Deutschs* «eich.
* Echwrtzingerr, 3. Dez. Unsr« u!iram»ntanen
Blätter und Blättchen fangen schon wieder an, über den
MilltSretat deS deutschen Reiches zu klagen und zu
jammern. Diese Patrioten würden jedenfalls gut thun, sich
den französischen Militäretat mit seinen 314 Mill. Franken
anzusehen, dann würde ihnen der deutsche mit rund 300
Millionen Mark oder 380 Millionen Franken nicht mehr
so hoch erscheinen. Oder ist vielleicht der französische für
sie noch zu nieder zu gewissen Zwecken?
— In Karlsruhe wurden am 30. Nov. drei Altkatho-
liken mit 393—302 Stimmen in den kath. Stiftungsrath
gewählt; die ultramontanen Kandidaten brachten es auf
244—263 St., obwohl nach dem „Beobachter" alle Mit-
glieder deS kath. MännervereinS abstimmten,
— Anfangs dieses Monats wird Hr. Generalpost-
direkwr Stephan in Freiburg eintreffen, um von den dorti-
gen Postlokalttäten und Einrichtungen persönlich Kenntniß
zu nehmen und sich über dir dortigen PoflverkehrSverhält-
nisse zu informirrn.
— Als vorläufige-Resultat der vorgenommenen Volks-
zählung m Freiburg hat sich eine Einwohnerzahl von nahe-
zu 27.000 Seelen ohne Militär ergeben. Berechnet man
dieses zur Zeit auf etwa 1600 Mann, so dürfte Freiburg
nun 28,600 Einwohner gegen 24,600 im Dezember 1871
zählen.
-- Das Neuest« Anzeigeblatk der Erzdiözese Freiburg
enthält die Bulle des Papstes, mittelst welcher die Identität
der zu Mailand gefundenen Körper der Märtyrer Gervasius
und Protasius bestätigt wird. Angehängt ist ein Erlaß des
BisthumSverwrsers Kübel, nach welchem unter Anrufung des
hl. Ambrosius und der eben genannten Märtyrer für die
gegenwärtigen Bedürfnisse und die Erhöhung der hl. Kirche
gebetet werden solle, wofür ein vollkommener Ablaß erwor-
ben worden könne. Zomit find also die Breisacher Heiligen
definitiv abgesrtzt und ihre seit 700 Jahren verübten Wun-
der geschahen offenbar höchst unbefugter Weise.
— Der „Franks. Presse" schreibt man vom Neckar:
Zn Heidelberg befindet sich eine Niederlage von dein Wasser
ans LourdeS. Alte Weiber bereisen damit die ganze Gegend
lind verkaufen «in Fläschchen von '/«.Liter mit einer Anzahl
von Traktätchen über die Minderleistungen dieses Wassers
zu 67 Pfennigen. Katholische Pfarrer und Kapläne begün-
stigen den Schwindel.
Karlsruhe, 2. Dezbr Auch eine Weltanschauung!
Der Bad. Beobachter druckt gewisser Maßen als Anklage gegen
den Abgeordneten prakt. Arzt Kimmag in Hub einen Brief
desselben an einen katholischen Geistlichen ab, in welchem
Kimmig in durchaus männlicher, offener Weise anfrägt. ob
der Geistliche geneigt sei, bei der altkatholischen Geuieinde
Thlkiigeii die Seelsorge zu übernehmen. Am Schluffe ist
bcigefügt, daß (wie sich zwischen anständigen Menschen in
solcher Sache ziem!) der Gegenstand auf Manneswort und
ManneSchrc selbstverständlich als ein vertraulicher behandelt
werde. Dieser Brief ist nun dem „Bad. Beobachter" zum
Abdruck übergeben worden! Und er verwendet ihn zum
Vorwurf gegen — den Abgeordneten Kimmig! Schmäh-
liche Kampfesweise!
Berlin, 1. Dez. Reichstag. Erste Berathnng der
Gesetzentwürfe, betreffend die Anleihen für die Marine- u.
Telcgraphenverwaltung. Gegenüber dem Corvetten-Capilain
Saint-Paul, der die Verlangsamung der Ausführung des
Floiten-GründungSplans tadelt, motivirt Marineminister
v. Slosch die Verzögerung des Baues neuer Schiffe durch
die Nothwendigkeit, vorher genügende Schiffsmannschaft auS-
zubilden, womit ebenso wie mit den Hafenbauten möglichst
rasch vorgegangen werde. Entsprechend den gesteigerten An-
forderungen auf Schutz durch die Marine Seitens der im
Ausland«, fast in allen Hafenorten lebenden 5 Millionen
Deutschen seien auch in der Art des Neubaues von Schif-
fen Veränderungen geboten. Auf die Bemerkung, daß der
Bau von Monitors nicht gefördert werde, erwidert der Mi-
nister, daß da« Monitorsystem veraltet sei; verbesserte Tor-
pedos in Verbindung mit gepanzerten Kanonenbooten ge-
führen solle, wo die Sträflinge die Erlaubniß haben, kleine
Gegenstände, welche sie gefertigt, zu verkaufen, und daß man
sich darauf in den Zimmern der Admiralität wicderftndrn
solle.
