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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1874

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April (No. 39 - 51)
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https://doi.org/10.11588/diglit.33305#0196

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einer seiner Begleiter das Pferd zur Ccirnsre aupeitschte.
den an seinem Kopfe stehenden andern Gensdarmen über den
Hausen suhr nnd der französischen Grenze zueilte. Haupt-
sächlich dieser Borfall ist eS, welcher den Regicrungsrath zu
der kürzlich gemeldeten Verstärkung der Gendarmerie im Jura
bestimmt hat. (K. Ztg.)
Italien. Die Mailänder Zeitung „Secolo" meldet,
dag der König Victor Emanuel von Italien der Krone
müde sei und den Thron seinem Sohne überlassen möchte.
Der König hat — dem Mailänder Blatte zufolge — nach
Neapel di; Großen seines Reiches berufen, um ihnen seinen
Plan auseinander zu setzen. Auch Prinz Umberto soll sich
bei der Zusummenkunst eingefunden haben. Der Zustand
Italiens, heißt es, habe der König gesagt, erfordere ein
neues , jugendliches Element an der Sp tze des Staates,
„und ich bin bereit, diese Mission meinem Sohne zu über-
geben." „Wir", habe er hinzugefügt, „sind Leute, die
nicht gemacht sind zu der neuen und schwierigen Aufgabe,
die vor Italien liegt; wir gehören einer Epoche an, welche
ihre Lorbeeren gepflückt hat unü nun im Vergehen ist. Bei
der neuen historischen Phase (Gestaltung) die herannaht,
sind wir wie Fische auf dem Trockenen; die Vorurthule,
die persönlichen Antipathien, die Ideen selbst, welche uns
umgeben, würden uns am Athmen verhindern. Es ist also
besser, die Jugend eintreten zu lassen. Ich, meinerseits,
bereite mich, ein Beispiel zu geben, das mir der Nachah-
mung würdig scheint, und ich werde froh sein, wenn Viele
ihm folgen (!), denn ich bin überzeugt, daß mein Nachfol-
ger sich mit neuen Leuten zu umgeben hat, die fähig sind,
das schwierige Problem der Verwaltung mit neuen Kräften
zu lösen." Diese letzten Worte sollen Minghetü besonders
erschreckt haben, und er, der gewiß keine Lust verspürt, von
seinem Ministerposten abzudanken, soll den König beschworen
haben, seinen Vorsatz aufzugeben. — Selbstverständlich bleibt
es Jedermann überlassen, dem „Secolo" Glauben zu schen-
ken oder nicht.
— Ein Privatbrief entwirft ein überaus trauriges Bild
von den Sicherheitszuständen in Sizilien. Es komme
täglich vor, daß in den Gehöften acht oder zehn Leute er-
scheinen und in aller Artigkeit, aber Gewehr und Messer in
in der Hand, nicht blos reichlich Essen, und Trinken, sondern
auch Nachtquartier fordern, und man müsse noch Gott danken,
wenn sie bei ihrem Abzüge nicht ein Glied der Familie mit-
schleppen, um es erst gegen hohes Lösegeld wieder sreizugeben.
Wo de Janeiro, 20. April. Da der Bischof von
Olinda gegen das auf 4 Jahre Zuchthaus lautende Urtheil
keine Berufung eingelegt hatte und der oberste Gerichtshof
dasselbe am 11. v. M. bestätigte, so wurde der Vollstreckungs-
befehl am letztgenannten Tage erlassen. Sofort aber machte
der Kaiser von seinem Milderungsrechte Gebrauch und ver-
wandelte die Zuchthausstrafe in einfache Haft, indem er dem
Bischof die Festung Santa Eruz im Hafen von Rio als
Aufenthaltsort nnwies. Dort soll er mit aller Rücksicht be-
handelt werden, nur daß er das Fort nicht verlassen darf.
Es muß dem Verurtheilten sehr erwünscht gewesen sein, daß
die Umwandlung der Strafe unverzüglich erfolgte, denn
andernfalls hätte er sich dem bei Zuchthausiusassen vorge-
schriebenen Scheerungsprocesse unterwerfen müssen, und wie
ein brasilianisches Blatt bemerkt, „den prächtigen Bart ver-
loren, der sein hübsches nnd munteres Gesicht ziert". Vor-
läufig befindet sich der Bischof, bis seine Wohnung in
Santa Cruz eingerichtet sein wird, in der Festung S. Joao.
