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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 10.1910/​1911

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Hermann, Georg: Anteil der Künstler am Wertzuwachs, III
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Vermischter Nachrichtenteil
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https://doi.org/10.11588/diglit.52067#0240

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232

Die Werkstatt der Kunst.

heft ;

liehen Zentrale übersandt. Zeder — auch jeder! —
verkauf muß in dieser Form geschlossen werden.
Nun würde sich das weitere Schicksal von Hs5s3
ungefähr so abspielen. ss5s3, „Gemälde von L",
kaufte X seinerzeit für HOOO Mk. im Zahre
ss5s3 kommt l9^O zur „öffentlichen" Ver-
steigerung und bringt sOOOO Mk. Sofort würden
bei der Versteigerung von der Zentrale die fälligen
Prozente eingezogen werden, private Verkäufe aber
des Nichtkünstlers an den Nichtkünstler L
dürften in endgültigem Abschluß eben nur auf
der Zentrale selbst oder in Gegenwart eines mit
notariellen Befugnissen ausgestatteten Beamten der
Zentrale stattfinden. Für Bilderhandlungen könnte
man sich der Form der Rechnungslegung bedienen.
Das heißt acl I: der verkauf des Künstlers an
seinen Klienten würde durch die einfache Formalität
einer dreifachen, doppelt unterzeichneten auf Stempel-
bogen gegebenen Quittung keineswegs geschädigt
oder erschwert werden. Das dauert eine Minute.
L schließt seinen Schein ein. steckt seinen Schein
ein, nimmt das Bild unter den Arm und das Mäd-
chen trägt den Einschreibebrief an die Zentrale —
dessen Kuvert vorgedruckt wird — auf die Post.
Uebermorgen kommt die gedruckte Empfangs-
bestätigung, in der nur die Nummer ausgefüllt ist.
Der freihändige verkauf des privaten Nicht-
künstlers an den Nichtkünstler L (ich meine
damit nur, daß sie an der Schaffung von ss5s3
unbeteiligt sind) würde sich vielleicht ein wenig
schwieriger gestalten; — aber ich glaube nicht, daß
deswegen irgend jemand, der die Absicht hat, einen
Leibl oder einen Böcklin für 30000 Mk. zu kaufen,
ihn etwa nun nicht kaufen wird. Und selbst wenn
sich hier geringe Rückgänge zuerst ergeben sollten,
so würde die Künstlerschaft — als Ganzes — auch
kaum Schaden davon haben. Denn wenn die preis-
treibung älterer Kunstwerke nachließe, so würde da-
mit naturgemäß die Gegenwirkung, die preisdrückung
der Neuschöpfungen, auch nachlassen, so daß sich Nach-
teil und Vorteil für die gesamte Künstlerschaft — und

auf die kommt es ja nur an — meines Erachtens
die Wage halten würden.
Das scheint mir für die Durchführung der Maß-
nahmen der einfachste weg. weiß jemand einen
einfacheren — desto besser. Nur muß man von vorn-
herein darauf bedacht sein, die Gesetzgebung nicht
zu weitmaschig anzulegen, so daß man auch vielleicht
den Bildertausch mit einfangen kann, mit dem man
eine Preissteigerung in barem Geld umgehen könnte.
Oder man muß auch versuchen, irgendwelche ge-
schickten Besitzverschiebungen, wie sie z. B. bei Boden
und Häusern zur Umgehung des Wertzuwachses
— wie die Fama sagt — vorgenommen werden
sollen, . . . solche Mannöver von vornherein nach
Möglichkeit auszuschließen.
Aber ich glaube, das wird nicht sehr nötig sein.
Denn der Wertzuwachs an Grund und Boden, von
dem der Staat sein Teil heischt, ist doch eigentlich
nicht ohne Recht unbeliebt; und es ist doch nur
menschlich, daß man sich zum mindesten darüber
ärgert, wenn man an den Herrn Staat, den man
doch als sehr unbeteiligt an der Angelegenheit emp-
findet . . . gerade an ihn seinen Obolus entrichten
muß. Der Gedanke, den Künstler aber teilhaftig
zu machen an der Wertsteigerung der von ihm ge-
schaffenen Kunstwerte, hat so viel innere Ge-
rechtigkeit, daß man ihn nicht als lästig und un-
billig empfinden kann, sei man nun selbst der
Schöpfer, sei man der Käufer, oder sei man der
Verkäufer. Und dieser inneren Gerechtigkeit wegen
wird und muß er sich als staatliche — ja wie
die Berner Konvention als internationale —
Maßnahme in Zukunft durchsetzen.
Qeor§ blermann.

lwkkS liöulige 8öilsgs, üie Mvlmi' klmttectin. MW «k. g,
ünt tollenden lnüalt: Aeu! Kiliäo-KLrben! Von ***
(8cülus8.) — 3nr wellten ^nkln^e von Louviers
ULnäbncü der Oelmalerei. Von Krnst Lerner. —
^uto^rnpüisclle 3eioünun^en 2ur VervielkältiZunA
im Lteindrnck. Von joÜLNn Nai. — „Wie der
j^pnner 26ioünen lernt." Von Reinricll kndor.

vermischter Nachrichtenteil.

Geplante Ausstellungen

Dresden. (Große Aquarellausstellung Dresden
lyO.) von Mitte Mai bis Mitte Oktober d. Z.
wird in Dresden in den Ausstellungsräumen der Kgl. Kunst-
akademie (Brühlsche Terrasse) eine Große Aquarell-
ausstellung veranstaltet. Zugelassen werden Aquarelle,
Pastelle, farbige Zeichnungen und farbige Radierungen,
außerdem kleine Merke der Bildhauerei und des Kunst-
gewerbes. Ausstellungspapiere (Programm usw.) sind
durch die Geschäftsstelle der Ausstellung, Brühlsche Terrasse,
zu beziehen.
Hamburg. (Von der Lommeterschen Kunsthandlung)
empfingen wir nachstehendes schreiben: „Zn höflicher Er-
widerung Zhrer sehr geschätzten Zeilen muß ich einen
anderen Standpunkt einnehmen wie Sie. wenn ich gerade
den jüngeren Künstlern Gelegenheit gebe, bei mir auszu-
stellen und dadurch denselben Lhancen biete, sich mit ihren

Arbeiten einzuführen und bekannt zu werden, so ist es
gewiß nicht unbillig, daß ich zweimalige Frachtfreiheit von
denselben für ihre einzusendenden Werke beanspruche. Mein
AussteUungsunternehmen erfordert jährlich ganz bedeutende
Regien und kann ich auch bei der von mir geplanten
Blumen- und Stilleben-Ausstellung vorher nicht wissen, ob
dieselbe einen pekuniären Erfolg für mich erzielen wird,
wie 3hnen ja auch nicht unbekannt sein dürfte, schließen
heute die meisten großen öffentlichen Ausstellungen mit
smem Defizit ab. Lei mir handelt es sich aber um ein
privatunternehmen und muß ich jedes eventuelle Defizit
auf meine Schultern nehmen, bin also schon aus diesem
Grunde gezwungen, unnötige Ausgaben zu vermeiden und
muß auch die hier in Frage kommenden Frachtspesen den
ausstellenden Künstlern zur Last legen."
Wien. (Genossenschaft der bildenden Künstler
Wiens.) Zubiläumsausstellung im Künstlerhause
von Anfang März bis Ende Mai sgN. Anmeldung:
s5. Februar; Einsendung vom s5.—28. Februar sstss.
 
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