Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 10.1910/1911
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552
Die Werkstatt der Kunst.
Heft HO.
verein in der Lage, die Rosten zu berechnen, welche ihm
durch Veranstaltung besonderer Ausstellungen erwachsen
und hat zugleich „die Möglichkeit einer Kontrolle
über die oft so orakelhaft unklaren Spediteur-
rechnungen".
Die Rassenverhältnisse des Verbandes Deutscher
Runstvereine werden sich im folgenden Jahre bessern, da
die Beiträge heraufgesetzt wurden. Neu eintretende Ver-
eine sollen eine Lintrittsgebühr entrichten.
wie wir ferner dein Rechenschaftsbericht entnehmen,
muß der versuch, eine ganz Deutschland umfassende Liste
von Runstsammlern aufzustellen, an die der Verband
mit der Bitte herantreten wollte, bei eventuellen Käufen
sich der Vermittelung der Runstvereine zu bedienen,
vorerst als gescheitert betrachtet werden. „Die von den
großen Vereinen erbetenen Auskünfte wurden entweder
ausweichend oder gar nicht gegeben. Ganz offensichtlich
herrschte Scheu, die eigenen Runden zu verraten. Diese
Auffassung vom Zweck der Umfrage ist betrüblich. Sie
unterbindet eine großgedachte Verkaufsaktion, die allen
Vereinen Nutzen gebracht hätte. Auch haben die verschie-
denen Linzelvereine nicht bedacht, daß der Prophet im
eigenen Lande nichts gilt und daß die Vorstellungen des
Verb andesDeutscherKun st vereine manchen Sammler
überzeugt hätte, an dem die eindringlichsten Vorstellungen
des ortsansässigen Runstvereins wirkungslos abxrallen."
Von den im Vorjahre beschlossenen Wanderausstel-
lungen wurden in Umlauf gesetzt: die Wanderausstellung
Münchener, Stuttgarter, Karlsruher und Düssel-
dorfer Künstler. Die Verbandsleitung hat eine Auf-
stellung über den Erfolg und die Kosten jeder einzelnen
Veranstaltung angefertigt, aus der hervorgeht, daß die
Urteile der lokalen Presse und der Vereinsvorftände zu-
weilen sehr weit auseinander gingen. was in einer
Stadt sehr gefiel, wurde schon im Nachbarort heftig ge-
tadelt und hatte am dritten Mrte wieder einen großen
Erfolg. Linen moralischen natürlich nur, denn der mate-
rielle Erfolg ließ recht zu wünschen übrig, und von allen
vier Sammlungen, mit insgesamt t98 Bildern, die in je
s—7 Städten herumreisten, wurden nur 8 Bilder verkauft.
Einen Teil der Schuld muß man den Künstlern zuschieben,
denn die Arrangeure der Ausstellungen hatten, was in
einer Umfrage anerkannt wurde, wohl die besten Künstler
der Städte, deren Kunst kollektiv gezeigt werden sollte, ein-
geladen, doch sie bekamen von jenen nicht mehr wie
„Mittelgut", „Atelierhüter" usw. Die Künstler haben also
auch hier wieder, wie immer sehr mit Unrecht und zu ihrem
eigenen Schaden, die Unternehmungen der Kunstvereine
mit lässiger Geringschätzung behandelt; andererseits boten
ihnen auch die Kunstvereine nicht die wünschenswerte Ver-
kaufsgarantie. Ls ist wirklich nicht einzusehen, weshalb
auch jetzt nicht, nach der ungünstigen Erfahrung, der An-
trag Stuttgarts, die Vereine möchten sich selbst zu Ankäufen
aus den Wandersammlungen des Verbandes verpflichten,
nicht angenommen wurde. Allerdings haben schon die
Frachtkosten usw. t65O Mk. betragen (bei Ansatz dec künf-
tigen Frachtsätze würden es nur w?O Mk. gewesen sein),
aber ganz sicher würde eine von den Vereinen gegebene
Verkaufsgarantie die (Qualität der Ausstellungen ganz
bedeutend gehoben haben.
