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Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 10./​11.1928/​29

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1./2. Maiheft
DOI article:
Londoner Kunstschau / Aus Amerikas Kunstleben / Kunstausstellungen / Kunstauktionen / Aus der Museumswelt / Aus dem nordischen Kunstleben
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https://doi.org/10.11588/diglit.25877#0426

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Adriaen vau de Velde verwiesen. Niclit unerwähnt soll
ein mit Rccht beliebtes Spezialgebiet der holländischen Malerei, das
Stilleben, bleiben, von dem dic Sammlung eine Anzahl markanter
Beispiele enthält.

Ein Wort noch über die iibrigen Schulen. Von altdeutscher
Malerei hat die Sammlung zwei ausgezeichnete Stiicke aufzuwcisen:
die Madonna im Kreise weiblicher Heiliger des w e s t f ä 1 i s c h e n
Meisters von 1473 und das lebenswahre Jiinglingsporträt, das
durch Signatur und Datum (1558) als Werk dcs bisher wenig be-
kannten Kölner Meisters Abraham de Bruyn beglaubigt ist.
An Franzosen seien das weibliche Bildnis von N a 11 i e r , der hl.
johannes von Avila von Subleyras und das Brustbild des
Veyssiere de la Croze von Pesne genannt; an Engländern das
meisterlich gemalte Bildnis dcs Sir J. Lowther von R e y n o I d s ,
zwei charakteristische Bildnisse des Sir Henry Raeburn, das Oval-
porträt eines Offiziers, miniaturartig behandelt, von Downman
und mehrere stimnmngsvolle Landschaften von C r o m e. Eiue
kunsthistorische Seltenheit ist ein Werk aus dem friihen spanischeii
Cinquecento, die stark italienisierende Darstellung Christi zwischen
Johannes und Petrus von Ferrando Yänez; ihm schließen sich aus
der späteren reifen Zeit dcr spanischen Malerei mehrere ausgezeich-
nete Schöpfungen an, vor allem das große Historienbild von V a 1 -
d e s L e a I und ein interessantes Stilleben von H e r r e r a.

Außer dcn hier als besonders repräsentativ aufgeführten Ge-
tnälden sind weiterhin noch zahlreiche andere Werke von guter
Oualität vorhanden, dcren Aufzählung an dieser Stelle zu weit
fiihren wiirde.

*

Das Kunst-Auktionshaus Jac. Hecht bereitet fiir deti Monat
Mai eine Reihe intcressanter Versteigerungen vor. Am 13. Mai
gelangeii antike französische Möbel, ostasiatische Ktinst, Gemälde
alter Meister und deutsche Fayencen zum Ausgebot. Besonders zu
erwähnen die reiche Aivswahl von China-Arbeiten in Halbedelsteineti
wie Jade, Rosenquarz und Achat. Die Keramik ist außerordentlich
reich vertreten, in blau-weißen und drei- und fünffarbig bemalten
Stücken.

Am 28. Mai folgt die Versteigcrung „Aus italienischen Samtn-
Iungen“ und der Nachlaß des Malers Ernst O p p 1 e r , Berlin.
Selten wohl ist eine derartig große Anzahl von Original-
Renaissancemöbeln und -Bronzen auf den Markt gekommen. Die
Sammlungen gewinnen an besonderem Interesse dadurch, daß alle
Stücke, teils aus der Sammlung Bardini (Florenz) stammen,
teils durclt meine Hand gegangen siind. Hierdurch ist die Gewißheit
gcgeben, daß an der Echtheit der Stücke dank des Urteils dieses

Kredenz, Eiche, Niederrhein 16. Jahrh.
Versteigerung am 28. Mai bei Jac. Hecht, Berlin

Kabinettschrank mit Chinoiserien, Holland 18. Jahrh.
Versteigerung am 28. Mai bei Jac. Hecht, Berlin

weltberühmten Sachverständigen kein Zweifel aufkommen kann.
Die typischen Möbel der italienischen Hochrenaissance sänd in
charakteristischen Stiicken vorhanden, eine Auswahl bester antiker
orientalischer Knüpfteppiche geben den Möbeln nichts nach. Aus-
gewählte Bronzen der italienischen Renaissance und Gemälde der
Florentiner Schule, die sich um das Altarbild des Cosimo Rosselli
gruppieren, vervollständigen die aus italienischen Sammlungen zum
Ausgebot stehenden Stücke.

Der Nachlaß des Malers Ernst Oppler, Berlin, zeichnet sich
duich die Einheitlichkeit aus. Alle Gebiete der Sammlung stammen
aus der Wende vom 17. auf das 18. Jahrhundert. Holländische und
französische Möbel, die Fauteuils mit Stickereibezügen, sind in be-
sonders guten Qualitäten vorhanden. Gemälde alter Meister wie
die Frauenporträts des Mireveldt und Rotari, antike Knüpfteppiche
und Aubussons spiegeln die Freude wieder, die Oppler an der Farbe
gehabt hat. Persien und Ostasienkunst zeigen in der Keramik, was
die Kanglii- und Kien-Lung-Zeit hervorgebraeht hat.

*

Die Versteigerung der seit Jahrzehnten bekannten Gemälde-
sammlung von Schloß C a 1 d e n h o f bci Hamm (Westfalen), dic
am 8. Juni durch Rudolph L e p k e s Kunst-Auktionshaus erfolgt,
wird ein besonderes Ereignis auf dem Kunstmarkt bilden. Sie ent-
hält Tafelgemälde der westfälischen Schulen des 15. und 16. Jalir-
lmnderts und solche der niederländischen Sclmlen des 15. bis 17.
Jahrhunderts. Iin Mittelpunkte des Intcresses stchen naturgemäß
die Bilder vom sog. Liesborner Meister um 1465. Sie entstammen
einem bezw. aucli mehreren Altarwerkcn aus der Klostcrkirche zu
Liesborn in Westfalen. Die Altargemälde sind bei dcr Aufhcbung
des Klosters im Jalire 1807 auseinandergerissen und teilweise zer-
schnitten worden. Vo-n ihnen sind neun C.emälde bezw. Brtich-
stücke in die National-Galerie in London gelangt; zwei Fragmente
befinden sich im Museum zu Miinster. Die Sammlung des Schlosses
Caldenhof enthält als einzige Privatsammlung die übrigen Reste,
sechs Bruchstiicke. Es sind drei Engel aus einer Kreuzigung Christi,

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