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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 10.1910/​1911

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"Kann dem bildenden Künstler eine ständige Erwerbsquelle geschaffen werden?", II
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Vermischter Nachrichtenteil
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https://doi.org/10.11588/diglit.52067#0011

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Die Werkstatt der Kunst.

3

Heft s.

„Kann äem bNclenclen Mnstler eine
slänclige Erwerbsquelle gescbasssn
weräen?" II
Zu dem Aufsatz, den Julius Rosen bäum-Berlin
unter dieser Ueberschrift in Heft HH der „Werkstatt der Kunst"
vom 22. August tdtv veröffentlicht hat, schreibt uns der
Oerband Berliner Spezialgeschäfte folgendes:
„Oie praktischen Anregungen, die Herr Julius Rosen-
baum letzthin gegeben hat, verdienen nicht nur in den
Kreisen der Künstler, sondern auch in denen der Geschäfts-
welt volle Beachtung. Namentlich der Hinweis darauf, daß
sich Künstler nicht mehr für zu gut halten sollten, um sich
durch Ueber nähme von Schaufensterdekorationen
einen Neben- oder auch Hauptverdienst zu schaffen, muß be-
sonders hervorgehoben werden. In der Tat hat ja gerade
die Schaufensterdekorationskunft in den letzten Jahren nicht
nur in Berlin, sondern auch in den anderen Zentren des
geschäftlichen Lebens, aber auch in den kleinen Städten
einen Aufschwung genommen, der der beste Beweis dafür
ist, daß die Hebung der Gefchmacksbildung in den Kreisen
der Kaufmannschaft sowohl, wie in denen des Publikums
die erfreulichsten Fortschritte macht. Alan darf also wohl
annehmen, daß sich in weiten Kreisen des Detailhandels
eine immer stärkere Nachfrage nach künstlerisch geschulten
Kräften bemerkbar machen wird, denen die Dekoration von
Schaufenstern übertragen werden kann. Die Künstler, die
für diese Tätigkeit Interesse haben, würden sich aber einem
verhängnisvollem Irrtum hingeben, wenn sie
der Meinung wären, weil sie Künstler sind,
müßten sie auch schon dekorieren können. Ts muß
in diesem Falle der Künstler mit dem Kaufmanns gehen,
d. h. es ist notwendig, daß der Künstler Verständnis ge-
winnt für die Zwecke, die der Kaufmann damit verfolgt,
wenn er fein Fenster geschmackvoll dekoriert. Das Schau-
fenster soll das Auge des Geschäftes fein, in dem die
Seele des Betriebes sich spiegelt. Für den Geschäftsmann
wird es daher immer darauf ankommen, daß sein Fenster
bei geschmacklich vollendeter Anordnung auch die
kaufmännisch zweckmäßigste Dekoration dar-
bietet, denn nur auf diese weise vermag er auf das
Publikum einzuwirken.
Steht aber diese Forderung auch — was ja eigentlich
selbstverständlich ist — keineswegs im Gegensatz zur An-
schauungsweise des Künstlers, so setzt sie doch voraus, daß
der Künstler, der einem Geschäfte ein nützlicher Dekorateur
werden will, zuvor eine gründliche praktische Lehr-
zeit durchmacht. Aus diesen Gesichtspunkten heraus ist
auch die Höhere Fachschule für Dekorationskunst
von dem Deutschen Werkbund in Dresden, dem
Deutschen verband für das kaufmännische Anter-
richtswesen in Braunschweig und dem verband
Berliner Spezialgeschäfte gegründet worden, die
unter der künstlerischen Leitung von Frau Gppler-Leg-
band am t- September ihre Tätigkeit begonnen hat. Da-
durch, daß diese Schule über ein eigenes Ladenlokal ver-
fügt, und dadurch, daß ihr die angesehensten Geschäfte der
verschiedensten Branchen ihre Fenster regelmäßig zu De-
korationszwecken zur Verfügung stellen, trägt sie diesem
praktischen Erfordernis im weitesten Maße Rechnung, wie
richtig dieses Prinzip ist, beweist die Tatsache, daß Lehrer
und Schüler der Höheren Fachschule für Dekorationskunst
trotz der verhältnismäßig kurzen Zeit ihres Bestehens bei