Zwei Schiffslieutenants von ritterlicher Höflichkeit wurden
Frau von Ribiäre als Führer gegeben. Sie beobachteten
mit neugieriger Sympathie dieses schweigsame junge Mädchen,
deren Schönheit noch die Idee überstieg, welche sie sich davon
gemacht hatten; ihre Augen fragten dieses lebende Räthsel,
das nicht geneigt schien, sich errathen zu lassen.
In dem Saal, wo die fabricirten Produkte ausgestellt
waten, bekundete Susanne nicht nur eine kindliche Freude,
sondern auch ein sehr lebhaftes Verlangen, eine gute Anzahl
von diesen Kleinigkeiten zu besitzen. Dieses Verlangen war
der Eigensinn eines in Kindheit verfallenen GemüthS.
Das junge Mädchen wußte absolut nicht oder hatte voll-
ständig vergessen, wo sie war. Einige Schritte von Jakob,
welchem sie vielleicht hier an der Schwelle einer Thür be-
gegnen konnte, hatte sie nur Sinn für dieser gemeißelte Holz.
Ihr einziger Gedanke war, rinige von diesen Körbchen und
Schiffchen «w rnüÜLtnre zu besitzen. Man beeilte sich, sie
zu befriedigen. Frau von Ribiore zog ihre Börse. Die
nügtm, die Flußmündungen zu schützen. Nachdem Schmidt, lung wird morgen zunächst daS Armeecadres-Gesetz und da-
(Stettin) die geringen Verwendungen für die Handelshäfen rauf das Gesetz über den höheren Unterricht diskutiren.
in der Ostsee beklagt hat, werden beide Anleihevorlagen der Versailles, 2. Dez. (Nationalversammlung.) Präfi-
Budget-Commission überwiesen. dent Buffet spricht für das ihm durch seine Erwählung er-
Berttn, 3. Dez. Der Reichstag erledigte eine An-! wiesen- Vertrauen seinen Dank aus, ermahnt zur Versöhn-
zahl Petitionen nach den Kommissionsanträgen. Zur Reichs- lichkeit und drückt die Hoffnung aus, daß eS der Versamm-
tagrkommisfion für das elsaß-lothrtngische Budget und die lung mit Hilfe Gottes gelingen werde, die Mission , welche
Anleihevorlage find auch Simonis, Gerber, Minierer, Schauen- / sie erhalten , in ihrem ganzen Umfange zu erfüllen. Bei
bürg gewählt. - Die Nordeck-Rabenau-Jnterpellation. be° der engeren Wahl für das Amt des Vierten Vizepräsidenten
treffend die Personentarif-Erhdhung auf der Main-Weser-'"hält Audiffret-Pasquier 288, Rampon 251 Stimmen,
und Main-Nrckarbahn, beantwortet Delbrück dahin, daß bei. Elfterer ist somit gewählt. Die Versammlung schreitet Hier-
letzterer nur eine Umrechnung in Mark, keine eigentliche Ta° auf zur Berathnng über daS Armeecadres-Gesetz, welches in
riferhöhung stattfand. Die Main-Weserbahn dagegen nahm erster Lesung genehmigt wird.
eine Tariferhöhung vor. Die Reichsregierung, welche von! Brüssel, 1. Dez. Deputirtcnkammer. Defuissaur
welche von
der Erhöhung Kenntniß nahm, ertheilte hierzu keine Zu-
stimmung.
Berlin, 3. Dezember. Der Reichstag erledigte heule
eine Anzahl von Petitionen nach den Commissionsanträgen.
In die Commission für das Elsaß-Lothringische Budget und
die Elsaß-Lothringische Anleihe wurden auch die Abgeordne-
ten Simonis, Gerber, Winterer und Schaumburg gewählt.
Auf die Interpellation des Abgeordneten Freiherrn von
Nordeck zur Rabenau, betreffend die Tarif-Erhöhung auf
der Main-Weser- und Main-Neckarbahn, erwidert der Prä
von der Linken kündigt eine Interpellation an über einige
Fälle der Anwendung des Gesetzes über Auslieferungen
und Ausweisungen. Die Berathung wird auf nächsten Frei-
tag fkstgestellt.
