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Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 10./​11.1928/​29

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1. 2. Dezemberheft
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Neues aus den Berliner Museen / Aus dem nordischen Kunstleben / Versteigerung der Porzellansammlung Mayer / Die Graphik-Auktion bei Boerner / Londoner Kunstschau / Aus Amerikas Kunstleben / Das Ergebnis des Nürnberger Dürerjahres / Neues vom Kunsthandel / Kunstausstellungen / Aus der Museumswelt / Neue Kunstbücher
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https://doi.org/10.11588/diglit.25877#0183

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in das ehemalige Königliche Schloß die Prähistorische Sammlung
und die Ostasiatische Kunstsammlung bingt, schafft eine so innige
Vereinigung der genannten beiden Häiuiser, daß es angezeigt er-
scheint, sie für den Besuch des Publikums hinfort als eine Einheit
zu behandeln. Für beide Häuser bestehen daher — im Gegensatz
zu bisher. — die gleichen Besuchszeiten und die gleichen Zahl- und
freien Tage.

Aus dem not?dtfcbcn Kunftlobcn.

Nachdem über die Zukunft des Kopenhagener National-
museums entschieden worden ist, beginnt des Spieles zweiter Akt,
der dem Volksmuseum gilt. Diese nach und nach reich ent-
wickelte Sammlung ist zur Zeit in einem Pavillon beim ehemaligen
Friedrichshospitale untergebracht, wo sie über 600 qm Raum ver-
fügt, während sie etwa 4000 qm brauchte. Der Kultusminister hat
nun vorgeschJagen, das Volksmuseum in dem sog. Materialgaard
an Frederikshohns Kanal, in nächster Nachbarschaft des National-
museums unterzubringen, aber eine starke Strömung ist für das
sog. Frderiksberg-Projekt. In Frederiksberg, der westlichen Nach-
bargemeinde von Kopenhagen, steht ein schönes, dem Staate gehö-
riges Geländc zur Verfiigung, wo ;man durch Vereinigung des Volks-
museums mit dem zu Lyngby ein Freilandmuseum großen
Stils, ein „dänisches Skansen“ schaffen könnte. Lyngby, das frei-
lich immerhin eine halbe Stunde von Kopenhagen entfernt liegt, wird
von den Fremden zu wenig beachtet; es ist schon jetzt dort eine
stattliche Reihe typischer und charakteristischer dänischer Bauern-
häuser und -höfe, iibrigens auch ein prachtvolles Sachsenhaus auf-
gebaut. Kommt der Frederiksbergplan zur Ausführung, so gedenkt
man dort die Anlage zu einem großen dänischen Dorfe von etwa
30 bis 40 Bauten auszugestalten, und das gäbe im Verein mit den
reichen Sammlungen des Volksmuseums zur KiUilturgeschichte des
Bürgertums allerdings ein volkskundliches dänisches Museum von
hohem Range.

Ein Senior der dänischen Kunst ist in Professor Godfred
Christensen dahingegangen, der im patriarchalischen Alter
von 83 Jahren verschieden ist. Er war ein Landschaftsmaler, dem
allein und immer wieder die dänische Natur die Motive lieferte.
Er bevorzugte liebenswürdige Motive; eine starke Persönlichkeit
war er nicht und stand seit langem abseits von der lebendigen Be-
wegung der Kunst, aber manche seiner sorgsam durchgearbeiteten
und fein abgestimmten Landschaften lenkten in den Museen doch
den Blick auf sich.

Die Ausstellungszeit steht in voller Blüte. Von ßedeutung ist
dde große Ausstellung von Fritz S y b e r g in Kopenhagen. Syberg
ist die kraftvollste Persönlichkeit der Fünengruppe, ein echter Kolo-
rist, der beharrlich und ernst an seiner Entwicklung gearbeitet hat
und heute in der eristen Reihe der dänischen Landschafter steht.
Seine Landschaften sdnd naturnah, gut gebaut, frisch und malerisch
gesehen und von männlicher Haltung. — In Stockholm hat
eine Ausstellung das Werk Aifred Wahlbergs zu neuen Ehren
gebracht, jenes Künstlers, der unter den Schweden zuerst, noch
vor 1870, den Anschluß an die französische Malerei gesucht und
gefunden hat. Die Aussteliung von Nils D a r d e 1 zeigt den Künst-
ler gereift. Er hat früher nicht selten mit einer herausfordernden
Originalität kokettiert, die nicht ganz frei von Bluff war; jetzt malt
er elegante und selbst mondäne Bildnisse von aiusgesuchter und fast
raffinierter Farbengebung und überrascht duroh Zeichnungen von
sicherer und ausdrucksreicher Linienführung. — Einar F o r s e t h ,
der durcli scine Arbeiten für das Stadthaus bekannt geworden ist,
hat aus Griechenland Landschaften heimgebracht, in denen das
Erlebnis des klassischen Landes und seiner Architektur in starken
Stimmungen festgehalten ist.

Der unlängst begründete schwedisch-französische
Kunstverein in Paris hat eine Anzahl von modernen franzö-
sischen Biidern erworben, die dem Stockhoimer Nationalmuseum
zugedacht sind. Es befindet sich darunter ein Interieur von Pierre
Bonnard (wohl das Hauptstück), ein Hafenbild von Albert Marquet,
ein Mädchenbildnis von Moise Kisling und ein Bildl von Andre Fa-
vory, das badende Frauen darstellt. Dieser neue Verein kann für

die Entwicklung der modernen französischen Abteilung des Museums
von Bedeutung werden.

