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Pfälzer Bote für Stadt und Land — 1869

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Nr. 115-127 (2. Oktober - 30. Oktober)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43880#0514

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506

schwersten theolog. Fach, nicht ohne Kenntniß der Philosophie und
die Prüfung im Kirchenrecht nicht obne genaue Kenntniß der ge-
setzlichen Stellung der Kirchen und kirchl. Vereine im Staate bestan-
den werden kann. Daß im Convict von solchen „Dingen" nicht die
Rede sei, kann nur ein Ignorant oder ein Mensch behaupten, der
diese Anstalt noch nicht im Innern gesehen hat. Wozu denn die
vielen Repetitionen, Vorträge, Disputationen, welche in all die ge-
nannten Fächer eingreifen? Ich glaube, daß ein Theolog in all die-
sen „Dingen" vor jedem andern Fachstudenten Etwas voraus hat
und doch sollen sie „unwissender" sein? 0 suuotu siiuxlioitus!
„Der Staatsbehörde soll das Recht zustehen, einen Staats-
bürger, der bei der Geschichte der Volkserziehung betheiligt ist, obige
Summe von Kenntnissen vorzuschreiben."
Einverstanden! Wo bleiben dann die Herren Lehrer, diese
Pioniere des Fortschritts, die HH. Orts- und Kreisschulräthe? Wo
haben denn diese ihre Studien gemacht? Waren auch Alle sammt
und sonders.auf den Lpceen und der Universität oder etwa zu
Ettlingen, Meersburg und nicht einmal da? Siehe Alte! Hier
miste den Stall aus und schaff den Unrath weg! Kehre vor deiner
eigenen Thüre und ziehe den Balken aus dem eigenen Auge, ehe
du zur Splitterrichterin über Andere dich aufwerfen willst. Wir
kennen den Groll und verstehen den Liefern Sinn des „angeblichen"
offenen Briefes. Die Staatsprüfung für die Theologen steht wie-
der vor der Thüre. Dabei wird es sich wieder einmal zeigen, daß
keine katholischen, vielleicht aber einige Protest. Theologen, sicherlich
aber ein Minister durchfallen wird. Lliuo illso laorivass!
Karlsruhe, 25. Oct. Früher fand stets unter den von der
Regierung ernannten Mitgliedern der ersten Kammer ein praktischer
Jurist aus dem höheren Richterstande Platz. Auch für die jetzige
Session der ersten Kammer war ein solcher in der Person des Hof-
gerichtspräsidenten Rainer ernannt. Als er starb, wurde, an seine
Stelle Professor von Woringen zu Freiburg in die erste Kam-
mer ernannt. Nun haben wir unter den wenigen Mitgliedern
der ersten Kammer nicht weniger als vier gewesene und dermalige
Professoren. Dazu kommt die merkwürdige Stammesmrschieden-
heit dieser 4 Herrn; M. Mohl ist Schwabe, Bluntschli Schwei-
zer, Hermann Hannoveraner, von Woringen Preuße. Wir
üben wirklich Cosmopolitismus, oder haben gewaltige Armuth an
eigenen Kräften, wenn wir vier ausländische Professoren da
zu brauchen, um unser Wohl zu berathsn.
X Karlsruhe, 28. Okt. Schon wieder erscheinen in den
national-servilen Blättern drastische Artikel über die Besoldungs-
verhältnisse der Staatsdiener. Es ist dies ein bedeutungsvolles
Zeichen bei jedem Landtag, worin ja die Büreaukratie am stärk-
sten vertreten ist. Um die Besoldungen hinaufzuschrauben, beginnt
man mit Durchschuittsberechnungen bei der Branche X, und es
wird dann klar nachgewiessn, daß die Beamten von X gegen jene
von Z ganz gewaltig zurückstehen. Ist den Lleuten Genüge ge-
schehen, daun kommen auf dem nächsten Landtage sie Z uno so
steigern sich allmählich die badischen Besoldungen zu einer Höhe,
die kein anderer Staat erreicht hat. Mache mau ooch auch ein-
mal Durchschnittsberechnungen mit den Staatsdiener-Emkünften in
Württemberg und Bayern. Warum geht man nicht einmal herz-
haft an das ganz veraltete Staatsdisnergesetz? Hier wäre am
ersten zu helfen. Nicht wahr, Hr. Lamey?
Off Grünsfeld. Am 20. wurde hier zu herbsten begonnen
und über Sonntag am 26. beendiget. Das Ergebmß ist in Quan-
tität und Oualität besser ausgefallen, als sich die Häcker schätzten.
Es ist hier ein ganzer Herbst zu nennen; die Meisten erzielten die
Hälfte ja das Doppelte von 1868. Auch die Güte läßt nichts zu
wünschen übrig, das Gewicht geht zwischen 70—80". Oberflächlich
geschätzt sind 6—7000 Eimer hier gewachsen. Der Preis ist dis
jetzt für erste Qualität 12^/r fl. per Eimer immer noch ein niederer
Preis für den guten zarten Grünsfelder, der außer dem Marba-
cher und Gerlachsheimer der beste ist im Taubergrund. Für die
Kaufliebhaber ist Grünsfeld eine gute Quelle, und wegen der Bahn
auch eine bequeme.