Daß die Vorgänge eine besondere Aufregung im Volke
hervorgerufen hätten, wird nicht bemerkt. — Der neue
Zolltarif wird ani 1. Juli in Kraft treten.

L o c a t e s.
* Schwetzingen, 24. April. Die „Karlsr. Zeitung"
schreibt: Vom Rhein, 17. April. Bekanntlich giebt man
sich in Schwetzingen schon seit längerer Zeit Mühe, jenes
durch seine ausgedehnte und lukrative Spargelkultur be-
rühmte Städtchen zu einem eigentlichen Spargelkultur-Ort
zu gestatten. Die Bemühungen, rcnommirte Aerzte an
größeren Heilanstalten zur Vornahme entscheidender Versuche
über die Art der Wirkung der Spargelkeime auf den mensch-
lichen Organismus und über ihre Heilkraft bei gewissen pa-
thologischen Zuständen zu bestimmen, sind bis jetzt, so viel
bekannt geworden, mißlungen. Es mag daher nicht ohne
Interesse sein, über ein Experiment Näheres zu erfahren,
welches vr. Hitger in Erlangen an sich selbst angestcllt
hat, um über die Art der Zersetzung, welche der wesentliche
chemische Spargelbestandlheil, das durch starken Stickstoff-
gehalt ausgezeichnete, den sogenannten Proteinkörpern nahe
stehende Asparagin im Körper erfährt, Aufklärung zu er-
halten. Zu dem Zwecke ernährte er sich während dreier
Tage ausschließlich von Spargeln und etwas Brod. Die
Untersuchung, welche mit dem während dieser Versuchszeit
abgeschiedenen flüssigen Sekret vorgenommen wurde, ergab,
daß sich dessen Ammoniakgehalt auf das Dreifache der nor-
malen Menge erhöht hatte. Gleichzeitig wurde darin eine
erhebliche Quantität Bernsteinsäure neben etwas Hippursäure
und Benzonsäure nachgewiesen. Man darf also annehmen,
daß das Asparagin im Organismus in Bernsteinsäure und
Ammoniak gespalten wird, was auch aus theoretischen Grün-
den nahe liegt und eben den Beweis liefert, daß man es
in dem Asparagin, also auch in den Spargeln mit einem
Genußmittel von nicht zu unterschätzender philologischer
Bedeutung zu thun hat. Die eben beschriebenen Resultate
sind von Hrn. vr. Hilgcr vor wenigen Wochen in den
Annalen der Chemie pnblicirt worden.
-Heidelberg, 21. April. Der hier erscheinende „Pfälz.
Bote" schreibt: „Heute Nachmittag wurde die Redaction
dieses Blattes ^ durch den Besuch des Großh. Oberamts-
richters Hrn. Süpfle in Begleitung von Polizeimannschast

und Aciuar überrascht. Er galt der Nachforschung nach
dem Manuscript des Artik.ls in Nr. 45 des „Pfälzer
Boten" vom laufenden Jahr, übeischrieben : „Reichsfeindlich
und sein Gegensatz", in welchem die Staatsanwaltschaft
eine Beleidigung des Landesherrn glaubt entdeckt zu haben.
— Das Gesuchte wurde nicht gefunden "
Ans Waden, 22. April. Der Kaplan zu Ost er-
borgen ist der Beleidigung S. G. H. des Prinzen Wil-
helm angeklagt. Die Untersuchung ist im Gange.

Aus Ruh und Fern.
* (Aus Kaiser Wilhclm ' s Schublade.)