Während die Arbeiten zur völligen Wiederherstelliung des
Domes zu Drontheim mit.solchem Eifer betrieben werden,
daß ihre Beendigung bis 1930, wenigstens in ailem wesentlichen,
nach menschlichem Ermessen außer Zweifei steht, ist der Plan auf-
getaucht, dem unmittelbar an den Dom angrenzenden altehrwür-
digen E r z b i s c h o f h o f durch Umwandlung in ein historisches
Denkmial seine volle Würde wiederzugeben. Seit langem ist er im
Besitz und Bemutzung der Miiitärbehörde, diie jedoch mit dem Bau
so pietätvoll umgegangen ist, daß die alte Architektur in der Haupt-
sache unbeschädigt erhalten geblieben ist. Die Militärbehörde hat
siich nun bereit erklärt, den Erzbischofhof abzutreten, sofern die
fiir ihre Bedürfnisse erforderlichen Neubauten bewilligt werden.
Der Kostenan-schlag hierfür beläuft sich auf gut 75 000 Kronen, und
der Plan unterliegt gegenwärtig der Erwägung der Regierung. Ge-
Iiangt er zur Verwirklichung, so ist beabsichtigt, das Skulpturen-
museum des Domes in den sog. Ringma'uerbau des Erzbischofhofes
zu überfüfaren. Bei der großen Feier im Jahre 1930 würde dann
der ganze Doimbezirk als nationale Weihestätte gerettet sein.

Eine Anregung, aus der etwas werden kann, hat eine Anzahl
von führenden Persönlichkeiten des geistigen und künstlerischen
Lebens Norwegens gegeben, von denen Gerhard Munthe, Christian
Siinding, Erik Werenskiold und Jens Thiiis genannt seien. Sie
schlagen nämlich vor, daß in dem im Entstehen begriffenen neuen
Rathause von Oslo Edvard M u n c h ein von ilirn frei au wählender
Raum zur malerischen Ausschmückung übergeben werde. Es scheint,
daß die Stimmung der zuständigen Stellen diesem Vorschlage gün-
stig ist, und so besteht Aussicht darauf, daß Munch Gelegenheit
findet, im Osloer Rathause ein Seitenstück zu seinen berühmten
Wandmalereien im neuen Festsaale der Universität zu schaffen.

r.

Det?ftetget?ung

det? Pot?EeUanfammlung Mayet>.

W i e n , im November.

Unter außerordentlicher Beteiligung in- und ausländischer
Kunstfreunde, Museen, Sammler und Kunsthändler wurde am 19.,
20. und 21. November durch das Wiener Auktionshaus Glückselig
die rühmlichst bekannte Sammlung altwienerischen Porzelläns, die
der Großindustrielle Karl Mayer in strenger Speziialisierung und
mit großer Sachkenntnis zusammengetragen hatte, versteigert. Der
Gesamterlös der verkauften Kunstwerke betrug 823 707 Schilling;
der Gesamtausrufpreis der 529 Nummern des Auktioeskataloges war
300 000 Schilling. Ungefähr 20 Prozent der erworbenen Objekte
wanderten ins Ausland, der Rest verblieb in Wiien.

So erzieiten von den Gefäßen und Geräten der Paquier-Zeit in
Schilling: Nr. 1: Spülkanne von Hunger, erworben vom Oesterrei-
chischen Museum in Wien, 32 000; Nr. 2: Kaiserbecher, von Hunger
dekordert, 30 000; Nr. 5: Ollientopf, um 1725, erworben vom Ham-
burger Museum, 4900; Nr. 6: Ein paar Deckelvasen mit Barock-
ornamenten, 6000; Nr. 7: Deckelkanne mit Rokokohenkel, 6600;
Nr. 8: Vase, um 1725, 4800; Nr. 13: Teekanne, um 1730, verkaiuit
nach Hamburg, 2400; Nr. 14: Secheckige Teekanne, um 1725, erwor-
ben für Hamburg, 5000; Nr. 18: Kanne, um 1735, 1200; Nr. 20:
Schokoladenbecher, um 1730, verkauft nach Hamburg, 1600; Nr. 21:
Becher, um 1725, erworben von der Stadt Wien, 520; Nr. 22: Scho-
koladembecher mit Barockornamenten, verkauft nach Hamburg,
2900; Nr. 31: Waschbecken, üm 1830', erworben von der Stadt Wien,
3100; Nr. 35: Wöchnerinnenschale, um 1725, erworben von der
Stadt Wien, 4400; Nr. 37: Kaffeekanne mit Schwarzlotmalerei, um
1730, verkauft nach Hamburg, 9400; Nr. 42: Zupftrüherl, um 1730,
1800; Nr. 44: Ein paar Vasen mit sorgfältiger Bemalung, um 1735,
beides von der Stadt Wien erworben, 1350; Nr. 50: Trinkkrug mit
Porträt, 1600; Nr. 55: Teekanne mit Chinesenfiguren und Faunmaske,
verkauft nach Hamburg, 2600; Nr. 60: Schale mit Barockdekor,
680; Nr. 61: Teller in Schwarzlotmalerei, beides nach Hamburg ver-
kauft, 1350; Nr. 69: Große Schüssel im Fond Josef und Potiphar,

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