Aussicht, betont die Nothwendigkeit bloß dringliche Ausgaben
zu machen, und sagt! in solcher Weise werde das Gleich-
gewicht deZ Budgets erreicht und die edle Opferwilligkeit
des Volkes erleichtert werden. Der König betont weiterhin
die guten Beziehungen zu den auswärtigen Mächten, welche
die Mäßigung und Festigkeit des italienischen Volkes aner-
kennen, hebt hierauf hervor, daß die Freiheit, verbunden
mit der Ordnung die schwierigsten Aufgaben zu lösen ver-
möge, gibt seiner beständigen Sorgfalt für das Loos der
minder bemittelten Klassen Ausdruck und dankt schließlich
Gott für die gute Erndte und seinen Beistand, dem AlleS
zu verdanken sei. Die Thronrede wurde mit größtem Bei-
fall ausgenommen.
Nach Telegramm aus Santander hat der Sturm sich
gelegt und es laufen wieder Transportdampfer ein, welche
Truppen aus San Sebastian herüberbringen. Die Fregatte
„Prosperidad", welche 200 Mann an Bord hatte, ist wider
Erwarten in Santander noch nicht angekommen, und man
glaubt sich ihres Schicksales wegen schon Sorge machen zu
müssen. — Nach dem Norden gehen große Truppenzüge ab;
der General Moriones wird bald über nicht weniger als
20,000 Mann in und bei Tafalla verfügen.
Das russische Budget pro 1875 schließt, zuverlässigen
Mittheilungcn zufolge, mit einem bedeutenderen Ueberschuß ab,
als erwartet worden war, und wird die günstige Finanz-
lage konstatiren.
Deutsches Reich.
* Schwetzingen, 28. Nov. Der frühere Redakteur
des „Bad. Beobachters" Hr. Or. Bissing wird aller Wahr-
scheinlichkeit nach die Redaktion der entschieden nationalliberalen
„Konstanzer Ztg." übernehmen. Eine große Bresche in
das frühere ultramontane „Festungsviereck" Lender-Baum-
stark-Bisflng-Lindau.
— Ein Ministerialerlaß vom 7. d. spricht den Kloster-
frauen in Offenburg wegen der „plötzlichen und eigenmäch-
tigen Schließung der Mädchenschule", in der eine „Verle-
tzung nicht nur der natürlichen Pflichten, sondern auch einer
ausdrücklich und positiv übernommenen Verpflichtung liege",
entschiedenen Tadel aus und warnt vor der Anstrengung
eines im AuSgang sehr zweifelhaften Prozesses; die Lehr-
frauen sollten sich in zehn Tagen des Weiteren erklären.
— Eine Anzahl Frauen und Jungfrauen von Karls-
ruhe beabsichtigen, dem dortigen Mililärverein eine Fahne
zu widmen.
— Ein Karlsruher Kaufmann suchte sich am 21. Nachts
mittelst eines Pistolenschusses zu emleiben. Da er aber daS
Geschoß zu stark geladen hatte, zersprang dasselbe Und riß
ihm 2 Finger der rechten Hand weg. Ungünstiger Geschäfts-
gang soll Beweggrund der That sein.
— Am Samstag wurde in Karlsruhe in dem Bleich-
graben zunächst der Wielandstraße in einer Schachtel die
Leiche eines neugeborenen Kindes Männlichen Geschlechts in
alte Hemden und Ünterröcke eingewickelt aufgefunden. Der
Leichnam hatte einen Lumpen im Munde stecken, woraus
zu schließen ist, daß das Kind bei der Geburt damit erstickt
wurde, und dürfte schon mehrere Monate an einem trockenen
Orte aufbewahrt gewesen sein, da es pergamenartig aussah.
Die Leiche wurde in das TodtenhauS auf den Friedhof
verbracht. Von der Mutter des Kindes ist bis jetzt nichts
bekannt.
-- Mit anerkennenSwerther Offenheit bemerkt der „Be-
obachter" zu dem neulichen offiziösen Artikel der „KarlSr.
Ztg." über die Ursache der Verzögerung einer Besetzung deS
erzb. Stuhles : „Ein kathol. Bischof, welcher den verlangten
Eid (auf die SlaatSgesetze) leiden würde, kann freilich nicht
gefunden werden-" Dann wird also der erzb. Stuhl noch
lange unbesetzt bleiben und der Staatszuschuß im Budget
gestrichen werden.
Aus Offenburg wird berichtet: Durch den reich-
lichen Regen, welcher sich die ganze vorige Woche hindurch
ergoß, sind alle Befürchtungen für Benachtheiligung der
Gewerbe und der Landwirthschaft durch den Wassermangel
beseitigt. Die Kinzig ging so hoch, daß man in einer Nacht
Wegen etwaigen DammbrucheS auf der Hut sein mußte.
