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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 10.1910/​1911

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Redaktioneller Teil
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Erdmann, Robert: Ein neues Ausstellungsverfahren
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Vermischter Nachrichtenteil
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https://doi.org/10.11588/diglit.52067#0255

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Die Werkstatt der Kunst.

heft s8.

2H7

werkstelligcn), so wäre der Kontakt zwischen Publikum und
Kunstwerk durch die gleichsam vermittelnde Natur bald
hergestellt. Um ganz deutlich zu sein, man sollte z. B. in
die Seebäder Bilder schicken, die das Meer, unsere Küsten-
landschaften und das Leben in den Seebädern zum Vor-
wurf haben.
Ich kann mir allerdings vorstellen, daß dieser Kom-
mission, die bei der Auswahl der Werke ein künstlerisches
Niveau selbstredend zu wahren hat, aber doch vergleichs-
weise weitherziger sein darf, eine Riesenarbeit zugearbeitet
würde. Gb es darum vielleicht empfehlenswert fein würde,
jedenfalls in den größeren Kunstzentren, der Prüfungs-
kommission für ihre Mühe eine entsprechende Entschädigung
zu zahlen, müßte die Praxis lehren.
Um also noch einmal kurz zusammenzufassen:
Die Künstlervereine erlassen gedruckte Zirkulare an
alle besseren Hotels, Sanatorien und größeren Pensionen, auch
in den Badeorten der Heimat und in den deutsch geführten
Hotels, Pensionen usw. des benachbarten Auslandes, des
Inhalts, daß sie erbötig seien, als Wandschmuck der Räume
(halbjährlich oder jährlich wechselnd) Gelbilder und gra-
phische Arbeiten zu liefern und durch ihre dafür bestimmten
Künstler sachgemäß anbringen zu lassen. Die Hotelleiter
oder -besitzer garantieren für die Werke, die sich in ihrem
Hause befinden und werden sie natürlich gegen Brand,
Diebstahl und Beschädigung versichern.
2. Die Inhaber von Hotels usw. verpflichten sich, an
sichtbarer Stelle einen vermerk anzubringen mit Angabe
der Namen der Künstler und einen Hinweis, daß die im
Hause verteilten Werke verkäuflich seien.
z. Die Hotelleiter haben den Künstlern, die das hängen
der Bilder zu besorgen haben, freie Hand zu lassen und
sind nicht befugt, eigenhändig Aenderungen zu treffen.
Die Hotelleiter ftragen die einmaligen Transport-
kosten.
5. Die Hoteliers erhalten eine Preisliste mit Angabe
der betreffenden Adresse der Künstler. Die Künstlervereine
sind zu dauernder Versorgung mit Kunstwerken verpflichtet,
ebenso für passenden und schnellen Ersatz im Verkaufsfalle.
Im letzterer: erhält der Inhaber des Hotels 5 oder lO°/o
Provision.
6. Die Künftlcrvereine garantieren ein gewisses künst-
lerisches Niveau der Arbeiten durch Sichtung von einer

Kommission hierzu angestellter (ev. besoldeter) Fachleute.
Es ist natürlich theoretisch unmöglich, alle Einzelheiten
in Betracht zu ziehen, die Praxis wird da die beste Lehr-
meisterin sein. Gegen die Ausführbarkeit des Grund-
gedankens läßt sich, wie ich hoffe, nichts Entscheidendes
einwenden.
Ls gilt mir vor allem, nachzuweifen, daß ein derartiges
Ausstellungsverfahren für alle Beteiligten von Vorteil ist.
Der Künstler hat Gelegenheit, ein einzelnes Werk ohne
jede Ablenkung durch Nebenbilder oder eine störende Menge
einem stets wechselnden Publikum darzubieten. Der ev.
Käufer sieht das erwählte Werk in einem vergleichsweise
intimen wohnraume, einer Umgebung, die dem ev. Be-
stimmungsorte jedenfalls ähnlicher ist, als weite Aus-
stellungshallen es je sein können. Die Hotelbesitzer usw.
erhalten eine künstlerische Dekoration ihrer Räume und
eine fast mühelose, vielleicht nicht unbedeutende Nebenein-
nahme bei ganz geringen Transportunkosten.
Es ließe sich diese Neuerung natürlich auch einführen,
indem die Künstler sich direkt an die Hoteliers usw. wenden
würden. Dagegen wäre aber einzuwenden, daß der rein
kaufmännische Betrieb des Unternehmens leicht Unregel-
mäßigkeiten unterworfen sein würde (mangelhafter Ersatz
zurückgezogener oder verkaufter Arbeiten), die Inhaber der
Hotels andererseits bei mangelndem eigenen Kunstverständ-
nis Mißgriffe machen könnten, die dem Ansehen ihrer
Häuser schädlich sein könnten. Die Künstlervereine da-
gegen bieten den Hotelbesitzern eine weit größere Garantie
und können jedenfalls über die Schwierigkeiten der ersten
Einführung dieser Neuerung leichter hinwegführen.
Ls scheint mir um so nötiger, daß mit aller Energie
solch praktische versuche, der Not zu steuern, unternommen
werden, als man sich der Wahrheit nicht verschließen kann,
daß die moderne Wohnungseinrichtung sich bereits mit der
Bilderlosigkeit der wände in recht geschickter weise ab-
gefunden hat. Einige Photographien, besten Falles Stein-
drucke oder graphische Arbeiten geben der Ausstattung der
Räume einen oft völlig befriedigenden Abschluß. Es ist
allerhöchste Zeit, unsere Innenarchitekten dazu zu zwingen,
mit dem Vorhandensein von Bildern in unfern Wohn-
räumen wieder mehr zu rechnen. Zu diesem Ziele würde
die Ausführung meines Vorschlages eine Brücke bilden.
Robert LrllnaLnu-Großlichterfelde.

