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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1874

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Juli (No. 78 - 89)
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https://doi.org/10.11588/diglit.33305#0316

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der Betheiligten verständlich zu machen, daß da, wo der
eine Theil etwa auf den nach dem Gesetz anznordnenden
Mitgebrauch der Kuchen Wicht glaubt emgehen zu können
und in Folge davonst-im Gottesdienst Störungen erleidet,
die Schuld daran nicht in dem Gesetz, sondern in andern
Verhältnissen gelegen ist, über weiche der Staat und die
Regierung nicht gebieten können. klebrigen» werden Sie
auch in einein solchen Falle bemüht sein, demjenigen Theil,
welcher des Mitgebrauchs der Kirche sich enthalten zu sollen
glaubt, jede thunliche Unterstützung angedeihen zu lassen,
damit er zu einer möglich regelmäßigen Befriedigung seiner
gottesdienstlichen Bedürfnisse gelangen könne. — Der Staats-
minister des Innern, gez. Iolly."
München, 3. Juli. Die Abgeordnetenkammer lehnte
den Antrag Völk betreffs Bewilligung von 7500 Gulden
zur Dotation von Geistlichen altkatholischer Gemeinden mit
einer geringen Mehrheit ad.
Maderborn, 4. Juli. Das Kreisgericht beschloß in
einer heutigen Plenarsitzung, die von einem hiesigen Bürger
eingezahltcn 400 Thlr. trotz des Protestes des Bischofs zu
behalten und den Bischof von der Haft zu liberiren.
Merlin, 2. Juli. Neuerlichen Dispositonen zufolge
wird der Kaiser am 9. d. von Koblenz nach der Insel
Mainau abrcisen, am k2. die Reise von da über Mün-
chen, wo das Diner eingenommen werden soll, nach Salz-
burg fortsetzen, von Salzburg aus am 14. der österreichi-
schen Kaiserin einen Besuch in Ischl abstatten und am 15.
Juli nach Salzburg zurückkehren, von wo am 16. die Wei-
terreise nach Gastein erfolgt. Die Dauer des Aufenthalts
in Gastein ist vorläufig bis zum 6. August projektirt.
Merlin, 2. Juli. Fürst Bismark ist gestern Abend
6*/r Uhr hier cingetroffen. Er trug wie gewöhnlich Kürassier-
Uniform mit dem eisernen Kreuz und sah sehr wohl und
rüstig aus. Vom Bahnhof begab er sich mir seiner Ge-
mahlin und Tochter, die ihn begleiteten, in offenem Wagen
nach seiner Wohnung. Die Abreise nach Kissingen wird Ende
dieser Woche erfolgen.
Ausland.
Maris, 3. Juli. „Union" veröffentlicht ein Manifest
deS Grafen von Chambord, welches das monarchische Tem-
perament Frankreichs konstatirt und dann sagt: Ich habe
lange Zeit Schweigen beobachtet, da ich nicht die Sendung
des illustren Soldaten erschweren wollte, dessen Degen euch
beschützt. Aber es ist meine Pflicht, die Schranke der Vor-
urtheile zu zertrümmern. Ich protestire gegen den Gedanken,
die königliche Gewalt auf die Willkür und den Absolutismus
zu begründen. Die christliche französische Monarchie ist die
gemäßigte Monarchie mit zwei Kammern, von denen die eine
der'König,, die andere die Nation ernennt. Ich will eine
Gewalt der Wiederherstellung und Stärke. Frankreich will
das nämliche. Die traditionelle Monarchie allein kann ernst-
liche und dauerhafte Allianzen geben. Ich will Vertreter
der Nation, welche inithclfen und kontroliren, aber ich will
keine unfruchtbaren parlamentarischen Kämpfe. Ich weise
den falschen Satz: „der König, herrscht und regiert nicht"
zurück. Die ungeheure Majorität Frankreichs denkt darüber
ebenso wie ich. Das Manifest schließt: „Ich bin heute be-
reit, wie ich es gestern war."
Maris, 4. Juli- Das Journal „Union" ist wegen
Veröffentlichung des Manifestes des Grafen Chambord ans
14 Tage suspendirt worden. Mehrere Journale sagen, das
Manifest Chambords sei das Testament der^Monarchie und
meinen, dasselbe werde dein Anträge Pöricr neue Anhänger
zuführen.
London, 3. Juli. Bei der Rede gegen den Butt'-
schen Antrag sagte Disriael: Er bekämpfe den Antrag,
weil er die höchsten Interessen Englands in Frage stelle;
er bekämpfe ihn wegen der gebotenen Rücksicht auf das Wohl
des irländischen sowohl als des englischen und schottischen
Volkes; er bekämpfe ihn, weil er bei der großen Krisis,
deren Hercinbrechen vielleicht näher sei, als man vermuthe,
eine einige und festgeschlossene Nation zu sehen wünsche, und
weil die Annahme des Antrags eine Zerstückelung des König-
reichs und eine Zerstörung des Reichs herbeiführen würde.
(Anhaltender Beifall)
Madrid, 2: Juli. Bei dem Leichenbegängnisse Concha's
begleiteten Serrano, die Minister und eine unzählbare Menge
den Sarg. Um Estella stehen 38,000 Carlisten concentrirt.
Man erwartet jedoch, daß General Zabala mit seinen 106
Kanonen siegen werde.
Santander, 2. Juli. Der General Zabala kom-
mandirt jetzt die bei Tafalla konzentrirte Nordarmee. Moriones
die Division Rossel. General Echague erbat Verstärkungen.
Die Karlisten haben ihre früheren Stellungen bei Estella inne.
Kopenhagen, 3. Juli. General Haffner erklärte
gestern dem König, er vermöge nicht der ihm übertragenen
Neubildung des Kabinets zu entsprechen.
Wew-Mork, 3. Juli. Der von der Baumwollenbörse
in New-Orleans erstattete Bericht pro Juni konstatirt, daß
die Baumwollenernte in Folge der ungünstigen Wit-
terung bisher nicht unerheblich zurückgeblieben ist.
Neueste Kopfen-Nerichle.
Meissenöurg (Elsaß), 30. Juni. Im Allgemeinen
stehen die Pflanzungen im Elsaß ziemlich schlecht. Mehl-
nnd Honigthau richten großen Schaden an. Die Weissen-
burger Pflanzungen stehen jedoch nicht so schlimm und sind
bis jetzt von Krankheiten verschont geblieben. Nicht für die
Zeit, wohl aber unter jetzigen Umständen sind die Plantagen
daselbst schön zu nennen.
m Würnöerg, 2. Juli. War das Geschäft seither
chon ein sehr schleppendes und engbegrenztes, so ist ders-
elbe in den letzten 8 Tagen es noch mehr geworden und
sind Käufer im Markt nahezu eine Seltenheit; die wenigen