London, 30. Novbr. In allen Kirchen der kath.
Diözese Westminster wurde gestern ein Hirtenbrief des Erz-
bischofs Manning verlesen, in welchem ausgesprochen wird,
daß jeder Katholik, welcher die Unfehlbarkeit des Papstes
läugne, dadurch ixso kaoto von der katholischen Gemeinschaft
ausgeschlossen werde und jedes N>al, wenn er, unter Ver-
fident des Reichseisenia^ nur 'eine heimlichen dieses seines Unglaubens, die heiligen Sakramente
Umrechnung in die Markwährung und keine eigentliche Ta
riferhöhung stattgefunden; die Main-Weserbahn dagegen
habe allerdings eine Tariferhöhung vorgenommen, welcher
zu wiedersprechen das Reichseisenbahnamt sich verfassungs-
mäßig nicht berechtigt halten konnte.
Stuttgart, 1. Dez. Den lokalpatriotischen Gefühlen
deS Stuttgarter „Beobachter" ist eine neue empfindliche
Kränkung zugefügt worden: die Fahnen. welche der König
am 2. Dezember den neugebildeten dritten Jufanteriebalaillo-
nen verleihen wird, zeigen nicht mehr die angestammte Form
genieße, ein Sakrileg begehe. Dem Vernehmen nach wird
der Erzbischof Manning nächstens eine Broschüre über die
vatikanischen Dekrete und den Einfluß derselben auf die
Unterthanentreue veröffentlichen. — Nach amtlicher Mittheilung
ist bisher noch keine Bestimmung darüber getroffen, wem daS
Kommando der Nordpolexpedition übertragen werden soll.
Rio de Janeiro, 30. Nov. Die Zeitungen brin-
gen Nachrichten aus Buenos Ayres, wonach am 15. in der
Nähe von Laverdo eine dreistündige Schlacht zwischen dem
Regierungsgeneral Arias und Milre stattgefunden hat. Das
Die Verluste der
die Verluste der Insurgenten sind unbekannnt.
württembergischer Fahnen, sondern sind nach preußischem! R^wt war unentschieden Die Verluste der Regiernngs-
Vorbilde und was noch verletzender, sie find nicht von ein-i werden auf 400 Tod!- und Verwundete angegeben,
heimischen Künstlern, sondern in Preußen aiigcferligt. Man
erinnert sich, welchen lang anhaltenden Sturm es in der-
württembergischen Demokratie erregte, als einmal eine Quan-!
tität Militärhosentuch in preußischen Fabriken bestellt wurde, j
Stuttgart, 2. Dez. Unter dem Salut von 101
Meueste Kopfen-Aerichle.
Tettnang, 30. Nav. Als ein Beweis, daß wenig
mehr zu verichten ist, mag die Mittheiluug gelten, daß hier
Armeecorps und die Verleihung des Eiferen Kreuzes un>"d d>- Stad, be. Pflanzern b.s auf etwa 20 Centner (d,e
anderer Auszeichnungen an die Fahnen der älteren Trnp.
pentheile statt. Sr. Maj. dem König, welcher mit dem ge
stimmten Königl. Hause dem kirchlichen und militärischen,
Akt beiwohnte, brachte der kommandirende General von
S chw arz k o p pen mit dreimaligem Hurrah deu Dank der
Truppen für die verliehenen Feldzeichen und Auszeichnun-
gen dar.
Görlitz, 2. Dez. Gutem Vernehmen nach ist in dem
Befinden des Feldmarschalls v. Roon eine Besserung ein-
getrelen und seit heute gegründete Aussicht auf Wiederge-
nesung vorhanden. Jedoch dürfte letztere nur langsam und
allmälig vorschreitcn.
Ausland
Versailles, 1. Dez. Nationalversamm-
lung. Bei der heule vorgenommenen Präsidentenwahl
wurde Buffet mit 348 Stimmen zum Präsidenten wieder-
gewählt, 205 Stimmzettel waren unbeschrieben. — Gerücht-
weise verlautet, die Botschaft des Marschall-Präsidenten sei
in einigen Punkten modifizirt worden und werde erst Don-
nerstag verlesen werden. — Die Nationalversammlung
wählte Märtel mit 422 St. zum ersten. Benoist d'Azy mit
327 Stimmen zum zweiten und Kerdrel mi» 287 Stimmen
zum dritten Vizepräsidenten. Für die Stelle des vierten
Vizepräsidenten ist eine engere Wahl erforderlich, da Audif-
fret-Pasquier vom rechten Zentrum 267 und Rampon vom
rechten Zentrum 237 Stimmen erhielten. Die Bersamm-
Marineoffiziere wollten ihr etwas anbieten und in einigen
Augenblicken war Susanne Besitzerin von zwanzig dieser
kleinen Merkchen.
