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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 10./​11.1928/​29

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1./2. Juliheft
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Ludwig XVII. / Neuerwerbungen des Thüringer Museums / Zur Jubiläums-Ausstellung des Rostocker Kunstvereins / Londoner Kunstschau / Kunstausstellungen / Sir John Everett Millais und die englische Kunstrenaissance / Neues Museum in Rom / Neues vom Kunstantiquariat / Neue Kusntbücher
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https://doi.org/10.11588/diglit.25877#0526

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Bav lubtläums s AusßcUunq des Roßockct? Kunkoct?ctns.

Üon )i- QundeBsbeimcü.

Dje Zahl der Kunstausstellungen und -Auktionen, die sieh in
der Reichshauptstadt rasoh ablösen, hat es mit sich gebracht, daß
die kuiturellen, besonders die künstlerischen Veranstaltungen der
„ProVinz“ wenig beachtet werden. Selbst die Kreise, die sich be-
rufiich oder aus gesteigertem Interesse m'it den künstlerischen Ereig-
nissen unserer Zeit befassen, senden nur selten ihren Blick über
Ber'lin hiinaus. Es kann nicht geleugnet werden, daß Berlin. in den
letzten Jahren in vielen geistigen Fragen sich mit einer Trennungs-
mauer umgeben hat, deren Fundament eine gewisse Selbstüber-
schätzung ist; denn die Arbeit vieler Provinzstädte auf künst-
lerischem Gebiete ist so fruchtbringend, daß aller Anlaß besteht,
ihre Tätigkeit mit Interesse zli verfolgen. Die Hingabe und Auf-
opferung, das Maß an Feinsinn und Kennerschaft, wornit gerade in
der Provinz eine nicht geringe Zahl ernsthafter Menschen daran ist,
Kunst jeder Art und in jeder Form einem Publikum zu vermittein,
das aufnahmefähiger ist als das der Großstadt und bei dem viel
größere Erziehungsmöglichkeiten vorhanden sind, verdienen
Bewunderung.

Die Ausstellung aus Privatbesitz, die der Rostocker Kunst-
verein aus Anlaß seines 75jährigen Jubiläums veranstaltete, ist eim
Beweis für den Bifer und die Leistungsfähigkeit, mit derien auch
außerbalb Berlins Kunstausstellungen zustandekommen. Die Vor-
aussetzungen liegen in dem ungeahnten Reichtum an Kunstwerken,
die sich in alten Famiiien der mittleren umd kleinen Städte erhalten
haben. Professor Dr. Sedimiaier, der rührige Leiter des. Rostocker
Kunstvereins, hat in zweijähriger Arbeit den Boden vorbereitet für
den Erfolg einer solchen Veranstalt'ung. Mit großen finanziellen und
persönlichen Opfern für den Veranstalter und fiir die Leihgeber ist
es jihm gelungen, die Arbeit des Kunstvereins populär zu machen:
durch systemat'ische Ausstellungsarbeit und klug gewählte Vortrags-
zyklen auswärtiger Gelehrter hat er es vermocht, das Interesse an
künstlerischen Fragen, insbcsondere für d!ie Kunst der Gegenwart,
so zu verbreitern, daß die Mitgliederzahl des Kunstvereins um das
Vierfache wuchs und diaimit eine Höhe erreichte, die in ihrem Ver-
hältnis zur Einwohnerzahl der Stadt geradezu beispiellos genannt
werden darf.

Die Rostocker Au'Sstellung vereinigte weit über hundert Ge-
mälde, Handzeichnungen und Plastiken vorn 16. Jahrhundert bis

zur Gegenwart. Es kann liier nicht im einzelnen aufgezähit wer-
dem, wieviel 'bisher ungekannte Gemälde von hoher Wertigkeit einer
Oeffenitlichkeit, die leider immer noch nicht genügend breit war,
vorgeführt wurden. Die von Habicht im Repertoriuim für Kunst-
wi'ssenschaft veröffentlichte ausgezeiohnete Tafel „Fürst der Welt“
muß an die Spitze der Renaissanoe- und Barockgemälde geistei.lt
werden;, unter denen die Biilder der De Heem, Roos, Claesz, Weenix,
Molyn umd Matthieu besoeders hervorgehoben seien. Stilkritisdhen
Neigungen waren durch eine Anzahl anonymer Bilder viele Mög-
lichkeiiten eröffnet. Besonders die Gemälde des 19. Jahrhunderts
zeigten, welche vorzügliiche Qualitäten sich noeli in den kleineren
Städten finden. Ein Aquarell von Feuerbach muß als charakteiisti-
sche Vertretung des Meisters angeführt werden, ein großes Ge-
mäl'de von Andreas Achenbach überraschte durch die ungewöhnliche
Fefoheit des farbigen Auftrages. Landschaften von Hoguet, Mor-
genstern, Humrnel u. a. gaben ein klares Bild von der Landschafts-
malerei in der ersten Hälfte des Jahrhunderts. Ein Gemälde von
Kampf igehört zu des Meisters besten Produktionen, ebenso ein
Porträt Franz Dcfreggers. Thoma, Schleich, Corinth, Modersohn,
Hodler, Rodin und Signac führen zui den Malern der Gegenwart,
die so zahlreich vertreten sänd', daß hier nur die vorzüglichen Werke
der Hofer, Pechstein, Jaeekel, Heckel, Vlaminck, Pascin und zuletzt
die schönen Zeichnungen Liebermanns genannt seien. Zu den
stärksten Eindrücken der Ausstellung gehörte eine Bleistiftzeicli-
nung Adolf Menzels aus dem Jahre 1851, die — ohne Uebertrei-
bung — zui den schönsten Werken des großen Graphikers gezählt
werden muß. Aus der Reihe der Plastiken seien einige Darstellun-
gen von Vögeln von Auigust Gaul und eine „Empfängnis“ von Otto
Hltzberger 'genannt.

Der Erfolg der Auisstellung bei der Rostocker Bürgerschaft
bewies, daß die großen Anstrengungen des Veranstalters ihre An-
erkemnung fanden. Sie zeigt darüber hinaus, daß die Förderer der
modernen Kunst nicht so sehr unter den Amhängern kurzlebiger
Kunstströmungen im Reichszentrum zu finden sind als unter den
kultivierten Sammlern der kleineren Städte. Nicht nuir aus persön-
lichen Beziehungen zum Künstler, sondern aus dem Bedürfnis mach
schöner Kunst sind hier Sammlungen erwachsen, die in Wahrheit
Grundla.ge und Uniterbau sind für die bleibendie Anerkennung und
Geltung auch der in den Großstädten schaffenden Künstler.

All-

Ghina

Junger Mann mit guter Allgemeinbildung, englischen
und französischen Sprachkenntnissen, seit 8 Jahren
im China-Kunsthandel tätig, sucht aussichtsreiche
Siellung ais Ein- od. Verkäufer. Evti. Übernahme
von Aufträgen als Kommissionär. Angebote unter
Nr. 3800 an den „Kunstwanderer“ erbefen.

(? ==^

K.unstkanJl. Victor Hartberg

BERLIN W 35, Sctoneterger Ufer 41

Willy Jaeckel und Ernst Fritsch

Oelgemälde und Aquarelle

GALERIE DR. SCHÄFFER

FRÜHER DR- GOTTSCHEWSKI / DR SCHÄFFER

OEMJELDE ALTER MEISTER

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Telefon Lützow 5373 BERLIN W 9 Friedrich-Ebert-Str. 7

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