Revision der Geschäftsordnung durch das Central-Comit« wird eben-
falls angenommen. Ein Antrag, mit kathol. Vereinen des Aus-
landes in Correspondenz zu treten, wird dem Central-Comitö zur
Erledigung überlasten.
Es wird mitgetheilt, daß Kreisgerichtsrath Baumstark aus
Constanz, der als Redner angemeldet war, nicht erscheinen werde,
da er Zweifel hege, ob er von der Regierung einen Urlaub er-
halten werde. Sein Name wird mit Beifall begrüßt. Benefici at
Hering aus Constanz schlägt vor, Hrn. Baumstark nochmals
telegraphisch um sein Erscheinen, wenn möglich, zu bitten, was
sofort beschlossen wird.
Ein telegraphischer Gruß der in Fulda versammelten Bi-
schöfe an die Versammlung, von Erzbischof Paulus von Köln
unterzeichnet, wird verlesen und mit Acclamation ausgenommen.
Damit schließt die Sitzung um 12V2 Uhr.
(Forts, folgt.)
Die Fahnenweihe in Tauberbischofsheim.
Selten hat ein großartigeres Volksfest stattgefunden, als am
letzten Sonntag den 19. d. M.'s in der Hauptstadt des Tauber-
grundes, in dem so freundlich gelegenen Tauberbischofsheim: es
galt der Fahnenweihe des dortigen kräftig aufblühenden katholischen
Männervereines, der bereits nahezu 100 Mitglieder zählt, eine
Zahl, die in nächster Zeit sich ohne Zweifel noch bedeutend erhöhen
wird. Man durfte mit Recht auf eine rege Betheiligung von
Stadt und Land rechnen; daß diese aber eine so großartige wer-
den würde, wie es trotz regnerischer Witterung der Fall war,
hatte man kaum erwarten können. Als die Herren Lamey und
Bluntschli auf dem Marktplatze von Tauberbischofsheim eine Ver-
sammlung arrangiren wollten, da waren pomphafte Ankündigun-
gen in ellenlangen Lettern an der Spitze des Amtsblattes noth-
wendig, um die Aufmerksamkeit des Volkes zu erregen, und (Ein-
ladungen gingen nach allen Weltgegenden, um das Publicum, das
hier fehlte, von auswärts zu ersetzen, — zwei Locomotive schlepp-
ten die „weißen Strohhüte" herbei, während aus der nächsten Um-
gegend nur wenige Neugierige gekommen waren und die Bischofs-
heimer Bevölkerung sich „kühl brs an's Herz hinan" verhielt. Zu
der Versammlung am letzten Sonntag dagegen war nur eine be-
scheidene Einladung unter den Anzeigen des Pfälzer Boten ohne
alle Marktschreierei enthalten und schriftliche Einladungen waren
nur an drei oder vier Männer ergangen: der neugewählte Abge-
ordnete des Bezirks, Herr Dr. Vissing, hatte sein Publicum
nicht erst mitzubringen, — er kam allein am Vorabend des Festes
in Distelhausen an und da er in Heidelberg erfahren, daß ihm
bei seiner Ankunft eine festliche Ovation von Seiten der Bür-
ger jenes Dorfes gebracht werden solle, wählte er einen früheren
Zug als den ursprünglich angegebenen und traf über Gerlachsheim,
einem kleinen Umwege, unerwartet um diese Stunde in Distel-
hausen ein. Trotzdem aber ließen es sich die Bewohner oes reizend
an einem Hügel sich heraufzishenden großen Dorfes nicht nehmen,
am selben Abende noch ihrem Abgeordneten mit Musik und farbi
gen Laternen eine Freude zu bereiten. Aus dem Fenster des Pfarr-
hauses dankte der Gefeierte der versammelten Menge, worauf ein
weithin schallendes Hoch auf den Abgeordneten antwortete. Am
folgenden Morgen waren die Häuser rings um das Pfarrhaus
mit badischen Fahnen geschmückt.