Der Augenblick der höchsten Prüfung näherte sich. Der
eine Lieutenant reichte Frau von Ribiäre seinen Arm, der
andere nahm die Hand Mariens, Susanne ging hinter ihnen;
sie stiegen so die große Treppe hinauf, welche zum Commiffar
deS Bagno führte.
Dir tiefe Bewegung der Frau von Ribisre. hatte sich
ihren Begleitern mitgetheili. Marie, ungeachtet der Sorg-
losigkeit ihres Alters, schien zu verstehen, wegen der Bewegung
ihrer Mutter, daß sich etwas Wichtiges vorbereite. Allein
ging die arme Tiefsinnige, ohne Bewußtsein davon zu haben,
was man von ihr wollte, und von dem Orte, wo mau sie
hinführte.
Der Commiffar war oben, er gab einen Befehl. Die
Marineoffiziere rangirten sich zu seinen Seiten. Zwei oder
drei Beamte, der Arzt und der Geistliche des Bagno, welche
gewünscht hatten, dieser Szene beizuwohncn, traten zu gleicher
Zeit ein.
Marie hatte sich gegen das Kleid Susannens gedrückt,
Händler haben »och) geleert. Gestern wurde von einem
Rottenburger hier eine Partie mit 8 Ctr. zu fl. 166 über-
nommen.
In Rottenburg soll cS bis auf eine auffallend kleine
Quantilül geleert sein, für welche mehr als fl. 166per C!r.
verlangt werde. Die Umgegend von Rottenburg ist ebenfalls
geräumt; ein Gleiches ist auch von anderen Distrikten Württem-
bergs zu nielden.
Hagenau, 30. Noa. Mit dem Verschwinden der
Hopfenvorräthe gehen auch meine Berichte zu Ende. Für
die wenigen vorhandenen kleine» Partien unserer Produzen-
ten werden hohe Preise gefordert, man hat auch solche be-
zahlt. Wenn alle Hopfendistrikte so geräumt sind, wie un-
sere Gegend, daun ist für England wenig vorhanden.
Nürnberg, 1. Dez. (SylidikatSbericht.) Das dics-
wöchentliche Geschäft begann mit großer Lebhaftigkeit und
wurden gestern circa 500—600 Ballen verschiedener Sorten
von de» Lagern genommen, wo ici letzlnotirte Preise voll
bezahlt wurden. — Zum heutigen Markte wurde die uner-
wartet große Zufuhr von 300 Ballen mittelfränkischer Land-
hopfen gebracht, wodurch die Käufer im ersten Moment
überrascht, eine gewisse Zurückhaltung beobachten. — In-
dessen erholte sich die Käuflust schnell wieder, so zwar, daß
die Marktzvfuhren bis Mittag nahezu sich räumten, und
von den Lagerbeständcn der feineren Qualitäten circa 150
Ballen genommen wurden. — Die Preise erlitten im Allge-
meinen keine Veränderung und bleibt die Stimmung fort-
dauernd fest.
Frau von Ribiöre, ganz bleich, hielt deu Arm des jungen
Mädchens. Einige Minuten verstrichen.
Man hörte einen schweren Tritt, die Thür öffnete sich
und Jakob erschien.
Diejenigen, welche ihn führten, halten ihre Instruktio-
nen ; sie zogen sich in's Dunkel zurück und ließen ihn allein
einlreten.
(Fortsetzung folgt.)
Verschiedenes.
In Karlsruhe ist kürzlich das Kuriosum vorgekommen,
daß die Rentnerin Weniger uns die Wittwe Mehr am
gleichen Tage gestorben sind.
In einer Gesellschaft in Berlin übergoß ein galanter,
aber ungeschickter Herr das hellscidcne Kleid seiner Dame
mit Rothwein. Die Dame machte ihr liebenswürdigstes Ge-
sicht zu den Entschuldigungen des Herrn, der sparsame Papa
aber klagte beim Stadtgericht auf Ersatz und das Gericht
verurtheilte den ungeschickten Thäter zum vollen Ersatz sammt
Prozeßkosten.
Entschuldigung. „Das ist aber doch zu arg, Herr Wirth,
da find in meiner Suppe 3 todte Fliegen!" — „Aber er-
lauben S', verzeihen S', gütigst, wann d'Fliegen gekocht
sind, könnc-i's doch nimmer lebendig sein!"'
