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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1874

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August (No. 90 - 102)
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https://doi.org/10.11588/diglit.33305#0388

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Me öffentliche Meinung ruft die „Opinione nationale,"
verlangt energisch Rechenschaft von einer solchen der Gerechtig-
keit hingeworfenen Herausforderung, Sie will wissen, wie die
Sache hat vor sich gehen können; sie will versichert sein, daß
die Regierung ihr Möglichstes thun wird, um sie wieder gut
zu machen, denn man wird nicht behaupten können, daß
Herr Bazaine, der wegen der Auslieferung von Metz an die
Deutschen verurtheilt wurde, ein politischer Verür-
theilter sei.
Dem „Soir" zufolge hat sich der Gefängnißdixektor auf
St. Marguerite beim Verhör widersprochen und stark koMpro-
mittirt. Ferner wurden Schriftstücke aufgefunden, wodurch
die Mitschuld dritter Personen wahrscheinlich gemacht ist.
Wundere man sich nicht, wenn auch Stimmen in dem
verblendeten Frankreich laut werden', wie die folgende: Wer
hat dem früheren Marschall Bazaine die Thüre der Feste von
St. Marguerite geöffnel? Ich sage absichtlich die Thüre und
nicht Vas Fenster, deNn so viel scheint festzustehcn, daß der
mehr als 60jährige, wohlbeleibte, gichtbehäftete ehemalige
Befehlshaber des Rheinheeres nicht eine Strickleiter Herabstieg,
sondern wahrscheinlich viel bequemer und während des heftigen
Mistralwindes gefahrloser die Stiege! Wer also, frage ich,
öffnete die Thüre? Das in.Mexiko gestohlene Geld wahrschein-,
lich oder die Boiiapartisten! Nein, Sie haben es nicht er-
rathen! Wer den Befehlshaber jn,Metz vox dein TodeSurtheil
rettete, wer ihm jetzt aus dein Gefängniß half, das ist Bis-
march Bazaine lieferte Metz den Preußen aus. Bismarck
hilft ihm aus der Noth und aus dem Gefängnjß, das ist
ganz einfach. Wahrlich, man weiß nicht recht, soll man sich
über solch dummes Zeug ärgern oder lachen; aber weit ist
es gekommen mit Frankreich!
Wir haben bisher Frankreich wegen seiner verworrenen
zerrütteten Verhältnisse bedauert, welche das unglückliche
Land der un'iformirten Anarchie des Septenäts" überantwor-
tet haben. Wie sehr waren wir doch im Jrrthum. Die
„kraftvolle und -erleuchtete Regierung des Marschalls^' so
schellklingelte eS in der Ansprache, welche der Minister des
Innern vorgestern, seinen Beamten hielt, die ihm der Ge-
neralsekretär und Hauptfaiseür des Departements, Hr. Welche
vorstellte. Dieser ist Bonapartist vom Scheitel bis zur Zehe
und dürfte wahrscheinlich in der Lage sein, das durchsichtige,
GeheiMniß, welches die Flucht Bazaine's umgibt, vollständig
zu lüften, falls die Anhänger des Septenäts hierüber über-
haupt Aufklärungen bedürfen. Wie dem auch sei, in diesem
Moment, wo Pie Entweichung Bazaines die Verlegenheit
oder Ohnmacht des Versailler Protektorats so recht hervor-
treten läßt, letzterem Kraft und Erleuchtung nachzurühmen,
das ist mehr als grotesk, das ist schon mehr offizielle Wind-
beutelei. Nur mit diesem Worte können wir die einzig
und allein dastehende Mischung der widersprechendsten Ab-
hängigkeiten und Unfähigkeiten mit der wunderlichsten Unge-
schicklichkeit und Aufgeblasenheit bezeichnen, die wir in den
Ministern des Marschallpräsidenten verlörpert finden. Nicht,
den Bonapartisten gilt ihr Zürnen, obwohl die Affäire Ba-
zaine nur eine Masche des ConspirätionsnetzeS bildet, wel-
ches die geschäftsmäßigen Verschwörer über das Land ge-
worfen haben. Nein , die republikanischen Kreise müssen es
büßen, daß die öffentliche Meinung die Regierung zum Mit-
wisser der sauberen Geschichte gestempelt hat. Hat man vor-
gestern in Marseille eine Nachlese für NeU-Caledoyien ge-
halten so wurde gestern der radikale Deputirte Rouvier im
Theater verhaften, um nach semer Verurtheilung — durch-
zubrennen. .
