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Pfälzer Bote für Stadt und Land — 1869

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Nr. 14-25 (2. Feburar - 27. Februar)
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70

An
die unbekannten Herrn hier oder in weiter nebelgrauer
Ferne!
Heute bin ich in den Besitz des von Ihnen abermals mir
zugedachten Fastnachtsangebindes gelangt. Es bedarf kaum der
Versicherung, daß mich dasselbe äußerst freudig angesprochen ha.,
konnte ich doch darin bewahrheitet finden: „Alte Liebe rostet
nicht"!
Sollten Sie bis über's Jahr mir noch dieselbe Gewogenheit
bewahren, so vergessen Sie ja nicht, einige Zeilen und Ihre werthen
Namen beizulegen, da es für mich sehr interessant bleibt, Ihre
persönliche Bekanntschaft zu machen.
Bruchsal, am Fastnachtsdienstag, 9. Febr. 1869.
H. Oberle, Pfarrer zu St. Paul.
Horsford-Liebigs Backpulver.
Vom Oberland. Sogleich nach Erscheinen des bezüglichen
Artikels von Baron Liebig in der Beilage der Augsb. Allg. Zei-
tung (Beilage Nro. 383 v. 18. ds., v. I.) bestellte ich bei Herrn
G. C. Zimmer in Mannheim eine Probe dieses Pulvers und er-
hielt umgehend 5 Pfund davon auf's sorgfältigste verpackt und
versiegelt, denen eine ganz deutliche Gebrauchsanweisung beilag.
Seitdem habe ich damit Versuche angestellt und zwar mit einem
Brodmehle, wie ich es für den Hausgebrauch verwende, nämlich
2/4 Roggen 1/4 Gerste und Weizen. Die Resultate waren
äußerst befriedigend und ganz ebenso mit Brod aus reinem Weizen-
mehle, so wie endlich jene, welche sich im Küchengebrauche bei Back-
werken zeigten, bei welchen man bisher Hefe zu benützen ge-
nöthigt war. Diese letzteren, was ich gleich hier bemerken will,
waren vollkommen aufgegangen und hatten einen feinen und reinen
Geschmack, was bei Anwendung der Preßhefe, die nicht stets gleich
gut ist, nicht immer der Fall ist.
Mit dem Hausbrode wurden wiederholte Versuche angestellt
und wurde dasselbe beim Bäcker unter meiner Anleitung gebacken,
damit die Vergleichung mit dem nach gewöhnlicher Art hergestellten
Brode um so sicherer wäre. Dieses mit Backpulver erzeugte Brod
wurde der äußeren Form nach so vollkommen als nur zu wün-
schen, dabei aber die Kruste viel besser ausgebacken, als bei der ge-
wöhnlichen Art; angeschnitten hatte dasselbe ein festeres und safti-
geres Ansehen, ohne daß ihm die vollständig genügende Luftigkeit
gefehlt hätte; im Geschmacke endlich übertraf es das gewöhnliche
Brod in so hohem Maaße, daß meine Familie nun kein Bäcker-Brod
mehr essen mag.
Die Rechnungsresultate stellen sich eben so günstig. Man
wendete bei diesen Proben stets 20 Pfund Mehl (ein gehäufter
Sester) an. Diese ergaben 35 bis 37 Pfund Brod (somit im
Mittel 36 Pfd.), während nach bisheriger Backart höchstens 28 Pfd.
erhalten wurden, oder mit andern Worten: erstere Backweise gab
9 Brode L 4 Pfd., letztere nur 7 Brode L 4 Pfd. und somit er¬