Der Festtag selbst aber schien sich nicht gut anzulasten: schwere
Regenwolken und ein heftiger Wind drohten dem im Freien arran-
girten Feste einen fatalen Ausgang zu bereiten. Es waren näm-
lich der große Garten, das anstoßende, den Hügel herauf liegende
Feld und die gedeckten Räume der Sommerwirthschaft des Adlers
außerhalb der Stadt in nicht sehr weiter Entfernung von der
Tauberbrücke zum Festplatze ausersehen. Nach diesem Sammelplatz
strömten trotz starkem Regen die Vereine der Umgegend mit ihren
Fahnen und große Masten des Volkes von allen Richtungen her
zusammen. Von Distelhaussn her kam der Abgeordnete des Be-
zirks in einem mit Kränzen geschmückten Wagen auf dem Festplatze
an und wurde sofort mit einem dreimaligen Hoche begrüßt. Hier-
auf hielt Herr Caplan Berberich als Vorstand des jungen Ver-
eines eine begrüßende Ansprache an die Masten der erschienenen
Gäste, worauf der Festzug nach der Kirche in Tauberbischofsheim
sich in Bewegung setzte. Da hörte der Regen plötzlich auf und
das Fest konnte seinen ungestörten Verlauf nehmen. Unter den
Klängen zweier Mufikchöce erfolgte der Einzug in die reich mit
Fahnen gezierte Stadt: es betheiligten sich dabei die Vereine von
Tauberbischofsheim (Männer- und Gesellenverein), Königheim,
Werbach, Lauda, Hardheim, Gerchsheim, Hundheim und durch eine
zahlreiche Abordnung Würzburg, auch Freudenberg und Mergent
heim waren nicht unvertreten geblieben, — und an diese Vereine
schloß sich die große Maste von Bürgern und Bauern, die zur Be-
grüßung von Tauberbischofsheim's junger Fahne gekommen waren.
Hoffentlich haben wir bei dieser Aufzählung keinen Verein verges-
sen ; sollte dies aber gleichwohl der Fall sein, so wird die „Tauber"
ohne Zweifel die Güte haben, uns an unsre Gedächtnißschwäche zu
erinnern.
Es war ein imposanter Anblick, die zahllosen Schaaren unter
den Klängen der Musik und dem Flattern der Fahnen über die
Brücke, die eine so reizende Aussicht in das liebliche Tauberthal
gewährt, in endlosem Zuge in die Stadt nach der Kirche einziehen
zu sehen. In letzterer angekommen, hielt Herr Caplan Bunk-
hofer, ein als Kanzelredner hochgefeierter junger Geistlicher, die
vortreffliche Festpredigt und vollzog darauf die kirchliche Weihe der
Fahne. Nach diesem feierlichen Akte setzte sich der Zug wieder
unter den Klängen heiterer Märsche in Bewegung, — voraus
wehte die jetzt enthüllte Bischofsheimer Vereinssahne, die pracht-
volle Arbeit zweier Schwestern, der Fräulein Krebs in Unterbal-
bach, die auch die kostbare neue Kirchenfahne in Distelhausen ge-
arbeiteter haben und auf die daher die Devise ihre volle Anwen-
dung findet: „Ehre dem Ehre gebühret!"
Als der Zug auf dem Festplatzs wieder angelangt war, brachte
Herr Caplan Berberich in kernigen Worten einen Toast aus
auf den neug-wählten Abgeordneten für Tauberbischofsheim, wo-
rauf Dr. Bissing die reich verzierte und mit Fahnen geschmückte
Reduerbühne bestieg und einen einstündigen Vortrag über die der-
malige Lage der katholischen Kirche mit besonderer Rücksicht auf
Baden hielt und zum Schluffe seinen Dank für das glänzende
Wahlresultat aussprach, nachdem er sein Bedauern über das
maßlose Treiben einer verschwindenden Minorität geäußert
hatte. Sein Hoch, zu welchem er alle Gäste aufforderte, galt
dem Gedeihen und baldigen durchschlagenden Siege des
Männervereines in Bischofsheim, in welches Taufende voll
Begeisterung einstimmten. Tausende, sagen wir, denn von
allen Seiten wurde uns berichtet, daß während Bissing's Rede an
8,000 Menschen den Festplatz füllten, so daß wir nicht zu hoch
greifen, wenn wir deren nur 7,000 rechnen: es war die größte der
Versammlungen, die seit Jahr und Tag unsere Partei in diesem
Lande zu verzeichnen hat. sWir werden auf diese Rede im Aus-
zuge so weit möglich zurückkommsn, da der Sprecher keine vor-
herigen Aufzeichnungen zu machen pflegt. Die Redaktion.^
Nach Bissing's Rede folgten musikalische Productionen, worauf
Herr Löchert, Präses des katholischen Gesellenvereines in Würz-
burg, in gediegenen, allseits mit Beifall aufgenommenen Worten
den verkehrten gegenüber dem ächten Fortschritte kennzeichnete
und dabei namentlich auf das Handwerk Rücksicht nahm; endlich
sprach in begeisterter Rede Herr Maurermeister Dresch aus
Gerchsheim über das „non xo88uiau8" des hl. Vaters, worauf
die Anwesenden in ein stürmisches Hoch auf Pius IX. ausbrachen.