Deutsches Reich.
Bade». Seine Majestät der Kaiser und KL n i g habe»
^ mittelst Allerhöchster Kabinets-Orde vom 7. ds. Mts. Nachstehendes
Bllergnädigst zu bestimmen geruht: Der Häuptmann v. OidtmanN,
Kompagnie-Chef im 1. Oberschlesischen Infanterie-Regiment Nr. 22,
wird als Adjutant zum Generalkommando des 4. Arme-Corps
kommandirt. Der Hauptmann Michaelis, Kompagnie-Chef im 3.
Badischen Infanterie-Regiment Nr. 111. wird, unter Versetzung in
den Generalstab, vem großen Generülstab überwiesen. Der Premier-
Lieutenant v. Seydlitz vom KönigS-Grenadier-RegiMent (2 West-
preußischen) Nr. 7, und kommandirt als Adjutant bei der 56. In-
fanterie-Brigade wird, unter einstweiliger Belastung jn feinem bisheri-
gen Dieustverhältniß, zum überzähligen Hauvtmann befördert. Der
Hauptmann Boje vom Generalstab der 4. Division wird als Kom-
pagnie-Chef in das 1. Oberschlefische Infanterie-Regiment Nr. L2
und der HauptMann Eckert, Komqagnic-Chef int Westfälischen Jäger-
Bataillon Nr. 7, in das 8. Badische Infanterie-Regiment Nr. 111
versetzt. Der Premier-Lieutenant v. Hacke vom 1. Oberschlsfischen
Infanterie-Regiment Nr. 22/kommandirt als Adjutant ber der 34.
Jnfanterie-Br'gade (Großherzog! Mecklenburgischen) wird, unter einst-
weiliger Belastung in feinem Adjudantenverhältmß, zum überzähligen
Hauptmann befördert.
Badem Die Mitglieder der Mannheimer Feuerwehr,
welche den badischen Feuerwehrtag in Offenburg be-
suchen, haften an die badischen Eisenbahnverwaltung das
Ersuchen'gestellt, die Billete, die für den hier am Samstag
15. August, Abend II Uhr abgehenden Zug gelöst werden,
mit dem Stempel vom folgenden Tage versehen zu wollen,
damit die Billete Giltigkeit bis zum Dienstage erhielten.
Die badische Bahnverwaltung hat dieses Ansuchen abgelehnt.
. Nun werden die betreffenden Mitglieder der Feuerwehr auf
der linksrheinischen Eisenbahn reisen, nachdem die Direk-
tionen der Pfälzischen Eisenbahnen und der Reichseisenbah-
nen einen betreffenden Gesuche in freundlicher Weise ent-
sprochen hüben.
— Die „Heidelberger Zeitung" schreibt ausHeide l-
berg: Durch Erlaß des Großh. Finanzministeriums vom
18. v. M. Nr. 4274 ist für die S chloßruine und den
Schloßgarten zu Heidelberg ein besonderer Aufsichts-
rath gebildet und von Großh. Domänendirektion mit einer
umfaffenden Instruktion versehen worden. Mitglieder des-
selben sind die Vorstände der Großh. Domänenverwaltung
und Bezirksbauinspektion und eine Großh. Domänendirektion
wenn immer möglich ans den Mitgliedern des Heidelberger

Schloßvereins zu wählende Person, jetzt dessen Vorsitzender
Rechtsanwalt» Gemeinderath Mays. Dieser Aufsichtsrath
hat sich jeden Monat einmal zu versammeln und die von
einem Mitglied? desselben angeregt werdenden Angelegen-
heiten selbstständig zu berathen sowie von den Großh. Be-
hörden verlangt werdende Gutachten zu erstatten. Die bis-
herige Stellung des Schloßvereins und insbesondere die Er-
hebung seiner Meinungsäußerungen über die Kulturpläne
und andere Gegenstände soll dadurch in keiner Weise beein-
trächtigt werden, Der mittelst der neuen Einrichtung hrr-
beigeführt werdende regelmäßige und persönliche Verkehr der
zuständigen Staatsbehörden unter sich, und mit einem Ver-
treter des sich für das Schloß und den Schloßgarten interes-
sirenden Publikums wird sicherlich gute Früchte tragen,
und so kann dieselbe als ein neuer Beweis des lebhaften
Interesses und der warmen Fürsorge unserer Regierung für
jene begrüßt werden.
