Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 2.1920/​21

DOI Heft:
2. Septemberheft
DOI Artikel:
Kunstausstellungen / Kunstauktionen / Aus dem Pariser Kunstleben / Die Sammlungn Aplhonse de Stuers in Amsterdam / C. F. Hansen und J. C. Lillie in Kopenhagen / Schweizerische Kunstchronik / Das deutsche Buch / Die neuentdeckte Greizer Bibliothek / Sammlung Bahrfeldt / Kleine Kunstchronik
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.27814#0046

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
C f. Jianfen und 7. C. tiüie
in Kopenhagen.

Man schreibt uns aus Kopenhagen: Die Kopenhagener
Presse berichtet in anerkennenden Artikeln über die von Bau-
inspektor W. Jakstein') in der Kgl. Kunstakademie
veranstalteten Ausstellung von Originalentwürfen der dänischen
klassizistischen Baumeister C. F. Hansen und J. C. Lillie-
Jakstein, der seit Jahren den nordischen Klassizismus studiert
und viel über seine Arbeiten in deutschen Blättern und dänischen
Fachzeitschriften berichtet hat, bringt in dieser durch das Ent-
gegenkommen Professor Carl Petersen’s und Professor
Utzen - Frank’s ermöglichten Ausstellung seine letzten
Funde, die Professor Petersen und er am 9. 9 20. vor einer An-
zahl zur Vorbesichtigung eingeladenen Architekten und Kunst-
freunde erläuterten.

Die Kopenhagener Presse hebt hervor, daß Jakstein durch
seine Berichte über Lillie diesen seit 1798 aus Kopenhagen ver-
schollenen Künstler den Dänen zurückgegeben hat, wie Weilbach
übrigens schon in „Architekten“ anerkannt hat.

Der Fund der Lillieblätter betiifft das Herrenhaus Oudow i.
Lauenburg, das Jakstein kürzich in seiner Eigenschaft als Leiter
der Altonaer Provinzial-Beratungssteile für Kriegerehrung auf-
suchte, erwähnen wir noch besonders gern deswegen, weil er die
Notwendigkeit beweist, der Erhaltung alter Baupläne größeren
Wert beizultgen. Zwar haben sie keinen bestimmten Marktwert,
sie sind aber für die Kunstgeschichte wichtiger als so manches
andere graphische Blatt, das gewöhnlich kein Unikum ist. Eine
alte Bauzeichnung ist aber oft allein für sich imstande, kunst-
wissenschaftliche Aufschlüsse zu geben, für die jede andere
Quelle versagt. Durch den Fund in Gudow, dessen 34 Einzel-
blätter sogleich die gesamte Baubeschreibung tragen, ist nämlich
zugleich die Bedeutung Lübecks als Kulturzentrum für das
Herzogtum Lauenburg um 1800 in anschaulicher Weise näher-
gebracht.

Joseph Cristian Lillie, 1760 in Kopenhagen geboren, gewann
gleichzeitig mit C. F. Hansen 1778 in Kopenhagen die große
Goldmedaille. Er übte seine Kunst als Tischler und Dekorations-
maler aus. Wahrscheinlich stammt von ihm die Wandbemalung
des Affenzimmers in Lisebund her. 1798 geriet er in Konkurs
und flüchtete nach Lübeck. Dort wurde er Lehrer der Bauschule
und wirkte als Privatarchitekt. Nach Baumeister („Baurund-
schau“ vom 15. Jan. 20) ist er als der führende Klassizist Lübecks
anzusehen. Sein künstlerischer Nachlaß ist bedeutend. Er starb
1828. Gudow erbaute er 1826.

Die Frontansicht des Herrenhauses Gudow, die wir im
vorliegenden Heft des „Kunstwanderers“ zum ersten Male
veröffentlichen können, verdanken wir dem liebenswürdigen Ent-
gegenkommen der Frau Erblandmarschall von Bülow, der
Witwe des Majoratsherrn von Gudow und Besitzerin der Blätter.

S&>weizevi{&)e Kunffcbeonik.

Genf. Die Galerie Moos rüstet für die erste Tagung des
Völkerbundes eine große Genfer und Schweizer Ausstellung. W.

In Genf wird am 30. September 1920 zur Auktion gelangen
die Bibliothek von Alfred Melly, einstigem Generalsekretär des
internationalen Verlegerbüros und Mitglied der Gesellschaft der
„Hundert Bücherfreunde“. Vorwiegend illustrierte Bücher des
19. Jahrhunderts und bibliophile Berichte, Ausgaben und Zeit-
schriften. Katalog. Auktionsleiter Buchhändler Kündig.