Die Höhen des MooSwaldes, der Kniebis und der Hornis-
gründe sind dicht mit Schnee bedeckt.
Berlin, 23. Nov. Der BundeSrath genehmigte ein-
stimmig den in Bern abgeschossenen internationalen Post-
vertrag, ferner den Gesetzentwurf über einen außerordent-
lichen Geldbedarf von 16 Millionen Mark für die Marine
und die Tclcgraphenverwaltung, endlich das Gesetz wegen
Aufnahme einer Anleihe von 13 Millionen Mark für Elsaß-
Lothringen.
Berlin, 24. Nov. (Reichstag: Erste Berathnng der
Justizgesetzentwürfe.) Bundesrathbevollmächtigter Justiz-Mi-
!nister Leonhardt leitet die Berathung mit einer Skizzirung
^deS Gerichtsverfassungsgesetzes ein, bei welchem die von der
Rcichsverfassung gesteckten Grenzen einzuhalten wären und
empfiehlt die gesammten Justizgesetze, welche ein fest geschlos-
senes System bilden. Er hebt hervor, daß die Aufstellung
der Gesetzentwürfe zu den größten Aufgaben der Gesetzge-
bung gehöre, deren Berathung die größte Hingebung deS
Reichstages beanspruche. „Die Gesetze sind weder vollen-
det, noch enthalten sie daS Besterreichbare, denn e» mußte
wahlberechtigten Factoren Rechnung getragen werden, aber
verschmähen Sie nicht Gutes wegen des Besseren, leisten Sic
auf Manches Verzicht, nur dann kann daS große Werk ge-
lingen." — Der württemb. Justizminister Mittnacht be-
spricht die Strafproceßordnung, der bayerische Justizminister
Fäustle ebenso die Civilproceßordnung. Beide haben Ver-
trauen auf eine Verständigung und empfehlen die Annahme
der bezüglichen Gesetzentwürfe. — Lasker kritisirt die ein-
zelnen Gesetze, bezeichnet daS Gcrichtsorganisationsgesetz am
wenigsten annehmbar, vermißt die wünschenSwerthe Einheit-
lichkeit der Reichsjustizgesetze. Betr. Rechtsstudiums und der
juristischen Prüfungen, erklärt den Erlaß einer Advokaten-
ordnung für dringend erforderlich und verlangt unbeschränkte
Oeffentlichkeit als beste Bürgschaft deS RcchtslebenS. Die
Hauptaufffabe deS Reichstages sei, die Einfügung der besten
Bestimmungen der Gesetze der Einzclstaaten in daS Reichs-
gesetz herbeizuführen, — Justizminister Leonhardt erwidert,
die vorgelegte Gerichtsverfassung gebe nur Normen, der
Reichstag sei nach der Verfassung für die volle Regelung
der Gerichtsverfassung unzuständig. — Schwarze bedauert
die Aufgabe deS Grundsatzes der Schöffengerichte. — Windt-
horst - erkennt die von Lasker gemachten Aufstellungen an
sich als richtig an, spricht sich aber gegen dieselben aus, da
sie zum Einheitsstaate führten und erklurt, - der Sitz des
höchsten Reichsgerichts dürfe nicht am Sitz- der höchsten
Reichsbehörden sein. DaS HauS beschließt darauf, die Fort-
setzung der Berathung bis zur nächsten Sitzung, morgen,
zu vertagen.
Berlin, 25. Nov. Den Morgenblättern zufolge ist
die Haft deS Grafen Arnim seit Sonntag dahin erleichtert,
daß derselbe ohne Beaufsichtigung sein Palais verlassen darf,
was er reichlich benutze.
Berlin, 25. Nov. In der vorgestrigen Sitzung de»
BundeSrathS erklärte Delbrück auf eine Anfrage: Die preu-
ßische Regierung zog bereits die Frage über eine Umwand-
lung der preußischen Bank in eine Rcichsbank in Erwägung;
es sei wünsch-nSwerth, wenn die übrigen Bundesregierungen
sich ebenfalls schon im jetzigen Stadium der Angelegenheit
über die Stellung zur Frage schlüssig machten. — Bei der
Berathung de« Berner Welt-PostvereinS-VertragS nahm der
bayrische Minister Fäustle bei der bezüglichen Anregung
durch den Referenten, den hanseatischen Ministerrefidenten
Krüger, Veranlassung, der Reichsregierung für die Anre-
gung und daS Zustandekommen de- Welt-PostvertragS als
der hochbedeutsamsten Errungenschaft für den Welt-Postver-
kehr, zu danken; er forderte die BundesrathS-Mitglieder
auf, sich zum Zeichen dessen von ihren Sitzen zu erheben.