Ein weiteres mit Jubel aufgenommenes Hoch desselben Red-
ners galt dem ersten Führer der katholischen Volkspartei, dem Ab-
geordneten Lindau, der — obwohl eingeladen — wegen Ord-
nung seiner geschäftlichen Angelegenheiten vor Beginn des Land-
tages zum allgemeinen Bedauern dem Freudenfeste nicht hatte an-
wohnen können.
So brach der Abend herin, und die auswärtigen Vereine und
Volksmasten entfernten sich allmählig unter herzlichen Händedrücken
und unter Begleitung der Musik. Zuletzt brach der Bischofsheimer
Männer- und Gesellenverein unter dem Klange eines lustigen
Marsches nach der Stadt auf, wo auf dem Wege nach dem Vereins-
lokale Dr. Brssing ein kräftiges Hoch auf oie Stadt Tauber-
bischofsheim ausbrachte, das von den Fefttheilnehmern und der
zahlreich die Straßen füllenden Menge mit Begeisterung ausgenom-
men wurde. Alsdann begann das Bankett im Saale des kathol.
Männervereines, wo untermischt mit musikalischen Vorträgen Toast
auf Toast folgte; so auf unseren hochverehrten Herrn Weihbischof
Dr. Kübel, auf unseren Abgeordneten Dr. Vissing und auf dessen
Braut, auf Lindau, auf das katholische Casino in Heidelberg und
besten Vorstände, das Namens dieser von Dr. Bissing mit einem
zweiten Hoch auf den Bischofsheimer Verein erwiedert wurde, auf
einige Bürger von Bischofsheim, die sich große Verdienste um den
jungen Verein erworben hatten u. a. m. Spät erst verließen die
auswärtigen Gäste den Verein, und unserem Abgeordneten wurde
noch ein dreifaches Hoch nachgerufen, als er aus Tauberbischofs-
heim hinaussuhr nach dem freundlichen Distelhausen, aus welchem
Raketen aufstiegen, als der Wagen sich dem Dorfe näherte.
Allen Teilnehmern wie dem ganzen Taubergrunde wird die-
ses schöne, herzerhebende Fest in langer, freudiger Erinnerung blei-
ben, — es ist nie ein schöneres dort gefeiert worden. Kein Miß-
ron störte die allgemeine Festfreude und darüber waren Alle einig,
daß dieser Tag ein inniges Freundschaftsband geschlungen hat
zwischen dem Bürger der schönen Tauberstadt und dem Land-
mann der reizenden Hügelkette, die diesen gesegneten Landstrich
Badens wellenförmig durchzieht, ein Band, das zu stark sein wird,
als daß die Bosheit und Schmähsucht einer Handvoll Störenfriede
es zu zerreißen im Stande wäre._
SüddeutschLand.
H Mannheim, 20. Sept. Vorgestern wurde hier vor dem
Oberhofgericht das gegen die Areie Stimme und den Bad. Beob-
achter gefällte Erkenntniß wegen des bekannten Tornisterprocesses
dahin gemildert, daß der Redacteur des ersteren Blattes statt 8
Wochen 5 und der des Beobachters statt 5 Wochen 4 als Strafe
erhielt.
falls angenommen. Ein Antrag, mit kathol. Vereinen des Aus-
landes in Correspondenz zu treten, wird dem Central-Comitö zur
Erledigung überlasten.