*

Lausanne. In der (protestantischen) Kathedrale sieht
man ein umfangreiches neues Relief von Casimir Reymond, einem
jungen talentvollen Bildhauer und Maler des Waadtlandes. Zu
byzantinisch steif im Gesamtstil, enthält das Werk in Frauen-

') Bauinspektor W. Jakstein (Altona) war auch der An-
reger und Leiter der großen deutschen Städtebauausstellung in
Bergen, die im März dieses Jahres stattfand.

und Kinderfiguren hohe Qualitäten. Erwähnt seien hier die Aus-
grabungen unter der Kathedrale, die gewaltige Mauern früherer
Kirchen enthüllten.

*

Neuenburg. Gedächtnisausstellung zu Ehren des jüngst
verstorbenen hervorragenden Medailleurs Huguenin.

*

Im Waadtland ist, nach „Vieux-Lausanne“, „Vieux-Morges“,
ein neues historisches und kunstgewerbliches Regionalmuseum
eröffnet worden, „Vieux-Montreux'.

Stauffevzßevn

und Johannes jviaximus Mo{fe.

Die Versteigerung der Gemälde und des graphischen Werkes
von Karl Stauffer-Bern, die aus dem Nachlasse des ver-
storbenen Justizrats Johannes Maximus Mosse am 27. Oktober
bei Amsler & Ruthardt in Berlin stattfindet, weckt die
Erinnerung an die Freundschaft, die der Schweizerische Meister
dem Berliner Kunstfreunde entgegenbrachte. Als Stauffer von
Berlin aus als 31 jähriger nach Rom ging, vertraute er seinem
Freunde Mosse die intimsten künstlerischen „Geheimnisse“ an.
Köstlich sind diese Briefe, die er nach Berlin schrieb und die
der unvergeßliche Otto Brahm in seinem Stauffer-Buche
weiteren Kreisen zugänglich machte. „Alles, was ich mir träumte“,
so sagt der Künstler in einem an Mosse gerichteten Schreiben
vom 1. März 1888, „die Landschaft nach der ich mich sehnte,
die Farbe, die Stimmung neu und wunderbar. Ich fühle, daß ich
hier ein anderer Mensch und ein viel besserer Künstler werde
als im Norden und wohl mir, daß ich als reifer Mann her-
gekommen mit der Einsicht und vor allem der Schulung, die
nötig, um all das Material in Kunst umzusetzen! Die Natur hat
mir vieles versagt, aber eins hat sie mir gegeben: das Schöne
was sich dem Auge bietet, zu kosten und zu genießen, so viel
es einem Menschen möglich ist.“

Stauffer betet die Antike an. „Was ist“ schreibt er an
Mosse, „alle Renaissance, St. Peter nicht ausgenommen, gegen
diese Zeugen einer riesenhaften Kultur, einer Kunst, ach Gott,
von deren Größe und Göttlichkeit wir uns leider nur aus den
mangelhaften Resten einen schwachen Begriff machen können.“
Er schließt seinen Brief an den Berliner Freund mit den Worten:
„Ich werde, sobald ich erst etwas eingehaust bin und mein Ofen
brennt, sofort anfangen eine weibliche lebensgroße Figur zu
modellieren, die sich die Haare aufbindet. Du sollst dann wieder
was Schönes kriegen, denn ich werde eine Menge machen.“

Das Malen interessiert ihn nicht mehr, wie er in einem
Briefe vom 17. April 1888 bekennt, „Sono scultore, io!“ ruft er
stolz aus. „Du wirst es sehen. Jetzt fehlt mir nichts mehr zum
Glück.“ Und am 7. Juni versichert er seinem „lieben Max“, daß
er an seine „Mission in der Plastik“ glaubt. Dabei schwärmt er
wieder von Rom, wo es „ganz ganz anders“ sei als in Deutsch-
land „viel viel schöner, und solang ich nicht Mammons halber
etwa fort muß, bleibe ich in Rom.“

Am 11. November 1888 unterschreibt er sich „Stauffer,
scultore“ und er erzählt, daß er mit niemand verkehre als mit

Wertvolles Barockbild

„Diogenes“ von Carlo Lotti, aus dem Besitz der
Dresdener Galerie (Beglaubigungsschreiben liegt vor),
seltenes Objekt für Sammler, ist zu verkaufen. Gefl. An-
gebote unter B 98 an d. Expedition d. „Kunstwanderers“

Carl Brack & Keller, G. m. b. H., Berlin W. 9

Kleine gewählte Collection alter u. moderner Meister

Ankauf □ Angebote erbeten O Verkauf

38
 
Annotationen