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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 10.1910/​1911

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Grundsätze für das Verfahren bei Wettbewerben, IV
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Schmidkunz, Hans: Geber und Nehmer der Kunstbildung, VI
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https://doi.org/10.11588/diglit.52067#0269

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heft 19.

Die Werkstatt der Kunst.

Absicht hat, einen bestimmten Kreis von Personen (außer
den Preisträgern) die Bearbeitung zu übertragen.)
8 5.
Bei vorstehenden Angaben sind Anforderungen, welche
unbedingt erfüllt werden müssen, auf das Bestimmteste zu
unterscheiden von solchen, die nur als wünsche gelten
sollen. Insbesondere ist im Programm deutlich zu sagen,
ob auf die Einhaltung einer bestimmten Bausumme das
Hauptgewicht gelegt wird, so daß alle Pläne, welche die-
selbe überschreiten, von dem Wettbewerbe auszuschließen
sind, oder ob die genannte Bausumme nur als ungefährer
Anhaltspunkt dienen soll, in welchem den Bewerbern ein
freier Spielraum ausdrücklich Vorbehalten bleibt.

Geber unct Debmer cler Runllbiläung. VI
von Dr. Hans Schmidkunz-Berlitt-Halensee
(vgl. „Werkstatt der Kunst", Heft to)
Allgemeinbildung
Ls geht viel Klage, daß Künstler häufig gar sehr un-
gebildet seien, während sie doch gerade nicht wenig Bildung
nötig hätten. Und vielleicht hat, wenn die Tatsache stimmt,
schon mancher Künstler viel Trauer darüber gefühlt und
viel Besorgnis empfunden, daß ihm dies sowohl in seiner
sachlichen Arbeit wie auch in seinen gesellschaftlichen Be-
ziehungen schade, vielleicht sinnt auch mancher auf Ab-
hilfe, und wahrscheinlich haben manche mit Energie Ab-
hilfe geschafft — etwa indem einige sich zusammentaten
und sich einen oder den anderen Privatlehrer in den oder
den Fächern hielten.
versuchen wir nun hier, dem Thema mit einigen An-
deutungen gerecht zu werden, so möchten wir vor allem
dem Künstler helfen, sich die erwähnte Trauer und Besorgnis
nicht über den Kopf wachsen zu lassen. Ls werden heut-
zutage so viel unüberlegte und anmaßende Anforderungen
an „Bildung" gestellt, so viel Kulturpostulate tyrannisch
dem Einzelnen auferlegt, so viel angeblich unentbehrliche
neue Unterrichtsfächer in den Schulen verlangt, daß man
endlich entschiedene Verwahrung und kräftigen Widerstand
dagegen erheben muß. wohin kommen wir da schließlich?!
Und die Einseitigkeit oder geradezu Ungebildetheit
mancher von diesen Anforderungen ist auch ein starkes
Stück, wer nicht so und so viel über Theater und Politik
mitreden kann, gilt als Unmensch, während etwa in natur-
kundlichen und technischen Dingen die krasseste Unbildung
kaum beachtet wird, wie viele von den Bildungsschreiern
würden die elementarsten Fragen aus der Farbenlehre und
der Tönelehre Halbwegs beantworten können?
Und dabei überwuchert in unserem Schulwesen die
sogenannte Allgemeinbildung weit und ungerecht über die
Spezial- oder Fachbildung. Nicht nur die höhere Schule
(Gymnasium usw.) setzt sie über die Z oder q Elementar-
jähre hinaus durch 9 Jahre fort: auch die Fortbildungs-
schulen jenseits der 7 oder 8 Volksschuljahre erregen durch
das dem Allgemeinen neben dein Besonderen eingeräumte
Ausmaß den Unwillen von Fachleuten. Und wenn endlich
die Hochschulen allen Ansprüchen auf „umfassende Bildung",
auf „Erweiterung des Horizontes" u. dgl. nachgeben wollten,
so würden sie einfach zerfließen. Im technischen Hochschul-
wesen besteht — mit Recht oder Unrecht — eine nament-
lich von E. Gurlitt in Dresden vertretene Bewegung,
welche den Technikern die Technik zu retten strebt.
Mit dem Gesagten ist auch der Umstand verwandt,
daß die theoretischen Bemühungen zur Systematik und Ge-
schichte der Pädagogik in viel Breite das Allgemeinbildungs-
wesen behandeln, dagegen nur sehr dürftig das Spezial-
bildungswesen. Namentlich der Mangel einer Geschichts-
forschung des Fachunterrichtes — des akademischen wie
auch des niederen — ist ein unwürdiger Zustand, auf dessen