* Echwrtzingerr, 3. Dez. Unsr« u!iram»ntanen
Blätter und Blättchen fangen schon wieder an, über den
MilltSretat deS deutschen Reiches zu klagen und zu
jammern. Diese Patrioten würden jedenfalls gut thun, sich
den französischen Militäretat mit seinen 314 Mill. Franken
anzusehen, dann würde ihnen der deutsche mit rund 300
Millionen Mark oder 380 Millionen Franken nicht mehr
so hoch erscheinen. Oder ist vielleicht der französische für
sie noch zu nieder zu gewissen Zwecken?
— In Karlsruhe wurden am 30. Nov. drei Altkatho-
liken mit 393—302 Stimmen in den kath. Stiftungsrath
gewählt; die ultramontanen Kandidaten brachten es auf
244—263 St., obwohl nach dem „Beobachter" alle Mit-
glieder deS kath. MännervereinS abstimmten,
— Anfangs dieses Monats wird Hr. Generalpost-
direkwr Stephan in Freiburg eintreffen, um von den dorti-
gen Postlokalttäten und Einrichtungen persönlich Kenntniß
zu nehmen und sich über dir dortigen PoflverkehrSverhält-
nisse zu informirrn.
— Als vorläufige-Resultat der vorgenommenen Volks-
zählung m Freiburg hat sich eine Einwohnerzahl von nahe-
zu 27.000 Seelen ohne Militär ergeben. Berechnet man
dieses zur Zeit auf etwa 1600 Mann, so dürfte Freiburg
nun 28,600 Einwohner gegen 24,600 im Dezember 1871
zählen.
-- Das Neuest« Anzeigeblatk der Erzdiözese Freiburg
enthält die Bulle des Papstes, mittelst welcher die Identität
der zu Mailand gefundenen Körper der Märtyrer Gervasius
und Protasius bestätigt wird. Angehängt ist ein Erlaß des
BisthumSverwrsers Kübel, nach welchem unter Anrufung des
hl. Ambrosius und der eben genannten Märtyrer für die
gegenwärtigen Bedürfnisse und die Erhöhung der hl. Kirche
gebetet werden solle, wofür ein vollkommener Ablaß erwor-
ben worden könne. Zomit find also die Breisacher Heiligen
definitiv abgesrtzt und ihre seit 700 Jahren verübten Wun-
der geschahen offenbar höchst unbefugter Weise.
— Der „Franks. Presse" schreibt man vom Neckar:
Zn Heidelberg befindet sich eine Niederlage von dein Wasser
ans LourdeS. Alte Weiber bereisen damit die ganze Gegend
lind verkaufen «in Fläschchen von '/«.Liter mit einer Anzahl
von Traktätchen über die Minderleistungen dieses Wassers
zu 67 Pfennigen. Katholische Pfarrer und Kapläne begün-
stigen den Schwindel.
Karlsruhe, 2. Dezbr Auch eine Weltanschauung!
Der Bad. Beobachter druckt gewisser Maßen als Anklage gegen
den Abgeordneten prakt. Arzt Kimmag in Hub einen Brief
desselben an einen katholischen Geistlichen ab, in welchem
Kimmig in durchaus männlicher, offener Weise anfrägt. ob
der Geistliche geneigt sei, bei der altkatholischen Geuieinde
Thlkiigeii die Seelsorge zu übernehmen. Am Schluffe ist
bcigefügt, daß (wie sich zwischen anständigen Menschen in
solcher Sache ziem!) der Gegenstand auf Manneswort und
ManneSchrc selbstverständlich als ein vertraulicher behandelt
werde. Dieser Brief ist nun dem „Bad. Beobachter" zum
Abdruck übergeben worden! Und er verwendet ihn zum
Vorwurf gegen — den Abgeordneten Kimmig! Schmäh-
liche Kampfesweise!
Berlin, 1. Dez. Reichstag. Erste Berathnng der
Gesetzentwürfe, betreffend die Anleihen für die Marine- u.
Telcgraphenverwaltung. Gegenüber dem Corvetten-Capilain
Saint-Paul, der die Verlangsamung der Ausführung des
Floiten-GründungSplans tadelt, motivirt Marineminister
v. Slosch die Verzögerung des Baues neuer Schiffe durch
die Nothwendigkeit, vorher genügende Schiffsmannschaft auS-
zubilden, womit ebenso wie mit den Hafenbauten möglichst
rasch vorgegangen werde. Entsprechend den gesteigerten An-
forderungen auf Schutz durch die Marine Seitens der im
Ausland«, fast in allen Hafenorten lebenden 5 Millionen
Deutschen seien auch in der Art des Neubaues von Schif-
fen Veränderungen geboten. Auf die Bemerkung, daß der
Bau von Monitors nicht gefördert werde, erwidert der Mi-
nister, daß da« Monitorsystem veraltet sei; verbesserte Tor-
pedos in Verbindung mit gepanzerten Kanonenbooten ge-
führen solle, wo die Sträflinge die Erlaubniß haben, kleine
Gegenstände, welche sie gefertigt, zu verkaufen, und daß man
sich darauf in den Zimmern der Admiralität wicderftndrn
solle.
