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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 10./​11.1928/​29

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1./2. Augustheft
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Pelka, Otto: Die Tätigkeit des Landes-Gewerbe-Museums in Stuttgart
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https://doi.org/10.11588/diglit.25877#0554

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dem Leben Scipios in einem reicli mit Silberbeschlägen
ausgestatteten Schildpattrahmen, bez. ,,J. A. Tlielot
faciebat 1707“, und ein gleichzeitiger silberner Einband
mit Taufe Christi und Abendmahl mit Putten in den
oberen Zwickeln und in den horizontalen unteren Ab-
schlüssen u. a. m.

Von den Arbeiten aus u u e d 1 e n M e t a 11 e n ,
die meist kleinere Stücke sind, seien hervorgehoben
eine bronzene Hostienbüchse, sechisseitig mit gravier-
ten Heiligenfiguren, deutschen Ursprungs, 15. Jahrh.,
eine Serpentinschüssel mit aus Zinn eingelegtem sächsi-
schem Wappen in der Mitte des Spiegels und Arabesken
auf dem Rande, aus der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts
und ein 1638 datierter Zinndeckelkrug mit gotisierenden
sechseckigen Facetten in der Wandung.

Die S c h m u c k a b t e i 1 u n g erhielt außer eini-
gen Ringen des 13. und 15. Jahrhunderts und mehreren
jüngeren Stiicken eine ganze Reihe schöner alter An-
hänger deutscher und italienischer Herkunft.

Der neugebildeten Gruppe der Perlmutter-
a r b e i t e n , deren Einrichtung infolge der in den letz-
ten Jahren erfolgten Zugänge sicli notwendig und mög-
lich machte, konnten drci frühe Rcliefschnitzereicn von
historischem Werte eingefügt werden: ein rundes un-
gefaßtes Mcdaillon, niederländisch, Ende 15. Jahrhun-
dert, mit Geburt Christi, zwei runde gefaßte Anhänger,
deutsch, 1. Hälfte 16. Jahrhundcrt, mit dem Schweißtuch
der Veronika und der hl. Katharina. Das künstlerisch
belangreichste Stück dagegen ist eine Amsterdamer
silberne Dose um 1700 mit einer runden Deckeleinlage
mit gravierter Landschaft und geschnittener allegorisch-
mythologischer Szene (s. Abb.) in der Art des Cornelius
Bellekin. Nicht so sehr die Bearbeitung des Materials
als solchen wie seine Bedeutung als effektförderndes
Mittel der Gesamtkomposition kommt an dem Deckel
eines französischen Kästchens (um 1750) zur Geltuug,
wo es, mit graviertem Rocaillerahmen und einem von
der Mitte des oberen Randes ausgehenden, über die
ganze Fläche greifenden Strahlenbündel geschmückt
als Unterlage für eine figürliche Mittelszenc und sym-
metrisch verteiltes Rokokozierwerk in vierfarbigem
Golde dient (s. Abb.).

In der U h r e n - und M i n i a t u r e n a b t e i 1 u n g
sei nur kurz auf einzelne Zugänge hingewiesen: die
erstere vermehrte sicli außer um eine barocke Dielen-
standuhr aus Prag und eine französische Konsoluhr um
1750 mit reichen Bronzeappliken auf lichtgrauem Lack-
grund und einige Tischuhren aus der 2. Hälfte des
16. Jahrhunderts um zwei kleiue, offenbar als Anhän-
ger verwendete Reriaissance-Stücke süddeutscher Her-
kunft; das cine in Form einer siebenstrahligen Stern-
kapsel, das andere in sechskantiger Laternenform mit
durchbrochener Kuppel. Von den Miniaturen seien nur
die beiden wertvollsten genannt: cine Holzkapsel von
1571 mit Oelbildnis und Wappen des Sebaldus Lier
(s. Abb.) und ein englisches Herrenbildnis in ovalem
Rahmen, vermutungsweise von Charles Robcrtson.

Die 1923 eröffnete Abteilung der Spielzeuge,
die auch die Spiele und Christbaumschmuck umfaßt,

kann sich, wenn sie ilirer Aufgabe in umfassender Weise
gerecht werden will, besonders in der historischen
Gruppe nicht darauf beschränken nur kunstgewerbe-
geschichtlich wichtigc Gegenstände zu sammeln, soti-
dern muß Konzessionen nach dcr kulturgeschichtlichen
Seite machen. Die Iange Reihe der Neuerwerbungen
iäßt demgemäß auch erkennen, daß auch nur iu der
modernen Gruppe konsequent die modcrnen kunst-
gewerblichen Grundanschauungen bei der Auswahl der
aufzunehmenden Objekte sich in die Tat umsetzen
lassen. Von Einzelheiten mag an dieser Stelle nur eine

Teilstück eines „Ehrentempels“

Weißes Porzellan, vergoldet
Modell von Kaendler
Meißen, 1748

Reihe von vier Laterna-magica-Glasbildern aus dem
18. Jahrhundert mit kalt gemalten Zwergenfiguren nach
dem „Callotto resuscitato“ vott 1716 erwähnt werden,
die für die Verbreitung und Popularisierung dieser
Schöpfungen zeugen.

Mit diesem Einblick in die wichtigsten Sammlungs-
abteilungen und ilirc wiclitigsten Zugänge sei der Be-
richt über diesen Tätigkeitsbereich des Museums abge-
schlossen, der sich nacli Lage der Sache im Druck als
der umfangreichste darstellt.

Unvergleichlich wichtiger für die Allgemeinheit
aber ist die extensive Kunstpflege, da sie ein erhöhtes

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