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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 10./​11.1928/​29

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1./2. Novemberheft
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Delpy, Egbert; May, Maria: Schaufensterschau in Leipzig: die Arbeiten von Maria May im Grassi-Museum
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https://doi.org/10.11588/diglit.25877#0119

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lerischer Zeitfragen besonders vertraut, sein Augen-
merk dieser neuesten, wichtigen Erscheinungsform
kiinstlerischer Betätigung zugewendet und den Versuch
unternommen hat, der ganzen Schaufensterkunst-
Bewegung den Spiegel vorzuhaiten, in dem sie erkennen
soli, was sie bisher geleistet hat und was ihr noch fehlt.
Zxvei Reihen von Bundesgenossen hat er sich klug dabei
gesichert. Einmal den Bund der Schaufenster-
dekorateure Deutschlands, andrerseits die Höhere
Eachschule für Dekoratiönskunst (Schule Reimann) in
Berlin. Man sieht: mit planvoller Absicht sind da die
Vertreter von Praxis und Theorie, Erfahrung und
Neuerung, keckem Experiment und systematischer
Pädagogik zueinander geführt. Aus ihrem Zusammen-
treffen soll sich die Einsicht iiber die künstlerischen
Möglichkeiten der Schaufensterdekoration, die Erkennt-
nis begangener Fehler, eine wechseiseitige Befruch-
tung ailer wesentlichen schöpferisohen Kräfte innerhalb
der Bewegung ergeben.

Wie sehr wünschenswert ein solches Resultat wiire,
erkennt man bei näherem Zuschauen sofort. Man be-
grüßt bei den Berufsdekorateuren zwar den Willen zum
dekorativen Anschluß an den künstlerischen Zeitstil,

Maria May, Fasching. 250 : 130 cm
Schwarz, rot, blau auf zitronengelber, stark glänzender Kunstseide

Maria May, Flickenmann. 250 : 130 cm
Schwarz, gelb, grau-blau, Elfenbeingrand, Seidenrips

konstatiert das siegreiche Eindringen der neuzeitlichen
Linien- und Farben-Rhythmik, stößt auf viel kecke
Freude am herausfordernden Spiel mit neuen Mitteln,
neuen Wirkungen. Aber ebensowenig läßt sich daneben
das zähe Kleben an geschmacklich Ueberlebtem, Süß-
lichem übersehen, dem die Unsicherheit in der Hand-
habung des Neuen noch allzu oft die Wage hält. Beson-
ders häufig trifft man auf extravagant Uebersteigertes,
das jede freiere künstlerische Wirkung totschiägt. Beim
Rundgang durch diesen Teil der Schau erkennt man
deutlich genug, daß hier Erziehung und systematische
Schulung noch selir not tut.

Wo die zu suchen ist und wie sie arbeitet, zeigt der
zweite Teil der Ausste'llung, der in den Repräsentations-

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