Zwei Schiffslieutenants von ritterlicher Höflichkeit wurden
Frau von Ribiäre als Führer gegeben. Sie beobachteten
mit neugieriger Sympathie dieses schweigsame junge Mädchen,
deren Schönheit noch die Idee überstieg, welche sie sich davon
gemacht hatten; ihre Augen fragten dieses lebende Räthsel,
das nicht geneigt schien, sich errathen zu lassen.
In dem Saal, wo die fabricirten Produkte ausgestellt
waten, bekundete Susanne nicht nur eine kindliche Freude,
sondern auch ein sehr lebhaftes Verlangen, eine gute Anzahl
von diesen Kleinigkeiten zu besitzen. Dieses Verlangen war
der Eigensinn eines in Kindheit verfallenen GemüthS.
Das junge Mädchen wußte absolut nicht oder hatte voll-
ständig vergessen, wo sie war. Einige Schritte von Jakob,
welchem sie vielleicht hier an der Schwelle einer Thür be-
gegnen konnte, hatte sie nur Sinn für dieser gemeißelte Holz.
Ihr einziger Gedanke war, rinige von diesen Körbchen und
Schiffchen «w rnüÜLtnre zu besitzen. Man beeilte sich, sie
zu befriedigen. Frau von Ribiore zog ihre Börse. Die
nügtm, die Flußmündungen zu schützen. Nachdem Schmidt, lung wird morgen zunächst daS Armeecadres-Gesetz und da-
(Stettin) die geringen Verwendungen für die Handelshäfen rauf das Gesetz über den höheren Unterricht diskutiren.
in der Ostsee beklagt hat, werden beide Anleihevorlagen der Versailles, 2. Dez. (Nationalversammlung.) Präfi-
Budget-Commission überwiesen. dent Buffet spricht für das ihm durch seine Erwählung er-
Berttn, 3. Dez. Der Reichstag erledigte eine An-! wiesen- Vertrauen seinen Dank aus, ermahnt zur Versöhn-
zahl Petitionen nach den Kommissionsanträgen. Zur Reichs- lichkeit und drückt die Hoffnung aus, daß eS der Versamm-
tagrkommisfion für das elsaß-lothrtngische Budget und die lung mit Hilfe Gottes gelingen werde, die Mission , welche
Anleihevorlage find auch Simonis, Gerber, Minierer, Schauen- / sie erhalten , in ihrem ganzen Umfange zu erfüllen. Bei
bürg gewählt. - Die Nordeck-Rabenau-Jnterpellation. be° der engeren Wahl für das Amt des Vierten Vizepräsidenten
treffend die Personentarif-Erhdhung auf der Main-Weser-'"hält Audiffret-Pasquier 288, Rampon 251 Stimmen,
und Main-Nrckarbahn, beantwortet Delbrück dahin, daß bei. Elfterer ist somit gewählt. Die Versammlung schreitet Hier-
letzterer nur eine Umrechnung in Mark, keine eigentliche Ta° auf zur Berathnng über daS Armeecadres-Gesetz, welches in
riferhöhung stattfand. Die Main-Weserbahn dagegen nahm erster Lesung genehmigt wird.
eine Tariferhöhung vor. Die Reichsregierung, welche von! Brüssel, 1. Dez. Deputirtcnkammer. Defuissaur
welche von
der Erhöhung Kenntniß nahm, ertheilte hierzu keine Zu-
stimmung.
Berlin, 3. Dezember. Der Reichstag erledigte heule
eine Anzahl von Petitionen nach den Commissionsanträgen.
In die Commission für das Elsaß-Lothringische Budget und
die Elsaß-Lothringische Anleihe wurden auch die Abgeordne-
ten Simonis, Gerber, Winterer und Schaumburg gewählt.
Auf die Interpellation des Abgeordneten Freiherrn von
Nordeck zur Rabenau, betreffend die Tarif-Erhöhung auf
der Main-Weser- und Main-Neckarbahn, erwidert der Prä
von der Linken kündigt eine Interpellation an über einige
Fälle der Anwendung des Gesetzes über Auslieferungen
und Ausweisungen. Die Berathung wird auf nächsten Frei-
tag fkstgestellt.
