe
geben, bei dem ersten besten Accisor oder Gemeinderechner anzu-
fragen, wie es mit den Steuerrückständen steht, und mit welcher
Härte bei den sonst solventesten Bauern einige Gulden eingetrieben
werden müssen. Wenn man diese in alle Schichten der Bevölke-
rung eingcdrungene Calamität näher kennt, so muß man zur Ue-
berzeugung gelangen, daß bei der nächsten großen Katastrophe der
schon im Jahr 1848 heraufbeschworene Generalkcach eine noch ver-
derblichere Verwüstung anrichten wird, als die Spitzkugeln des
Jahres 1866.
Wir könnten eine Masse specieller Verhältnisse anfüylen, wie
es gegenwärtig in den Landgemeinden der Pfalz aussieht; aber wir
verzichten vorerst darauf. Nur zweier Thatsachen wollen wir erwäh-
nen, die zur Illustration dienen. In einer durch gutes Feld und durch
den Fleiß ihrer Bewohner ausgezeichneten Gemeinde ist kürzlich eine
Anzahl bemittelter Bauern zusammengetreten, um über tue Zukunft
ihrer Söhne zu berathen. Ihre Ansicht stimmte in dem Punkte üöerern,
daß eine gemeinschaftliche Auswanderung ihrer Söhne das beste Mit-
tel sei, um ihnen eine gesicherte Existenz zu schaffen. Sie haben sich
an einen Vertrauensmann bereits gewendet, um ihie Absicht zu voll-
führen. Bei ihrer Berathung kam auch die Frage zur Sprache, ob
es nichr angezeigt fei, bei den jetzigen gesunkenen Gulerpresten Grund-
eigenthum in ihrer Gemeinde anzukaufin; allein ein sehr erfahrener
alter Landwirth belehrte sie, daß Pachtuugen, wobei ja der Verpäch-
ter die jetzigen hohen und später noch höheren Steuern und Umla-
gen zu zahlen habe, viel vortheilhafter seien, so wie daß ein noch
weiteres Sinken des Werthes von Gütern sicher bevorstehe. — Em
anderes Beispiel entnehmen wir der Gemeinde H., ebenso bekannt
durch guten Boden wie durch die Rührigkett ihrer Insassen. H.er
war vor mehreren Jahren ein Gelände für Herstellung einer Ltaats-
anstult in Aussicht genommen und für 2500 — 3000 st. per Mor-
gen unter Zustimmuug des Kauftiebhabers ubgcsch..tzl worden. Vor
wenn-en Tagen wurden nun daselbst die besten und nahe am One
gelegenen Grundstücke im Zwangswege versteigert und siehe da! kaum
900 bis 1000 fl. wurden per Morgen erlöst.
Wir wollen nun schließlich noch eine offizielle Notiz bringen,
wie es in Baden aussehen würde, wenn die Pläne der Nationalli-
beralen zur Ausführung kämen. Bis Ende 1867 wurde noch der
Haushalt in den alten Provinzen und irr den annectinen Ländern
Preußens getrennt behandelt; die viel größeren preußischen Steuern
wurden in den neuen Landestheilen noch nicht erhoben. Gleichwohl
haben die alten Lanoescheile gegenüber dem Voranschlag ein Deficit
von 2,943,468 Thlr. hinterlassen, dagegen die neuen Landestheile
ein Mehr von 5,676,535 Thlr. ergeben. Wie wird dieses Mehr
erst in Folge der Einführung der preuß. Steuergefetze sich Heraus-
stellen ! Und wenn etwa behauptet werden wollte, daß Baden nicht
annectirt werde, so gibt doch das Herzogthum Lauenburg eine artige
Belehrung. Obgleich dasselbe nur in Personalunion unter dem hohen-
zollern'schen Scepter steht, obgleich bei Ueberuahme dieses Landes
ihm seine Selbständigkeit im Steuerwefen gewahrt wurde, so zeigen
doch die neuesten Verhandlungen im Berliner Abgeordnetenhause, daß
man preußischerseits nicht gewillt ist, die leeren Steuerkassen ohne
Lauenburg'schen Aderlaß sich vollends entleeren zu lassen
Für Baden wird einstweilen das .Zollparlament sorgen, wenn
es sich nach Ansicht der Hrn. Bluntschli und Cons. in ein Vollpar-
lament verwandelt hat. Wenn dann die Erträgnisse der Post, Eisen-
bahnen und des Telegraphen, unnn das Einkommen einer Mahl- u.