Es wird mitgetheilt, daß Kreisgerichtsrath Baumstark aus
Constanz, der als Redner angemeldet war, nicht erscheinen werde,
da er Zweifel hege, ob er von der Regierung einen Urlaub er-
halten werde. Sein Name wird mit Beifall begrüßt. Benefici at
Hering aus Constanz schlägt vor, Hrn. Baumstark nochmals
telegraphisch um sein Erscheinen, wenn möglich, zu bitten, was
sofort beschlossen wird.
Ein telegraphischer Gruß der in Fulda versammelten Bi-
schöfe an die Versammlung, von Erzbischof Paulus von Köln
unterzeichnet, wird verlesen und mit Acclamation ausgenommen.
Damit schließt die Sitzung um 12V2 Uhr.
(Forts, folgt.)
Die Fahnenweihe in Tauberbischofsheim.
Selten hat ein großartigeres Volksfest stattgefunden, als am
letzten Sonntag den 19. d. M.'s in der Hauptstadt des Tauber-
grundes, in dem so freundlich gelegenen Tauberbischofsheim: es
galt der Fahnenweihe des dortigen kräftig aufblühenden katholischen
Männervereines, der bereits nahezu 100 Mitglieder zählt, eine
Zahl, die in nächster Zeit sich ohne Zweifel noch bedeutend erhöhen
wird. Man durfte mit Recht auf eine rege Betheiligung von
Stadt und Land rechnen; daß diese aber eine so großartige wer-
den würde, wie es trotz regnerischer Witterung der Fall war,
hatte man kaum erwarten können. Als die Herren Lamey und
Bluntschli auf dem Marktplatze von Tauberbischofsheim eine Ver-
sammlung arrangiren wollten, da waren pomphafte Ankündigun-
gen in ellenlangen Lettern an der Spitze des Amtsblattes noth-
wendig, um die Aufmerksamkeit des Volkes zu erregen, und (Ein-
ladungen gingen nach allen Weltgegenden, um das Publicum, das
hier fehlte, von auswärts zu ersetzen, — zwei Locomotive schlepp-
ten die „weißen Strohhüte" herbei, während aus der nächsten Um-
gegend nur wenige Neugierige gekommen waren und die Bischofs-
heimer Bevölkerung sich „kühl brs an's Herz hinan" verhielt. Zu
der Versammlung am letzten Sonntag dagegen war nur eine be-
scheidene Einladung unter den Anzeigen des Pfälzer Boten ohne
alle Marktschreierei enthalten und schriftliche Einladungen waren
nur an drei oder vier Männer ergangen: der neugewählte Abge-
ordnete des Bezirks, Herr Dr. Vissing, hatte sein Publicum
nicht erst mitzubringen, — er kam allein am Vorabend des Festes
in Distelhausen an und da er in Heidelberg erfahren, daß ihm
bei seiner Ankunft eine festliche Ovation von Seiten der Bür-
ger jenes Dorfes gebracht werden solle, wählte er einen früheren
Zug als den ursprünglich angegebenen und traf über Gerlachsheim,
einem kleinen Umwege, unerwartet um diese Stunde in Distel-
hausen ein. Trotzdem aber ließen es sich die Bewohner oes reizend
an einem Hügel sich heraufzishenden großen Dorfes nicht nehmen,
am selben Abende noch ihrem Abgeordneten mit Musik und farbi
gen Laternen eine Freude zu bereiten. Aus dem Fenster des Pfarr-
hauses dankte der Gefeierte der versammelten Menge, worauf ein
weithin schallendes Hoch auf den Abgeordneten antwortete. Am
folgenden Morgen waren die Häuser rings um das Pfarrhaus
mit badischen Fahnen geschmückt.