Der BundeSrath kam dieser Aufforderung nach, worauf Del-
brück für die bis jetzt noch nicht dagewesene Auszeichnung
dankte.
Ausland
Paris, 25. Nov. Dem „Solei!" zufolge bleibt die
Zusammensetzung deS Kabinett bis nach den Weihnachtsfe-
rien unverändert und die Berathung der konstitutionellen
Fragen bis dahin verschoben.
Paris, 26. Nov. Ein abermaliger Angriff der Kar-
listen auf Jrun wurde zurückgewiesen.
— Die „France" theilt mit, daß über 2000 Damen
von Marseille gelegentlich de» Namenstages der Exkaiserin
Eugenie eine Adresse unterzeichnet haben, die nach Chisel-
hurst geschickt wurde. Ebenso ließen die Damen von AmienS
einen Riesen-Veilchenstrauß an die Exkaiserin abgehcn.
Spanien. Der Marschall Bazaine ist bei seiner
Ankunft in Madrid von einer großen Anzahl von Freunden
empfangen worden, war nicht zu verwundern ist, da er
während des ersten Karlistenlrieges im spanischen,Heere unter
Espartero diente und damals manche Waffenbrüderschaft
geschlossen hat. Auch hat die Marschallin in Madrid nicht
wenige Verwandte.
Spanien. Das Wetter im biscayischen Meer ist
besser geworden, so daß der Transport der republikanischen
Truppen von Sebastian zurück nach Santander stattfinden
kann. Schon aM 21. trafen in letzterem. Ort Dampfer,
mit Truppen überfüllt ein. Man fürchtet den Verlust deS
spanischen Kanonenbootes „Prosperidad." Dasselbe hat
200 Mann an Bord und wird seit einigen Tagen vermißt.
Das deutsche Kriegsschiff „Albatroß" verließ am 21. San-
tander, um längs der Küste zu kreuzen.
General Laserna, der Kommandeur der Nordarmee,
hat einen Befehl erlassen, welcher jeden Angriff auf daS
Leben oder das Eigenthum von Eivilpersonen mit der Der-
urtheilung durch das Kriegsgericht bedroht. Es kommt die-
ser Befehl etwas verspätet; die in der Umgegend von Jrun
durch die republikanischen Soldaten niedergebrannten
Häuser werden dadurch nicht wieder aufgebaut.
Madrid, 23. Nov. Der karlistische Bandeauchef Lo-
zano soll füsilirt werden.
London, 24. Nov. Reuter'S Bureau meldet aus
Pernambuco vom 20. d.: Der Aufstand in Buenos-AyreS
sei beendet, Mitre auf der Flucht. Dasselbe Bureau meldet
aus Para (Brasilien) vom 22. d., daß dort Mißstimmung
gegen die Fremden herrscht und eine allgemeine Erhebung
gegen dieselben befürchtet wird. Der Gouverneur der Pro-
vinz erbat Verstärkungen.
London, 25. Nov. Reuters Bureau meldet aus
BuenoS-Ayres vom 21. Nov., daß dort vollständige Ruhe
herrsche und die Fremden unbehelligt bleiben. Der Auf-
stand sei bisher auf die inneren Provinzen beschränkt und
die Wirkungen derselben machten sich in der Hauptstadt wenig
bemerklich. Die Schifffahrt sei ungehemmt, die. fremden
Kriegsschiffe hätten ihre Station ausnahmslos nicht verlassen.
Die Banken seien sämmtlich geöffnet, auch die Argentinische
Bank habe die Geschäfte wieder aufgenommen. In Mon-
tevideo herrscht vollständige Ruhe.
London, 26. Nov. Der deutsche Botschafter theilte
dem Vorsitzenden deS Glasgower Protestanten-Meetings mit,
die Beschlüsse desselben seien dem Kaiser unverzüglich un-
terbreitet worden. Der Kaiser vernahm mit hoher Befrie-
digung , wie sehr das schottische Volk mit den Maßregeln
und Grundsätzen der kaiserlichen Regierung im Kampf gegen
die vltramontanen Angriffe sympathisier. Der Botschafter
dankt Namens des Kaisers für die Sendung der Beschlüsse.
Konstnntinopel, 25. Nov. In Klcinasien ist hef-
tiger Frost eingetreten. Man fürchtet eine Verschlimmerung
des NothstandeS.
New-Uork, 23. Nov. Durch heftigen vom Süden
kommenden Wirbelsturm ist die halbe Stadt Tuscumbia in
Alabama zerstört; 12 Einwohner todt, vule beschädigt.
