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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 10.1910/​1911

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Redaktioneller Teil
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Der Prozeß Schleusing
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Schulz, Arthur: Friedrich Goldscheider in Wien
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Vermischter Nachrichtenteil
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https://doi.org/10.11588/diglit.52067#0323

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Die Werkstatt der Kunst.

Heft 23.

3f5

Der Vorwurf, dessentwegen die Privatklage zu t> er-
hoben ist, fällt in die letztbezeichnete Richtung der Titel-
schwindeleien, wie auch genau die gleiche Behauptung vom
Beschuldigten bereits im ersten Verfahren aufgestellt ist.
Zu Bd. I, Bl. t68 der bezeichneten Akten hat der Beschul-
digte eine Geschäftskarte überreicht, auf der sich der Privat-
kläger „Ehrenmitglied der italienischen Akademie in Florenz"
nennt; daß es eine solche nicht gebe, behauptet der Be-
schuldigte im dortigen Schriftsätze vom s;. März ;9to —
Bl. t^7 — unter Beweisantritt.
Die im Vorprozeß zur Anklage stehenden Vorwürfe
des Beschuldigten gegen den Privatkläger über dessen Titel-
schwindeleien im gekennzeichneten Sinne entspringen, wie
die entsprechenden, der gegenwärtigen Klage zugrunde
liegenden Behauptungen dem einheitlichen Entschlüsse des
Beschuldigten, das Geschäftsgebahren des Privatklägers in
den Kreisen der Kunstinteressenteu bekannt zu machen. Sie
bilden daher sämtlich eine fortgesetzte Handlung. Die
einzelne Bestätigung des Entschlusses kann aber nach pro-
zessualen Grundsätzen nicht Gegenstand eines neuen Ver-
fahrens sein, solange im ersten Verfahren nicht
rechtskräftig entschieden ist.
Für den zweiten Punkt der gegenwärtigen Privatklage
kommt zu den entsprechenden Erwägungen noch folgendes
hinzu. Zunächst entspricht die Darstellung der Klageschrift
nicht der vom Beschuldigten im Aufsatze der „Kunst für
Alle" gewählten Form des betreffenden Vorwurfs. Ins-
besondere ist nicht in der vom Privatkläger behaupteten
Allgemeinheit gesagt, er nutze junge talentvolle Künstler
aus. Vielmehr wird im Aufsatze berichtet, was ein Zeuge
im Vorprozesse über sein Engagement beim Privatkläger
zeugeneidlich ausgesagt haben soll. Die wiedergegebene
Aussage deckt sich im wesentlichen ausweislich des Proto-
kolls der Hauptverhandlung vom Juni t9to — Bd. II
Bl. ZZ — mit der Bekundung des Zeugen Lehmann. Die
betreffende behauptete Tatsache ist daher erweislich wahr
und schon deshalb nicht strafbar — K ;86 des Strafgesetz-
buches.
Nach alledem mußte die Privatklage gemäß tztz H2H,
20t ff. der Strafprozeßordnung aus Rechtsgründen zurück-
gewiesen und über die Kosten nach ß 502 St.p.M. ent-
schieden werden.
Gr.-Lichterfelde, den 7. Februar Z9tt.
Königliches Amtsgericht,
gez. Heinemann.
Ausgefertigt:
Gr.-Lichterfelde, den 7. Februar I9tt.
Der Gerichtsschreiber:
(O. 8. Unterschrift), Amtsgerichtssekretär.
(Der neue Termin für die Berufungsverhandlung des
ersten Prozesses ist noch nicht festgesetzt. V. W. v. X.)
^rieclrick Golcllckeicler m Men
Man schreibt uns:
„Zur Aufklärung und Warnung für meine Herren
Kollegen wäre es sehr wünschenswert, wenn folgende
Handhabung einer Wiener Firma: Friedrich Goldscheider,

