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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1874

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Juni (No. 65 - 76)
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https://doi.org/10.11588/diglit.33305#0260

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unterworfen und bleibt es einem, dem künftigen Land-
tage vorzulegenden Gesetze Vorbehalten, Bestimmungen
über den Zeitpunkt der endgiltigen Wirksamkeit des
Elfteren, sowie darüber zu treffen, in wieweit die Ein-
kommensteuer andere direkte Steuern ersetzen soll." Un-
terzeichnet ist dieser Antrag außer dein oben genannten
Abgeordneten noch von den Abgg. v. Feder, Stigler,
Pfllüger, Lauter, Heilig, Bender, Lang, (Karsruhe,
Schmidt (Tiefenstein), Roder, Fischer, Martin, Eichels-
dörfer, Sachs (Heidelberg), Mays, Kimmig, Huffschmid,
Lenz, Frank, Bickel, Mörstadt, Bnrklin.
5) Eventueller Antrag der Kommission, angekündigt
von dem Berichterstatter Stösser: „Dieses Gesetz tritt mit
der Verkündigung desselben in Wirksamkeit. Das Finanz-
ministerium sorgt für den Vollzug und ertheilt zu dem
Ende die nöthigeu Vollzugsvorschriften. Die erstmalige
Erhebung der Steuer auf Grund dieses Gesetzes (Art.
10 und 41) wird durch besonderes Gesetz bestimmt und
zwar kann dieselbe erst eintreten, nachdem die neue Ein-
schätzung des landwirthschaftlichen Geländes und der
Gebäude (Gesetz vom 7. Mai 1858 und vom 26. Mai
1866), so wie die Vorlage eines neuen Klassenstcuer-
und Gewerbesteuergesetzes stattgefunden hat."
Ein Flugblatt der national-liberalen Partei.
Der Ceniralausschluß der nationallliberalen Partei hat
ein Flugblatt versendet, überschnellen: „Ein Wort an
das deutsche Volk in der M i! i t ä r f ra g e". Ja,
fürwahr ein beherzigenswerthes Wort! „Eine Armee, die
auf ihren Lorbeeren schläft, geht ihrem Verderben entgegen".
Von dieser soldatischen Erfahrungslehre wird auch für den
Kampf, als welchen das politische Leben sich darstellt, Nutzen
zu ziehen sein und das Flugblatt thut dieses also: „Das
ganze Leben ist ein Kampf und vor allem das politische
Leben". Wie oft vernehmen wir nicht das stolze Wort von
alten und bewährten „Freiheitskämpfern", die auf dem
friedlichen Boden der Gesetzgebung und des Gedankenaus-
tausches sich ihre Lorbeeren erworben haben. Wohlan denn!
Auch für diese gilt jene Weisheitsregel, welche den Soldaten
an's Herz gelegt wird. Auch sie sind das Unglück
ihrer Sache und ihres Landes, wenn sie verknöchern in
einer Taktik, die vor Jahrzehnten zutreffend, nach Verlauf
der Zeiten sinnlos und zweckwidrig wird, weil die Aufgabe
des politischen Kampfes, die Führung in demselben und die
Art der Gegnerschaft, kurz alle Voraussetzungen ganz andere
geworden sind. Der Gefahr einer solchen „politischen Schlacht
bei Jena" ist die deutsche Reichsvertrctung eben glücklich
entronnen. Sie ist ihr entronnen. Dank der Einsicht und
Mannhaftigkeit der großen maßgebenden Partei im deulschen
Reichstag, welche mit gleichem Rechte national und
liberal, d. h. vaterlands-und freiheitlie-
bend genannt wird; sie ist ihr entronnen, weil sie ver-
stand, dem herausfordernden Rufe zu widerstehen, zu ver-
stocktem Festhalten an der politischen Weisheit vergangener
Zeiten, zu einer Stellungsnahme, welche die. Auflösung in
ihre Reihen und das Verderben in's Vaterland getragen
hätte". — Es wird in dem Flugblalte darauf die Haltung
der national-liberalen Partei gegenüber dem Militärgesetze
dargelegt und aus der veränderten Lage der Dinge im deutschen
Reiche als die allein richtige nachgewiesen. „Kaiser, Reichs-
tag und das Volk in seiner großen Breite", heißt es zum
Schluffe, „haben den hohen Grad von politischem Verstand
gezeigt, welcher mehr noch, als die köstlichen Grundsätze der
Verfassung, eine Bürgschaft ist für das fernere Gedeihen
der deutschen Nation.