NeW-No*k, 23. Nov. Kurs- und andere Nachrichten
aus dem Süden fehlen wegen Störung deS Telegraphen-
betriebe« in Folge eines Sturmes.
Neueste Kopfen-Werichte.
Hagenau i. E., 22 Nov. Seit voriger Woche
kamen ungefähr 60 Zentner Hopfen auf die städtische Wage
Ribisre irrte wie ein Gespenst von Zimmer zu Zimmer.
Der Arzt, ein Freund der Familie, schrieb zitternd seine
Rezepte, er sah das schnelle Fortschreiten des UebelS.
Die Mutter war verwirrt; sie sah schon ihre Tochter
todt, wie ihre anderen beiden Kinder, und diese Hoffnungs-
losigkeit, der Gedanke, ihren letzten Schatz zu verlieren, machte
sie unfähig zu Allem.
Alle Augenblicke ergriff sie die glühenden Hände Mariens,
drückte ihre Lippen auf ihre Stirn, wo die Schweißtropfen
perlten, suchte in dem Blicke des Arztes die Tiefe der Gefahr
oder daS Leuchten der Hoffnung und fiel dann wieder erschöpft
auf ihren Stuhl zurück. Ihr Bruder, Herr von Esterac,
dessen Hingebung und Festigkeit ihr große Hilfe hätten leisten
können, war seit einigen Tagen auf einer Amtsreise im
Arrondissement von Florac begriffen.
In dieser schrecklichen Krisis blieb allein Susanne ruhig
und konnte in diesem verzagten Hause unendliche Dienste
leisten. Man hätte sagen können, daß in dem Augenblicke,
wo alle Welt um sie den Kopf verlor, sie ihre Vernunft
wiedererhielt, oder vielmehr das traurige Privilegium,
rein maschinenmäßig zu leben, bestimmte sie zu einer mechani-
chen Regelmäßigkeit, welche dem kranken Kinde nur nützte.
Außerdem hatte Marie bei dem ersten Fieberanfall so
lebhaft die Pflege Susannens verlangt, daß Frau von Ribisre
sich an sie als die einzige Rettung hielt.
Er war allein Susanne, welche Marien bestimmen
konnte, wenn es sich darum handelte mehr oder minder übel-
schmeckende Getränke zu sich zu nehmen, sich EiS auf den
Kopf legen zu lassen und geduldig alle die kleinen Torturen
zu ertragen, welche der Behandlung der Kinderkrankheiten
so viele Schwierigkeiten entgegensetzen.
Die neunte Nacht, sagte der Arzt, würde entscheidend
sein. Nachdem man Herr von Ribisre beschworen hatte, sich
einige Stunden Ruhe zu gönnen, hatte er sich zurückge-
zogen. Die Mutter und Susanne wachten; von zwei zu
zwei Stunden mußte die Kleine einen Trank nehmen, be-
stimmt, den Uebergang des Fiebers nach dem Gehirn vor-
zubeugen.
Man kann sich diese Nachtwache leicht vorstellen. Ein
tiefes Schweigen herrschte draußen, daS Schweigen der Sommer-
nächte auf dem Lande. Drinnen hörte man kein anderes
Geräusch, als das Ticktack der Uhr, welche so schnell und so
langsam den Lauf dieser nächtlichen Stunden anzeigte, die
da« Leben oder den Tod herbeibringen sollten.
Susanne stand zwischen dem Kamin und dem Bett,
bereitete den Trank, stieß den Zucker auf dem Boden der
Tasse, ordnete die Kissen unter dem Haupte Mariens, ohne
daß man inmitten dieser Thätigkeit wissen konnte, was in
dieser Seele vorging.
Die Mutter hatte die letzten acht Tagen ununterbrochen
durchwacht; ihre Augen waren roth von Thränen und Schlaf-
losigkeit, ihr Gesicht bleich.
(Fortsetzung folgt.)
Verschiedenes.
Zwei Touristen verlieren einander im bairischen Hoch-
gebirge. Endlich findet der eine die Spur seines Kameraden
in einem WirthShause. Der Wirth setzt bei Ertheilung der
Auskunft aber noch schnell zu: „Oberaberüderoberoderüber-
unterammergau gange isch, döS weiß i halt nöt!"
Ein vornehmer Herr und schlechter Christ, der auf dem
Sterbebette lag, ließ unter andern auch seinen Kutscher zu
sich kommen, der ihn schon lange Jahre treu gedient hatte.
