Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen
— 10./11.1928/29
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https://doi.org/10.11588/diglit.25877#0543
DOI Heft:
1./2. Augustheft
DOI Artikel:Schapire, Rosa: Aus spanischen Museen, [3]: Barcelona
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.25877#0543
Die Frage nach der Herkunft der katalanischen
Fresken ist bisher ungeklärt.4) Zusammenhänge mit
Italien sind unverkennbar, sie ergeben sich auch daraus,
daß die meisten Fresken sich in Kirchen befanden, die
ßenediktinerschöpfungen waren; Beziehungen zu den
italienischen Mutterklöstern wurden stets gepflegt. Wie
weit wirkt sich katalanische und spanische Buchmalerei
in dieser monumentalen Kunst aus? Wie weit ist Kata-
lonien der empfangende, wie weit der gebende Teil?
Auf diese Fragen steht bisher die Antwort noch aus.
Romanische Altarantependien, die man in Spanien
„frontale“ nennt, sind im Museum zu Barcelona eine
wiilkommene Ergänzung der Wandmalerei. Auch sie
stammen zumeist aus kleinen katalanischen Kirchen;
neben bäuerischer Handhabung gibt es Antependien von
Apsis dcr Kirclie San Clcmente in Taliull
großer Schönheit, Malerei und Stuck gelien eng zusam-
men. Die häufigste Darstellung auf der „frontale“, die
naturgemäß auch strengem kirchlichen Zwang unter-
liegen, ist die des von Evangelisten-Symbolen umgebe-
nen Christus. Gelegentlich tritt, wie in den Apsiden,
Maria an Christi Stelle. Das Hauptstück des Städti-
schen Museums ist die schöne Bischofstafel (vergl.
Abb.) aus dem 12. Jahrhundert. Auf Zusammenhänge
mit deutschen Miniaturen, besonders in der Fälschung,
verweist der Katalog. Die Tafel weicht in ihren Maßen
von den übrigen Altarantependien ab; vielleicht war sie
nach italienischem Muster oberhalb eines Sarkophages
als Grabbild angebracht.
Romanische polychromierte Holzplastik, die auf der
gleichen Höhe steht wie die Steinplastik der Zeit, ist
im Städtischen Museum zu Barcelona mit einer Reihe
4) Vergl. Dr. Qertrud R i c h e r t : Mittelalterliche Malerei
in Spanien, katalanische Wand- und Tafel-Malereien. Berlin,
Ernst Wasmuth 1928.
von großartigen Kruzifixen und Marienstatuen vertre-
ten. Hervorgehoben sci namentlich der Kruzifixus aus
der Sammlung Batilö (vergl. Abb.). Das blau-rot orna-
mentierte Gewand ist ebenso streng und symmetrisch
angeordnet, wie Bart- und Kopfhaar. Die Statue, die
bis auf die fehlenden Füße und verstümmelten Hiinde
vorzüglich erhalten ist, ist in ihrer Anaturalistik von un-
gewöhnlicher Ausdruckskraft. D'ie Inschrift auf dem
Lebensgroße Maria (?) aus Bolii
Kreuz weist ins 11. Jahrhundert, dem entspricht der
Stil der Figur. Die kleinen romanischen Bronzekruzi-
fixe aus dem 12. und 13. Jahrhundcrt, denen man in
Spanien häufig begegnet, und von denen auch das
Städtische Museum zehn schöne Exemplare besitzt, sind
im Umriß bewegter.
Großartig ist die lebensgroße Statue einer Maria
(odcr einer heiligen Frau, vergl. Abb.) zu einer Kalva-
riengruppe oder Beweinung Christi gehörig aus Bohi.
Verwandtc Statuen befinden sich im Bischöflichen
Museum zu Vich und in der Sammlung Plandiura zu
Barcelona. Der Typus wirkt noch in der großen Kruzi-
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Fresken ist bisher ungeklärt.4) Zusammenhänge mit
Italien sind unverkennbar, sie ergeben sich auch daraus,
daß die meisten Fresken sich in Kirchen befanden, die
ßenediktinerschöpfungen waren; Beziehungen zu den
italienischen Mutterklöstern wurden stets gepflegt. Wie
weit wirkt sich katalanische und spanische Buchmalerei
in dieser monumentalen Kunst aus? Wie weit ist Kata-
lonien der empfangende, wie weit der gebende Teil?
Auf diese Fragen steht bisher die Antwort noch aus.
Romanische Altarantependien, die man in Spanien
„frontale“ nennt, sind im Museum zu Barcelona eine
wiilkommene Ergänzung der Wandmalerei. Auch sie
stammen zumeist aus kleinen katalanischen Kirchen;
neben bäuerischer Handhabung gibt es Antependien von
Apsis dcr Kirclie San Clcmente in Taliull
großer Schönheit, Malerei und Stuck gelien eng zusam-
men. Die häufigste Darstellung auf der „frontale“, die
naturgemäß auch strengem kirchlichen Zwang unter-
liegen, ist die des von Evangelisten-Symbolen umgebe-
nen Christus. Gelegentlich tritt, wie in den Apsiden,
Maria an Christi Stelle. Das Hauptstück des Städti-
schen Museums ist die schöne Bischofstafel (vergl.
Abb.) aus dem 12. Jahrhundert. Auf Zusammenhänge
mit deutschen Miniaturen, besonders in der Fälschung,
verweist der Katalog. Die Tafel weicht in ihren Maßen
von den übrigen Altarantependien ab; vielleicht war sie
nach italienischem Muster oberhalb eines Sarkophages
als Grabbild angebracht.
Romanische polychromierte Holzplastik, die auf der
gleichen Höhe steht wie die Steinplastik der Zeit, ist
im Städtischen Museum zu Barcelona mit einer Reihe
4) Vergl. Dr. Qertrud R i c h e r t : Mittelalterliche Malerei
in Spanien, katalanische Wand- und Tafel-Malereien. Berlin,
Ernst Wasmuth 1928.
von großartigen Kruzifixen und Marienstatuen vertre-
ten. Hervorgehoben sci namentlich der Kruzifixus aus
der Sammlung Batilö (vergl. Abb.). Das blau-rot orna-
mentierte Gewand ist ebenso streng und symmetrisch
angeordnet, wie Bart- und Kopfhaar. Die Statue, die
bis auf die fehlenden Füße und verstümmelten Hiinde
vorzüglich erhalten ist, ist in ihrer Anaturalistik von un-
gewöhnlicher Ausdruckskraft. D'ie Inschrift auf dem
Lebensgroße Maria (?) aus Bolii
Kreuz weist ins 11. Jahrhundert, dem entspricht der
Stil der Figur. Die kleinen romanischen Bronzekruzi-
fixe aus dem 12. und 13. Jahrhundcrt, denen man in
Spanien häufig begegnet, und von denen auch das
Städtische Museum zehn schöne Exemplare besitzt, sind
im Umriß bewegter.
Großartig ist die lebensgroße Statue einer Maria
(odcr einer heiligen Frau, vergl. Abb.) zu einer Kalva-
riengruppe oder Beweinung Christi gehörig aus Bohi.
Verwandtc Statuen befinden sich im Bischöflichen
Museum zu Vich und in der Sammlung Plandiura zu
Barcelona. Der Typus wirkt noch in der großen Kruzi-
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