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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 10./​11.1928/​29

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1./2. Septemberheft
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Zimmermann, Ernst: Mingporzellane
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Aus dem nordischen Kunstleben
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https://doi.org/10.11588/diglit.25877#0037

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trennt einzelne Teile und bringt sie doch wieder mit-
einander in Verbindung. So schafft si-e voilendete Klar-
lieit. Das lrat in d'ieser Voilendung die spätere Zeit auch
nicht mehr vermocht, wie auch keine andere Kunst wie-
der. Auch hierin sind sie vollendetc Muster geworden.

Und dann a'is Drittes! Geht man hierauf ins Ein-
zelne, so findct man, daß in der Ornamentik die Zeich-
nung damals noch eine Frische, einen Schwung, einen
Wurf hattc, wie keine Zeit später wieder. Es ist be-
wundernswerte Arbeit noch ganz aus dem Handgelenk
heraus, die wie die Arbeit von wirklichen Kiinstlern er-
scheint. Sie zeigt so noch nichts von jener Routine.
jenem mehr Handwerksmäßigen, das man den späteren
Arbeiten nicht völlig wird absprechen können. Sie
schmecken vielfach vielmehr nach Rou.tine, nach
Massenarbeit. An dieser flotten Handschrift kann man
dic Mingporzellane, so weit sie bemält sind, fast alle
erkennen. Seibst das oben charakterisierte „Export-
porzelian“ aus dem Ende dieser Zeit zeigt sie noch im
höchsten Maße, ja fast noch mehr als die übrigen, flotter;
geistreicher ist nie auf Porzeüan gemalt worden. Sie
erhalten dadurch noch immer einen gewissen künst-

lerischen Reiz. Es muß damals in dieser Beziehung in
Ghina ein erstaunliches ällgemeines kiinstlerisches
Können geherrscht haben, denn diese Bemaler wareu
doch damais keineswegs die besten Künstler in King-te
tschen, vielmehr wohl das genaueste Gegenteil. Sie
stützten sich auf die besondere Schrift Chinas, die ja
seiber dort eine Kunst ist, ja die am höchsten bewertetc,
und die dort immer ein ganz ungewöhnlich bedeutender
Kunsterziehungsfaktor gewesen ist, wie wir keinen be-
sitzen. Dies höhere Können tritt damals naturgemäß
auch in den Marken zu Tage, mit denen diese Porzellane
so oft versehen sind.

Damit dürftcn die Aufzählungen der künst'ierischen
Reize der Mingporzeilane beendet sein. Es sind ihrer
genug, um ihre hohe Einschätzung bei uns sowohl wie
in ('hina wie ihr Sammeln willig gerechtfertigt erschei-
nen zu lassen. Nur schade, daß dies begonnen, wo es
des Sammelnswerten auf diesem Ciebiet immer weniger
gibt. So kann man diese Reize in der Hauptsache nur
dort noch genießen, wo sie schon vorhanden. Hier wer-
den sie aber wohl immer mehr beachtet und darum auch
eine imrner höhere Einschätzung finden.

Einc Truhe, chinestsche Lackarbeit, farbig auf schwarzem Grutid, späte Ming-Zcit, um 1600.

Ausstellung bei Glenk-Worch, Berlin

Aus dem nordifcben Kun{f(ebem

In D r o n t h e i m ist man aufs eifrigste bei der Arbeit, um
die Erneuerung des Domes bis zum Jubiläumsjahre 1930- fertig zu
stellen. Die Hauptaufgabe, die zu lösen bleibt, ist die Vollendung
des mächtigen Westschiffes. An der Schauseite wird bis 1930
nichts mehr geändert werden, der Mittelteil ist bis zum Giebeldreieck
fertig, die Seitenteile bis zur halben Höhe und sollen so stehen blei-
ben. Die Verwandtschaft der Fassade mit der englischen Gotik
kommt bei dieser Gestaltung stark zum Ausdruck. Die Maurer-
arbeiten an der Westfront und an den Wänden des Westschiffes
sind abgeschiossen; was übrig bleibt, ist vor allem die Wölbung.
Die Holzkonstruktionen in den Seitenschiffen werden voraussicht-

lich noch in diesem Sommer fertig, die Eisenkonstruktionen für die
Wölbung des Mittelschif.fes hofft man im Herbst zu vollenden. Die
hier zu leistende Arbeit ist recht beträchtlich, da das Daeh 41 Meter
lang ist und eine Spannweite von 11 Metern hat. Im nächsten Jahre
sollen dann die Wölbungsarbeiten durchgeführt werden. Was die
Ausstattung anlangt, so ist mit Sicherheit darauf zu rechnen, daß die
Glasfenster, deren Ausführung in der Hand von Gabriel Kielland
liegt, bis 1930 fertig werden; dagegen wird der Marmorbelag des
Fußbodens wohl erst nach dem Jubläumsjahre ausgeführt werden
können, und man wird sich fürs erste mit einem vorläufigen Belage
begnügen müssen, Jedenfalls kann damit gerechnet werden, daß die

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