„Ach Johann," sprach er zu ihm. „jetzt werde ich weiter
reisen, als Du mich jemals gefahren hast." — Seien Sie
außer Sorgen," tröstete Johann' „es geht immer bergab."
zu machen, und sagt! in solcher Weise werde das Gleich-
gewicht deZ Budgets erreicht und die edle Opferwilligkeit
des Volkes erleichtert werden. Der König betont weiterhin
die guten Beziehungen zu den auswärtigen Mächten, welche
die Mäßigung und Festigkeit des italienischen Volkes aner-
kennen, hebt hierauf hervor, daß die Freiheit, verbunden
mit der Ordnung die schwierigsten Aufgaben zu lösen ver-
möge, gibt seiner beständigen Sorgfalt für das Loos der
minder bemittelten Klassen Ausdruck und dankt schließlich
Gott für die gute Erndte und seinen Beistand, dem AlleS
zu verdanken sei. Die Thronrede wurde mit größtem Bei-
fall ausgenommen.
Nach Telegramm aus Santander hat der Sturm sich
gelegt und es laufen wieder Transportdampfer ein, welche
Truppen aus San Sebastian herüberbringen. Die Fregatte
„Prosperidad", welche 200 Mann an Bord hatte, ist wider
Erwarten in Santander noch nicht angekommen, und man
glaubt sich ihres Schicksales wegen schon Sorge machen zu
müssen. — Nach dem Norden gehen große Truppenzüge ab;
der General Moriones wird bald über nicht weniger als
20,000 Mann in und bei Tafalla verfügen.
Das russische Budget pro 1875 schließt, zuverlässigen
Mittheilungcn zufolge, mit einem bedeutenderen Ueberschuß ab,
als erwartet worden war, und wird die günstige Finanz-
lage konstatiren.
Deutsches Reich.
* Schwetzingen, 28. Nov. Der frühere Redakteur
des „Bad. Beobachters" Hr. Or. Bissing wird aller Wahr-
scheinlichkeit nach die Redaktion der entschieden nationalliberalen
„Konstanzer Ztg." übernehmen. Eine große Bresche in
das frühere ultramontane „Festungsviereck" Lender-Baum-
stark-Bisflng-Lindau.
— Ein Ministerialerlaß vom 7. d. spricht den Kloster-
frauen in Offenburg wegen der „plötzlichen und eigenmäch-
tigen Schließung der Mädchenschule", in der eine „Verle-
tzung nicht nur der natürlichen Pflichten, sondern auch einer
ausdrücklich und positiv übernommenen Verpflichtung liege",
entschiedenen Tadel aus und warnt vor der Anstrengung
eines im AuSgang sehr zweifelhaften Prozesses; die Lehr-
frauen sollten sich in zehn Tagen des Weiteren erklären.
— Eine Anzahl Frauen und Jungfrauen von Karls-
ruhe beabsichtigen, dem dortigen Mililärverein eine Fahne
zu widmen.
— Ein Karlsruher Kaufmann suchte sich am 21. Nachts
mittelst eines Pistolenschusses zu emleiben. Da er aber daS
Geschoß zu stark geladen hatte, zersprang dasselbe Und riß
ihm 2 Finger der rechten Hand weg. Ungünstiger Geschäfts-
gang soll Beweggrund der That sein.
— Am Samstag wurde in Karlsruhe in dem Bleich-
graben zunächst der Wielandstraße in einer Schachtel die
Leiche eines neugeborenen Kindes Männlichen Geschlechts in
alte Hemden und Ünterröcke eingewickelt aufgefunden. Der
Leichnam hatte einen Lumpen im Munde stecken, woraus
zu schließen ist, daß das Kind bei der Geburt damit erstickt
wurde, und dürfte schon mehrere Monate an einem trockenen
Orte aufbewahrt gewesen sein, da es pergamenartig aussah.
Die Leiche wurde in das TodtenhauS auf den Friedhof
verbracht. Von der Mutter des Kindes ist bis jetzt nichts
bekannt.
-- Mit anerkennenSwerther Offenheit bemerkt der „Be-
obachter" zu dem neulichen offiziösen Artikel der „KarlSr.
Ztg." über die Ursache der Verzögerung einer Besetzung deS
erzb. Stuhles : „Ein kathol. Bischof, welcher den verlangten
Eid (auf die SlaatSgesetze) leiden würde, kann freilich nicht
gefunden werden-" Dann wird also der erzb. Stuhl noch
lange unbesetzt bleiben und der Staatszuschuß im Budget
gestrichen werden.
Aus Offenburg wird berichtet: Durch den reich-
lichen Regen, welcher sich die ganze vorige Woche hindurch
ergoß, sind alle Befürchtungen für Benachtheiligung der
Gewerbe und der Landwirthschaft durch den Wassermangel
beseitigt. Die Kinzig ging so hoch, daß man in einer Nacht
Wegen etwaigen DammbrucheS auf der Hut sein mußte.