Wien, Standgasse 7—9, in unserem Vereinsblatt bekannt-
gemacht würde.
Dieser Herr F. Goldscheider sucht für seine Terrakotta-
fabrik neue Modelle, um sie in Terrakotta, Fayence usw.
zu vervielfältigen. Zu diesem Zweck kam dieser Herr auch
vor einigen Jahren zu mir ins Atelier, suchte sich z—
kleine Modelle aus, die, wie er sagte, für seine Zwecke sehr
geeignet sein, und bat sich davon die Photographie aus,
um dann das eine oder andere davon zu bestellen.
Nach mehrmaliger schriftlicher Aufforderung erhielt ich
meine Abbildungen von diesen Griginalmodellen
erst nach mehreren Monaten zurück mit dem Be-
merken, er hätte erst seine Mutter fragen müssen. Trotz-
dem mir Herr G. bei Aushändigung der Photos ausdrück-
lich versicherte, daß ich die Photos in ein paar Tagen
zurückerhalten sollte.
Es ist dies meiner Ansicht nach ein ganz grober Ver-
trauensbruch, den G. wahrscheinlich bei mehreren Künstlern
versucht hat und weiter versuchen wird. Dieser Herr G.
sucht in allen Ateliers für sich geeignete Modelle, läßt sich
die Photos davon mitgeben, nimmt diese mit nach Wien
und schickt sie dann nach einer gewissen Zeit wieder mit
dem Bemerken zurück, daß dieselben leider nicht für seine
Firma passend seien. Auch über die Preise hatte man sich
bereits im Atelier verständigt! —
Dieser Herr G. hat seinen Besuch für nächsten Monat
wieder schriftlich angezeigt und gebeten, Modelle bereitzu-
halten.
Es wäre wirklich wünschenswert, wenn dies zur
Kenntnis der Herren Kollegen veröffentlicht würde und sie
gebeten würden, der Redaktion mitzuteilen, welche
Erfahrungen sie mit diesem Herrn G. gemacht haben.
Berlin-Grünewald, Prof, ^.rtdur Sedulr,
Höhmannstr. 6. Bildhauer.

Die Sprechstunde des Redakteurs,
die bisher im Hotel „Askanischer Hof" wöchentlich zwei-
mal stattfand,
wurde ausgehoben.
Dagegen ist der Redakteur vormittags, am besten
zwischen 9 und ;; Uhr, telephonisch unter
An»t Zehlendorf f055
zu erreichen, und ist bereit, falls wichtige Dinge vorliegen,
Besprechungen in Zehlendorf, Gertraudstraße 1,0, oder
in Berlin zu vereinbaren.
(ÜReitt Stadtbriefporto nach Zehlendorf!!)

llilsskö Iieliügö öeüägs, l!lg WiMöi' klmttectln. ölsttep kst. 12,
Irut lobenden Inlrult: KuoMmLims neueste milcro-
cüeiniscüe Analysen und clie Oeolrnik der römiscü-
pornpejuniseüen Wandmalerei. Von Krnst Lerner.
(2. Kortset^unZ.) — 2um Artikel: Oie Oesedieüte
der lVIaltecünilc in der neueren Oiteratur. Von
Krol. Or. Kidner. — Kür die Disziplin in der
Kunst. — Kinsel und Kalotte der ältesten Naler.

vermischter Nachrichtenteil.
Geplante Ausstellungen

Berlin. Die Kun st Periode Friedrich Wilhelms IV.
soll sich auf der diesjährigen Großen Berliner Kunst-
ausstellung als besondere Abteilung präsentieren. Zur
Durchführung dieses planes fand im Künstlerhause unter
Vorsitz von Earl Langhammer eine Sitzung statt, der
unter anderen auch Or. Kern von der Nationalgalerie bei-

wohnte. Der Erste Vorsitzende des „Vereins für die Ge-
schichte Berlins", Amtsgerichtsrat Or. Beringuier, entwarf
auf Grund seiuer historischen Kenntnisse die Grundzüge
für das Programm mit. Danach soll dasBerlin zwischen
den Jahren ;8Z0 und ^860 zu Worte kommen und
vornehmlich die Periode des Nachklassizismns und der
Romantik zur Anschauung bringen. Im Mittelpunkt der
Veranstaltung soll Schinkel mit seinem Einfluß stehen,
und in der Malerei Franz Krüger, ferner der junge
 
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