In der Schublade eines Bureaus, welches im Schlafzimmer
des Präfecturgebäudes stand, das Kaiser Wilhelm zu Ver-
sailles während der letzten Belagerung von Paris bewohnte,
wurde nach dem Friedensschluß ein interessanter Fund ge-
macht, nämlich Briefe mit Randbemerkungen des Kaisers,
welche dessen intimste Gedanken verrathen. Dieselben finden
sich niedergelegt in einem in Paris erschienenen Werke:
„Vsrsuikkss goonclanb 1'oaeupu.tivu" von E. Delcrot. Man
hielt diese Mittheiluugen, schreibt der „D. R. Sp.", wie so
vieles' Aehnliche für eine Erfindung und erwähnte des Werkes
in Gegenwart des Kaisers, in der Erwartung, derselbe werde
die Falschheit bestätigen. Aber der Kaiser äußerte: „Also
man hat sie gefunden ? Ich habe sie absichtlich so hingelegt,
daß man sie finden konnte!" Diese Aeußerung des Kaisers
macht das erwähnte Buch zu einem interessanten historischen
Document, das der Beachtung werth ist. Der glückliche
Fund bestand in ungefähr 60 Briefen, sämmtlich an den
König und später an den Kaiser persönlich adressirt, und ge-
wissenhaft durch die Post in seine Hände gelangt. Mit
Ausnahme eines einzigen in deutscher Sprache geshriebenen,
waren sie sämmtlich französisch und enthielten die heftigsten
Verwünschungen gegen die preußische Armee und ihren König,
' so heftig, daß man sich kaum einen Begriff davon machen
kann. Sie waren aus allen Himmelsgegenden zusammenge-
strömt ; aus Paris, aus Metz, Nancy, Valenciennes, Straß-
burg, Algier, Italien, aus der Schweiz, Holland, England
u. s. w. Die meisten ohne Unterschrift, einige sogar mit
satyrischen und drohenden Illustrationen. Im Allgemeinen
sind sie äußerst unbedeutend in ihren Gedanken, ihrem Styl,
selbst in ihrer Orthographie. Das Buch gibt einige dieser
Briefe im Auszug, und zugleich die Randbemerkungen des
Königs dazu. Ein Protestant aus der Franche Comts macht
dem Könige unter dem 25. December 1870 Vorwürfe, daß
er den Krieg auch noch nach Sedan fortgeführt, weil der
Sohn des Briefstellers dadurch habe auf dem Schlachtfelde
fallen müssen. Noch sei es Zeit, Friede zu machen, aber
man sage, der König könne die Republik nicht leiden, und
wolle sie vernichten. „Mögen Sie meinen Brief lesen oder
nicht, Sire, so habe ich doch meiiic Pflicht gethan." Am
Rinde steht mit Bleistift von der Hand des Königs: „liist-
66-griö Is Aorrverrrsrrrsut cts In äst'siiss ein 4 ^sptsirrlars
er äsmuaäs äs lair Irr parx? ^rr oontruirs, il -r äskmts
par äsokursr irr äsksnss ü ontruuss Os n'stkrit ckorrs
poirrt u, ln ?ruWs äs äsmomäsr la. pnrx! ü prii äono ln
kruts ,gns ko, Zusrrs, eorrtruua. ?" (Hat die Regierung der
Vertheidigung vom 4. September verlangt, Frieden zu schlie-
ßen ? Im Gcgentbeil, ihr erster Akt war, die Vertheidigung
bis aufs Messer zu erklären. Es war also keineswegs Sache
Preußens, den Frieden zu verlangen. An wem also lag
die Schuld, daß der Krieg fortcaucrte?) — Ein anderer
Brief beschwört den König ebenfalls, sobald als möglich
Friede zu machen. Folgende Bemerkung am Rande antwor-
tet dem Wunsche: „Oonrns su ina.riu.AS il kaut äsux, äs
nrsins pour couelurs uns paix, il kaut äsux! ökoi, js
suis I'uu, oü sst l'autrs ?" (Wie zum Heiratheu Zwei
gehören, ebenso sind Zwei nöthig, um Frieden zu schließen.
Ich bin der Eine, wo ist der Andere?) — Ein, wie es
scheint, leidenschaftlicher Republikaner wirft dem Könige vor,
daß ihm die republikanische Regierung verhaßt sei. Hierüber
lautet die Randbemerkung: „H nr'sst tont a tait sgal,
pusl Aouvsrusinsut la Vrauos vorrära ss äonusr." (Cs
ist mir vollkommen gleichgiltig, welche Regierung Frankreich
sich geben will.) Ein Elsäßer schreibt: Sire, in dieser
letzten Stunde stehen ihnen nur zwei Wege offen, der eine
führt zu ewigem Ruhm, der andere zu allgemeiner Verwün-
schung Wenn Sie dem ersteren folgen, so werden Sie nur
ihrem eigenen königlichen Worte treu bleiben, denn Sie ha-
ben gesagt: Ich führe nicht gegen die französische Nation,
sondern gegen Napoleon und seine Dynastie Krieg. Sie
haben Ihr Ziel erreicht. Sie besitzen diesen Menschen, der
die ewige Schmach aller Souveräne der Welt sein wird.
Sie sind auf der höchsten Spitze des Ruhmes angelangt.