M Der Menschenhandel nach Brasilien.
Wie aus Berlin gemeldet, sind dort während der
letzten Woche wiederholt größere oder kleinere Gesellschaften
von Leuten eingetroffen, die, vor Jahresfrist durch die trüger-
ischen Vorstellungen nichtswürdiger Agenten und Seelenver-
käufer nach Brasilien gelockt, den Rückweg über'» Meer au-
getreten haben um gebrochen und enttäuscht, ihres' letzten
Hellers beraub!, die westpreußische Heimalh wieder aufzu-
suchen, der sie im Hinblick auf ein vorgeschwindeltes Glück
so leichtfertig Lebewohl gesagt hatten. Erst vor wenigen
Tagen ist zu Bremerhaven neuerdings ein Transport solcher
armer Teufel angekommen und zwar durch energische Ver-
mittlung der deutschen Consuln in Bahia und Rio de Janairo.
Die Opfer eines niederträchtigen Menschenschachers haben
ihre traurigen Erlebnisse amtlich zu Protokoll gegeben und
das Actenstück soll nunmehr dem Reichskanzler zugestellt
werden. — Die Mittheilungen dieser armen Leute, die,
116 an der Zahl, das Schiff „Polixena" nach Bremerhaven
gebracht hat, lauten, der Nordsee-Ztg. z. Folge im Wesent-
lichen also:
Verlockt durch Vorspiegelungen gewissenloser Agenten,
entschlossen sich um Pfingsten v. I. ca. 300 Personen
aus den Ortschaften Groß-Jablowo, Köuigsbruch, Groß-
Krowno, Lobau und andern Dörfern im Kreise Pr. Star-
gardt zur Auswanderung nach Brasilien, da man den Leuten
vorgeschwindelt hatte, sie würden drüben bald zu Ansehen
und Reichthum gelangen, ihnen mittels gedruckter Contracte
je 13 Morgen zur Aussaat fertigen Ackerbodens versprach,
wofür sie pro Morgen innerhalb 3 Jahren und zwar in
beliebigen Raten nur 2 Hs Thlr. zu vergüten brauchten, so
verkauften die Leichtgläubigen ihr Hab und Gut und fuhren
mit Kind und Kegel nach Hamburg und Antwerpen, um sich
dort nach dem gelobten Lande Brasilien Anschissen zu lassen.
Die über Hamburg reisenden wurden von der dortigen
Firma Louis Knorr u. Comp. (man spricht auch von einer
Firma Lobedanz), die von Antwerpen absegelnden von dem
dortigen Agenten Hermes befördert. Als Hauptvermittler,
Actator des abscheulichen Menschenschachers fungirte ein

Landsmann der Verlockten, ein Schuhmacher Namens Feller,
der angeblich mit hinüber wollte, aber vor der Abreise des
Schiffes in Antwerpen plötzlich verschwand; er war auch
der Einzige von der Gesellschaft, der lesen und schreiben
konnte. Bevor die Leute sich einschifften, wurden ihnen
schlauerweise die gedruckten Coutractformulare, worin man
ihnen goldene Berge versprochen hatte, wieder abgeschwindelt,
indem man ihnen begreiflich machte, die Contracle sollen
ihnen nach Bahia nachgeschickt werden. Das Passagegeld,
welches den Leuten am Einschiffungsorte abgenommen wurde,
war merkwürdig verschieden und scheint nach dem jeweiligen
Vermögen der Reisenden taxirt worden zu sein, das sie aus
dem Verkauf ihrer Habseligkeiten erlöst hatten. Während
nämlich einzelne Familien nur 5 Thlr. für die Reise über
den Ocean zu bezahlen brauchten, wurden andere Familien
um 20, 40, ja 110 Thlr. Passagegeld geprellt. Für das
Blechgeschirr wurde ihnen 10 Thlr. und darüber abgenom-
mcn. Nach ihrer Ankunft in Bahia dirigirte man die armen
weißen Sklaven nach zwei sogenannten Colonieen; die von
Antwerpen gekommen, wurden der Colonie Moniz, die von
Hamburg eingetroffen der Colonie St. Leopoldina über-
wiesen. Wie das liebe Vieh wurden die nach Moniz be-
stimmten Unglücklichen in Bahia ausgeladen, Männer, Weiber
und Kinder bunt durcheinander in großen Schuppen, wo sie
mehrere Tage verweilen mußten, untergebracht. Dann gings
Gruppenweise den Comandantuba-Fluß hinauf bis nach dem
Orte gleichen Namens, wo sie in Zelten campirten. Von
da wurden die Leute nach der Colonie Moniz dirigirt und
hier in kleinen Laubhütten, je 6 Familien auf 1 Hütte, zu-
sammengepfergt. Noch ungleich trauriger war aber das
Loos, das die Ansiedler zu St. Leopoldina erwartete. Hier
wurden sämmtliche Familien unter ein von 4 nackten
Pfählen getragenes Laubdach verwiesen und waren so allen
Unbilden der Witterung preisgegeben. (Schluß folgt.)

