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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1874

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Januar (No. 1 - 14)
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https://doi.org/10.11588/diglit.33305#0008

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^ cipio in Mannheim (Schwetzingen), Dr. Blum in Heidel-
berg, Dr. Grimm in Mannheim, Dr. Herth in Heidelberg.
Die Clericalen haben für jeden Bezirk einen bestimmten
Namen ausgegeben, darunter vier G^istlichff Auch die so-
ziale Partei rührt sich zum Erstenmal, und es wird speziell
für Pforzheim Jacobi in Königsberg genannt, in zwei an-
deren Wahlkreisen Arbeiter. Statt Kölle, welcher, wie man
mit Bestimmtheit hört, nicht annehmen will, wird in diesen
Tagen die definitive Aufstellung eines anderweiten Kan-
didaten erfolgen.
Karlsruhe, 29. Dec. Der soeben aus dem Staats-
dienst getretene Ministerialrath Maurer übernimmt das
Amt eines Directors des neu errichteten großen Salzwerkes
zu Wyhlen bei Rheinfelden.
Berlin, 30. Dec. Der „Augsb. Allg. Ztg." wird
von hier geschrieben: „Personen, welche den Regierungs-
kreisen nahe stehen, wollen wissen, daß die vorgestern zwi-
schen dem Kaiser, dessen Bruder, dem Prinzen Karl, dem
Kronprinzen und dem Reichskanzler, Fürsten Bismarck, ge-
pflogene längere Unterredung in der That der Frage wegen
der vorübergehenden Uebertragung der Regierungsgeschäfte
auf den Thronfolger gewidmet gewesen sei, daß man sich
aber noch nicht von der Nothwendigkeit eines solchen Pro-
visoriums habe überzeugen können.
Aus Stadt und Land.
* Schwetzingen, 2. Jan. Bei der am 5. Januar
Vormittags 9 Uhr, beginnenden Bezirksrathssitzung
kommen folgende Fälle zur Verhandlung: I. Verwaltungs-
streitsachen: In Sachen der Fabrikanten Piazolo und Jck-
rath von Hockenheim, Kläger, gegen die Gemeinde daselbst,
Beklagte, Festsetzung des Steuerbetrags aus dem Betriebs-
kapital und dem Steuerkapital der Fabrikgebäude betr. II.
Verwaltungssachen in öffentlicher Sitzung: 1) Gesuch des
Anton Hug in Schwetzingen um Erlaubniß zum Betrieb
der von ihm käuflich erworbenen Realwirthschaft „zur neuen
Pfalz". 2) Bitte des pensiouirten Elsenbahuwarts Sebastian
Klein von Plankstadt um Ertheilung der Concession zum
Betrieb einer Schankwirthschaft mit Bramttweinausschank.
3) Gesuch des Peter Bratneck von Neckarau um Concession
zum Branntweinverkauf im Kleinen.
* Schwetzingen, 31. Dec. Das Amtsblatt der deut-
schen Reichspystverwaltung bringt in einer der letzten Num-
mern die Bestimmung, daß die bereis bekannten Postpacket-
adressen vom 1. Januar 1874 allgemein zur Anwendung
kommen sollen und unbedingt jeder Packetsendung, ob mit
oder ohne Werthdeclaration beigegeben werden müssen. Die
Rückseite des Formulars enthält die Anweisung zur Be-
nützung desselben und muß genau beachtet werden. Auch
als Packetsignatur läßt sich Formular zweckmäßig benützen.
Ein Siegelabdruck ist aus den neuen Postpacketadressen nicht
mehr nöthig. Der neue Packet-Porto-Tanf tritt vom 1.
Januar ab gleichfalls in Kraft. Durch die Einfachheit der
Taxsätze wird es dem Publikum möglich, die Frankirung
der Sendungen durch Benützung von Freimarken selbst zu
besorgen, überhaupt ist die Frankirung zu empfehlen, da
für unfrankirte Sendungnn ein Porto-Zuschlag von 1 Gr.
eintritt. Tax-Tabellen sind bei allen Postanstalten binnen
Kurzem käuflich.
* Schwetzingen, 1. Januar. Indem wir unfern
Lesern ein glückliches neues Jahr wünschen, freut es uns,
konstatiren zu können, daß die Neujahrsfröhlichkeit der ver-
flossenen Nacht mit geringer Ausnahme so ziemlich in den
Schranken der Ordnung geblieben ist. Nur einen Fall
haben wir zu erwähnen, daß nämlich ein junger Bursche
im Neujahr-Anschießen seine Praxis dadurch bewies, daß er
sich einen Finger wegschoß.
— lieber den Verlaus der Neujahrsnacht in den umliegen-
den Ortschaften können wir leider nicht gerade Gutes be-
richten. In Plankstadt wurde in besagter Nacht ein
Gemeinderathsmitglied, welcher mit der Nachtwache die
Runde machte, von einem Arretirten in die Hand gestochen