Die Höhen des MooSwaldes, der Kniebis und der Hornis-
gründe sind dicht mit Schnee bedeckt.
Berlin, 23. Nov. Der BundeSrath genehmigte ein-
stimmig den in Bern abgeschossenen internationalen Post-
vertrag, ferner den Gesetzentwurf über einen außerordent-
lichen Geldbedarf von 16 Millionen Mark für die Marine
und die Tclcgraphenverwaltung, endlich das Gesetz wegen
Aufnahme einer Anleihe von 13 Millionen Mark für Elsaß-
Lothringen.
Berlin, 24. Nov. (Reichstag: Erste Berathnng der
Justizgesetzentwürfe.) Bundesrathbevollmächtigter Justiz-Mi-
!nister Leonhardt leitet die Berathung mit einer Skizzirung
^deS Gerichtsverfassungsgesetzes ein, bei welchem die von der
Rcichsverfassung gesteckten Grenzen einzuhalten wären und
empfiehlt die gesammten Justizgesetze, welche ein fest geschlos-
senes System bilden. Er hebt hervor, daß die Aufstellung
der Gesetzentwürfe zu den größten Aufgaben der Gesetzge-
bung gehöre, deren Berathung die größte Hingebung deS
Reichstages beanspruche. „Die Gesetze sind weder vollen-
det, noch enthalten sie daS Besterreichbare, denn e» mußte
wahlberechtigten Factoren Rechnung getragen werden, aber
verschmähen Sie nicht Gutes wegen des Besseren, leisten Sic
auf Manches Verzicht, nur dann kann daS große Werk ge-
lingen." — Der württemb. Justizminister Mittnacht be-
spricht die Strafproceßordnung, der bayerische Justizminister
Fäustle ebenso die Civilproceßordnung. Beide haben Ver-
trauen auf eine Verständigung und empfehlen die Annahme
der bezüglichen Gesetzentwürfe. — Lasker kritisirt die ein-
zelnen Gesetze, bezeichnet daS Gcrichtsorganisationsgesetz am
wenigsten annehmbar, vermißt die wünschenSwerthe Einheit-
lichkeit der Reichsjustizgesetze. Betr. Rechtsstudiums und der
juristischen Prüfungen, erklärt den Erlaß einer Advokaten-
ordnung für dringend erforderlich und verlangt unbeschränkte
Oeffentlichkeit als beste Bürgschaft deS RcchtslebenS. Die
Hauptaufffabe deS Reichstages sei, die Einfügung der besten
Bestimmungen der Gesetze der Einzclstaaten in daS Reichs-
gesetz herbeizuführen, — Justizminister Leonhardt erwidert,
die vorgelegte Gerichtsverfassung gebe nur Normen, der
Reichstag sei nach der Verfassung für die volle Regelung
der Gerichtsverfassung unzuständig. — Schwarze bedauert
die Aufgabe deS Grundsatzes der Schöffengerichte. — Windt-
horst - erkennt die von Lasker gemachten Aufstellungen an
sich als richtig an, spricht sich aber gegen dieselben aus, da
sie zum Einheitsstaate führten und erklurt, - der Sitz des
höchsten Reichsgerichts dürfe nicht am Sitz- der höchsten
Reichsbehörden sein. DaS HauS beschließt darauf, die Fort-
setzung der Berathung bis zur nächsten Sitzung, morgen,
zu vertagen.
Berlin, 25. Nov. Den Morgenblättern zufolge ist
die Haft deS Grafen Arnim seit Sonntag dahin erleichtert,
daß derselbe ohne Beaufsichtigung sein Palais verlassen darf,
was er reichlich benutze.
Berlin, 25. Nov. In der vorgestrigen Sitzung de»
BundeSrathS erklärte Delbrück auf eine Anfrage: Die preu-
ßische Regierung zog bereits die Frage über eine Umwand-
lung der preußischen Bank in eine Rcichsbank in Erwägung;
es sei wünsch-nSwerth, wenn die übrigen Bundesregierungen
sich ebenfalls schon im jetzigen Stadium der Angelegenheit
über die Stellung zur Frage schlüssig machten. — Bei der
Berathung de« Berner Welt-PostvereinS-VertragS nahm der
bayrische Minister Fäustle bei der bezüglichen Anregung
durch den Referenten, den hanseatischen Ministerrefidenten
Krüger, Veranlassung, der Reichsregierung für die Anre-
gung und daS Zustandekommen de- Welt-PostvertragS als
der hochbedeutsamsten Errungenschaft für den Welt-Postver-
kehr, zu danken; er forderte die BundesrathS-Mitglieder
auf, sich zum Zeichen dessen von ihren Sitzen zu erheben.