— Nach an Ort und Stelle eingezogener Erkundi-
gung sind die Opfer des Brandes in Durlach folgende:
1) Giese, Vater, 63 Jahre alt (noch nicht aufgefunden,
man vermuthet ihn in dem unter den Trümmern des
Hauses begrabenen Stalle.) 2) Giese, Mutter, 70 Jahre
alt, verkohlt aufgefunden. 3) 1 Tochter der Giese'schen
Eheleute, schwer verletzt durch Brand und Sturz, gestorben.
4) Deren 13jährige Tochter verkohlt aufgefunden. 5) Eine
zweite, irrsinnige Tochter der Giese'schen Eheleute, 23 Jahre
alt, sprang zum Fenster hinaus. Gerettet (muthinaßliche
Änstifterin des Brandes; sie soll ln ihrem Irrsinn schon
seit Mehreren Tagen mit Brand gedroht haben). Das
abgebrannte Haus bildete die Ecke der Zehnt- und Spital-
straße. Im Erdgeschoß lagerten etwa 2000 Garben. So
kam es, daß der Brand urplötzlich das ganze Haus ergriff
und dasselbe ganz in sich zusammenfiel. Beim Einstürzen
einer Umfassungsmauer wurde das gegenüber liegende Haus
des Hrn. Notars Buch schwer beschädigt. Die Durlacher
Feuerwehr that wahre Wunder, um die schwerbedrohten an-
grenzenden, Mit viel Brennstoffen gefüllten Gebäulichkeiten
zu schützen. Vollständiger Erfolg belohnte ihre Anstrengun-
gen. Die verunglückte Familie wird als sehr vermöglich-
aber eingezogen lebend, geschildert und ist gut beleumundet.
Man vermuthet, es sei viel Geld mit zu Grunde gegangen.
— Die Beschwerde der Ultramonranen von Off en-
burg, die mit 19 Unterschriften unterstützt und gegen
die erneuerte Abstimmung in Betreff der Einführung der
gemischten Volksschule gerichtet war, ist nach dem bezirks-
amtlichen, gerichtlichen Gutachten vom Ministerium des
Innern abschlägig verbeschieden worden und steht somit der
beabsichtigten Abstimmung nichts weiter im Wege. Als
stimmberechtigt sind in den Stimmlisten eingetragen
838, darunter 719 Katholiken und 119 Protestanten. Im
Jahre 1868 waren es nur 677 Stimmberechtigte. Die
Letzteren haben sich also um 161 vermehrt, von denen 136
der katholischen und 25 der evang.-prot. Konfession an-
gehvren.
— Die Kartoffelkrankheit im Breisgau verbreitet
sich seit Eintritt stärkerer Regengüsse sehr rasch. Doch sind
die Kartoffeln in ihrer Entwicklung so weit fortgeschritten,
daß kein Nachtheil zu befürchten ist. Die Frühkartoffeln,
denen bereits tüchtig zugesprochen wird, liefern nach Quali-
tät und Quantität ein ausgezeichnetes Erträgniß.
Mainz, 14. Aug. (5 u. 30 M.) Soeben 5 Uhr
traf Marschall Bazaine über Ludwigshafen aus der Schweiz
kommend hier ein. Derselbe fährt über Cöln nach Brüssel.
Der Marscholl sieht vortrefflich aus und ist von seiner Toch-
ter und einem. Neffen begleitet.
Mainz, 14. Aug. Die Eröffnung der Industrieaus-
stellung fand um 11 Uhr vor einem geladenen Publikum
in feierlicher Weise durch den Großherzog statt, der mit
glänzendem Gefolge erschienen war. Die Spitzen der Ci-
vil- und Militärbehörden, Bischof von Ketteler und die
Geistlichkeit waren anwesend. Der Großherzog machte einen
ei Kündigen Rundgang, wobei >eic die größte Zufriedenheit
über die wahrhaft gediegenen Arbeiten aussprach und sich
lebhaft mit den einzelnen Ausstellern unterhielt. Minister-
präsident Hofmann hielt die Eröffnungsrede, worin er den
Ruf des Gewerbefleißes der Mainzer Industriellen und ihre
Verdienste um die deutsche Industrie betonte, den Dank und
die Anerkennung des Großherzogs und der Regierung für
das gelungene Werk aussprach, den Bemühungen des Vor-
standes des Gewerbevereins in ehrenvollster Weise gedachte.