dem diesjährigen Berli n er Schaufen st er-Wettbewerb
bereits 30 Fenster dekorieren konnten. Auskünfte
über weitere Einzelheiten werden durch den verband
Berliner Spezialgeschäfte, Berlin, Leipzigerstraße t N
erteilt."
Ferner schreibt uns Hermann Struck-Berlin zu
diesen: Thema:
„Mit einer gewissen Befriedigung las ich in Heft HP
Ihrer Zeitschrift die Abhandlung des Herrn Julius Rosen-
baum. Im allgemeinen hat der Verfasser sicherlich zu
schwarz gesehen und vielfach übertrieben, indem er die
wirklich begabter: und zum Künstlertum berufenen Menschen
fast ganz ausschaltet. Menzel z. B. wäre sicherlich nicht
verhungert, wenn er sich heute mit Illustrationen ernähren
sollte. Der wunde Punkt ist eben der, daß heute alle mög-
lichen mittelmäßigen Begabungen zum künstlerischen Beruf
hindrängen. Darum muß sich jeder Einsichtige, der Gelegen-
heit hatte, das in Berlin herrschende Künstlerelend kennen
zu lernen, dem schon oft geäußerten verlangen des Ver-
fassers anschließen, das eine gründliche Umgestaltung
des Unterrichtes an den Akademien fordert, wenn
der Kunstjünger gezwungen ist, auf der Akademie zunächp
ein Kunstgewerbefach, wie Dekoranonsmalerei, Lithographie,
Möbelzeichnen oder ähnliches zu lernen, so wird er immer
imstande fein, sich zu ernähren. Die in diesen Fächern
erworbenen Kenntnisse werden ihm auch eine gesunde
Basis geben, auf der sich sein künstlerisches Streben ent-
wickeln kann. Hoffentlich verhallen die kraftvollen Worte
des Verfassers nicht ungehört und tragen dazu bei, den so
oft beklagten, unhaltbaren Zuständen ein Ende zu machen."
Schließlich bittet uns der v erfa sser jenes Artikels, auf
den die obigen Einsendungen Bezug nehmen, in unserem
Blatte sich mit einem Aufruf an seine notleidenden Be-
rufsgenoffcn wenden zu dürfen:
Kollegen!
Line Hebung unseres Standes in materieller
Hinsicht wird man nur dann erreichen können, wenn die
Gesamtheit dies Ziel erstreben will. Es soll jetzt eine Ver-
sammlung der Interessenten stattfinden mit der Tages-
ordnung:
t. Veranstaltung einer Verkaufsausstellung*) vor
Weihnachten in leerstehenden Läden der Hauptstraßen
mit Bildern und Kleinplaftiken bis zu ISO Mk.
2. Stellungnahme gegen den Lehrgang der Akademien,
der das Proletariat erzeugt. Fingerzeige für Kollegen, die
sich einen mit der Kunst zusammenhängenden Nebenberuf
schaffen wollen. Irgendwelche Kosten werden durch die
Beteiligung nicht entstehen. — Damen und Herren belieben
eine Postkarte mit Rückantwort an die Adresse des
Herrn Kunstmaler Julius Rosenbaum, Berlin W zo,
Neue Winterfeldstr. t?III, einzufenden, der den Ver-
sammlungsort und den Tag mitteilen wird.


llnsöke tätige KMgk, clig Wlilllmei' klmttecllli. Mts? lik. 1,
llut IvlAencken Inllult: Komisclle 2U
Ooetlles Leit. Von K. Lerner. — Kurbenerleknis
unck Kolorismus. Von 'VAIllGm V/uet^olckt. —
kru^eu unck LeuntveortuuZen.

Vermischter Nachrichtenteil.

Geplante Ausstellungen

Florenz, vom z. November tyzo bis 30. Juni findet
in Florenz die VI. Ausstellung der „Kssociu^ione ckeZIi
Krtisti Ituliuni" statt, für die für t- Gktober die An-

meldefrist angesetzt war. Da uns die Papiere aber zu spät
zugingen, nm sie den Lesern rechtzeitig mitzuteilen, haben
wir die „Kssociu^ione cleZli Krtisti Ituliuni" gebeten,
ausnahmsweise von deutschen Künstlern Anmeldungen
anzunehmen, wenn sie den Psftftcsnpel bis znrn 5. Ok-
tober tragen. Anmeldungen sollten also nnigchend be-
 
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