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Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 2.1920/​21

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2. Märzheft
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Kunstauktionen / Aus der Museums- und Sammlerwelt / Neue Ortsgruppe des Bundes deutscher Gebrauchsgraphiker / Kunstausstellungen / Frankfurter Kunstbrief / Schweizerische Kunstchronik / Der Freskenfund in Wladimir / Ein Caravaggio auf einem Petersburger Trödelmarkt gefunden / Newyorker Degas-Preise / Dürers Selbstbildnis in Louvre / Jahrbuch für Kunstsammler
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https://doi.org/10.11588/diglit.27814#0330

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c) im Museum für Völkerkunde und in der
Sammlung für Deutsche Volkskunde:
Montag, Mittwoch, Freitag, Sonnabend: 2 M., Dienstag:
5 M., Sonntag und Donnerstag: frei;

d) im Zeughaus: Montag, Dienstag, Mittwoch, Freitag:
2 M., Sonnabend: 5 M., Sonntag und Donnerstag: frei.

Das Schloßmuseum (Kunstgewerbemuseum) ist wegen Umzugs
einstweilen noch nicht geöffnet.

Durch die Erhebung von Eintrittsgeldern in den Museen
zu Berlin werden die Sonntagsführungen nicht berührt. Sie

finden nach wie vor statt und sind unentgeltlich.

*

Die Dokumentensammlung Darmstaedter der
Preußischen Staatsbibliothek in Berlin eröffnet am
2. Mai im Ausstellungssaal der Staatsbibliothek eine große Aus-
stellung von hervorragenden Dokumenten und Autographen, die
einen Überblick über die Geschichte der Naturwissen-
schaften geben wird. Diese Dokumente umfassen die Zeit
vom 16. Jahrhundert bis zum Jahre 1860.

*

Die Berliner Nationalgalerie wird im Winter eine
Ausstellung des Lebenswerkes von HansThoma veranstalten.

*

Die Städtische Galerie in Frankfurt am Main
hat in der Ausstellung des Frankfurter Künstlerbundes im Kunst-
verein folgende Bilder erworben: Hans Brasch „Schwarzwald-

landschaft“, „Frühlingserwachen“, F. K. Delavilla „Masken“,
Hans Katz „8 Bilder aus der Revolution“, Hermann Lismann
„Mädchen im Walde“.

*

Die Graphische Sammlung in München eröffnet
zwei neue Ausstellungen. Im ersten Saal werden Neuerwerbungen
von graphischen Arbeiten Münchner Künstler gezeigt,
Radierungen von Peter Halm, Holzschnitte von Maximilian Dasio,
Harry Schultz und Otto Wirsching, Zeichnungen von Ignatz
Taschner, Albert Lang und Josef Wenglein; die letzteren als
Geschenke der Witwe des Künstlers. Im Zeiten Saale sind frühe
italienische Zeichnungen von Meistern des 15. und
16. Jahrhunderts zusammengestellt.

*

ln Meran ist Karl Ernst Osthaus im jungen Alter von
47 Jahren gestorben. Sein Name ist bleibend verknüpft mit der
Gründung und Entwicklung des Folkwang-Museums in
Hagen, in dem er eine Stätte für die Werke der neuesten
Kunst geschaffen hat. Osthaus ging aber, um die Entwicklung
der Kunst überhaupt vorführen zu können, von den ältesten
Künsten aus, die seine Liebe für das Kunstsammeln zuerst ge-
fesselt hatten. Später wandte sich sein Sammeleifer der franzö-
sischen Moderne (Cözanne, Gauguin usw.) sowie der jüngsten
expressionistischen Richtung zu. Der Name Osthaus ist auch mit
den künstlerischen Bestrebungen des Werkbundes verwachsen,
die er in seinem „Museum für Kunst, Handel und Gewerbe“ in
hohem Grade gefördert hat. Das Folkwang-Museum steht jetzt
unter der Leitung von Dr. Karl With.

JHeue Ortsgruppe des Bundes deut(ebeü
Qebcaucbsöcapbtket’.

In Dresden ist eine Ortsgruppe vom Bund
deutscher Gebrauchsgraphiker gegründet worden,
deren Vorsitz Prof. A. Drescher von der Kunstgewerbeakademie
führt. Die Leitung der Geschäfte hat Dr. Georg Paech über-
nommen. Zweck des,Bundes ist die Vertretung des Standes der
Gebrauchsgiaphiker in ihren wirtschaftlichen und künstlerischen
Interessen. Vor allem erstrebt er u. a. die Anerkennung der
Gebrauchsgraphik als selbständigen kulturschöpferischen Kunst-
zweig, die Veranstaltung von Ausstellungen in allen Gebieten der
Graphik des'[ öffentlichen Lebens, ; vor allem von Plakaten,
Packungen, Geschäftspapieren, Schaufensterreklame, Exlibris,
Warenzeichen und Entwürfen aller Art. P. S—i.