zeugte die neue Methode 8 Pfund Brod mehr, welches Resultat
den Bäcker sehr überraschte.
Nun kostet nach dem Preise des Großbezugs (der Centner
Backpulver K 30 st.) das Aeguivalent Backpulver für 1 Pfund
Mehl 0, 9 kr>, was für 20 Pfd. Mehl 18 kr. beträgt.
Diese von dem Werthe der oben mehr gewonnenen 8 Pfd.
Brod (das Pfd. nach jetzigem Preise L 4 kr.) L 32 kr. abgezogen,
bletben 14 kr. vor. Es ist somit nicht einmal ein so günstiges
Resultat nöthig und der Brodpreis darf fallen und dennoch sind
die Kosten gedeckt, und da überdies als weiterer Gewinn hinzu-
tritt, daß man weniger Kochsalz bedarf, weil durch die Einwirkung
der Backpulver auf einander ebenfalls solches gebildet wird.
Der Hauptgewinn besteht jedenfalls in der größeren Ernährungs-
kraft und Leichtverdaulichkeit des Brodes, mit größerer Haltbar-
keit und Schmackhaftigkeit verbunden, indem dieses Brod längere
Zeit weich bleibt und dennoch viel weniger schimmelt, weil hier
keine Zährung stattfindet, welche fortwirket und bei diesen begünstigen-
den Verhältnissen das Brod oftmals sehr rasch ganz ungenießbar
macht.
Endlich ist aber die Zeitersparniß zn betrachten und daß die-
ses Verfahren es ermöglichet, daß jede Haushaltung in dem Brat-
ofen des Küchenheerdes das Brod für sich backe, wie ich es schon
wiederholt gethan habe, indem die Zeit für das Kochen hinreicht,
das Brod zu backen und die Beschaffung des Teiges kaum eine
viertel Stunde in Anspruch nimmt.
Mancher dürfte geneigt sein, der vollen Anerkennung wegen,
die ich diesem neuen Verfahren schenke, meine Worte zu jenen Rec-
lamen zu stellen, wie sie nach französischem Vorgänge leider nun
auch bei uns überall sich breit machen; ich denke jedoch, der Charak-
ter des Blattes, in dem diese Mittheilung erscheint und der Gegen-
stand selbst, der mit dem Namen Liebig so enge verbunden ist,
schneiden von vorn herein jeden solchen Gedanken ab. Neberdies
treten hier Zahlen auf, die gewogen worden sind.
Daß nun diese neue Backweise bei uns, insbesondere auf dem
Lande, bald Eingang finden werde, möchte ich leider bezweifeln,
wenn ich nach den Aeußerungen des Bäckers urtheile, der bei aller
Anerkennung der Güte und Schönheit des Brodes demselben doch
noch stets zu wenig Luftigkeit vorwirft, welche Eigenschaft als
die höchste und nöthigste betrachtet wird, und bei der alten Methode
auch wirklich als solche erfordert werden mußte, da es ohnedem
ungeniesbar war. Der Genuß unseres neuen Brodes wird am
besten alle diese Voreingenommenheiten beseitigen und hoffentlich
die Städte in gutem Beispiele in diesem neuen Verfahren voran-
gehen. Die großen Massen ändern ihren Geschmack nur sehr lang-
sam bei den von Jugend auf gewöhnten Speisen, ja sie ver-
schmähen selbst das Bessere, eine Erscheinung, di: dem, welcher
feinere und wechselnde Küche gewöhnt ist, kaum glaublich ist, und
man muß daher auf diesem Gebiete wie auf manchem andern Ge-
duld zu haben sich angewöhnen.

FL^ine schöne Mühle, unweit der Amts-
^^stadt und Eisenbahnstation Wiesloch ge-
legen, mit hinlänglicher Wasserkraft und
schöner Kundschaft ist wegen Geschästsver-
änderung unter günstigen Bedingungen aus
freier Hand zu verkaufen. Wo, sagt die
Expedition d. Bl.

Eine Erfindung von unheurer Wich-
tigkeit ist gemacht, das Naturgesetz
des Haarwachsthums ergründet. vr.
Wakerson in London hat einen
Haarbalsam erfunden, der Alles lei-
sie», was bis jetzt unmöglich schien,
er i.äßt das Ausfallen der Haare so-
fort aufhören, befördert das Wachs-
thum derselben auf unglaubliche
Weise und erzeugt auf ganz kahlen
Stellen neues, volles Haar, bei jun-
gen Leuten von 17 Jahren an schon
einen starken Bart. Das Publikum
wird dringend ersucht, diese Erfind-
ung nur den gewöhnlichen Markt-
schreiereien nicht zu verwechseln.
Vv. WakersorBs Haarbalsam ist in Ori-
ginal-Metallbüchsen ä 2 st. ächt zu haben
im Hauptdepot von 10. Krugikr in Karl8-
ruiik, Kronenstraße 19, wohin die schrift-
lichen Aufträge zu richten sind, und gegen
Franko-Einsendung oder Nachnahme sofort
ausgesührtt werden. Niederlagen werden
vom Hauptdepot errichtet.__
Gold-Cours. Frankfurr, 9. Febr. Friedrichs-
d'or 9 fl. 57—58. 20-Frcs.-St. 9 fl. 27—28.


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