derselben suchen daher auch aus dieser Situation so viel
wie möglich Nutzen zu ziehen und legen entsprechend nied-
rige Angebote, theilweise bis zu fl. o—6, womit sie auch
je nach der Stimmung der Eigner mehrtheils durchdringen.
— Der Wochen-Umsatz beziffert circa 90 Ballen größtcn-
theils (bessere Kundschaftswaare in diversen Sorten zu
uureustchenven Preisen. Gewöhnliche Mittel- , und geringe
Qualitäten bleiben total vernachlässigt. Die Witterung
war seit 8 Tagen für die Entwicklung der Pflanze aus-
nahmsweise günstig.

Preise am 2. Juli.

Markttvaarc prima
fl. 42-38
do. mittel
fl. 35-30
Aisch- und Zenngründer in besseren Sorten
fl. 42—40
Altdorfer u. Hersbrucker Gtbirgshopfen
fl. 44-42
Hallerlau Siegelgut prima
fl. 58—55
do. mittel
fl. 48—44
do. ohne Siegel prima
fl. 55—52
do. mittet
fl. 44—42
Spalter Land,
fl. 60—45
Württemberger prima
fl. 56-52
„ mittel
fl. 42—40
do. gering
fl. 35—30
Polnischer prima
fl. 52—50
Altmärker
fl. 30-24
Elsässer prima
fl. 48—44
do. mittel
fl. 40—36
Oberösterreicher prima
fl. 40—38
do mittel
fl. 33-30
Nettere Jahrgänge 72er
fl. 5- 4