und bedeutend verletzt; in Fri e d r i ch s f e ld schoß sich
Einer vor lauter Neujahrsfreude drei Finger ab und in
Oftersheim soll mit Backsteinen nach dem Polizei-
personal geworfen worden sein. Im übrigen verlief alles
seinen ordentlichen Gang.
* Schwetzingen, 1. Jan. Gestern feierte der hiesige
Arbeiter-Kranken-Untcrstützungs-Verein mit der Sylvester-
Nacht zugleich sein erstes Stiftungsfest. Nachdem der Präsi-
dent, Herr Karrer, die Versammelten Festgäste mit einer
Festrede begrüßt, betraten noch einige Vorstandsmitglieder
die Rednerbühne und ergingen sich in kürzern und klaren
Worten über Anfang, Zweck und Grundlage des Vereins,
sowie über dessen jetzigen günstigen Stand rc., auf welche
sodann durch von allen Seiten ausgebrachte Toaste dem
jungen Verein eine fernere gedeihliche Entwicklung gewünscht
wurde. Die Festlichkeit war aus allen Ständen sehr besucht.
Ungezwungenes fröhliches Wesen herrschte allenthalben, ohne
auch nur im geringsten die Schrankender Ordnung zu über-
treten. Erst in später Nachtstunde trennte man sich in dem
Bewußtsein, einen recht vergnügten Abend verlebt zu haben.
Ehre diesem Arbeiter-Verein, der sich nicht durch die social-
demokratischen Umtriebe aus den Schranken der Ordnung
und des Anstandes verlocken läßt! —
* Schwetzingen, 2 Jan. Verflossene Woche trieb
sich ein sehr gewichster Industrie - Ritter in hiesiger Stadt
herum, welcher allem Anschein nach einen großartigen Schwin-
delplan zur Ausführung bringen wollte. Derselbe, ein an-
ständig, gekleideter Mann, gab sich nämlich für einen Sohn
aus dem bekannten Hopfenhandlungshause Dessauer in
Bamberg aus, kaufte bei verschiedenen Hopfenproduzenten
bedeutende Quantitäten Hopfen zu hohen Preisen und ließ
sich zu diesem Zwecke noch von angesehenen hiesigen Platz-
Händlern begleiten. Doch zum Glücke wurde dessen ganzer
Plan noch rechtzeitig vereitelt und so die hiesigen Geschäfts-
leute vor beträchtlichem Schaden bewahrt. Als derselbe im
„Pfälzer Hof," wo er sein Restaurationsquartier hielt, be-
zahlen sollte, schützte er vor, er wolle auf dem Bahnhofe
einen Fünfhundertthalerschein wechseln lassen, und bewerk-
stelligte sodann, nachdem er bemerkt, daß man seinem Ge-
bühren mißtraue und ein wachsames Auge auf ihn richte,
seine Flucht. Die Geusdarmerie verfolgte denselben bis
Hockenheim und ist nur zu bedauern, daß derselbe in dem
Augenblicke abermals entwischte, als die Wächter des Ge-
setzes Anstalt machten, ihn festzunehmen.
-v- WHilippsvurg, 31. Dec. Gestern ereignete sich
in der Zuckerfabrik Waghäusel ein bedauerlicher Unglücks-
fall. Nachmittags halb 4 Uhr stürzte nemlich der Techniker
Giwactocki in eine heiße Syrupp-Grube, wodurch der-
selbe so schwere Brandwunden erlitt, daß heute Abend 10
Uhr der Tod erfolgte.
Mannheim, 30 Dez. Noch vor Jahresschluß konnte
die vor 8 Monaten begonnene Hartgummi Fabrik
am Bahnhof Neckarau, welche von einer hiesiegen Aktien-
gesellschaft errichtet wurde, in Betrieb gesetzt worden, in-
dem nach einer gestern vorgenommenen und befriedigenden
Probe der Einrichtungen heute die Fabrik ihre Arbeiten
begonnen hat. Gleichzeitig ist auch die Chemische Fabrik
Rheinau, südlich vom Relaishaus an der Rbeinbahn
gelegen, nahezu fertig gestellt; ein Fabrikationszweig ist so-
gar bereits seit einiger Zeit im Gange. Wie das „Journal"
vernimmt, soll außer der bereits für Rheinau errichteten
Güterstation auch eine Post und Telegraphenstation und
mit Beginn des Sommer-Fahrplans eine Poststation einge-
richtet werden, die außer ihrem geschäftlichen Zwecke wohl
auch für Waldspaziergänger unserer städtischen Bevölkerung
benützt werden könnte.