KunftausfteUungeru

Becliru

In der Berliner Sezession zeigen die „Radikalen“
ihre Künste. Viel kommt dabei nicht heraus. Das „durch“ den
Expressionismus-„Gehen“ ist nämlich eine heikle Angelegenheit.
Atelier-Versuche lasse man im Atelier, und kann man nichts
anderes bieten, dann warte man gefälligst, bis die sogenannte
„Klärung“ da ist. „Die Totenglöckner des Expressionismus“ sind
sich dessen wohl bewußt, daß es den echten Expressionismus
immer gegeben hat, die Kunst des Ausdrucks, nur daß ihn
eben nur die Gottbegnadeten zu zwingen wußten und daß er bei
den Gottbegnadeten weder „Richtung“ noch „Schlagwort“ war.

Es ist für die Entwicklung der Kunst absolut gleichgültig,
ob Waske jetzt nach dem Muster Jaeckels „kosmisch“ fühlt
oder ob D e i e r 1 i n g, der von Haus aus farbenbegabt ist, Hoch-
formate wählt, um Probleme zu lösen, die schon die altpersischen
Illuminatoren gelöst haben, usw. Und daß heute Jaeckel für
seine radierte „Schöpfung“ aus dem Bibelwerk „Menschgott-
Gott-Gottmensch“ einen eigenen Saal bekommt, steht in durchaus
keinem Zusammenhang mit der Frage, ob dieses Werk bedeutend
ist oder nicht Die Künstler selbst nennen den Jaeckel-Saal den
„Physiksaal“. Sie kennzeichnen ihn damit vorzüglich. Die
„geistige Kraft“ der Sonne durch Globus, Reflektor usw. dar-
zuslellen, ist eine gar zu billige Geistigkeit künstlerischen
Schaffens. Und neben dieser radierten Physik sprechen manche
Blätter wieder für eine unfreiwillige Abhängigkeit des Radierers
von Klinger. Trotz alledem ist Willi Jaeckel einer von den leider
sehr wenigen Könnern der jüngsten Berliner Malergeneration.

Kohlhoff hat in dieser Ausstellung wenig zu sagen,
Krauskopf nicht minder. Aber Krauskopfs „1. Mai“ genügt
mir: das ist ein sanfter und doch belebter Landschaftsausschnitt.
Franz Heckendorf wirkt diesmal stark durch die satte
Koloristik seiner Rheinlandschaften, Friedrich Fei gl sieht in
seiner primitiven Malerei graphisch, Max E. Nicolas hat in
seiner „heil. Familie“ ein gewisses Gefühl für die Farbe.

Auch Hans Brass, der bei Alfred Heller ausstellt, zeigt
bemerkenswertes Farbenempfinden. Aber vorläufig ist er noch im
kubistischen Übergangsstadium. Und hoffentlich wird er eines
Tages auch damit fertig. Neben den Brass’schen Bildern sind
mir ein aquarelliertes Blumenstück von F. Radziwill und ein
Kokoschka-mäßiger Kopf von Wacker aufgefallen. Schmidt-
Rotluff sollte lieber bei seinem Schwarz-Weis bleiben. (Siehe
Reichsadler!) Sein Farbengepinsel schmeckt schon nach brutal-
stem Plakatstil. Aber daß selbst so ernste Künstler wie Ernesto
de Fiori dem „Zug der Zeit“ folgen und sich von dem
Schlagwort „Expressionismus“ beeinflussen lassen, merkt
man an seinen Bildern, die er bei G u r 1 i 11 rings um seine
Plastiken gehängt hat. In seiner Plastik ist er übrigens wahrhafter
Expressionist, denn sie ist Ausdruckskunst im edeln Sinne des
Wortes. de Fiori liebt die Schlankheit des Körpers, seine
vibrierende Wärme, seine mitteilsame Glut. Schon in der Bronze
von 1911, dem „Großen Jüngling“, regen sich diese inneren
Kräfte, mit denen er die Modelle bannt, doch am intensivsten
setzt sich, glaube ich, sein Temperament in der Terrakotta „Die
Liegende“ von 1918 durch und in der Frau II, deren Verzücktheit
mit tiefster Beseeltheit wiedergegeben ist.

Die japanbeeinflußten Blätter des allzufrüh verstorbenen
Farbenlyrikers Max Dauthendey (im Graphischen Kabinett
N e u m a n n) haben in ihrer Ehrlichkeit und ihrem malerischen
Wollen ungleich künstlerischere Werte als die geistreichelnden
Kritzeleien von Paul Klee. Im Künstlerhause nähert sich
die Ausstellung des Künstlerbundes „Ähre“ sichtbar der Sommer-
flauheit; immerhin mögen die Pferdebilder von W. Brandes,
die Porträts von H. Möller, die dekorativen Graphiken von
H. Bastanier und Hollek-Weithmann genannt sein.
Nebenher sieht man Bilder von Klooß, Kappstein, Aghte
und W i 1 d h a g e n.

Auch Schöneberg hat jetzt wieder eine Kunstausstellung.
Im Schöneberg-Rathaus. Otto Marcus stellt sein tanz-

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