§ Kettnang, 1. Juli. Seit meinem Schreiben vom 31.
vor. Mts. halten wir beständig fruchtbares, dem Wachs-
thume der Hopfenpflanze günstiges Wetter. Namentlich
haben sich die Späthopfen, welche unter den Frösten nicht
so sehr gelitten, erholt und versprechen in manchen Lagen
eine recht hübsche Ernte, falls nichts mehr dazwischen kommt,
wofür jedoch keine Anzeigen vorhanden sind, nachdem von
Ungeziefer nicht mehr viel zu sehen ist. Die Frühhopfen
dagegen sind im Allgemeinen noch weit zurück und versprechen
nicht mehr als eine Drittelernte. In besonders günstig ge-
legenen und gut gepflegten Gärten sieht man seit einigen
Tagen Anflug, im klebrigen wird die Blüthe der Früh-
hopfen selbst bei bestem Wetter allgemein vor 8—10 Tagen
nicht beginnen.
Seit einigen Tagen haben wir in Folge der fortwäh-
renden starken Gewitterregen kühle Temparaiur, wodurch
das Wachsthum der Pflanzen beinahe ganz aufgehört hat,
und es ist jetzt Jedermanns Wunsch, daß recht bald bestän-
diges warnzes Wetter eintreteu möchte.
Ein hiesiger Platzhändler hat, soviel ich heute vernom-
men, bereits auf nächste Ernte, selbstverständlich auf Früh-
hopfen, zum Preise von fl. 80 bis 90 Käufe abgeschlossen.
In 1873er wurüs in letzter nichts gehandelt.
Aus Stadl mw Land.
* Schwetzingen, 5. Juli. Die Erntezeit naht Hera»
und auf dem Lande vermißt man die nöthigen Arbeitskräfte-
Es ist auch kein Töunder, denn seit den letzten Jahren
zieheil sich alle Arbeitkräfte vom Lande her in die Städte,
aus die Fabrikplätze, und die Klagen über den zunehmen-
den Mangel an ländlichen Arbeiten wird immer größer.
Dienstboten sind vollends schwer zu bekommen oder nur
für schweres Geld. Um diesem Mangel in etwas abzu-
helfen, hat man in Karlsruhe Seitens des Handetmini-
sterituns im Einverständniß mit der Centralstelle des land-
wirthschaftlichen Vereins, an das Generalcommando des
14. Armeekorps das Ansuchen gestellt, cs möchte zur Aus-
hilf bei den Grntearbeiten ein Theil der bet den Fahnen
stehenden Mannschaften beurlaubt werden. Diesem An-
suchen kam der kommandirende General v. Werder
bereitwilligst entgegen, indem er den Truppenführern ge-
stattete, auf Gesuche der Gemeindebehörden, welche durch
die Großh. Bezirksämter beglaubigt sind, im Monat Juli-
nnd August von der Kompagnie 10 Mann auf Urlaub zu
entlassen. — Der Gemeinderath in.Weinheim hat den
sehr löblichen Beschluß gefaßt, dort ein sechsklassiges Real-
gyinnsium zu errichten. — In Bruchsal herrscht das
Scharlachfieber unter den Kindern in dem Grade, daß vom
Bürgermeisteramt die Volksschule geschloffen werden mußte.
* Schwetzingen, 4: Juli. Die Heuernte wird hier
und in hiesiger Gegend in einigen Tagen beendigt sein und
entspricht das Erträgniß in Bezug auf Qualität allen
Wünschen, nicht aber in Bezug auf Quantität. Die Preise
des heurigen Graserwachses behielten immerwährend einen
sehr hohen Stand und soll in guten Lagen bis gegen 80 fl.
bezahlt worden sein. Die Folge dieser entschieden hohen
Futterpreise war, daß der Stand der Viehpreise ein niedri-
ger wurde, so zwar, wie schon seit Jahren nichtanehr. Nichts-
destoweniger haben sich die HH. Metzger bis jetzt entschließen
können, in ihren Fleischpreisen gleichen Schritt mit den
Viehpreisen zu halten und sind, wie es scheint, die Herren
Metzgermeister für diese national-ökonomische Conseqncnz
noch nicht recht zu gewinnen.
Mannheim, 5. Juli. Heute Morgen um 10
Uhr fand in der hiesigen Schloßkirche a l t ka t h o l i s ch e r
Gottesdienst, gehalten von Hrn. Professor Knoodt von Bonn,
statt. Die Betheiligung von Seite der Katholiken Mann-
heims war eine zahlreiche.
Mannheim, 2. Juli. Vor einigen Tagen hat Hr.
Dr. Keßler abermals eine Lammblut-Tran^fnsion an der
20jährigcn Tochter des Arbeiters Stephan mit dem besten
Erfolge vorzenommen. (N. B. Lztg.)
Mom HAerland, 30. Juni. Die Vorbereitungen zu
großen SLngerkest. welches am 12. Juli in Lüprach

