Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 10.1910/​1911

DOI Artikel:
50. Jubiläum der Genossenschaft bildender Künstler Wiens
DOI Artikel:
Eine juryfreie Ausstellung in Berlin?
DOI Artikel:
Das Bismarck-Nationaldenkmal am Rhein, II
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.52067#0433

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
heft 3 ft

Die Werkstatt der Kunst.

H25

Redaktioneller Teil.

Zo. Jubiläum cier GenosssnscbaK
bilclencler Künstler Miens
Am 29- April feierte die „Genossenschaft
bildender Künstler Wiens" das Fest ihres
50jährigen Bestehens, wozu auch wir sie bestens be-
glückwünschen.
Nachdem bereits am (2. Januar f86s die da-
mals bestehenden Künstlervereinigungen „Eintracht"
und „Albrecht Dürer-Verein" unter Führung des
Prof. v. Eiooardsburg eine Deputation zu Sr. M.
dem Kaiser entsendet hatten, um den Monarchen
um Ueberlassung eines Bauplatzes für die Errich-
tung eines Künstlerhauses zu bitten, wurde am
29- April s86s die Verschmelzung beider Vereine
vollzogen und die neue Vereinigung erhielt
den Titel „Genossenschaft der bildenden Künstler
Wiens". Der erste Vorstand der Künstlergenossen-
schaft war Prof. v. Biccardsburg, der Miterbauer
der Hofoper. Das Künstlerhaus selbst wurde, nach-
dem am 20. August s865 der erste Spatenstich vor-
genommen worden war, am ft September (868 in
Gegenwart Er. M. des Kaisers feierlich eröffnet.
Die Künstlergenossenschaft selbst veranstaltete aus
Anlaß ihres Jubiläums keine Festlichkeiten, sondern
beschränkt sich auf die Herausgabe einer Festschrift
und einer Iubiläumsplakette, die beide im herbste
zur Ausgabe gelangen werden.
Eine juryfreie Ausstellung in Verlin?
Man schreibt uns:
„Für den Herbst d. I. ist eine erste große juryfreie
Ausstellung in Berlin geplant. Eine vorbereitende
Versammlung wird von der .Vereinigung bildender
Künstler Berlins' einberufen. Näheres findet man
Mitte dieser Woche an den Berliner Anschlagsäulen."
Vas vismarck-vationaiclenkmal
am Kbem. II
(vgl. auch den Artikel in heft 26)
wie wir erfahren, wird Anfang Mai die Ausstellung
der ausgewählten Entwürfe in Wiesbaden eröffnet werden.
Ls werden in dieser Ausstellung folgende Entwürfe ver-
einigt sein: die Nummern iq, ;5, s8, HZ, §5, H6, 56, 59,
60, 62, 65, 66, 67, 68, 69, 70, 7t, 72, 75, 76, 80, 8t, 82,
87, 88, 96, 97, 98, tO-t, tV6, t07, sO7L, t09, tt«, N3, US,