Commerzicttrath Denninger schloß die Eröffnungsfeierlichkeit
Mit einem Hoch auf den Großherzog, welches mit Begeiste-
rung ausgenommen lMrde. Die Ausstellung ist außerordent-
lich schön.
Köln, 15. Aug. Der „Köln. Ztg." zufolge ist Mar-
schall Bazaine gestern Abend 10 Uhr mit Frau und Schwa-
ger hier eiiigelroffen, hat im „Hotel du Nord" übernachtet
und reist heute Mittag ll^/i Uhr nach Brüssel weiter.
Köln, 15. Attg. Die „Kölnische Zeitung" veröffent-
licht eine Erklärung des Prof. Friedrich zu München, wo-
nach die Geschäftsordnung des Tridentiner Conzils nicht,
von dem jüngst gestorbenen P. Theiner, sondern von Fried->
rich auf dem vatikanischen Conzil den deutsch-österreichischen
oppositionellen Bischöfen mitgetheilt wurde. Friedrich glaubt
sich zu der nunmehrigen Klarlegung des Sachverhaltes ver-s
pflichtet, wovon Theiner ihn bisher ahgehaltcn hatte. — ^
Die „Kölnische Zeitung" bringt ferner einen Bericht eines §
Mitarbeiters, der Bazaine und dessen Gemahlin gesprochen
hat. Hiernach leisteten Bazaine bei der Flucht nur dessen
Gemahlin und deren Brüder Beihülfe. Nach den verabre-!
detcn Signalen ließ sich Bazaine Abends 10 Uhr att einem
80 Fuß langen Seile herab, wobei er sich an Händen und
Füßen verletzte. Bazaine gelangte in ein von seiner Ge-
mahlin und deren Bruder bereitgehaltenes Boot, nachdem

er wiederholt von den Wogen an den Felsen geworfen war.
Die weitere Flucht verlief ohne Hindernisse.
Berlin, 13. Aug. Nach Versicherungen aus hiesi-
gen politischen Kreisen steht von Seiten der Großmächte die
förmliche Anerkennung der jetzigen spanischen Regie-
rung binnen kurzem zu erwarten. Die Verhandlungen über
die. Anerkennungs-Frage sind im lebhaftesten Gange und
sollen allseitig ein günstiges Ergebniß in Aussicht stellen.
Am 6. d. M. ist vom auswärtigen Amte an die Vertreter
des Deutschen Reiches bei den fremden Mächten eine Zir-
kulardepesche ergangen, welch: auf Grund des Ergebnisses
vertraulicher Vorbesprechungen die völkerrechtliche Anerken-
nung der in Spanien bestehenden Regierung lebhaft befür-
wortet und deren baldiges Eintreten als sehr empfehlen?«
werth bezeichnet.
Berlin, 14. Aug. Die „Nordd. Allgm. Ztg." hält
die Nachricht von der bereits erfolgten ofsiciellen Anerken-
nung der Madrider Regierung Seitens Deutschlands für
verfrüht. Sie meint, diese Frage werde aber demnächst
ihre Lösung finden. — Dasselbe Blatt bespricht anläßlich
des gestrigen Artikels der „Kreuzztg." nochmals die Ange-
legenheit des Seekapitains Werner und bestätigt , daß das
Kriegsgericht denselben freigesprochrn hat. Sie hebt hervor,
daß der Kaiser in den Gang der militärischen Gerichtsbar-
keit nicht habe eingreifen wollen, deßhalb das Erkenntniß
bestätigt) hierbei aber Werners Verhalten in einer besondern
Ordre gemißbilligt habe. Dieser Vorgang zeige, wie noth-
wendig es sei, die Lücken in den militärischen Seegewohn-
heitsrechten auszufüllen. Die Leitung und Initiative in
der auswärtiaen Politik würde nicht dem verantwortlichen
Minister, sondern dem betreffenden Marineoffizier zustehen,
wenn Letzterer ohne kaiserlichen Befehl und ohne Instruktion
durch daS auswärtige Amt nach persönlichem Interesse han-
deln dürfe.