26h

Ueberwindung immer und immer wieder hingearbeitet
werden sollte.
Je weiter nach unten nun eine Bildungsstätte liegt,
anders genommen: je jünger ihre Schüler sind, desto mehr
werden sie freilich davor zu behüten sein, daß sie unter
allzu früher Spezialisierung an dem Schaden nehmen, was
sie als Menschen überhaupt brauchen. Je weiter hingegen
nach oben hinauf, desto größer ist die entgegengesetzte Ge-
fahr: daß sie es vor lauter Rücksichten auf dies und auf
das zu gar nichts Bestimmtem im Leben bringen.
Und weit wichtiger, als das wissen um dies und um
das, ist doch zweierlei: daß jemand erstens ein tüchtiger
Charakter und zweitens ein tüchtiger Fach- und Berufs-
mensch sei. Dem Ersteren dient mehr die Erziehung, dem
Letzteren mehr der Unterricht; aber dabei ist nicht zu ver-
gessen, daß Anforderungen an den Charakter nicht bloß
vom Leben überhaupt, sondern auch speziell vom Beruf
ausgehen, und daß es folglich neben einer Allgemein-
erziehung zugleich eine Spezialerziehung gibt.
Die Hochschule ist unter allen Umständen eine Fach-
und Berufsschule, in Erziehung und in Unterricht. Das
Spezialistische muß bei ihr ganz gewiß voranstehen. Das
Allgemeinere kann und soll sie unter Umständen in ihren
Bereich einschließen, muß es aber und kann es auch wenig-
stens in dem Maße der vor dem Eintritt in sie zurück-
gelegten Dauer der Schulzeit voraussetzen. Und zwar darf
sie verlangen, daß für sie nicht bloß mehr oder weniger
Linzelwissen, sondern auch die Fähigkeit, ein solches je
nach Bedarf neu und rasch und verläßlich zu erwerben,
mitgebracht werde.
Schlimm ist's allerdings, wenn z. B. ein angehender
Bildhauer nicht weiß, was Bronze ist; noch schlimmer,
wenn es ein fortgeschrittener Bildhauer nicht weiß. Man
wird das vielleicht für eine zufällige Einzelheit halten,
deren Besitz oder Nichtbesitz uns nicht berechtige, Lärm zu
schlagen. Aber man bedenke zweierlei! Erstens ist die
Beschäftigung mit einer solchen Einzelheit nicht bloß Sache
des Verstandes, sondern auch des Herzens; mit einem
Künstler, der sich da fürs Bessere nicht auch ereifert,
dürfte es nicht weit her sein. Zweitens: wie viel histo-
rische, technische und künstlerische Einblicke und Einsichten
lassen sich nicht auf der Basis einer solchen Einzelheit er-
werben — was bedeutet dem Künstler und Kunstfreunde
sucht schon das eine Wort „Patina" an Mbjekten des
Interesses! In Korridoren der Berliner Kunstakademie
und seit einiger Zeit mit Recht Steinsorlen aufgestellt zur
entsprechenden Instruktion der Kunstschüler.
Sind nun derlei Dinge Allgemeinbildung oder Spezial-
bildung? Man kann bald einsehen, wie wenig bestimmt
die Grenzen zwischen beiden sind, und wie sehr relativ das
eine wie das andere ist. Aber diese Schwierigkeit geht
mehr nur die theoretische Betrachtung an; für uns kann
sie eher eine Erleichterung bedeuten.
wir stehen Notwendigkeiten gegenüber, die mit uns
sehr „kurz angebunden" sind: Der Junge muß in nicht zu
langer Zeit ein zureichender Fach- und Berufsmensch werden,
und dazu braucht er so viel, daß zum „geistigen Bummeln"
— auf das ja eigentlich das Bildungsgeschrei hinauskommt
— keine Zeit und Kraft mehr bleibt.
(Fortsetzung folgt.)

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Kat kolbenden Inkalt: R.aeklmanns neueste mikro-
ekemiscke Analysen und die Tecknik der römisck-
pompejaniscken Wandmalerei. Von Krnst Lerner.
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im Lteindruck. Von (sodann Nai. (Lcklnss.) —
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