Sire! treiben Sie es nicht weiter, lassen Sie Frankreich
das Elsaß, seine ergebenste Provinz n. s. w. Neben die
Worte „Napoleon und seine Dynastie" hatte der König ge-
schrieben : „Osla u'a, jsauais stv äit." (Das ist n cmals
gesagt worden.) Und Mr. Delcrot bemerkt dazu. „Dieser
Vorwurf, daß der König sein Wort gebrochen, wiederholt
sich in mehreren dieser Briefe und scheint dem Könige be-
sonders empfindlich gewesen zu sein, denn jedes Mal, wenn
ein Brief sich darauf bezog, bemerkte der König am Rande,
man möge doch den Wortlaut seines Manifestes Nachsehen,
und in der That, wenn man wörtlich übersetzen, nicht blas
dem Sinne nach urtheilen will, so muß man anerkennen,
daß man den Worten des Königs eine andere Deutung ge-
geben hat." Die bezügliche Stelle der königlichen Prokla-
mation lautet wrrtlich: „Ich führe Krieg mit den franzö-
sischen Soldaten und nicht mit den Bürgern Frankreichs."
Dagegen enthält eine Proclamation des Oberbefehlshabers
der dritten Armee aus Nancy vom 18. August die Stelle:
Kit In Ausrrs kr I'Lmpsrsrw äss ^runyois

st non uux ff'ruuyuis" (Deutschland führt Krieg mit den!
Kaiser der Franzosen und nicht mit den Franzosen) und kann
diese wohl Veranlassung zu dem Mißverstündniß gegeben
In einem weiteren Berichte ruft ein Anonymus dem Könige
zu: ,,0u ns kxnukmräs lss eupikulss" (man beschießt
keine Hauptstädte), und der König fügt mit Bleistift hinzu :
„quuuä skkss us scmk xas kortikisss" (wofern sie nicht
befestigt sind). Einer der Briefsteller unterschreibt sich, nach-
dem er alle möglichen Flüche und Verwünschungen auf den
König gehäuft: „IIu gni ne k'aiuis pns!" (Ein
Franzose, der Dich nicht liebt) Diesmal schreibt der König
nicht an den Rand, sondern unter die Unterschrift des Fran-
zosen, der ihn nicht liebt, nur lakonisch : „H ms ssurkäs!)
Das scheint so.) Ein englischer Brief titulirt den König:
Olä russal! ein anderer aus Straßburg: 8ir
dmuduräsur loourrsau! (Herr Bombardenkönig! Henker!)
u. s. w. Mr. Delcrot bewundert zwar, daß der König alle
diese Briese ersichtlich selbst gelesen, bewundert ferner seinen
Fleiß, sein Pflichtgefühl und seinen Gleichmuth, der selbst
vor den unangenehmsten Dingen nicht zurückschrcckt, fügt
dann aber hinzu : Für uns Franzosen ist es eine Art von
Trost, daß der Oberbefehlshaber aller deutschen Armeen
mitten in seinem Hauptquartiere zu Versailles solche Briefe
und noch dazu in großer Anzahl gelesen hat, in denen ihm
solche Dinge gesagt wurden." Man möge die Briefe im
Original Nachlesen, wenn man den Grad von Nichtsnutzig-
keit und Verkommenheit erkennen will, der sich in ihnen ab-
lagert.
* Mannheim, 22. April. Zu den anziehendsten
Vorführungen des Herrn Agoston in seinem „f ch w imme »-
den Z a u b e r p a l a st" an der Rheinbrücke gehören ohne
Zweifel die Döbler'schen Wandelbilder, welche in seltener
Schönheit und großer Mannigfaltigkeit allabendlich die Auf-
merksamkeit der Zuschauer beanspruchen. Von besonderem
Interesse erscheinen uns hieraus die landschaftlichen und
architcctouischen Ansichten, weil sie unterhaltend und beleh-
rend zugleich sind. Im klebrigen bietet ein Abend im
„schwimmenden Zanberpalast" so viel der Unterhaltung und
Abwechselung, daß wir den Besuch desselben wohl empfehlen
können.