gefeiert wird, werden in großartigem Maße betrieben. Der
Bau der einen halben Morgen einschUeßendcn Sängerhalle
naht seiner Vollendung und die Einzelproben sind, wie wir
hören, fast durchweg zur Zufriedenheil des Dirigenten aus-
gefallen, so daß wir jedenfalls angenehmen und frohen
Stunden daselbst entgegen gehen. _
Aus Rah und Fern.
* Man schreibt der „Schles. Pr." : ans dem Bahnhofe
zu Ragatz suchte ein Fremder, der die Bäder des Ortes
zu besuchen kam, nach einer Fuhrgelegenheit, um nach einem
Hotel zu gelangen. Es war em bereits bejahter Herr,
schlicht, ja von ungewöhnlicher Einfachheit in seiner Kleidung.
Ein Reiseplaid irug er über dem Arm, sein Gepäck war
nicht übermäßig groß. Man halte ihn nach dem Hotel:
„Hof Ragatz" gewiesen, doch mar es Zerstreutheit, er stieg
in den Omnibus des Hotels „Qnellenhof" und fuhr nach
diesem. Der Portier musterte den Ankommenden nur Ken-
nerblicken und man wies ihm dann eine Wohnung im drit-
ten Stocke am Nicht lange und der Zimmerkellner meldete
sich beim Gaste, um ihm Vas Fremdenbuch vorznlegen. Der
alte Herr zeichnete seinen Namen ein und gab darauf das
Buch zurück. Der Kellner las, sah üen Gast zuerst erstaunt,
dann halb zweifelhaft an und kam darauf schleunigst mit
dem Buche zu dem Direktor des Hotels. Kaum hatte dieser
den Namen seines Gastes erblickt, so eilte er die Treppen
empor, mit einer tiefen devoten Verbeugung trat er in das
Zimmer, stammelte eine Entschuldigung, sprach von Verwechs-
lung und erklärte schließlich dem Gaste, die Salons des ge-
stimmten ersten Stockes ständen zur Verfügung desselben.
„Ich danke Ihnen, lieber Freund," entgegnete der Fremde.
„Ich befinde mich hier ganz wohl und zudem wohne ich
— billiger." Der.Wirth ging. Der Angenommene, der
im dritten Stocke wohnen blieb, war Niemand Geringeres
als — Gcneral-Feldmarschall Graf Moltke.
— An die vollbesetzte Tafelrunde einer Wirthsstube
trat neulich ein bettelnde? Individuum: „Wenn ich bitten
darf, meine Herren für einen armen Blinden!" — „Wo
ist denn aber der Blinde?" fragte Alles. — „Ja", lautet
die Antwort, „der steht draußen vor der Thür und schaut
ob kein Gendarm kommt!"