Der Festtag selbst aber schien sich nicht gut anzulasten: schwere
Regenwolken und ein heftiger Wind drohten dem im Freien arran-
girten Feste einen fatalen Ausgang zu bereiten. Es waren näm-
lich der große Garten, das anstoßende, den Hügel herauf liegende
Feld und die gedeckten Räume der Sommerwirthschaft des Adlers
außerhalb der Stadt in nicht sehr weiter Entfernung von der
Tauberbrücke zum Festplatze ausersehen. Nach diesem Sammelplatz
strömten trotz starkem Regen die Vereine der Umgegend mit ihren
Fahnen und große Masten des Volkes von allen Richtungen her
zusammen. Von Distelhaussn her kam der Abgeordnete des Be-
zirks in einem mit Kränzen geschmückten Wagen auf dem Festplatze
an und wurde sofort mit einem dreimaligen Hoche begrüßt. Hier-
auf hielt Herr Caplan Berberich als Vorstand des jungen Ver-
eines eine begrüßende Ansprache an die Masten der erschienenen
Gäste, worauf der Festzug nach der Kirche in Tauberbischofsheim
sich in Bewegung setzte. Da hörte der Regen plötzlich auf und
das Fest konnte seinen ungestörten Verlauf nehmen. Unter den
Klängen zweier Mufikchöce erfolgte der Einzug in die reich mit
Fahnen gezierte Stadt: es betheiligten sich dabei die Vereine von
Tauberbischofsheim (Männer- und Gesellenverein), Königheim,
Werbach, Lauda, Hardheim, Gerchsheim, Hundheim und durch eine
zahlreiche Abordnung Würzburg, auch Freudenberg und Mergent
heim waren nicht unvertreten geblieben, — und an diese Vereine
schloß sich die große Maste von Bürgern und Bauern, die zur Be-
grüßung von Tauberbischofsheim's junger Fahne gekommen waren.
Hoffentlich haben wir bei dieser Aufzählung keinen Verein verges-
sen ; sollte dies aber gleichwohl der Fall sein, so wird die „Tauber"
ohne Zweifel die Güte haben, uns an unsre Gedächtnißschwäche zu
erinnern.
Es war ein imposanter Anblick, die zahllosen Schaaren unter
den Klängen der Musik und dem Flattern der Fahnen über die
Brücke, die eine so reizende Aussicht in das liebliche Tauberthal
gewährt, in endlosem Zuge in die Stadt nach der Kirche einziehen
zu sehen. In letzterer angekommen, hielt Herr Caplan Bunk-
hofer, ein als Kanzelredner hochgefeierter junger Geistlicher, die
vortreffliche Festpredigt und vollzog darauf die kirchliche Weihe der
Fahne. Nach diesem feierlichen Akte setzte sich der Zug wieder
unter den Klängen heiterer Märsche in Bewegung, — voraus
wehte die jetzt enthüllte Bischofsheimer Vereinssahne, die pracht-
volle Arbeit zweier Schwestern, der Fräulein Krebs in Unterbal-
bach, die auch die kostbare neue Kirchenfahne in Distelhausen ge-
arbeiteter haben und auf die daher die Devise ihre volle Anwen-
dung findet: „Ehre dem Ehre gebühret!"
Als der Zug auf dem Festplatzs wieder angelangt war, brachte
Herr Caplan Berberich in kernigen Worten einen Toast aus
auf den neug-wählten Abgeordneten für Tauberbischofsheim, wo-
rauf Dr. Bissing die reich verzierte und mit Fahnen geschmückte
Reduerbühne bestieg und einen einstündigen Vortrag über die der-
malige Lage der katholischen Kirche mit besonderer Rücksicht auf
Baden hielt und zum Schluffe seinen Dank für das glänzende
Wahlresultat aussprach, nachdem er sein Bedauern über das
maßlose Treiben einer verschwindenden Minorität geäußert
hatte. Sein Hoch, zu welchem er alle Gäste aufforderte, galt
dem Gedeihen und baldigen durchschlagenden Siege des
Männervereines in Bischofsheim, in welches Taufende voll
Begeisterung einstimmten. Tausende, sagen wir, denn von
allen Seiten wurde uns berichtet, daß während Bissing's Rede an
8,000 Menschen den Festplatz füllten, so daß wir nicht zu hoch
greifen, wenn wir deren nur 7,000 rechnen: es war die größte der
Versammlungen, die seit Jahr und Tag unsere Partei in diesem
Lande zu verzeichnen hat. sWir werden auf diese Rede im Aus-
zuge so weit möglich zurückkommsn, da der Sprecher keine vor-
herigen Aufzeichnungen zu machen pflegt. Die Redaktion.^
Nach Bissing's Rede folgten musikalische Productionen, worauf
Herr Löchert, Präses des katholischen Gesellenvereines in Würz-
burg, in gediegenen, allseits mit Beifall aufgenommenen Worten
den verkehrten gegenüber dem ächten Fortschritte kennzeichnete
und dabei namentlich auf das Handwerk Rücksicht nahm; endlich
sprach in begeisterter Rede Herr Maurermeister Dresch aus
Gerchsheim über das „non xo88uiau8" des hl. Vaters, worauf
die Anwesenden in ein stürmisches Hoch auf Pius IX. ausbrachen.
