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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 10./​11.1928/​29

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1./2. Augustheft
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Pelka, Otto: Die Tätigkeit des Landes-Gewerbe-Museums in Stuttgart
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https://doi.org/10.11588/diglit.25877#0552

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1729 zum ersten Malc in den Meißncr Akten erwähnten
„Zwergennationen“ gehört. Die künstlerisch wertvollste
Hrwerbung ist unstreitig dic „Dame vom Mops-Orden“,
deren Modell Kaendler im Juni 1744 vollendete, in
gleichzeitiger Bemalung. (Den stets irreführenden
Händlerbezeichnungen sollte endlich einmal der Garaus
gemacht werden.) Den Übergang vom reinen Kaendler-
schen durch diese Krinolinenfigur repräsentierten
Barock zum Rokoko kennzeichnen zwei ausgezeichnet
erhaltene Unikate. Es sind, wenn man von den im
Brande verungliickten Ausschuß-Stücken im Dresdener
Kunstgewerbe-Museum absieht, die einzigen Reste des
iiber sechs Ellen hohen Ehrentempels, den Kaendler fiir
August III. Dezember 1748 begann und Anfang März
1749 fertig ablieferte, nämlich zwei Herkules-Figuren

einc Vase aus der Marcolinizeit. Die Qualität dieser
Zugänge rechtfertigt es, wenn ausfiihrlichere Hinweise
erfolgten.

Von den Wiener Porzellanen sind hervorhebens-
wert eine Potpourri-Vase mit spielenden Amoretten im
Stile des J. Helchis, aus dem Ende des Jahrhunderts der
stehende Kavalier von Grassi und ein Solitaire mit bun-
ten Blurnenmedaillons und purpurfarbigem Stabwerk
und eine „L. Herr 810“ signierte Platte mit historisie-
render Szene (Aristoganes und Cleomenes) nacli einem
Gemälde von Canzig.

Die B e r 1 i n c r Plastik wurde vermehrt um den
stehenden Kavalier mit Dreispitz unter dem Arm von
W. Chr. Meyer (1769) und einen Teller aus dem Bres-
lauer Stadtschloß-Servicc.

Tee- und Kaffeekännchen aus einem Dejeuner; Fulda, um 1770
Buute Malerei, Mosaik schwarz und griin, goldgerändert

als Gebälkträger mit den dazugehörigen Sockeln und
Gesimsteilen mit der ursprünglichen Vergoldung, die
darauf schließen läßt, daß es siclt ltier um Teile des im
tibrigen bis jetzt verschollenen und einzigen Exemplares
aus dem Besitz des Königs handelt, dessen Gesamt-
aufbau nur aus 1771 gestochenen Kupfern bekantit ist,
die Sponsel im Dresdener Kabinett wiederfand. Der
Ausdruckswcise des Rokoko erheblich näher steht eine
Nische (s. Abb.), die, um 1750 entstanden, zu einem
Tafelaufsatz gehört, dessen Hauptstück in zwei Varian-
ten in der Porzellansammlung in Dresden und im Kunst-
gewerbe-Museum in Frankfurt crhalten ist, vott denen
das letztere und die Stuttgarter Nisclte enger zusammen-
zugehören scheinen. Ganz dem Formenkreise des
Rokoko gehört bereits der von Kaendler um 1755 naclt
einem anonymen englischen Kupfer modellierte Kava-
lier an. Zu diesen beneidenswerten Zugängen kommen
ttoch einzelne Teile, Tcller und Schüsseln aus der Bltitc-
zeit der großen Service und ein paar Galanterien und

Die bedeutendste Nymphenburger Erwer-
bung ist der staffierte Pantalone aus der Bustellischen
Folge; aus H ö c h s t ist das farbige Porträtrelief des
Kurfürsten Entmerich Josef um 1770 von Melchior zu
erwähnen; Fulda wird vertreten dureh zwei bisher
unbekannte Rokokokännchen, wohl noclt vor 1770 ent-
standen (s. Abb.). Eine der von Pazaurek liebevoll ge-
pflegten Spczialitäten, die Hausmaler porzellane,
hat einen reichen Zuwachs erhalten, der sich auf die
Jahre 1710 (?) bis 1834 vcrteilt; unter ihnen hat einc
Meißner Schüssel mit der signierten Darstellung der
Krönung Amors die Möglichkeit vermittelt, den bis-
her namenlosen „Rosenmaler“ mit Franz Ferdinand
Mayer in Pressnitz zu identifizieren.

Wenn wir zum Schluß der Uebersicht über die
Porzcllane noch eine venezianische große
Deckelvase mit Chinesenbildern aus der Zeit um 1730,
eine Gruppe eines Kavaliers und einer Dame aus
Neapel (1780/85) und eine Ausformung der 1777

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