Berlin, 15. Aug. Die Abendzeitungen veröffentlichen
ein vom 14. d. datirtes Dankschreiben des Fürsten Bismarck
für die Beweise der Theilnahme, die ihm anläßlich seiner
Errettung aus Lebensgefahr zugegangen, und für die er, da
ihre Zahl nahe an 2000 betrage, unmittelbar nicht habe
danken können. — Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung"
constatirt auf Grund nunmehr vorliegender amtlicher Erhe-
bungen, daß der von den Carlisten erschossene Hauptmann
Schmidt die von der deutschen Gesandtschaft in Madrid für
ihn ausgefertigten Legitimationspapiere bereits in Logrono
richtig zugestellt erhalten hätte.
Berlin, 15. Aug. Fürst Bismarck ist heute nach
Varzin abgereist.__
Neueste Kopfen-Werichte.
Tettnang, 13. Aug. Mit der Auslese von Früh-
hopfen hat Man angefangen, und wird die Ernte derselben
nächste Woche beginnen.
Jn gesunden Gärten ist die Entwicklung rasch vorange-
schritten. Es stehen solche schön, während die Krankheit der
mit deiN-KuPferbrand bedrohten Anlagen, täglich sichtbarer
wird. Unser Bäu wird eine halbe Ernte erreichen. Die
Verkaufs-Abschlüsse haben sich bis auf 12—1500 Etr. ge-
steigert und wurde in den letzten Tagen meist um fl. 100
per Ctr. gestandelt.
Nürnberg, 15. Aug. Wir haben heute Regenwetter,
das auch in weitere Gegenden verbreitet und namentlich für
Frühhopfen nicht mehr , so nützlich sein wird, als es vor
2—3 Wochen der Fall gewesen wäre, während dasselbe für
Ausreife des Späthopfens vortheilhaft erscheint.
Vom Geschäft ist nichts Neues zu erwähnen. Trotz des
geringen Umfangs der Geschäfte behält der Markt doch feige
feste Haltung, und ist nicht billiger anzukommen qls zu An-
fang der Woche, denn es ist wenig zu Markte gekommen.
Der Umsatz beträgt an der heute beendeten Woche in 1873er
450—500 Ballen, während auch Aeltere in ähnlich großer
Ziffer den Eigner gewechselt haben, Heutiger Umsatz 25—30
Ballen; gestrige Preise.
Saaz, 12. Aug. Die Zeit ist schon zu weit Vorge-
rückt, um von der Witterung noch etwas zu erwarten, und
haben daher viele Produzenten in der Stadt und der nahen
Umgebung die kranken und am Fresser leidenden Gärten zu
pflücken an gefangen. Am Lande gibt eS wohl auch Gegen-
den, deren Gärten am Fresser leiden, jedoch ist der große,
nicht unbedeutende Theil gesund und schön, und wird man
mit der Ernte daselbst erst künftige Woche beginnen. Das
Erträgniß wird sich für die Stadt auf ein Drittel und für
das Land auf eine schwache halbe Ernte Herausstellen.
Jn 73er Hopfen ist so ziemlich alles bis auf 40 Ctr.
Stadthopfen ausgekauft. Hinsichtlich der Preise von 1874er
Hopfen, bin ich nicht in Lage, selbe nur annäherungsweise
angeben zu können, da bisher keine Abschlüsse gemacht oder
bekannt wurden.
Gardelegen, 11. Aug. Nachdem ich den größten
Theil unserer Hopfenpfläuzungcn gesehen, kann ich, das in
meinem letzten Circular abgegebene Urtheil über den muth-
maßlichen Ertrag bestätigend. Ihnen mittheilen, daß wir im
günstigsten Falle ein Mertel des vorjährigen Ertrages ge-
winnen können; es sind nur ganz vereinzelte Lagen, die eine
drittel bis eine halbe Ernte versprechen, die meisten können
bei günstiger Entwicklung ein viertel, sehr viele werden nur
ein achtel und manche fast gar nichts liefern. Es ist eigen»
thümlich, daß gerade die Pflanzen, die anfänglich am Besten
standen, jetzt am Meisten von Schwärze leiden und fast keinen
Hopfen bringen können, während die andern von dem starken
Sturm der letzten Lage weniger gelitten haben. Wir werden
wahrscheinlich rtwas später, wie gewöhnlich, die Pflücke be-
ginnen, denn man findet jetzt nur vereinzelt de» Frühhopfen
ausgebildet, so daß derselbe wohl noch drei Wochen zur Reife
gebraucht.
 
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