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Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 10./​11.1928/​29

DOI issue:
1./2. Septemberheft
DOI article:
Waldmann, Emil; Uli, Julius: Plastiken von Julius Uli
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https://doi.org/10.11588/diglit.25877#0032

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ihm gezeigt, wie man es machen muß. Doch sptirt man
jetzt Lehre und Schule im Sinne von Abhängigkeit gar
nicht mehr, heute führt ihn nur dic Anschauung des
Lebens und der Wirklichkeit, ohne daß er je dem Modei‘1
zu nahe käme. Vor der halblebensgroßen Statue einer
stehenden Frau init erhobencn Armen, die sicli das Haar
ordnet, kann jeder seiner Lehrer, bei dem er je gelernt

Julius Uli, Frau mit erhobenen Händen. Halblebensgroß

hat, sich ruhigen Gewissens sagen, daß er hieran be-
stimmt unschuldig ist.

Wie sehr der Künstler vor der Natur alles Gelernte
vergessen kann und wie er vor dieser Natur alles von
neuem lernt und gteichsam wieder von vorn anfängt,
sieht man vor der für Bronzeguß bestimmten Statue
eines haibwüchsigen Mädchens. Ais Skulptur, als plasti-

sche Arbeit, enthält sie alie Vorzüge seiner Kunst, diese
geschlossene Rundheit von ailen Seiten, diese Fülte im
Ganzen wie im Einzelnen. Dabei aber ist die mensch-
liche Stimmung ganz unaufdringiich überall festgehalten,
dieser noeh nicht ganz wache Blick ins Leben, dieses

Julius Uli, Stehendes Mädchen. Lebensgroß

etwas Unbeholfene des Dastehens und des Giiederspiels
mit der nur zaghaften Verschiebung der Aciisen, dieses
Unau'sgegiichene in der Entwickhing des schönen
Rumpfes mit den lei'se vergleitenden Flächen und in der
Derbheit der zu großen Hände und Ftiße. Solche Arbeit
macht im Umkreis der heutigen Plastik mit schüchterner
Bravour auf sich aufmerksam.

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