Der BundeSrath kam dieser Aufforderung nach, worauf Del-
brück für die bis jetzt noch nicht dagewesene Auszeichnung
dankte.
Ausland
Paris, 25. Nov. Dem „Solei!" zufolge bleibt die
Zusammensetzung deS Kabinett bis nach den Weihnachtsfe-
rien unverändert und die Berathung der konstitutionellen
Fragen bis dahin verschoben.
Paris, 26. Nov. Ein abermaliger Angriff der Kar-
listen auf Jrun wurde zurückgewiesen.
— Die „France" theilt mit, daß über 2000 Damen
von Marseille gelegentlich de» Namenstages der Exkaiserin
Eugenie eine Adresse unterzeichnet haben, die nach Chisel-
hurst geschickt wurde. Ebenso ließen die Damen von AmienS
einen Riesen-Veilchenstrauß an die Exkaiserin abgehcn.
Spanien. Der Marschall Bazaine ist bei seiner
Ankunft in Madrid von einer großen Anzahl von Freunden
empfangen worden, war nicht zu verwundern ist, da er
während des ersten Karlistenlrieges im spanischen,Heere unter
Espartero diente und damals manche Waffenbrüderschaft
geschlossen hat. Auch hat die Marschallin in Madrid nicht
wenige Verwandte.
Spanien. Das Wetter im biscayischen Meer ist
besser geworden, so daß der Transport der republikanischen
Truppen von Sebastian zurück nach Santander stattfinden
kann. Schon aM 21. trafen in letzterem. Ort Dampfer,
mit Truppen überfüllt ein. Man fürchtet den Verlust deS
spanischen Kanonenbootes „Prosperidad." Dasselbe hat
200 Mann an Bord und wird seit einigen Tagen vermißt.
Das deutsche Kriegsschiff „Albatroß" verließ am 21. San-
tander, um längs der Küste zu kreuzen.
General Laserna, der Kommandeur der Nordarmee,
hat einen Befehl erlassen, welcher jeden Angriff auf daS
Leben oder das Eigenthum von Eivilpersonen mit der Der-
urtheilung durch das Kriegsgericht bedroht. Es kommt die-
ser Befehl etwas verspätet; die in der Umgegend von Jrun
durch die republikanischen Soldaten niedergebrannten
Häuser werden dadurch nicht wieder aufgebaut.
Madrid, 23. Nov. Der karlistische Bandeauchef Lo-
zano soll füsilirt werden.
London, 24. Nov. Reuter'S Bureau meldet aus
Pernambuco vom 20. d.: Der Aufstand in Buenos-AyreS
sei beendet, Mitre auf der Flucht. Dasselbe Bureau meldet
aus Para (Brasilien) vom 22. d., daß dort Mißstimmung
gegen die Fremden herrscht und eine allgemeine Erhebung
gegen dieselben befürchtet wird. Der Gouverneur der Pro-
vinz erbat Verstärkungen.
London, 25. Nov. Reuters Bureau meldet aus
BuenoS-Ayres vom 21. Nov., daß dort vollständige Ruhe
herrsche und die Fremden unbehelligt bleiben. Der Auf-
stand sei bisher auf die inneren Provinzen beschränkt und
die Wirkungen derselben machten sich in der Hauptstadt wenig
bemerklich. Die Schifffahrt sei ungehemmt, die. fremden
Kriegsschiffe hätten ihre Station ausnahmslos nicht verlassen.
Die Banken seien sämmtlich geöffnet, auch die Argentinische
Bank habe die Geschäfte wieder aufgenommen. In Mon-
tevideo herrscht vollständige Ruhe.
London, 26. Nov. Der deutsche Botschafter theilte
dem Vorsitzenden deS Glasgower Protestanten-Meetings mit,
die Beschlüsse desselben seien dem Kaiser unverzüglich un-
terbreitet worden. Der Kaiser vernahm mit hoher Befrie-
digung , wie sehr das schottische Volk mit den Maßregeln
und Grundsätzen der kaiserlichen Regierung im Kampf gegen
die vltramontanen Angriffe sympathisier. Der Botschafter
dankt Namens des Kaisers für die Sendung der Beschlüsse.
Konstnntinopel, 25. Nov. In Klcinasien ist hef-
tiger Frost eingetreten. Man fürchtet eine Verschlimmerung
des NothstandeS.
New-Uork, 23. Nov. Durch heftigen vom Süden
kommenden Wirbelsturm ist die halbe Stadt Tuscumbia in
Alabama zerstört; 12 Einwohner todt, vule beschädigt.