Redaktion, Druck und Verlag von A. Katz in Schwetzingen.
M. Kockenijeim, 2. Juki. (Eingesandt.) Der
„Wieslocher Anzeiger" Orr. 74 brachte zwei Artikel , die
mir trotz allein Widerwillen nicht stillschweigend übergehen
können. Was den ersten Artikel betrifft, glauben wir
mit Gewißheit annehmen zu dürfen, daß der Verfasser
desselben nicht befähigt ist, zu beurtheilen, was eigentlich
daö Gelungene eines Festes oder auch das Gegentheil zu
nennen ist, obschon sich derselbe anmaßt, über Begriffe
ganzer Gemeinden kritisirend sich auszulassen, ebenso weisen
wir auch das Urtheil desselben, aus obigen Gründen über
eine in Langeubrücken abgehaltene Rede .ohne weitere Notiz,
hievon zu nehmen, zurück. Bemerken wollen wir übrigens
dem Verfasser betreffenden Artikels, daß cs auch bei
großen Geistern Vorkommen kann, nut einer auch noch so
schwungvollen Rede ins Stocken zu kommen, ohne sich selbst
an der Befähigung hiezu etwas vergeben zu müssen, ihm
wäre indessen anznrathen und Nothwendig, Besserung an-
znnehmeu. Auf den zweiten Artikel desselben Blattes ein-
gehend, bezeichnet das Motto desselben den Verfasser ganz
korrect, und scheint er eS mit Klotz und Kleil viel besser
zu verstehen, als mit Zeitungs-Artikeln, und als Holz-
fäller wüßte er seine Feuerwchraxt wahrscheinlich viel besser
zu handhaben. Daß dieser Verfasser eS mit der Wahr-
heit nicht so genau nimmt, bezeugt uns dessen weitere Aus-
lassungen, worin derselbe sagt, ein Hockenheimer wollte
in dem Artikel Eingesandt: Schwetzinger Wochenblatt Nr.
73 nicht zngeben, die Abhandlung des Langenbrücker
Fahnenweih festes wahrheitsgemäß getreu zu lassen, während
dieser Artikel auch nicht mir einem Worte dieses Festes
erwähnt, folglich sind dessen Vorwürfe über Rohheit und
Unverschämtheit nicht ans unsererer Seite zu suchen, und
halten es auch deshalb nicht für nothwendig, uns werter
mit demselben einzulassen.
tz Zu den Acnderungeu ans publicistischem Gebiet,
welche das Aufhören der Stempelsteuer zu Wege gebracht hat, gehört
auch das tägliche Erscheinen der Berliner „Tribüne." Man könnte
sragen, ob ein vom Publicum mit so großer Gunst aufgenommenes
Blatt nicht jede Aenderung von sich weisen und es bei seinem wöchent-
lich dreimaligen Erscheinen hätte belassen sollen. Der Verleger hat ein
solches Bedenken überwinden zu müssen geglaubt, und wie jetzt schon
viele Stimmen aus dem Publicum bekunden, mit vollem Recht. In
unseren Tagen der welthistorischen Entwickelung, wo ein Ereigniß das
andere drängt, genügte die bisherige Erscheinungsweise nicht mehr, um
alle Phasen des öffentlichen Lebens schnell zu erfassen und dem Leser
vorzusühre».
Die „Tribüne' wird sicherlich auch fernerhin den Kern und das
Wesen Desjenigen bewahren, was ihr bisher einen jo günstigen Er-
folg gesichert hat. Ihre Orginalität und Eigenartigkeit in der Be-
handlung deS Stoff, werden bleiben, doch wird sie diesen Stoff noch
mannigfaltiger und reichhaltiger zu gestalten wissen. Der Leser wird
die großen Ereignisse des Tages ^übersichtlich und anziehend dargestellt
und mit kurzen und krästigen strichen die politische Lage gezeichnet
finden; zugleich wird die „Tribüne" fortfahren, ein reiches Material
für die Unterhaltung zu bieten; sie wi.d das Rcsidenzlcben in allen
Nuancen wiüerspicgeln, sie wird ein vollständiges Bild der Localereig-
nisse bieten, sie wird ihre warnende Stimme gegen die Ausbeutung
des Publicums, sei cs an der Börse oder anderswo, erheben, das Feld
des Romans und Feuilletons wird stets aus's beste vertreten sein.
Die „Berliner-Wespen," anerkannt einer der besten Witzblätter,
werden wie bisher mit der „Tribüne" in Verbindung bleiben, und so
greift man gewiß nicht fehl, wenn man dem Blatt- auch in seiner
jetzigen Erscheinungsweise und namentlich bei dem billigen Preis von
1 Thlr. 20 L>gr. vierteljährlich für beide Blatter (Tribüne und Wespen)
das günstigste Prognostik»!, stellt. Die „Tribüne" wird einer freund-
liehen Aufnahme sicher und ein um so mehr willkommener Gast sein,
wenn sie jetzt sechs Mal in der Woche an di« Thüren ihrer Leser klopft.
 
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