* Mainz, 18. April. Ein hiesiges Blatt erzählt
zur Characteristik der modernen H a n d w e r k s b u r-
schen folgende Anekdote: Vor einigen Tagen stand ein
hiesiger Schlossermeister vor seiner Hausthür und dachte
über die herrschenden schlechten Verhältnisse nach. Da rollte
in raschem Trapp eine Droschke die Straße daher und Hielt
vor des Schlossermeisters Thüre. In der Droschke saß ein
Herr, fein gekleidet, das „Steinröschen" auf dem wohl-
frisirten Kopfe und Glace an den Händen; er frug, mit
einer gewissen Eleganz aus dem Wagen springend, nach dem
Schlossermeister. Dieser freute sich innerlich; schon glaubte
er, daß ihm die Arbeit für irgend einen in der Neustadt-
Gartenfeld zu erbaneuden Palast übertragen werden solle,
als der Herr im breitesten österreichischen Dialect sagte: „A
frömder Schlosser-G'sell bitt' um a Oarwait." Der Meister
war wie aus den Wolken gefallen; das war ihm in seiner
langjährigen Praxis doch noch nicht vorgekommen. Daß
er dem „G'sell'n" sofort den Laufpaß gab, braucht Wohl
nicht erwähnt zu werden. Der Handwerksbursch drehte sich
auf dem Absatz herum, gab dem Kutscher die nöthigen Be-
fehle und fort giug's, um bei einem anderen Schlosser-
meister — auch abzufliege».
* Frciburg, 19. April. Die Firma Kiefer und
Jäger hat dieser Tage einen Baum augekauft, der wegen
seiner riesenhaften Größe gleich einem Wallsfahrtsorte schon
Tausende von Besuchen empfangen hat. Es ist wohl der
größte Nutzbaum nicht blos Badens, sondern ganz Deutsch-
lands. Der Stamm hat bei einer Länge von 16 Fuß un-
ten einen Durchmesser von 7 Fuß, in der Mitte 5^/s Fuß,
einen Kubikinhalt von etwa 400 Fuß und ein Gewicht von
160— l 80 Centner. Seine Heimath ist Obereggenen bei
Schallsingeu, wo er kurz vor Ostern gefällt wurde.
Der „O. C." schreibt: Geh. Kommerzienrath Krupp,
der Besitzer der großen Eiseugußstahlfabrik in Essen, befindet
sich in Berlin, uni — ein Anlehen aufzunehmen. Es handelt
sich, so meldet ein Wiener offiziöses Börsenorgan, um die
Summe von 12 Milk. Thlr., welche der Staat gegen Ver-
pfändung des im klebrigen schuldenfreien Etablissements her-
leihe. Vor einigen Tagen, erzählt dasselbe Organ weiter,
habe Krupp eine Audienz bei dem Kaiser gehabt, in welcher
er ein Bild seiner pekuniären Lage, die eben ein solches
Anlehen noHwendig mache, entworfen habe. Der Kaiser
habe erwiedert, daß er die Verdienste Krupp's und sein Genie
anerkenne, daß er aber um so mehr bedauern müsse, wenn
ein Mann von solchen Fähigkeiten nicht die Grenze für die
Ausdehnung seiner Geschärte zu finden gewußt habe. (?)

Hansel, Industrie und Landwirthschaft.
Frankfurt, 22. April. Der heutige Heu- und Strohmarkt
war gut befahren. Heu kostete per Ctr. 1 fl. 36 bis 2 fl 44. Stroh
per Ctr. 1 fl. 36 bis 1 fl. 52. Butter I. Qual. 42 kr., II. Qual.
40 kr. Lappenbutter das Pfund im Ctr. 38 kr. Eier das Hundert
2 fl. 48 kr.
Mannheim, 23. April. Getreide unverändert. Oele und Pe-
troleum matt.
Weizen hicrländischer fl. 17. 15, russischer fl. 17. 30 bis fl. -,
norddeutscher fl. 17. 15—30., amerikanischer fl. 17. bis fl. 17. 15 bis
24. Roggen, französischer fl. 14, russischer fl- II. 45 bis fl. 12 15.
Gerste hierländische fl. 14. bis fl. 14. 15, französische fl. 14. 30.,
Hafer effekt. neuer fl. 11. bis fl. 11. 20. Kernen fl. 17. 30. Kohl-
reps deutscher fl. 16. 15 bis fl. 16. 30, ungarischer fl. 17. Bohnen
fl. 13. bis fl. 14. Kleesamen, deutscher, prima fl. 25, sekunda fl. 23.
Luzerner fl. 22—24.
Leinöl in Partien fl. 21. 30, Faßweise fl. 21. 45. Rilböl
n Partien fl. 18.15, Faßweise fl. 18. 45. Petroleum in Wagenladungen
fl. 8. 45 bis fl. S., Faßweise 9. bis fl. 9. 15 per 50 Kilo mit Faß.
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Redaktion, Druck und Verlag von A- Katz in Schwetzingen.
 
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