Locale s.
X Schwetzingen, 3. Juni. Sicheren: Vernehmen
nach werden wir nächsten Sonntag wieder großen Besuch
aus Karlsruhe zu erwarten haben, da ca. 400 Personen
von dort bei günstiger Witterung einen Ausflug hieher
projectirt und sich bereits gegenseitig dazu verbindlich ge-
macht haben.
K* Schwetzingen, 3. Juni. Bei der auf nächsten
Sonntag, Nachmittag Hs4 Uhr, im hiesigen Rathhaussaäle
anberaumten A l t k a t h o l ik e n - V e rs a m m l u n g, in
welcher Herr Pfarrer Rieks einen längeren Vortrag Hallen
wird über das Wesen der allkatholischen Reformbewegung,
wird man es gerne sehen, wenn auch die Damenwelt
sich dabei einfindet.
Aus Stadl und Land.
o Schwetzingen, 1. Juni. Der auf der Höhe der
Zeit stehende „Wicslocher Anzeiger" hat sich neuerdings be-
müßigt gefunden, die unterm 17. Mai in Hockenheim statt-
gehabte Fahnenweihe der freiwilligen Feuerwehr, sowie eine
Berichtigung von dort, hervorgerufen durch einige böswillige
Berichte des bet». Blattes, einer abermaligen Kritik zu unter-
werfen. Wir, die wir auf neutralem Boden stehen, der
Festlichkeit aber selbst angewohnt haben und mit nüchternem
Auge und vom unparteiischen Standpunkte aus die Sache
betrachten, waren von dem Arrangements und dem ganzen
Verlauf der Festlichkeit, wie man dies von einer Landge-
meinde erwarten kann, sehr wohl befriedigt. Gleiche Urtheile
haben sich auch von den anwesenden Feuerwehr-Abordnungen
Mannheim, Heidelberg, Waghäusel und Langenbrücken rc. rc.
vernehmen lassen.
Ausfallen!) ist es uns, daß die Wicslocher Feuerwehr-
mannschaft es ist, die sich über die Anordnung und den
Verlauf des Festes so bitter und in gehässiger Weise aus-
gelassen haben, da gerade nur ausschließlich dieser Verein
es war, dem der nöthige Ordnungssinn und die erforderliche
Manneszucht ermangelte. Wir erinnen nur daran, daß es
gewiß unschicklich war, wenn einzelne Mitglieder, jegliche
Disciplin vergessend, beim Durchmarsch durch die Straßen
des Ortes beliebig aus Reih und Glied traten und Kränze
von den Häusern Herabrissen, ja sogar schaarenweise in die
Wirthshäuser eindrangen rc. rc.
Wir fragen hier auch: „Wer will dies bestreiten 2"
War das würdig einer Mannschaft, die auf der Höhe der
Zeit steht?
Der in mehrfacher Beziehung interessante Verlauf des
vor wenigen Jahren in Wiesloch abgehaltenen Feuerwehr-
festes steht bei uns noch in gar lebhafter Erinnerung und
wir dürfen wohl sagen, daß das Hockenheimer Fest-Comilo
nur wohl daran gelhan hat, dem Mustcrvorbilv, das da-
mals vom Comita Wiesloch gegeben wurde, nicht nachge-
folgt zu haben. Das Nähere hierüber werden Sie uns
wohl erlassen anzuführen. Unser Bedauern müssen wir je-
doch darüber Pissprechen, daß sich zwei Vereine, die doch
gleiche und so edle Zwecke verfolgen, sich derart verirren,
daß sie sich gegenseitig in unerquicklichen Zeitungsartikeln
in den Augen der Welt bekämpfen und herabzuwürdigen
suchen, wo man das Gegentheil erwartet hätte, müssen aber
hinzufügen, daß allerdings Wiesloch cs war, das den ersten
unverzeihlichen Anlaß hierzu gegeben.
Schließlich müssen wir, da die Kommandantur der Wies-
locher Feuerwehr sich dieser gerade die Corps-Ehre derselben
nicht besonders rühmlich beleuchtenden Sache gegenüber so
ruhig und stillschweigend verhält, die Frage aufwerfen, ist
dieselbe wohl mit dieser Handlungsweise einverstanden oder
beobachtet dieselbe nur aus Schamgefühl ein ignorirendes
Stillschweigen? Jedenfalls wäre es im letztem Falle Pflicht
dieser Commandantur, ihre Ehre diesen unlautern Motiven
gegenüber öffentlich zu wahren.