tt7, t2t, t25, t25, t28, 129, l20, l3s, l25, 137,
t^t, lSt, 156, t6t, 168, 171, NK N5, 176, t82,
t8Z, 186, t87, t88, t89, t92, t9K Nt, 2t6, 220, 222,
223, 228, 2Z-t, 2^2, 26-1, 270, 27-1, 278, 280, 28t, 515,
Zt9, 278.
wer die Ausstellung in Düsseldorf gesehen hat, wird
zugeben, daß der Kunstausschuß hier eine allen „Rich-
tungen" möglichst gerecht werdende Auswahl getroffen hat.
Anfang Mai wird in Wiesbaden der Kunstaus-
schuß wieder tagen und sich dann definitiv über die
weiteren Schritte betr. die Ausführung eines preisgekrönten
Entwurfes oder betr. einen neuen Wettbewerb usw. ent-
scheiden. (Es ist anzunehmen, daß ein engerer Wett-
bewerb veranstaltet werden wird. Red.) Man hat daraus,
daß die Ausstellung gerade zu der Zeit, zu der der Kaiser
dort anwesend ist, in Wiesbaden stattfinden soll, gefolgert,
daß die Entscheidung dem Kaiser überlassen oder zuge-
schoben werden solle. Dies ist nun durchaus nicht der
Fall; ebensowenig trifft die Vermutung zu, daß ein Ent-
wurf von Bodo Lbhardt vom Kaiser „lanciert" werden
solle, denn der Entwurf Lbhardts ist nicht einmal für die
Wiesbadener Eliteausstellung bestimmt worden. Schließlich
glauben wir, sagen zu dürfen, daß auch an die Ausführung
des hahnschen Entwurfes nicht mehr gedacht wird, und daß
deshalb alle vorwürfe, die man dem Preisgericht oder dem
Kunstausschuß in dieser Hinsicht gemacht hat, in sich selbst
zusammenfallen werden. Die Möglichkeit, den hahnschen
Entwurf für die geringere und bereits gesammelte Summe
von 800000 Mk. auszuführen, ist also weder für die Ent-
scheidung des Preisgerichts maßgebend gewesen, noch wird
sie es für die Auswahl zur Ausführung des Denkmals
sein. Im Komitee und im Kunstausschuß sitzen allerdings
viele vermögende Herren, die es gewiß nicht zugeben werden,
daß später an der in Aussicht genommenen Bausumme
etwas fehlen würde. (Line andere Frage ist allerdings,
ob ein Entwurf, der so außerordentlich hinter der aus-
gesetzten Ausführungssumme zurückblieb, nicht hätte aus-
geschieden werden müssen, da man doch Entwürfe, die jene
Bautumme überschritten, ausgeschieden hat.)
Das Preisgericht und der Kunstausschuß haben zweifel-
los einen schweren Stand in sich selbst, den Künstlern und
dem deutschen Volke gegenüber. Es ist daher auch für die-
jenigen, die den Verhandlungen und Beratungen nicht bei-
gewohnt haben, ohne weiteres ersichtlich, daß hier nur mit
dem äußersten Takt, aber auch nur mit einem sicheren Ziel-
bewußtsein die Sache einem guten Ende zugeführt werden
kann. Wir berichten gern, daß hier die Leitung Gutes
gewirkt hat. Man stelle sich einmal die verschiedenen Fak-
toren vor, die hier gegeneinander arbeiten und Einfluß auf
die Verwirklichung der Denkmalsidee zu nehmen wünschen.
Schon bei der Eröffnung der Ausstellung sagte Freiherr
v. Rheinbaben, er wolle dafür sorgen, daß ein „volks-
tümliches" Denkmal geschaffen werde. Abgesehen davon,
daß die Entscheidung gar nicht bei Herrn v. Rheinbaben
liegt, ist doch der Ausdruck „ein volkstümliches Denkmal"
ein unklarer Begriff, der nur einer dilettantischen An-
schauung entsprießen kann. Z. B. erinnere man sich, wie
diejenigen Hamburger Herren, die jetzt mit Stolz ihr Bis-
marck-Denkmal volkstümlich nennen, vorher mit allen Mitteln
dagegen gearbeitet haben. Ein Denkmal wird eben volks-
tümlich oder es wird dies nicht; aber „volkstümlich schaffen"
kann man nicht, will man das trotzdem, so stellt sich so-
fort eine neue Gefahr ein: nämlich ein unklarer werdandi-
Drang, dessen Ausdruck wieder spätere Zeiten peinlich emp-
finden würden. Ist aber der Kunstausschuß glücklich an
dieser Scylla vorbeigesteuert, so droht ihm in dem, in
anderen Fällen vielleicht nicht immer schädlichen kosmo-
politischen Liberalismus eine Lharybdis. Deutsch im
besten nationalen Sinne soll aber doch das Denkmal werden
mit einem klaren Ausdruck der Bismarck-Idee. Man sieht,
daß zur Leitung eines solchen Unternehmens eine große
 
Annotationen