ch Stuttgart, 27. Okt. Seit 1866 ist unser König dem
Helden von Sadowa geflissentlich aus dem Wege gegangen. Eine
längere Begegnung hat nicht stattgefunden und hat auch unsere
Königin sich auf ihren Reisen nach und von Petersburg den Ber-
liner Eirflüssen zu entziehen gewußt. Wenn nun nationalliberale
Blätter kürzlich verkündigten, daß der König von Preußen während
seines Aufenthalts in Baden einen Besuch in hiesiger Residenz ab-
statten werde, so ist dem Vernehmen nach hieran etwas Wahres;
doch erfährt man gleichzeitig, daß die Reise unseres Königs nach
München den Anlaß bot, den intendirten Besuch auf spätere
(hoffentlich recht lange) Zeit zu vertagen.
Norddeutscher Bund.
Berlin, 27. Oct. An Stelle v. d. Heydt's ist der Seehand?
lungs-Präsident Camphausen zum Finanzminister ernannt worden,
Oesterreich.
Wien. 26. Oct. Der Reichskriegsminister hat für die Füh-
rung der militärischen Operationen in Dalmatien während der
Abwesenheit des Kaisers unumschränkte Vollmachten erhalten. Der
dalmatinische Landtag ist im Hinblick auf den Aufstand aufgelöst
worden. Im Eyalet Bosnien hat der Gouverneur den Kriegszu-
stand verhängt.
Wien, 25 Oct. Der Militärbefehlshaber in Mostar (Herze«
gowina) ist in Folge eines aus Konstantinopel ihm ertheilten Be-
fehls mit allen ihm zur Verfügung stehenden Truppen an die mon-
tenegrinische Grenze abgegangen und hat sein Hauptquatier an
der Seta in Niksic aufgescylagen, welches den Schlüssel zu den nach
Montenegro führenden Pässen bildet. Die Grenze gegen Dalmatien
hin ist dadurch von Truppen entblößt. Verstärkungen aus Sera?
jewo und Novibazar sind indeß im Anzuge.
Cattaro, 26. Oct. Die Forts Dragali und Czrkowice wur-
den verstärkt und verproviarttirt. Die damit betrauten Truppen
bestanden auf dem Hinmarsch und Rückmarsch hitzige Gefechte. Die
beiderseitigen Verluste sind unbekannt.
Cattaro, 26. Okt. Das Kanonenboot „Streiter" beschoß
mit Erfolg die Insurgenten vor Budua. Dieselben bieten ihre
Unterwerfung an. Oberst Jovanovich wurde in einem der letzten
Gefechte verwundet.
Rustschuk, 7. Oct. Der Kaiser von Oesterreich ist heute
hier eulgerroffen.
Innsbruck, 25. Oct. In der festlich geschmückten Aula wurde
die medizinische Fakultät vom Statthalter Lasser Namens des Kai--
sers eröffnet. Der Minister Hafner, Biedermann und Dantscher
hwlten Reden.
Ausland.
Brüssel, 26. Okt. Bei den Communalwahlen in Ant-
werpen hat die klerikale Partei mit einer Majorität von unge-
fähr 100 Stimmen gesiegt. In Lüttich dagegen sind die libera-
len Candioatsn gewählt worden.
Paris, 26. Oct., 9 Uhr Abends. Der Tag rst friedlich ver-
laufen, die Ruhe nirgends gestört woroen.
Paris, 27. Oct. Der Kalser begab sich gestern Abend ins
Theater fran^ats und wurde lebhaft begrüßt.
Madrid, 26. Oct. Die Euügkett im Kabine! ist wieder her-
gestellt. Der Justtzminister Ruiz Zorilla verzichtet auf fein Pro-
jekt, den Etat des Kultusministermms, insbesondere den der Geist-
üchkeit, zu beschränken. Morgen smdet eine große Versammlung
ver Majorität statt, um die Königswayl zu besprechen.
Für den unglücklichen Polen (s. Nr. 22 d. Bl.) stick Angegangen:
Von Ungen. I fl., von einer Spielgesellschaft 1 fl., von Ung. 28 kr., von
P. V. I fl. 45 kr., wofür dankt und um weitere Gaben bitten
_ I. Lindau^ vr. Fischer.
Für die Wittwe des am Kat!). Kirchthumbau verunglückten Arbeiters
sind Angegangen: Von einer alten Frau in Freiburg 1 fl. 45 kr., von L. 1
fl., von Ungen. I fl., wofür dankt und um weitere Unterstützung freundlichst
bittet __Die Expedition.
Kekanntmachungen.
Liegenschafts-Verstg. des Pet. Anton Schmitt von Külsheim am Donnerstag
den 18. November l. I., Nachmittags 1 Uhr, im Rathhaus das.

Druck, Verlag und Expedits« von L. Schweiß in Heidelberg«

Kapital auszuleihen.
Im Klrchenfond Dittigheim liegen
300 fl. zum Auslsihcn bereit.
Dittigheim, den 25. Okt. 1869.
Die kath. Stistungsromnüssiou.

Kathol. Casino.
Eine neue Sendung Bier ist eingetroffcn,
Uno wahrhaft, beinahe Hütt' ich gestern mich
dabel desoffen!

werden schnell gewaschen, gefärbt und nach den
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äsuo AdtlroiluuZsu uiutasst: 1. iianüelesobule mit Arüuckliobsr LrlsruuuZ äsr
lolrouäou Lpraoliou (ckoutsolr, t'rauöösisob. und ouAläolr), ruit oclor olruo I-a tsiu,
ckoppolto LuolllraltuuZ, Oorrospouäou? uuä Oouvorsatiou iu äsu clroi Lpraobou
6to. 2. Vorbereitung kür ckou oiujäbriZou Militärdienst, ?0i't66p66^
tälrurielio. ckas k ol^tooliuilcuru, clis kost, clas Oaclsttoubaus sto.
_ kousiouut mit strouZsr Oisoipliu. — lMboros bei äor virootiou iu LrueW
8 ul (Lucksn.) — ___
 
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