Der Kunstbetrieb in dem Kunstverein und den Salons hatte
ganz wenig Kollektivausstellungen zu verzeichnen, aber eine
fluktuierende Fülle von Einzelerscheinungen. Schames-Börsen-
platz brachte den Hanauer Expressionisten R. Ewald in 20 Werken.
R. Ewald hat am persönlichsten im Frankfurter Kunstkreise
seine Stellung in der expressionistischen Strömung formuliert und
hält, wie man sah, zäh an ihr fest. Das gedanklich Überhetzte,
nervöse Flüchtigkeit des Vortrages beunruhigen, trotz oft raffiniert
feiner Farbstimmung. Die Belastung R. Ewalds, die Schames
durch aufgestellte Plastiken Lehmbrucks akzentuiert, wäre noch
durch die intensive Beschäftigung mit italienischer Frührenaissance
zu unterstreichen, die Ewald in seiner schriftstellerischen Tätigkeit
selbst bekannt hat. Als sehr eindrucksstarke Formung fiel aus
einer Dreischöpfung der „Wartesaal“ auf. — Es folgte Mila
E s s 1 i n g e r - Beusheim, die manches von Emil Nolde gelernt
hat und sich in farbigen Abstraktionen verliert. Farben loben
um vergewaltigte Formen in wildem Orgiasmus, ein wahrer
Hexenkessel lodert, aber die Farben sind unangenehm erdig.
Da die Bilder betitelt sind, also doch einen Inhalt vorgeben,
bleibt nur chaotisch Unvereinbares. Jedoch — hübsche farbige
Dekorationsanregungen!
Neben diesen vereinzelten „Absoluten“ überall die Fülle der
„Landschafter“, als unverbindliche Überleitung wie als stärkster
Ausdruck einheimischer Tradition gleich geschickt. Robert
Hoffmann, der um die feinsten Abstufungen der wechselnden
Atmosphäre mit liebevoller Besorgtheit ringt. Sehr ansprechend
trat bei Schneider der junge Heinz Wölke neben Jakob Nuß-
baum hervor. Mächtiges Lineament, leuchtende Farben zu
Massen geballt bauen die Landschaften H. Wölkes; dem jungen
Künstler ward ein voller Erfolg, da er von 8 Bildern, fünf alsbald
„verkauft“ bezeichnen konnte. In diesen Tagen etwas seltenes. —
Ebenfalls bei Schneider war ein prächtiger Frühmorgen von
S t e p p e s und eine Landschaft Toni Stadlers zu sehen. Der
„Kunstverein“ hat mit einer Ausstellung Wilhelm Lefevre’s keinen
günstigen Griff getan. Lefevre ist ein tüchtiger Zeichner, aber
damit endet auch seine Kunst, die sich vergeblich bemüht, große
Leinwände mit Centaurenkämpfe und andern Spielen im Abend-
rot oder Illusionstinten zu füllen. Aber im Kunstverein ist ein
1918 datierter Hans Th o m a, ein Christusbild zu sehen! Wunder-
bar, wie kein Nachlassen in der technischen Feinheit und Sauber-
keit der Arbeit zu spüren ist, die ein achtzigjähriger Greis schuf!
Christus, im blaugrauen Rock, sieht mit schweifendem Blick im
Ewigen. Hinter ihm, hell auf dem Berge, die hochgebaute Stadt,
eine Brücke spannt ihre starken Bogen über duftigen Blaugrund
nach vorn. Winzige Menschen wandern darüber, augenblickhaft,
zum Herrn, der ganz vorn am Bildrand steht, eine große Blume
lässig in der Hand. —
Mittelpunkt der Graphischen Künste in Frankfurt ist die
Kunsthandlung T r i 111 e r. Der Ausstellung sehr merkwürdiger
und seltener Blätter von Edward Munch folgte jetzt eine große
Kollektion von Radierungen Schelfhout’s. Aber nach dem
großen Nordländer hat der Holländer mit seinem breiten Pathos
und nicht immer originellen Vorwürfen einen schweren Stand.