Schlachisteuer, der Bier- und Weinaccise in den norddeutschen Bun-
dessäckel wandern, so wird der Rest der „Einheit" sicherlich nicht
ausbleiben, indem alsdann für den getreuen Bundesstaat Baden nichts
Anderes übrig bleibt, als die weiteren Erfordernisse durch die Ein-
führung der trefflichen preußischen Sportel- und Stempelgebühren,
der Einquartirungsspesen und wie die Mustersteuern alle heißen, zu
decken, und zugleich wird auch der Gemeindenutzen keine Schwierig-
keiten mehr verursachen, alldieweil die auf radikale Weise Sr. Excel-
lenz hervorgezauberte Einwohnergemeinde ihn zum alten Plunder
werfen muß. Wenn dann die Luft noch das Einzige ist, was nicht
besteuert wird, so werden wir überglücklich sein, uns als Genossen
des einen großen Ganzen zu fühlen.
SüddeuLschLanÄ.
Heidelberg, 14. Jan. Die Nordd. Allgem. Zeitung setzt
ihre Polemik gegen den österreichischen Reichskanzler fort. Wir
hatten kaum unfern Lesern von dem stärksten Angriff, der zwischen
den officiellen Blättern möglich ist, Kunde gegeben, als das Bis-
marck'sche Organ schon wieder in die Lärmtrompete stößt. Was
soll damit erreicht werden, kann man fragen? Die Stellung des
Grafen Beust unterwühlen? Unmöglich; denn das liegt auf der
Hand, daß er durch solche Herausforderungen gerade um so mehr
gefestigt wird. Den Krieg dadurch heraufi-eschrvören? Zunächst wohl
noch nicht, da Oesterreich mit den Westmachten auf zu gutem Fuße
steht, und G af Bismarck bei aller Kühnheit eine durchaus unge-
rechtfertigte Provocation zum Kriege dennoch vermeiden dürfte,
da er außer Rußland fast ganz Europa gegen Preußen unter die
Waffen rufen würde. Uns scheint die wahre Absicht der Bismarck-
scheu Aufreizungen lediglich darin zu beruhen, daß durch derlei
Hetzereien die öffentliche Stimme in Preußen abermals gegen
Oesterreich erbittert werden soll, als ob dieses der Störenfried sei,
oer unablässig bekämpft werden müsse. Daß bei den eitlen Siegern
von Königgrätz dergleichen Kniffe verfangen, wird man bei einiger
Kenntmß des preußischen Charakters nicht verneinen.
* Heidelberg, 13. Jan. Die Landesbase hat ein neues
Feldgeschrei augestunmt: „Steuererleichterung." „Der Staatssäckel
muß wieder fester geschnürt werden", sagt sie, — ist das nicht
unverschämt von einem Blatt, das bei der Steuererhöhungsfrage
tagtäglich der Welt bewies, in Baden könne man höhere Steuern
ganz gut vertragen, man solle nur mäßiger leben wie in Preußen
rc., obwohl Freund Macklot ganz gewiß auch was Besseres ißt,
als Kartoffeln und Salz! He, wo wart denn Ihr, Landesbase,
als Lindau seine Motion auf Erleichterung des Volksgeldbeurels
hielt? Habt Ihr da nicht aus allen Tonarten bewiesen, daß die
Steuererhöhung nothwendig sei und ganz leicht getragen werden
könne? Pfui der Schande, wenn man förmlich tobt und rast, bis
man dem Volk die Lasten glücklich aufg h^lst hat und dann schon ein
Jahr darauf heult und winselt, es sei doch gar zu arg, was da-
mals geschehen sei! Wer das si tzt schon einsieht, nachdem er vor-
her ja gesagt, sollte fein stillschwcigen und sich nicht noch mehr
oiseredilireu beim Volke, das man in frevlem Uebermuth mit dem
Ausdruck „Stimmvieh" bei den Zollparlamentswahlen auf's Em-
pörendste gekränkt hat. Aber sitzt ist's vorbei mit Euch und keine
Offenburgerei hilft Euch mehr auf den Strumpf! Wre sollte das
Volk auch nicht das Schlimmste von den Offenburgern denken, die
ihm den großen Stein auf den Hals gehängt haben und jetzt selbst
diese Thal als eine Versündigung eingeftthen müssen! Wie sollte
es einem Lamey glauben, der tue Berichte in der Kammer ge-
macht hat über die schwerere Belastung des Volkes und j tzt in
Offenburg bcffl, um wieder Munster zu werden?! N^n, nein,
as Volk werg wo Cons quenz ist und wer es gut mir ihm meini.
Es wrro täglich lnssir rm Vocke, und als Bcwers dufür lonncn