Gerichtszeitung.
Schwetzingen, 3. Juni. (Tagesordnungder
S ch ö f f e n g e r i ch t s s itzu n g.) Bei der am Freitag,
den 5 Juni, Vormittags 8 Uhr, statlfindenden öffentlichen
Sitzung kommen folgende Fälle zur Aburtheilung. 1) Die
Untersuchung gegen Josef Hügel von Assamstadt wegen Dieb-
stahls ; 2) Die Untersuchung gegen Karl Sandmaier Ehe-
frau von Leimen wegen Diebstahls; 3) I. U. S. gegen
Georg Seßler IV. von Hockenheim wegen Körperverletzung;
4) I. U. S. gegen Konrad Köhler von Hockenheim wegen
Diebstahls; 5) I. U. S. gegen Josef Berger von Plank-
stadt wegen Körperverletzung; 6) Die Untersuchung gegen
Philipp Würth von Reilingen wegen Sachbeschädigung;
7) Die Untersuchung gegen Philipp Orth, Philipp Wacker, Jo-
hann Wacker und Josef Lutz von Neckarau wegen Jagdfrevel;
8) I. U. S. gegen Julius Kraus von Altlußheim wegen
Diebstahls.

Verlausungen.
Karlsruhe, 1. Juni. Bei der heute stattgehabten
7. Gewinnziehung des 4prozentigen badischen Prämienan-
lehens vom Jahr 1857 erhielten folgende Nummern die
höchsten Treffer: fl. 175,000 Nr. 79,195, fl. 28,000 Nr.
107,854, fl. 10,500 Nr. 63,369, fl 2800 Nr. 70,483,
je fl. 1400 Nr. 41,909 71,945 79,184, je fl. 700 Nr.
6902 6938 58,763 79,177 101,859 101,896 118,410.
Standesbuch-Auszüge der Stadtgemeinde
Schwetzingen»
vom Monat Mai 1374.
H e ö o r e « e.
Mai.
2. Dem Sergeanten im bad. Drag.-Rgt. Nro. 20. V. Eskadron
hier Albert Bayer e. T. Marie.
3. D. h. B. u. Zimmermann Franz Halter e S. Franz Robert.
11. D. h. B. u. Küfer Johann Deimann II e. S Carl.
12. Unehelich e. T. Margaretha.
12." Dem Schieferdecker Johann Fischer hier e. S. Peter.
14. D. h- B. u. Maurer Peter Maier e. S. Johann Friedrich.
14. D. h. B. u. Schmied Philipp Hoffmann e. T. Elisabeth».
Id. D. h. B. u. Landwirth Jakob Lehr II. e. S. August Philipp.
19. Dem Lehramtspractikant Gustav Holzer hier e. S, Wilhelm.
20. D. b. B. u. Handlungs-Reifenden Christ. Hartmann e. S. Robert.
26. Dem Buchhalter Beruh. Hch. Prior hier e. T. Maria Elisabeth«.
27. D. h. B. u. Küfer Ernst Roth e. T. Charlotte.
27. D. h. B. u. Gemeinderath Gg. Gund e. S. Johann Michael
Friedrich.
28. Dem Unterlchrer Albert Weizel hier e. T. Hedwig Rosalia Maria.
29. D. h. B. u. Buchbinder Otto Schwarz e. T. Katharina Wilhelmine.
30. D h. B. u. Landwirth Gg. Mich. Emmert e. S. Carl.
81. D. h. B. u. Schreiner August Häßler e. T. Anna Katharina
Franziska.
v. W e r e y e t i ch t e.
Mai.
9. Andreas Brixner, Schuhmacher hier, u. Theresia Heim von Kandel.
31. Wilhelm Lehmann, Müller von Gengenbach, und Maria Elisa-
betha Eidenweil von hier.
6. Hestoröene.
Mai.
3. D. h. B. u. Landwirth Johann Wöllner, 54 I. a.
12. Der Rentner Franz Wilhelm Abel, 62 I. a., aus Frankfurt a./M.
14. D. h. B. u. Kutscher G Gütz, 75 I. a.
19. Joh. Fried. Maier 5 Tage alt, Kind von Peter Maier Mau-
rer hier.
24. Heinrich Spsngel, 39 Jahre alt, Privatmann von Heidelberg.
26. Hch Menges Wittwe, Cath. geb. Daub hier, 68 I. a.
26. August Philipp Lehr, Kind von Landwirth Jakob Lehr II., 7
Tage alt.
28. Theresia Maier, Ehefrau von Maurermeister Carl Maier I. hier,
69 I. a.
30. Georg Berberich, Maurer v. hier, 42 I. a.