Auch technisch sind die von ihm beliebten Tiefschwärzen der
günstigen Wirkung nicht hold. Man sah dort auch den interessanten
Berner Pauli und Sepp Frank. Pretiosen der Radierkunst,
auch solche von bereits historischem Wert sind für den Kenner
und Sammler in intimen Raume geschickt zusammengestellt. Von
jungen Künstlern im farbigen Holzschnitt fand P. Leschhorn
mit seinen fein getönten Vogesenlandschaften eine nicht un-
verdiente günstige Aufnahme. — C r a m e r - Kaiserstraße machte
mit dem talentvollen Zeichner Paul H o 11 z - Stettin bekannt.
Sein leichter Stift hascht Menschen und Tier in drastischer
Komik aus dem Alltag, fixiert tänzelnde Zirkusbilder, immer
eine Dose von Witz und Satyre bereit. — Die dämonistische
Kunst B e t z 1 e r ’ s , des stärksten Talentes in der Gruppe „Ghat“,
ist in einer Holzschnitt-Mappe bei Cramer erschienen, ein merk-
würdiges Dokument. — Auf die im Kunstverein vorbereitete große
Max B e c k m a n n - Ausstellung richten sich sehr gespannte
Erwartungen. W. K. Z ü I c h.
d. GOUDSTIKKER
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ALTE GE/AÄLDE
A/ASTERDA/A
KALVERSTRAAT 73
EIN- UND VERKAUF
EINZELNER GE/AÄLDE UND
GANZER KOLLEKTIONEN
Botmüetm’ s
Kupfet’ßicb ^ Kabinett
Antonsgafle 5 1 Köln
€ngli(cf)c u. franzöflfcbe Stiebe des 18. ~)at)vfy. farbig u. (cbwavz —
prübe Drucke — Porträts — Handseicbnungen — Gute Gemälde —
Ankauf
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FÜR BEGUTACHTUNG
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UND VERMITTLUNG
VON KUNSTWERKEN
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LEITUNG: Dr. Jules Coulin
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Geschäftsstelle:
Sachverständige Be-
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BASEL
ratung. Übernahme
von Kunstwerken
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auch in Kommission
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Pli«, Original-Radierungen erster Künstler,
1 UI OalllllllCI . seltene Privatdrucke, Kuriosa, sowie
färb. Kunstblatt., Künstlerpostkarten, Aktbilder u. -karten, Erotika
Aug. Lambart, Postfach Pforzheim
324
ganz wenig Kollektivausstellungen zu verzeichnen, aber eine
fluktuierende Fülle von Einzelerscheinungen. Schames-Börsen-
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R. Ewald hat am persönlichsten im Frankfurter Kunstkreise
seine Stellung in der expressionistischen Strömung formuliert und
hält, wie man sah, zäh an ihr fest. Das gedanklich Überhetzte,
nervöse Flüchtigkeit des Vortrages beunruhigen, trotz oft raffiniert
feiner Farbstimmung. Die Belastung R. Ewalds, die Schames
durch aufgestellte Plastiken Lehmbrucks akzentuiert, wäre noch
durch die intensive Beschäftigung mit italienischer Frührenaissance
zu unterstreichen, die Ewald in seiner schriftstellerischen Tätigkeit
selbst bekannt hat. Als sehr eindrucksstarke Formung fiel aus
einer Dreischöpfung der „Wartesaal“ auf. — Es folgte Mila
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hat und sich in farbigen Abstraktionen verliert. Farben loben
um vergewaltigte Formen in wildem Orgiasmus, ein wahrer
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Da die Bilder betitelt sind, also doch einen Inhalt vorgeben,
bleibt nur chaotisch Unvereinbares. Jedoch — hübsche farbige
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Hoffmann, der um die feinsten Abstufungen der wechselnden
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Ebenfalls bei Schneider war ein prächtiger Frühmorgen von
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damit endet auch seine Kunst, die sich vergeblich bemüht, große
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Christus, im blaugrauen Rock, sieht mit schweifendem Blick im
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eine Brücke spannt ihre starken Bogen über duftigen Blaugrund
nach vorn. Winzige Menschen wandern darüber, augenblickhaft,
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Mittelpunkt der Graphischen Künste in Frankfurt ist die
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