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Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 10./​11.1928/​29

DOI issue:
1. 2. Dezemberheft
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Fuchs, Ludwig F.: Johann Kunckels Erfindung des Goldrubins
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https://doi.org/10.11588/diglit.25877#0160

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aus dem die kunstvollsten Gefäße von den Kristall-
schneidern geschnitten wurden. Nach Erfindung des
künstlichen „Kristalls“ ging dcr hervoragendste dieser
Künstler, Casp. Lehmann, mit seinen Schülern zu die-
sem Material über. Im Hintolick auf die Verwandtschaft
der beiden Stoffe ist die Täuschung ja verständlich.


Böhmischer Pokal des 18. Jahrh. mit Rubinschlangen im Nodus
des Fußes und Knau.f des Deckels

Eine weitere Eigenschaft, die man in der Antike,
a'ber auch später bis ins 18. ja 19. Jahrhundert hinein
den Edelsteinen zuschrieb, ist die Heilkraft. Ein
Smaragd stillt Blutflüsse, heilt die rotc Ruhr, den Krebs
und viele andere Krankheiten, der Onyx eiternde Wun-
den und Augenkrankheiten, der Carneol alle Blut-
störungen und den Durchlauf, der Lasurstein vertreibt
Warzen, purgiert und lieilt das Fieber. Nicht weniger
zahlreich sind die heilenden Eigenschaften, die dem
Rübin zugeschrieben werden. Namentlich im 17. und
18. Jahrhundert waren die Apotheken die reinsten
Juwelierläden und nocli im Jahre 1832 schreibt Dr. W.
D. Korth ein Buch „Benützung des Smaragdes in der
Medizin, in dem er sagt: „Wenn man bei den Edelstei-
nen auf die Farbe, die von einer sehr dünnen
Substanz kommt, acht hat, so kann man annehmen, daß
sie nicht olnie alle Heilkraft sind und nicht als bloß
alkalisch betrachtet wcrden können. Die Kräfte,
welche die Edelsteine besitzen, entlehnen sie dcn
Metallen.“

Nacli diesen einleitenden Worten können wir uns
der Erfindung des Goldrubinglases zuwenden.

Der Antike war ein blutrotes Glas bekannt (und ist
es ohne Unterbrechung bis heute), das durch Zusatz
von Kupfer hergestellt wurde. Die Färbung mit Gold
ist aber in keinem einzigen Falle nachgewiesen. Es
wurde lediglich als Einlage und in Form von Zwischen-
gold verwendet. Der Gedanke des Goldrubins diirfte
auch nicht von den Glasmachern, sondern von den
mittelalterlichen Alchymisten ausgegangen sein. Das
Gold, die rote Tinktur und der Rubin waren für sie Be-
griffe von höchster Bedeutung, die in ihren Schriften
itnmer wiederkehren. Etwas positiver drückt sicli
Andreas Libavius (der Entdecker des Zinnchlorids) in
seiner „Alchymia“ (1606) aus, wo er sagt: „Ich bin
dieser Meinung, daß man von der rothen Tinktur des
Goldes, welches in einen Liquorem oder Oehl disol-
vieret worden, sonderlich mit dem Crystall (s. o.) einen
Rubin bcrciten könnc; weil nemlich der Rubinstein an
denen Oertern, da Gold ist, stetig gefunden wird, dero-
wegen ist cs glaublich, daß das Gold an dergleichen
Ocrtern in Edelstein verwandelt werde.“

Diese Stelle des Libavius war Kunckel bekannt;
denn Christoph Merett, der „Artzney Doctor und Mit-
glied der Kgl. Societät in London“, gibt sie in seinen
Anmerkungen zu des Antonii Neri Bücher iiber die
Glasmacherkunst (ersch. 1611 in Florenz) wieder.
Kunckel hat sowohl den Neri, wie die Anmerkungen
Meretts ins Deutsche iibersetzt und im Jahre 1679 mit
eigenen Anmerkungen versehen herausgegeben.

Aucli Neri kennt bereits ein Verfahren, mit Gold

Böhmischer Pokal des 18. Jahrh. mit Rubinschlangen im Nodus
des Fußes und Knauf de.s Deckels

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