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Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 10./​11.1928/​29

DOI issue:
1./2. Juniheft
DOI article:
Waldmann, Emil: Zu den Holz-"Schnitten" Bangemanns
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.25877#0451

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hundert, als die sogenannte Vollkommenheit der Licht-
druckproduktion sich an ihrer eigenen Vollkommenheit
ein wenig totgelaufen hatte, die größten Illustratoren
unzufriedeu wurden und sich nach den Zeiten der
Kretzschmar und Unzelmann zurücksehnten, und
Rangemann sich meldete: „Ich kann es“.

Er kann es wirkl'ich. Aber, so raffinicrt er in allen
Handgriffen seines Xylographenmetiers ist, so unmerk-

hin ein wenig angesehen und empfunden und sie haben
nicht zuletzt aus diesem Grunde die merkwürdige Fülle
der Spannungen im biidlichen Ausdruck. Auf dem mit
zwei Tonplatten gedruckten Brustbild Hindenburgs ist
die Intensität des Ausdrucks nicht geringer als auf dem
scheinbar einfacheren Bildnis in Schwarz-weiß. Wenn
wir erst einmal wieder Zeiten erleben, in denen man
sich auch fiir graphische Kiinstc interessiert, werden

lich er manchmal die beiden Verfahren, die der Holz-
olock gestattet, das Schneiden mit dem Messer und das
Stechen und Bohren mit dem Stichel, miteinander ver-
einigt und vermischt, er bleibt immer der ehrfürchtige
und liebevoil verständnisvolle treue D'iener seiner
iderren. Auch wenn er, wie in den beiden Hindenburg-
Bildnissen, die zu großer Popularität berufen scheinen,
aucli einmal sein eigener Herr ist. Denn diese als
Wandschmuck gedachten Bildnisse sind bei der schöpfe-
rischen Tätigkeit des Porträtzeichners schon bci jedem
Strich auf die Möglichkeiten der Holzschnitt-Technik

vielleicht jene Kunstfreunde, denen die Kammermusik
der Graphik, nämlich die Handzeichnung, besonders am
Herzen liegt und dic dann, natürlich, nicht wohlhabend
genug sind, um Originale großer Künstler zu erwerben,
wirklich künstlerische Reproduktionen verlangen. Dann
darf Bangemann sicli abermals melden und sagen: „Ich
kann es“. Vollendeteres, im Sinne künstlerischer
Interpretaion Vollendcteres, a'ls dieser Holofernes von
Slevogt oder jener Löwenüberfall von Eugene
Delacroix, gibt es nicht. Und dann ist der Schritt zu den
Handzeichnungen von Rembrandt auch nicht mehr groß.

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