Redaktion, Druck und Verlag von A. K a tz in Schwetzingen.

Eingesandt.
^ Wiesloch, 1. Juni. Wenn wir —als Augenzeugen
des Hockenheimer Feuerwehrfestes und als auf .unparteiischem
Standpunkte stehende Wicslocher — die leider in unserem
Localblatte auf so leichtfertige Weise in die Welt hinausge-
schleudert-n, den Stempel der rein persönlichen Rachgelüste
an der Stirne tragenden Artikel über das Hockenheimer
Fahnenweih-Fest bis dato mit Stillschweigen beobachteten,
so geschah dies nur einestheils aus Verachtung sol-
cher den egoistischen Verfasser gewiß kennzeichnenden Schmäh-
artikel, andertheils glaubten wir diese leidige Geschichte
todtschweigen zu können. — Nachdem nun aber der
Verfasser noch die Dreistigkeit hat, seine Behauptungen, die
wie jeder wahrheitsliebende Augenzeuge des Festes offen
gestehen muß, den Thatsachen in der gröbsten Weise
widersprechen, als unbestreitbare Wahrheit hinzustellen,
so überkommt uns eine Anwandlung von gerechter
Erbitterung, die uns nicht mehr schweigen läßt. Wir
wollen unter keiner Bedingung unsere Corps-Ehre
den Jntriguen Einzelner zum Opfer fallen lassen.
Schon aus dem Tone des Haffes und Spottes, in dem diese
Artikel von Anfang bis zu Ende glänzen, läßt sich das
ganze Factum nur zu deutlich erkennen; es bedarf solche Nichts-
würdigkeit auch keines weiteren Kommentars. Traurig aber
ist, wenn von Einzelnen solche Festlichkeiten zum Anlaß
erkoren werden, um zwischen zwei Nachbargemeinden Haß und
Feindschaft zu säen. Doch die Rechnung soll den Strich erhal-
ten. Angesichts solcher Sachlage kann und darf sich unser Feuer-
wehr-Corps nicht ruhig verhalten, wenn es dem Schimpf nicht
auf sich nehmen will;wir fordern uuserCommando auf, öffentlich
zu erklären, daß es keinen Theil an dieser leidigen Sache habe.
Ihr Hockenheimer Kameraden aber verdenket die That
des Einen nicht uns ' Allen, sondern seid eingedenk des
Sprichwortes: „Jede Heerde hat ihre räudigenSchaafe."
— und reichet uns die Hand zum kameradschaftlichen Gruße.
Mehrere Wieslocher.
 
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