Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen
— 10./11.1928/29
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DOI Heft:
1./2. Oktoberheft
DOI Artikel:Waldmann, Emil; Slevogt, Max [Gefeierte Pers.]: Max Slevogt: zum sechzigsten Geburtstag
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Skandal sich beinahe krampfhaft vori München gelöst
hatte und nach Frankfurt ging und dort vor den Raub-
tieren des Zoologischen Gartens einen persönlichen Im-
pressionismus entwickelt hatte, war es wieder etwas
Unzeitgemäßes: Ein so persönlicher Impressionismus,
daß er nicht in die Zeit und die herrschenden Zeitströ-
mungen hineinpaßte. Er hatte damals rein zufällig einen
hatte. Und auf der denkwürdigen großen Berliner
Sezessionsaussteliung, wo alles so ganz modern, so
ganz neu und sp ganz umstürzlerisch zuging, war Max
Slevogt vertreten mit einem Triptychon des „Verlore-
nen Sohnes“, einem Werk, das die feidenschaftlichste
Hingebung an Rembrandt bedeutet, die man sich vor-
stellen kann. Also in einem Augenblick, wo Slevogts
Slevogt, Der Weisse d’Andrade. 1902
Mit Genehmigung des Verlages Bruno Cassirer, Berlin
Papageienmann gemalt, ein Bild von einer malerischen
Auffassung, so modern und so impressionistisch, so sehr
im Gleichgewicht von bewegtem Licht und leuchtender
Farbe, daß dieses Bild das Programmbild einer neuen
Kunstrichtung hätte werden können. Doch es fand sich,
daß gerade in dem gleichen Sommer, vielleicht in dem
gleichen Monat, Max Liebermann in einem ganz ähn-
Hchen Gemälde, an demselben Gegenstand, den Impres-
sionismus zu einer deutschen Angelegenheit gemacht
Durchbruch zur Modernität innerlich geschehen war,
trat er auf mit einern Hauptwerk, das schon in seinem
Gegenstand etwas Unzeitgemäßes hatte; keine Alt-
meisterei, das sah jeder Verständige, aber Erzählung,
Illustration und Komposition. Rembrandt-Verehrung
und die Leidenschaft des Fabulierens, seelische Vertie-
fung und malerische Illustration, im Atelier gemalt, in
einem Augenblick, wo die Wirklichkeitsmalerei siegte,
dies war Slevogts erstes großes Auftreten im deutschen
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hatte und nach Frankfurt ging und dort vor den Raub-
tieren des Zoologischen Gartens einen persönlichen Im-
pressionismus entwickelt hatte, war es wieder etwas
Unzeitgemäßes: Ein so persönlicher Impressionismus,
daß er nicht in die Zeit und die herrschenden Zeitströ-
mungen hineinpaßte. Er hatte damals rein zufällig einen
hatte. Und auf der denkwürdigen großen Berliner
Sezessionsaussteliung, wo alles so ganz modern, so
ganz neu und sp ganz umstürzlerisch zuging, war Max
Slevogt vertreten mit einem Triptychon des „Verlore-
nen Sohnes“, einem Werk, das die feidenschaftlichste
Hingebung an Rembrandt bedeutet, die man sich vor-
stellen kann. Also in einem Augenblick, wo Slevogts
Slevogt, Der Weisse d’Andrade. 1902
Mit Genehmigung des Verlages Bruno Cassirer, Berlin
Papageienmann gemalt, ein Bild von einer malerischen
Auffassung, so modern und so impressionistisch, so sehr
im Gleichgewicht von bewegtem Licht und leuchtender
Farbe, daß dieses Bild das Programmbild einer neuen
Kunstrichtung hätte werden können. Doch es fand sich,
daß gerade in dem gleichen Sommer, vielleicht in dem
gleichen Monat, Max Liebermann in einem ganz ähn-
Hchen Gemälde, an demselben Gegenstand, den Impres-
sionismus zu einer deutschen Angelegenheit gemacht
Durchbruch zur Modernität innerlich geschehen war,
trat er auf mit einern Hauptwerk, das schon in seinem
Gegenstand etwas Unzeitgemäßes hatte; keine Alt-
meisterei, das sah jeder Verständige, aber Erzählung,
Illustration und Komposition. Rembrandt-Verehrung
und die Leidenschaft des Fabulierens, seelische Vertie-
fung und malerische Illustration, im Atelier gemalt, in
einem Augenblick, wo die Wirklichkeitsmalerei siegte,
dies war Slevogts erstes großes Auftreten im deutschen
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