B erwischtes.
Landau, 27 Dez. In der Christnacht versuchte
ein hiesiger Handlungsgehilfe, Namens Benjamin Hechtler
von Feschbach im Scharzwalde, der sich im Geschäfte einen
Gegenstand von geringem Werthe, unrechtmäßiger Weise an-
geeignet hatte, seinem Leben dadurch ein Ende zu machen I

daß er sich weit oberhalb des Bahnhofs beim Herannahen
des Zuges über die Schienen legte. Mit schweren Verletz-
ungen am Kopf und zerquetschtem rechten Fuß wurde der-
selbe ins Spital gebracht. Wie wir hören, wird derselbe
mit dem Leben davon kommen, aber den vorder» Theil
des Fußes verlieren.
Stettin, 29. Dec. Der Mangel an Sch-idemünze
Hai die Herren Schultz und Lübckc dahier veranlaßt, sich
3-Pfennigstücke in Messing anfertigen zu lassen (vorläufig
in dem Quantum von einem Zentner), welche bereits cour-
siren. Auf der Münze steht: „Giltig 3 Pfennige, aus
Mangel an Scheidemünzen", Revers: „Schultz und Lübcke,
Sieltin, Frauenstr 37." Die Unkosten sollen über 50 Proc.
mehr betragen, als der nominelle Werth.
— Der Deutsche Botschafter in Paris hat bei
Mac Mahon in aller Form Beschwerde geführt: 1) über
die gegen Deutschland aufreizenden offenen Hirtenbriefe der
Bischöfe und 2) über die vertrauliche Aufreizung der deut-
schen Bischöfe. Der Berechtigung dieser Beschwerde konnte
sich Mac Mahon so wenig entziehen, daß seine Regierung
im Moniteur sofort erklärte, sie habe die bischöflichen Hirten-
briefe mit lebhaftem Bedauern gesehen, die Geistlichkeit möge
sich einer Polemik enchalten, welche diplomatische Verwicklungen
herbeiführe, dem Patriotismus der Geistlichkeit zolle sie volle
Anerkennung.

Eingesandt.
* Schwetzingen„2 Januar. Wie wir aus der
vorletzten Nummer dieses Blattes ersehen, hatte ein
Korrespondent es freundlichst unternommen, den reichhaltigen
Vortrag des Herrn Prof. Dr. Pagenstecher „über Schnaken"
in hübsch gedrängter Form auch denen zugänglich zu machen,
die nicht die Gelegenheit hatten, denselben in seiner ganzen
Vollkommenheit und lebendigen Sprache selbst zu hören.
Es ist nicht meine Absicht, diesen in jeder Hinsicht so aus-
gezeichneten Vortrag nochmals zum Gegenstand einer Be-
trachtung zu machen , sondern will denselben nur dazu
benützen, eine Frage zu berühren, die zu erörtern der rich-
tige Augenblick jetzt zu sein scheint. Es ist gewiß sehr be-
achtenswertst, wenn ein Professor der Universität Heidelberg
auf freundliches Ansuchen des gemeinnützigen Vereins hier-
her kommt, und in unserem Interesse sein reiches Wissen
in Form einer angenehmen Unterhaltung zum Vortrag
bringt. Wir können diesem Manne für diese außerordent-
liche Freundlichkeit nicht genug danken, und hat es auch in
dieser Erkenntniß derselbe Verein übernommen, Herrn Dr.
Pagenstecher unser Aller Dank durch Ernennung desselben zum
Ehrenmitgliede des Vereins auszusprechen. Nun liegt es
aber auch an uns, diesem Vereine, der so hervorragende Persön-
lichkeiten zu Mitgliedern zählt, und der sich durch Anregung und
Ausführung vorliegender als vieler anderer Ideen so viele
Verdienste um unsere Stadt erworben hat, daß wir diesem
Vereine beitreten und durch freiwillige Gaben, noch mehr
aber durch rege Theilnahme an dessen Versammlungen
es dem Vorstande möglich machen, daß er die Hobe Auf-
gabe , die er sich gesetzt, auch fernerhin zur Ausführung
bringen kann. Es verdient dieser Verein unsere Theilnahme
um so mehr, da er unermüdlich daran arbeitet,
Alles aufznsuchen und zu fördern, was unserer Stadt
zur Wohlfahrt, 'Annehmlichkeit und Ehre gereicht, so
daß er dieser edeln Tendenz und seiner großen Rührigkeit
wegen weit über die Grenzmarken unserer Stadt b.kannt
ist, was fast alle Blätter unseres Landes bekunden und die
Nachahmung in vielen Slädten auf's Beste bestätigt. Nun
hält, so viel mir bekannt, dieser Verein nächstens wieder
eine Generalversammlung, in welcher hauptsächlich die Er-
fahrungen aus oben erwähntem Vortrage besprochen werden
sollen, auf welche Weise nämlich dieselben am praktischsten
zu verwerthen sind. Es ist deßhalb sehr zu wünschen, daß
auch diese Versammlung recht lebhafte Betheilignng finden
möge, was für Herrn Dr. Pagenstccher gewiß der schönste
Beweis unserer Dankbarkeit sein wird. r.

