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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 10./​11.1928/​29

DOI Heft:
1./2. Juliheft
DOI Artikel:
Lévy, J.: Um ein Bildnis Spinozas
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https://doi.org/10.11588/diglit.25877#0493

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seines Bildniss'es wegen eine Verwirrung anzurichten.
Wenn wir im Bildnis den Menschen ehren und iieben
wol’en, so sollen wir uns zum mindesten auch seine
Wünsche angelegen sein lassen.

Nur die Freiheit zu pilosophieren, wollte Spinoza
sich vorbeha'ten, sonst kannte dieser Weise keinen

Grund gewesen sein kann, sondern schlechthin seine
Ueberzeugung, daß die Wahrheit unpersönlich sei.
Nicht das Vorrecht der Formulierung ihrer Sätze sei
das Wesentliche im Leben des Erkenncrs der wahren
Pbilosophie, sondern ihre Mitteilung und Verkündigung.
Zurückgezogen lebte dieser exkommunizierte portu-

persönlichen Ehrgeiz. Jeder Persönlichkeitskult lag
ihm fern, unwesentlich w e r die Wahrheit sagt, Haupt-
sache, daß sie gesagt wird — und verstanden. Nicht
einmal seinen Namen wollte Spinoza vor seine „Ethica“
gesetzt sehen, auch nicht nach seinem Tode, so daß
hier nicht die Furcht vor verblendeten Gegnern der

giesische Jude, der nach altväterlichem Brauch
auch ein Handwerk ausübte, der Arbeit an dcr
Vervollkommnung des menschlichen Verstandes und
der Befreiung dcs sittlichen Bewußtseins der Mensch-
heit. In seinem geistigen Nachlaß ist uns das wirkungs-
vollste Bild seiner Weishcit und Erhabenheit aufbewahrt

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