Jene, ein lokales Programm vertretenden Wander-
ausstellungen hatten also, man kann dies ruhig aussprechen,
ein unbefriedigendes Ergebnis und die Versammlung zeigte
sich wenig geneigt, auf diesem Wege fortzufahren. Auch
wollte man sich nicht befreunden mit einem Vorschlag der
Allgemeinen Deutschen Kun ft genossen schäft: der
den Vereinen Sammlungen von je 50—60 Kunstwerken
anbot, die bei Vereinen mit je drei Wochen Ausstellungs-
dauer zirkulieren sollten. Man erwiderte, daß nicht
^ Vereine für anderthalb Jahre ihre gesamte Ausstellungs-
tätigkeit in den Dienst einer Künstlervereinigung stellen
könnten; überhaupt müsse man sich davor hüten, sich an
irgendeine Richtung einseitig zu binden, da die Konse-
quenzen unabsehbar werden könnten. Man beschloß aber,
der A. D. K. G. das gelegentliche Angebot einiger geschlos-
sener Sammlungen anheim zu geben, doch müßte deren
Ausstellung unter der Flagge der A. D. K. G. selbst und
nicht unter derjenigen des V. D. K. V. gehen.
Mehr Anklang fand ein Vorschlag, einige Wander-
ausstellungen nach kunstentwicklungs geschicht-
lichen Gesichtspunkten zusammenzustellen. So werden
also für nächstes Jahr vier solche Ausstellungen geplant,
nämlich: Deutsche Porträtisten, Entwicklung des
Impressionismus, Linie und Fläche, der deutsche
Holzschnitt. Für die Porträtausstellung wurde bereits
eine Liste der einzuladenden Künstler aufgestellt. Mit der
Auswahl der übrigen drei Ausstellungen wurde Herr Kon-
servator Vr. Reiche-Barmen betraut, gewiß von manchem
seiner Berufsgenoffen um diese schöne Aufgabe im Stillen
beneidet. Da die Sammlungen bei den 30 Vereinen viel
zu lange reisen müßten, wurde beschlossen, je einen Nord-,
Süd-, West- und Mstring zu bilden, und jedem dieser Ringe
nur eine der Sammlungen zum Turnus zu übergeben.
Zu den Ausstellungsbedingungen wurde ein
Nachtrag angenommen, der die Provisionsfrage der
einzelnen Vereine unter sich bei Wanderausstellungen
regelt. Derjenige Verein, der den Verkauf angebahnt
hat, soll die Provision erhalten. Hierbei ist es jedoch zur
Vermeidung von Weitläufigkeiten erforderlich, daß die Aus-
stellungsleitung, welche das angebahnte Geschäft nicht recht-
zeitig abschließen konnte, der weitergehenden Sendung
einen Vermerk beifügt, aus dem ersichtlich ist, daß bezüglich
bestimmter Werke Verkaufsverhandlungen mit Interessenten
(es wird sich empfehlen, den Namen des Interessenten bei-
zufügen) schon schweben.
Betreffend die Rechtslage den Erben eines wäh-
rend der Ausstellung verstorbenen Künstlers
gegenüber wurde beschlossen:
Der ursprünglich angesetzte Preis darf während der
Dauer der Ausstellung nicht erhöht werden, außer im
Falle des Todes des Ausstellers von dessen Erben,
werden verkäufliche Werke während der Dauer ihrer
Ausstellung als unverkäuflich erklärt, so verfällt die üb-
liche Verkaufsprovision zugunsten der Ausstellungsleitung.
Ebenso haben die Erben eines inzwischen verstorbenen
Künstlers die Verkaufsprovision an die Ausstellungs-
leitung zu entrichten, wenn sie die ursprünglich vom
Künstler abgegebene Verkäuflichkeitserklärung während
der Dauer der Ausstellung zurückziehen.
Anschließend hieran wurde als Modifizierung der
Feuerhaftxflicht folgende Fassung beschlossen:
„Der Verein ist hinsichtlich aller ausgestellten oder
bei ihm aufbewahrtenKunstgegenstände miteinerpauschal-
summe von . . . Mk. bei der . . . Feuervers.-Gesellschaft
gegen Feuerschaden versichert.
Im Schadenfalle erfolgt Ersatz an die Aussteller
nach Maßgabe der Bestimmungen des Versicherungs-
vertrags und der hiernach von der genannten Gesellschaft
ausbezahlten Entschädigung."
(Fortsetzung folgt.)
Vermischter Nachrichtenteil.
—- Geplante Ausstellungen --
Berlin. Die Werke für die I. Iuryfreic Kunstschau
der „Vereinigung bildender Künstler" sind bis ^o. Sep-
tember bei der Friedenauer Gepäckfahrt Kopania Eo.,
Berlin-Friedenau, Niedstr. 5, einzuliefern. K!
Aiga. (Das Städtische Museum) beabsichtigt die Ver-
anstaltung einer Ausstellung von Werken der Brüder
Die Werkstatt der Kunst.