Amtliche Bekamrtmachmrgen uns Mrivamuzergen.

Dünger-
Versteigerung.
Samstag, 3. Januar 1874,
Vormittags 9 Uhr,
wird das Düngerergebniß aus den Abtritt-
senkgruben der K a s e r n e n für das 1.
Halbjahr 1874 auf dem diesseitigen Dienst-
zimmer öffentlich versteigert.
Schwetzingen, 30. Dezember 1873.
Kgl Garrnfonverwaltuirg.
Versteigerung.
Unterzeichneter läßt am
Montag, den 5. Januar 1874,
Morgens 9 Uhr,
in seiner Behausung
1 großtragende Arbeits-Kuh,
1 Rind, 1 Wagen, 1 Pfnhlfaß,
__ 1 Pflug und sonstige verschiedene
Ackergeräthe gegen Baarzahiung öffentlich
versteigern.
Schwetzingen, 28. Dezember 1873.
Burkhardt Wöllner,
neben Kaufmann Bräuninger.


Bekanntmachung.
Die Beurkundungen des bürger-
lichen Standes und die Förmlich-
keiten bei Schließung der Ehen betr.
Gemäß Z 2 des Gesetzes vom 21. Dezember 1869 und M 3 und 4
der Vollzugsverordnung vom 5. Januar 1370 wird hiermit
Herr Oberlehrer Franz Rechter dahier
als Stellvertreter des Rathschreibers Pitsch hier, in Verhinderungs-Jällen
des Letzteren, bei Beurkundungen des bürgerlichen Standes und Schließung
der Ehen ernannt, was zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird.
Schwetzingen, den 1. Januar 1874.
Der Standes-Beamte der Stadt-Hemeinde Schwetzingen:
. _ Heinrich Wittmann, Bürgermeister.
Pferde-ünger Versteigermrgl
Samstag, den 3. Januar 1874,
Vormittags S Uhr,
wird das Düngerergebniß ans dem Marstalle für den Monat Januar 1874
auf dem Dienstzimmer der Königlichen Garnison-Verwaltung dahier öffentlich
versteigert.
Schwetzingen, den 30. Dezember 1873.

Gottesdienst
der Gvanget. Hemeinschtttl
Mittwoch, den 7. Januar,
Abends 8 Uhr.
I. Knapp, Prediger.

Bekanntmachung.
76. Kerz. Mraunschw. Landes-
lotterie.
41,000 Gewinne und 1 Prämie im Gesammt-
werth von S SLUIlvirvi» 891,000 L^-rrl«!-
werden vertonst während kaum fünf Monaten, wo-
runter Hauptpreise von laut Plan 150,000
Thaler, im glücklichen Falle, 100,000, 50,000,
25,000, 20,000 u s. f.
Ziehung 1. Masse
am 22. <L 23. Januar.
Amtliche Pläne und amtliche Liste
gratis, pünktlich zu jeder Ziehung, sowie amtliche
Hriginal-Loasc. — Gewinn-Gelder werden rasch
und ohne Anstand versandt. Ganze Loose zur
I. Classe für 4 HHaler, halbe für 2 Thaler, vier-
tel sür 1 Hyaker sind gegen Postvorschuß oder
Posteinzahlung zu haben bei dem Hauptcollecteur
§ 1647 Zleuer Wall 48, Kamvurg.
 
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