vermischter Nachrichtenteil.

Geplante Ausstellungen

Aarau. (Schweizerischer Kunstverein.) Die dies-
jährige Turnusausstellung des Schweizerischen Kunst-
vereins wird Anfang Mai in Aarau eröffnet werden,
hierauf wird sie bis zum September in den Städten Basel,
Konstanz, Glarus, Zürich, Schaffhausen und Lhur
installiert sein, in einzelnen derselben voraussichtlich in zwei
Abteilungen. KI
Leipzig. (Buchkunst-Ausstellung zu Leipzig t9lv)
Als erste Ausstellung des Vereins Deutscher Buch-
gewerbekünstler findet vom t9- März bis 7. Mai ;9tt
im Deutschen Buchgewerbemuseum zu Leipzig eine Aus-
stellung „Neue Deutsche Buchkunst" statt, an der
auch Nichtmitglieder des Vereins sich beteiligen können.
Als Termin für Anmeldung und Einlieferung ist
der t5. Februar t9ll festgesetzt. Einsendungen sind fran-
kiert an die Direktion des Deutschen Buchgewerbemuseums
Leipzig, Deutsches Buchgewerbehaus, Dolzstr. t, zu richten,
von derselben Stelle sind auch die Papiere zu erhalten.
Zugelassen sind zur Ausstellung alle, die künstlerische
Ausstattung des Buches betreffenden Arbeiten, soweit sie
von Künstlern entworfen oder unter künstlerischer Leitung
entstanden sind, Originale sowohl als auch ausgeführte
Arbeiten. Eine Jury entscheidet über die Zulassung aller
Einsendungen. Die Ausstellung soll nach ihrer Vorführung

in Leipzig als Wanderausstellung in verschiedenen
deutschen Städten gezeigt werden und wird noch um-
fangreicher sein als die erste Ausstellung des neugegründeten
Vereins Deutscher Buchgewerbekünstler auf der Brüsseler
Weltausstellung, die mit dem Oranck Drix ausge-
zeichnet wurde. Kl
Leipzig. (Die Leipziger Secession, der Leipziger
Künstlerverein und -bund) veranstalten in diesem Jahre
gemeinsam eine „Iahresausstellung der bildenden
Künstler, Leipzig l9ll"- Den Vorsitz der Ausstellungs-
leitung führt der Maler Schulze-Rose, Vorsitzender der
Leipziger Secession; von dieser gehören der Ausstel-
lungsleitung noch an: Maler Albrecht Leistner, Schrift-
führer; Bildhauer Reinhold Earl und Radierer Eduard
Einschlag; von dem Künstlerverein: Prof. Steiner-Prag,
Prof. Alois Kolb, Maler Lederer-Weida und Prof, heroux;
vom Künstlerbund: die Maler Horst-Schulze und Gruner,
Bildhauer Hartmann und Architekt Brachmann. Die Aus-
stellung findet vom Mai bis t 5. August im Städtischen
Kaufhaus statt. Anmeldungen und Einlieferungen
der Werke vom t-—l5. April. Kl
München. Programm der Frühjahrsausstellung des
Vereins bildender Künstler Münchens „Secession" (e. v.)
im Kgl. Kunstausstellungsgebäude in München, Königs-
platz t. Eröffnung: t- März. Schluß: 20. April. An-
meldung bis spätestens t 5. Februar an das Sekretariat
 
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