NeW-No*k, 23. Nov. Kurs- und andere Nachrichten
aus dem Süden fehlen wegen Störung deS Telegraphen-
betriebe« in Folge eines Sturmes.
Neueste Kopfen-Werichte.
Hagenau i. E., 22 Nov. Seit voriger Woche
kamen ungefähr 60 Zentner Hopfen auf die städtische Wage
Ribisre irrte wie ein Gespenst von Zimmer zu Zimmer.
Der Arzt, ein Freund der Familie, schrieb zitternd seine
Rezepte, er sah das schnelle Fortschreiten des UebelS.
Die Mutter war verwirrt; sie sah schon ihre Tochter
todt, wie ihre anderen beiden Kinder, und diese Hoffnungs-
losigkeit, der Gedanke, ihren letzten Schatz zu verlieren, machte
sie unfähig zu Allem.
Alle Augenblicke ergriff sie die glühenden Hände Mariens,
drückte ihre Lippen auf ihre Stirn, wo die Schweißtropfen
perlten, suchte in dem Blicke des Arztes die Tiefe der Gefahr
oder daS Leuchten der Hoffnung und fiel dann wieder erschöpft
auf ihren Stuhl zurück. Ihr Bruder, Herr von Esterac,
dessen Hingebung und Festigkeit ihr große Hilfe hätten leisten
können, war seit einigen Tagen auf einer Amtsreise im
Arrondissement von Florac begriffen.
In dieser schrecklichen Krisis blieb allein Susanne ruhig
und konnte in diesem verzagten Hause unendliche Dienste
leisten. Man hätte sagen können, daß in dem Augenblicke,
wo alle Welt um sie den Kopf verlor, sie ihre Vernunft
wiedererhielt, oder vielmehr das traurige Privilegium,
rein maschinenmäßig zu leben, bestimmte sie zu einer mechani-
chen Regelmäßigkeit, welche dem kranken Kinde nur nützte.
Außerdem hatte Marie bei dem ersten Fieberanfall so
lebhaft die Pflege Susannens verlangt, daß Frau von Ribisre
sich an sie als die einzige Rettung hielt.
Er war allein Susanne, welche Marien bestimmen
konnte, wenn es sich darum handelte mehr oder minder übel-
schmeckende Getränke zu sich zu nehmen, sich EiS auf den
Kopf legen zu lassen und geduldig alle die kleinen Torturen
zu ertragen, welche der Behandlung der Kinderkrankheiten
so viele Schwierigkeiten entgegensetzen.
Die neunte Nacht, sagte der Arzt, würde entscheidend
sein. Nachdem man Herr von Ribisre beschworen hatte, sich
einige Stunden Ruhe zu gönnen, hatte er sich zurückge-
zogen. Die Mutter und Susanne wachten; von zwei zu
zwei Stunden mußte die Kleine einen Trank nehmen, be-
stimmt, den Uebergang des Fiebers nach dem Gehirn vor-
zubeugen.
Man kann sich diese Nachtwache leicht vorstellen. Ein
tiefes Schweigen herrschte draußen, daS Schweigen der Sommer-
nächte auf dem Lande. Drinnen hörte man kein anderes
Geräusch, als das Ticktack der Uhr, welche so schnell und so
langsam den Lauf dieser nächtlichen Stunden anzeigte, die
da« Leben oder den Tod herbeibringen sollten.
Susanne stand zwischen dem Kamin und dem Bett,
bereitete den Trank, stieß den Zucker auf dem Boden der
Tasse, ordnete die Kissen unter dem Haupte Mariens, ohne
daß man inmitten dieser Thätigkeit wissen konnte, was in
dieser Seele vorging.
Die Mutter hatte die letzten acht Tagen ununterbrochen
durchwacht; ihre Augen waren roth von Thränen und Schlaf-
losigkeit, ihr Gesicht bleich.
(Fortsetzung folgt.)
Verschiedenes.
Zwei Touristen verlieren einander im bairischen Hoch-
gebirge. Endlich findet der eine die Spur seines Kameraden
in einem WirthShause. Der Wirth setzt bei Ertheilung der
Auskunft aber noch schnell zu: „Oberaberüderoberoderüber-
unterammergau gange isch, döS weiß i halt nöt!"
Ein vornehmer Herr und schlechter Christ, der auf dem
Sterbebette lag, ließ unter andern auch seinen Kutscher zu
sich kommen, der ihn schon lange Jahre treu gedient hatte.
„Ach Johann," sprach er zu ihm. „jetzt werde ich weiter
reisen, als Du mich jemals gefahren hast." — Seien Sie
außer Sorgen," tröstete Johann' „es geht immer bergab."