London, 30. Novbr. In allen Kirchen der kath.
Diözese Westminster wurde gestern ein Hirtenbrief des Erz-
bischofs Manning verlesen, in welchem ausgesprochen wird,
daß jeder Katholik, welcher die Unfehlbarkeit des Papstes
läugne, dadurch ixso kaoto von der katholischen Gemeinschaft
ausgeschlossen werde und jedes N>al, wenn er, unter Ver-
fident des Reichseisenia^ nur 'eine heimlichen dieses seines Unglaubens, die heiligen Sakramente
Umrechnung in die Markwährung und keine eigentliche Ta
riferhöhung stattgefunden; die Main-Weserbahn dagegen
habe allerdings eine Tariferhöhung vorgenommen, welcher
zu wiedersprechen das Reichseisenbahnamt sich verfassungs-
mäßig nicht berechtigt halten konnte.
Stuttgart, 1. Dez. Den lokalpatriotischen Gefühlen
deS Stuttgarter „Beobachter" ist eine neue empfindliche
Kränkung zugefügt worden: die Fahnen. welche der König
am 2. Dezember den neugebildeten dritten Jufanteriebalaillo-
nen verleihen wird, zeigen nicht mehr die angestammte Form
genieße, ein Sakrileg begehe. Dem Vernehmen nach wird
der Erzbischof Manning nächstens eine Broschüre über die
vatikanischen Dekrete und den Einfluß derselben auf die
Unterthanentreue veröffentlichen. — Nach amtlicher Mittheilung
ist bisher noch keine Bestimmung darüber getroffen, wem daS
Kommando der Nordpolexpedition übertragen werden soll.
Rio de Janeiro, 30. Nov. Die Zeitungen brin-
gen Nachrichten aus Buenos Ayres, wonach am 15. in der
Nähe von Laverdo eine dreistündige Schlacht zwischen dem
Regierungsgeneral Arias und Milre stattgefunden hat. Das
Die Verluste der
die Verluste der Insurgenten sind unbekannnt.
württembergischer Fahnen, sondern sind nach preußischem! R^wt war unentschieden Die Verluste der Regiernngs-
Vorbilde und was noch verletzender, sie find nicht von ein-i werden auf 400 Tod!- und Verwundete angegeben,
heimischen Künstlern, sondern in Preußen aiigcferligt. Man
erinnert sich, welchen lang anhaltenden Sturm es in der-
württembergischen Demokratie erregte, als einmal eine Quan-!
tität Militärhosentuch in preußischen Fabriken bestellt wurde, j
Stuttgart, 2. Dez. Unter dem Salut von 101
Meueste Kopfen-Aerichle.
Tettnang, 30. Nav. Als ein Beweis, daß wenig
mehr zu verichten ist, mag die Mittheiluug gelten, daß hier
Armeecorps und die Verleihung des Eiferen Kreuzes un>"d d>- Stad, be. Pflanzern b.s auf etwa 20 Centner (d,e
anderer Auszeichnungen an die Fahnen der älteren Trnp.
pentheile statt. Sr. Maj. dem König, welcher mit dem ge
stimmten Königl. Hause dem kirchlichen und militärischen,
Akt beiwohnte, brachte der kommandirende General von
S chw arz k o p pen mit dreimaligem Hurrah deu Dank der
Truppen für die verliehenen Feldzeichen und Auszeichnun-
gen dar.
Görlitz, 2. Dez. Gutem Vernehmen nach ist in dem
Befinden des Feldmarschalls v. Roon eine Besserung ein-
getrelen und seit heute gegründete Aussicht auf Wiederge-
nesung vorhanden. Jedoch dürfte letztere nur langsam und
allmälig vorschreitcn.
Ausland
Versailles, 1. Dez. Nationalversamm-
lung. Bei der heule vorgenommenen Präsidentenwahl
wurde Buffet mit 348 Stimmen zum Präsidenten wieder-
gewählt, 205 Stimmzettel waren unbeschrieben. — Gerücht-
weise verlautet, die Botschaft des Marschall-Präsidenten sei
in einigen Punkten modifizirt worden und werde erst Don-
nerstag verlesen werden. — Die Nationalversammlung
wählte Märtel mit 422 St. zum ersten. Benoist d'Azy mit
327 Stimmen zum zweiten und Kerdrel mi» 287 Stimmen
zum dritten Vizepräsidenten. Für die Stelle des vierten
Vizepräsidenten ist eine engere Wahl erforderlich, da Audif-
fret-Pasquier vom rechten Zentrum 267 und Rampon vom
rechten Zentrum 237 Stimmen erhielten. Die Bersamm-
Marineoffiziere wollten ihr etwas anbieten und in einigen
Augenblicken war Susanne Besitzerin von zwanzig dieser
kleinen Merkchen.