Heft HO.
verein in der Lage, die Rosten zu berechnen, welche ihm
durch Veranstaltung besonderer Ausstellungen erwachsen
und hat zugleich „die Möglichkeit einer Kontrolle
über die oft so orakelhaft unklaren Spediteur-
rechnungen".
Die Rassenverhältnisse des Verbandes Deutscher
Runstvereine werden sich im folgenden Jahre bessern, da
die Beiträge heraufgesetzt wurden. Neu eintretende Ver-
eine sollen eine Lintrittsgebühr entrichten.
wie wir ferner dein Rechenschaftsbericht entnehmen,
muß der versuch, eine ganz Deutschland umfassende Liste
von Runstsammlern aufzustellen, an die der Verband
mit der Bitte herantreten wollte, bei eventuellen Käufen
sich der Vermittelung der Runstvereine zu bedienen,
vorerst als gescheitert betrachtet werden. „Die von den
großen Vereinen erbetenen Auskünfte wurden entweder
ausweichend oder gar nicht gegeben. Ganz offensichtlich
herrschte Scheu, die eigenen Runden zu verraten. Diese
Auffassung vom Zweck der Umfrage ist betrüblich. Sie
unterbindet eine großgedachte Verkaufsaktion, die allen
Vereinen Nutzen gebracht hätte. Auch haben die verschie-
denen Linzelvereine nicht bedacht, daß der Prophet im
eigenen Lande nichts gilt und daß die Vorstellungen des
Verb andesDeutscherKun st vereine manchen Sammler
überzeugt hätte, an dem die eindringlichsten Vorstellungen
des ortsansässigen Runstvereins wirkungslos abxrallen."
Von den im Vorjahre beschlossenen Wanderausstel-
lungen wurden in Umlauf gesetzt: die Wanderausstellung
Münchener, Stuttgarter, Karlsruher und Düssel-
dorfer Künstler. Die Verbandsleitung hat eine Auf-
stellung über den Erfolg und die Kosten jeder einzelnen
Veranstaltung angefertigt, aus der hervorgeht, daß die
Urteile der lokalen Presse und der Vereinsvorftände zu-
weilen sehr weit auseinander gingen. was in einer
Stadt sehr gefiel, wurde schon im Nachbarort heftig ge-
tadelt und hatte am dritten Mrte wieder einen großen
Erfolg. Linen moralischen natürlich nur, denn der mate-
rielle Erfolg ließ recht zu wünschen übrig, und von allen
vier Sammlungen, mit insgesamt t98 Bildern, die in je
s—7 Städten herumreisten, wurden nur 8 Bilder verkauft.
Einen Teil der Schuld muß man den Künstlern zuschieben,
denn die Arrangeure der Ausstellungen hatten, was in
einer Umfrage anerkannt wurde, wohl die besten Künstler
der Städte, deren Kunst kollektiv gezeigt werden sollte, ein-
geladen, doch sie bekamen von jenen nicht mehr wie
„Mittelgut", „Atelierhüter" usw. Die Künstler haben also
auch hier wieder, wie immer sehr mit Unrecht und zu ihrem
eigenen Schaden, die Unternehmungen der Kunstvereine
mit lässiger Geringschätzung behandelt; andererseits boten
ihnen auch die Kunstvereine nicht die wünschenswerte Ver-
kaufsgarantie. Ls ist wirklich nicht einzusehen, weshalb
auch jetzt nicht, nach der ungünstigen Erfahrung, der An-
trag Stuttgarts, die Vereine möchten sich selbst zu Ankäufen
aus den Wandersammlungen des Verbandes verpflichten,
nicht angenommen wurde. Allerdings haben schon die
Frachtkosten usw. t65O Mk. betragen (bei Ansatz dec künf-
tigen Frachtsätze würden es nur w?O Mk. gewesen sein),
aber ganz sicher würde eine von den Vereinen gegebene
Verkaufsgarantie die (Qualität der Ausstellungen ganz
bedeutend gehoben haben.