Ein weiteres mit Jubel aufgenommenes Hoch desselben Red-
ners galt dem ersten Führer der katholischen Volkspartei, dem Ab-
geordneten Lindau, der — obwohl eingeladen — wegen Ord-
nung seiner geschäftlichen Angelegenheiten vor Beginn des Land-
tages zum allgemeinen Bedauern dem Freudenfeste nicht hatte an-
wohnen können.
So brach der Abend herin, und die auswärtigen Vereine und
Volksmasten entfernten sich allmählig unter herzlichen Händedrücken
und unter Begleitung der Musik. Zuletzt brach der Bischofsheimer
Männer- und Gesellenverein unter dem Klange eines lustigen
Marsches nach der Stadt auf, wo auf dem Wege nach dem Vereins-
lokale Dr. Brssing ein kräftiges Hoch auf oie Stadt Tauber-
bischofsheim ausbrachte, das von den Fefttheilnehmern und der
zahlreich die Straßen füllenden Menge mit Begeisterung ausgenom-
men wurde. Alsdann begann das Bankett im Saale des kathol.
Männervereines, wo untermischt mit musikalischen Vorträgen Toast
auf Toast folgte; so auf unseren hochverehrten Herrn Weihbischof
Dr. Kübel, auf unseren Abgeordneten Dr. Vissing und auf dessen
Braut, auf Lindau, auf das katholische Casino in Heidelberg und
besten Vorstände, das Namens dieser von Dr. Bissing mit einem
zweiten Hoch auf den Bischofsheimer Verein erwiedert wurde, auf
einige Bürger von Bischofsheim, die sich große Verdienste um den
jungen Verein erworben hatten u. a. m. Spät erst verließen die
auswärtigen Gäste den Verein, und unserem Abgeordneten wurde
noch ein dreifaches Hoch nachgerufen, als er aus Tauberbischofs-
heim hinaussuhr nach dem freundlichen Distelhausen, aus welchem
Raketen aufstiegen, als der Wagen sich dem Dorfe näherte.
Allen Teilnehmern wie dem ganzen Taubergrunde wird die-
ses schöne, herzerhebende Fest in langer, freudiger Erinnerung blei-
ben, — es ist nie ein schöneres dort gefeiert worden. Kein Miß-
ron störte die allgemeine Festfreude und darüber waren Alle einig,
daß dieser Tag ein inniges Freundschaftsband geschlungen hat
zwischen dem Bürger der schönen Tauberstadt und dem Land-
mann der reizenden Hügelkette, die diesen gesegneten Landstrich
Badens wellenförmig durchzieht, ein Band, das zu stark sein wird,
als daß die Bosheit und Schmähsucht einer Handvoll Störenfriede
es zu zerreißen im Stande wäre._
SüddeutschLand.
H Mannheim, 20. Sept. Vorgestern wurde hier vor dem
Oberhofgericht das gegen die Areie Stimme und den Bad. Beob-
achter gefällte Erkenntniß wegen des bekannten Tornisterprocesses
dahin gemildert, daß der Redacteur des ersteren Blattes statt 8
Wochen 5 und der des Beobachters statt 5 Wochen 4 als Strafe
erhielt.