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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 10.1910/​1911

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Redaktioneller Teil
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Kaufmann und Künstler: öffentliche Versammlung in Berlin am 22. Oktober 1910
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Grundsätze über das Verfahren bei Wettbewerben für Werke der Malerei oder Bildhauerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.52067#0039

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Die Werkstatt der Kunst.

heft 3.


Redaktioneller Teil.

lisusmsnn uncl Künstler
(Geffentliche Versammlung in Berlin
am 22. Oktober
Der entschieden synthetische Zug der Zeit erfaßt
alle Lrwerbszweige. Man beginnt zu erkennen,
daß schon zuviel Kräfte unnütz verbraucht und auf-
gerieben wurden, indem jeder Beruf, jede soziale
Schicht im Volke für sich allein nach oben strebte,
um für sich, nur für sich allein und ohne Rücksicht
auf den dabei in Nachbargebieten angerichteten
Schaden, Vorteile zu erkämpfen.
Zn diesem „strudle kor lite" konnten die
Künstler längst nicht mehr mit. Ze mehr sie ihre
Kunst liebten und diese in sich selbst zu finden suchten,
wurden sie von dem schwere äußere Kämpfe bedingen-
den Erfolge ausgeschlossen, auf ihrer idealistischen Znsel
isoliert und mußten das Feld den robuster gearteten
Konzessionsschulzen (auf Deutsch: Kitschern) überlassen.
Ebenso erging es den anständigen Kauf-
leuten. Sie haben in den jetzt glücklich hinter uns
liegenden „Gründerjahren" des deutschen Volkes
eine wüste, gesinnungs- und charakterlose Konkurrenz
über sich ergehen lassen müssen und ihre guten
Grundsätze nur mit Mühe, Sorge und großen ma-
teriellen Opfern bewahren können. Diese anständigen
Kaufleute sind aber jetzt Aller Hoffnung, nachdem
wir erkennen mußten, wie wahr Neuleaux' bitteres
Wort von der billigen und schlechten deutschen Produk-
tion gewesen ist. wir sehen uns in dieser Hoffnung
auf die guten Elemente im Kaufmannsstand auch
nicht enttäuscht, denn die, vom „Deutschen Werkbunde"
zum Beispiel, dargebotene Hand der deutschen Künstler
und Kunstgewerbetreibenden wurde mit Freude und
Begeisterung ergriffen. Der Glaube an den sicheren,
endlichen Erfolg einer guten, zweckmäßigen und künst-
lerisch geläuterten deutschen Ware ist uns wiedergekehrt.
Der Kaufmann also braucht den Künstler
und der Künstler begrüßt in jenem mit
Freuden einen ehrlichen Arbeitsgenosscn,
der ihn der demütigenden Notwendigkeit, bei Fürsten,
Staat und Unbekannt um (ach so dürftige) Förderung
betteln zu müssen, überheben wird.
Noch aber sind sie noch nicht „zusammen", die
Künstler und Kaufleute, noch ist vieles zwischen
ihnen zu bereden und vereinbaren, bis aus der
praktischen Arbeit für beide Teile ein guter Nutzen
entstehen kann. So soll also in einer rückhaltlosen
und ehrlichen Aussprache der neuen Freunde
das Programm für ein gemeinsames, zielbewußtes
Beginnen festgesetzt werden. Zu diesem Zweck findet
eine öffentliche Verfaminlung
mit dem Thema „Kaufmann und Künstler"
am Sonnabend, den 22. Oktober
abends 9 Uhr (präzife!)
im Vereinshause der „Berliner Kaufleute
und Zndustriellen", Berlin, Zägerstraße22
(Untergrundbahn Friedrichstraße) statt.

Auf der Seite der Kaufleute findet diese Ver-
anstaltung großes Znteresse, das sich beispiels-
weise darin bekundet, daß der „Verein Berliner
Kaufleute und Zndustrieller" sein Lokal zur
Verfügung stellt, und darin, daß der „verband
Berliner Spezialgeschäfte" Redner, voraus-
sichtlich Herrn Or. Zeitlin, den bekannten National-
ökonom, entsendet. Mehrere Kunstschriftsteller werden
sprechen, und es ist beabsichtigt, die Tagespresse ein-
zuladen und möglichst für das weitere Thema:
„Die wirtschaftliche Hebung des Aünftler-
ftandes" zu interessieren.
Die Versammlung wird sich ferner mit der Frage
beschäftigen, ob und wie auf den Lehrgang in den
Akademien eingewirkt werden könne, wir wollen
es nicht verhehlen, daß wir in bezug auf diesen Punkt
etwas skeptisch gestimmt sind; immerhin würden Be-
kenntnisse, daß der Lehrgang der Akademien diesem
oder jenem Künstler nicht förderlich oder gar hinder-
lich gewesen sei, interessieren, vorausgesetzt, daß
diese Bekenntnisse sachlich begründet würden.
Als selbstverständlich betrachten wir es, daß
alle Künstler, denen diese Dinge nahegehen,
recht zahlreich erscheinen werden.
O. O. K.
Grunctlälze über ctas Verkabren bei
Mettbewerben kür Merke cler
Malerei oäer kilcibauerei
(Nach dem neuesten Material bearbeitet.)
8 l.
vor Eröffnung des Wettbewerbes ist das Preisgericht
aufzustellen.
8 2.
Die Mehrzahl der Preisrichter hat aus bildenden
Künstlern zu bestehen, unter denen bei malerischen Wett-
bewerben die Maler, bei bildhauerischen Wettbewerben die
Bildhauer besonders vertreten sein sollen.
8 s-
Die zu Mitgliedern des Preisgerichtes und zu Ersatz-
männern für dieselben ernannten Personen sind alsbald
nach ihrer Ernennung zur Erklärungsabgabe über die
Annahme des Preisrichteramtes aufzufordern.
wer sich zur Annahme bereit erklärt hat, darf sich
weder selbst unmittelbar oder mittelbar an dem
Wettbewerbe beteiligen, noch bei der Gestaltung von
Entwürfen anderer Bewerber mitwirken und kann auch
die Ausführung des den Gegenstand des Wettbewerbes
bildenden Kunstwerkes nicht übertragen erhalten.
8
Das dem Wettbewerbe zugrunde zu legende Programm
soll seinem Inhalte nach vom Preisgericht ge-
nehmigt sein.
Zu der Beratung über das Programm werden auch
die für das Preisgericht ernannten Ersatzmänner ein-
geladen.
Sofern es nach Lage der Sache notwendig erscheint,
sollen vor der Beschlußfassung über das Programm, wenn
tunlich, alle künstlerischen Mitglieder des Preis-
gerichtes die Mertlichkeit, für welche das Kunstwerk
bestimmt ist, besichtigen.
 
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