Jene, ein lokales Programm vertretenden Wander-
ausstellungen hatten also, man kann dies ruhig aussprechen,
ein unbefriedigendes Ergebnis und die Versammlung zeigte
sich wenig geneigt, auf diesem Wege fortzufahren. Auch
wollte man sich nicht befreunden mit einem Vorschlag der
Allgemeinen Deutschen Kun ft genossen schäft: der
den Vereinen Sammlungen von je 50—60 Kunstwerken
anbot, die bei Vereinen mit je drei Wochen Ausstellungs-
dauer zirkulieren sollten. Man erwiderte, daß nicht
^ Vereine für anderthalb Jahre ihre gesamte Ausstellungs-
tätigkeit in den Dienst einer Künstlervereinigung stellen
könnten; überhaupt müsse man sich davor hüten, sich an
irgendeine Richtung einseitig zu binden, da die Konse-
quenzen unabsehbar werden könnten. Man beschloß aber,
der A. D. K. G. das gelegentliche Angebot einiger geschlos-
sener Sammlungen anheim zu geben, doch müßte deren
Ausstellung unter der Flagge der A. D. K. G. selbst und
nicht unter derjenigen des V. D. K. V. gehen.
Mehr Anklang fand ein Vorschlag, einige Wander-
ausstellungen nach kunstentwicklungs geschicht-
lichen Gesichtspunkten zusammenzustellen. So werden
also für nächstes Jahr vier solche Ausstellungen geplant,
nämlich: Deutsche Porträtisten, Entwicklung des
Impressionismus, Linie und Fläche, der deutsche
Holzschnitt. Für die Porträtausstellung wurde bereits
eine Liste der einzuladenden Künstler aufgestellt. Mit der
Auswahl der übrigen drei Ausstellungen wurde Herr Kon-
servator Vr. Reiche-Barmen betraut, gewiß von manchem
seiner Berufsgenoffen um diese schöne Aufgabe im Stillen
beneidet. Da die Sammlungen bei den 30 Vereinen viel
zu lange reisen müßten, wurde beschlossen, je einen Nord-,
Süd-, West- und Mstring zu bilden, und jedem dieser Ringe
nur eine der Sammlungen zum Turnus zu übergeben.
Zu den Ausstellungsbedingungen wurde ein
Nachtrag angenommen, der die Provisionsfrage der
einzelnen Vereine unter sich bei Wanderausstellungen
regelt. Derjenige Verein, der den Verkauf angebahnt
hat, soll die Provision erhalten. Hierbei ist es jedoch zur
Vermeidung von Weitläufigkeiten erforderlich, daß die Aus-
stellungsleitung, welche das angebahnte Geschäft nicht recht-
zeitig abschließen konnte, der weitergehenden Sendung
einen Vermerk beifügt, aus dem ersichtlich ist, daß bezüglich
bestimmter Werke Verkaufsverhandlungen mit Interessenten
(es wird sich empfehlen, den Namen des Interessenten bei-
zufügen) schon schweben.
Betreffend die Rechtslage den Erben eines wäh-
rend der Ausstellung verstorbenen Künstlers
gegenüber wurde beschlossen:
Der ursprünglich angesetzte Preis darf während der
Dauer der Ausstellung nicht erhöht werden, außer im
Falle des Todes des Ausstellers von dessen Erben,
werden verkäufliche Werke während der Dauer ihrer
Ausstellung als unverkäuflich erklärt, so verfällt die üb-
liche Verkaufsprovision zugunsten der Ausstellungsleitung.
Ebenso haben die Erben eines inzwischen verstorbenen
Künstlers die Verkaufsprovision an die Ausstellungs-
leitung zu entrichten, wenn sie die ursprünglich vom
Künstler abgegebene Verkäuflichkeitserklärung während
der Dauer der Ausstellung zurückziehen.
Anschließend hieran wurde als Modifizierung der
Feuerhaftxflicht folgende Fassung beschlossen:
„Der Verein ist hinsichtlich aller ausgestellten oder
bei ihm aufbewahrtenKunstgegenstände miteinerpauschal-
summe von . . . Mk. bei der . . . Feuervers.-Gesellschaft
gegen Feuerschaden versichert.
Im Schadenfalle erfolgt Ersatz an die Aussteller
nach Maßgabe der Bestimmungen des Versicherungs-
vertrags und der hiernach von der genannten Gesellschaft
ausbezahlten Entschädigung."
(Fortsetzung folgt.)
Vermischter Nachrichtenteil.
—- Geplante Ausstellungen --
Berlin. Die Werke für die I. Iuryfreic Kunstschau
der „Vereinigung bildender Künstler" sind bis ^o. Sep-
tember bei der Friedenauer Gepäckfahrt Kopania Eo.,
Berlin-Friedenau, Niedstr. 5, einzuliefern. K!
Aiga. (Das Städtische Museum) beabsichtigt die Ver-
anstaltung einer Ausstellung von Werken der Brüder