Der Augenblick der höchsten Prüfung näherte sich. Der
eine Lieutenant reichte Frau von Ribiäre seinen Arm, der
andere nahm die Hand Mariens, Susanne ging hinter ihnen;
sie stiegen so die große Treppe hinauf, welche zum Commiffar
deS Bagno führte.
Dir tiefe Bewegung der Frau von Ribisre. hatte sich
ihren Begleitern mitgetheili. Marie, ungeachtet der Sorg-
losigkeit ihres Alters, schien zu verstehen, wegen der Bewegung
ihrer Mutter, daß sich etwas Wichtiges vorbereite. Allein
ging die arme Tiefsinnige, ohne Bewußtsein davon zu haben,
was man von ihr wollte, und von dem Orte, wo mau sie
hinführte.
Der Commiffar war oben, er gab einen Befehl. Die
Marineoffiziere rangirten sich zu seinen Seiten. Zwei oder
drei Beamte, der Arzt und der Geistliche des Bagno, welche
gewünscht hatten, dieser Szene beizuwohncn, traten zu gleicher
Zeit ein.
Marie hatte sich gegen das Kleid Susannens gedrückt,
Händler haben »och) geleert. Gestern wurde von einem
Rottenburger hier eine Partie mit 8 Ctr. zu fl. 166 über-
nommen.
In Rottenburg soll cS bis auf eine auffallend kleine
Quantilül geleert sein, für welche mehr als fl. 166per C!r.
verlangt werde. Die Umgegend von Rottenburg ist ebenfalls
geräumt; ein Gleiches ist auch von anderen Distrikten Württem-
bergs zu nielden.
Hagenau, 30. Noa. Mit dem Verschwinden der
Hopfenvorräthe gehen auch meine Berichte zu Ende. Für
die wenigen vorhandenen kleine» Partien unserer Produzen-
ten werden hohe Preise gefordert, man hat auch solche be-
zahlt. Wenn alle Hopfendistrikte so geräumt sind, wie un-
sere Gegend, daun ist für England wenig vorhanden.
Nürnberg, 1. Dez. (SylidikatSbericht.) Das dics-
wöchentliche Geschäft begann mit großer Lebhaftigkeit und
wurden gestern circa 500—600 Ballen verschiedener Sorten
von de» Lagern genommen, wo ici letzlnotirte Preise voll
bezahlt wurden. — Zum heutigen Markte wurde die uner-
wartet große Zufuhr von 300 Ballen mittelfränkischer Land-
hopfen gebracht, wodurch die Käufer im ersten Moment
überrascht, eine gewisse Zurückhaltung beobachten. — In-
dessen erholte sich die Käuflust schnell wieder, so zwar, daß
die Marktzvfuhren bis Mittag nahezu sich räumten, und
von den Lagerbeständcn der feineren Qualitäten circa 150
Ballen genommen wurden. — Die Preise erlitten im Allge-
meinen keine Veränderung und bleibt die Stimmung fort-
dauernd fest.
Frau von Ribiöre, ganz bleich, hielt deu Arm des jungen
Mädchens. Einige Minuten verstrichen.
Man hörte einen schweren Tritt, die Thür öffnete sich
und Jakob erschien.
Diejenigen, welche ihn führten, halten ihre Instruktio-
nen ; sie zogen sich in's Dunkel zurück und ließen ihn allein
einlreten.
(Fortsetzung folgt.)
Verschiedenes.
In Karlsruhe ist kürzlich das Kuriosum vorgekommen,
daß die Rentnerin Weniger uns die Wittwe Mehr am
gleichen Tage gestorben sind.
In einer Gesellschaft in Berlin übergoß ein galanter,
aber ungeschickter Herr das hellscidcne Kleid seiner Dame
mit Rothwein. Die Dame machte ihr liebenswürdigstes Ge-
sicht zu den Entschuldigungen des Herrn, der sparsame Papa
aber klagte beim Stadtgericht auf Ersatz und das Gericht
verurtheilte den ungeschickten Thäter zum vollen Ersatz sammt
Prozeßkosten.
Entschuldigung. „Das ist aber doch zu arg, Herr Wirth,
da find in meiner Suppe 3 todte Fliegen!" — „Aber er-
lauben S', verzeihen S', gütigst, wann d'Fliegen gekocht
sind, könnc-i's doch nimmer lebendig sein!"'