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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 10.1910/​1911

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Hellwag, Fritz: Zu Reinholf Begas 80. Geburtstag!
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https://doi.org/10.11588/diglit.52067#0575

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Heft HP

Die Werkstatt der Kunst.

567

2u Reinbolä Vegas 80. Geburtstag!

Während ich diese Zeilen schreibe, rüstet sich
schon die gesamte deutsche Kunstwelt und das kunst-
sinnige Ausland, wo Reinhold Begas viel Sym-
pathien besitzt, um dieses großen Künstlers zu ge-
denken, der am ^5- Juli vor 80 Zähren geboren
wurde. Die Akademien, Kultusbehörden und die
Künstler-Vereine werden es sich nicht nehmen lassen,
an diesem Tage sich mit Glückwünschen beim Zubilar
einzufinden. Die „Bildhauervereinigung" läßt, ge-
meinsam mit den Schülern des Meisters, ihrem
Ehrenmitglieds eine Ehrenurkunde überreichen, die
Franz Stassen gezeichnet hat. (Deren Wortlaut finden
unsere Leser im amtlichen Teil dieser Nummer. Red.)
Die Königliche Akademie, deren Senat Professor Begas
seit Zähren angehört, bereitet eine ganz besondere
Ehrung vor, die zur Stunde noch geheim gehalten
wird, aber jedenfalls nicht in einer der üblichen
Grdensauszeichnungen bestehen soll. Peter Breuer
hat des Künstlers Porträtbüste geschaffen, die, wie
ich hörte, in Ser Aula der Königlichen Hochschule
aufgestellt wird. Zahlreiche andere Ehrungen
werden folgen. Sie werden äußere Zeichen des
hohen Ansehens sein, in dem Reinhold Begas bei
allen Kunstfreunden steht.
Die größte innere Ehrung, die einem Künstler
zuteil werden kann, ist dem Zubilar längst beschieden,
und selbst keiner seiner künstlerischen Gegner kommt
an der Tatsache vorbei, daß die große kunst-
geschichtliche Bedeutung dieses Mannes unver-
lierbar feststeht; sie wird, nachdem die Kämpfe des
Tages verrauscht sein werden, erst voll ins rechte
Licht treten.
60 Zahre find es her, als der Name Reinhold
Begas zum ersten Male öffentlich genannt wurde,
und sofort knüpften sich an seine Arbeiten die Hoff-
nungen der Zungen, denen die steife und allmählich
auch unecht und fadenscheinig gewordene „statuarische
Noblesse" der Rauch-Schule unleidlich und dürftig
erschien. Begas, selbst aus dieser Schule hervor-
gegangen, wurde als Revolutionär jubelnd begrüßt.
Schon in seinen ersten Werken, so z. B. in der
Giebelgruppe der Börse, zeigte sich eine starke de-
korative Begabung, die sich, im Gegensatz zu den
üblichen, erstarrten Formen der Pseudo-Antike, zu
kräftiger Lebensäußcrung der bewegten Sprache des
Barock bediente. Sein Schloßbrunnen ist noch von
italienischem Geiste erfüllt, doch sehr formvollendet
und von schönen Einzelheiten; in der Kolossalstatue der
Borussia im Zeughause zeigte sich Begas schon als ganz
selbständiger Künstler von großer Eigenart, die be-
sonders zur Lösung dekorativer Aufgaben befähigt war,
wenn ihr auch die architektonischen Vorbedingungen
teilweise fehlen. Des Künstlers Freude lag eben in
der Schönheit, er schaffte sich mit so großer Liebe
in sein Werk bis in die Einzelheiten hinein, daß er
manchmal die Rücksichten auf die baukünstlerische

Umgebung nicht ganz zu erfüllen vermochte. Zn
seinen Vorzügen lagen eben auch seine Fehler, jene
überwiegen diese aber dennoch bedeutend. Zn den
Aufgaben, die seinen großen Zalout wirklich an-
sprachen, kommt dies sehr klar zum Ausdruck.
So wird die Freude, mit der man sein Schiller-
Monument in Berlin genießt, stets eine ganz un-
getrübte sein. Er zeigt sich hier als ein souveräner
Beherrscher der Lharakteristik. Ebenso unvergäng-
liche Meisterwerke sind seine Porträtbüsten von
Menzel, Moltke und Bismarck in der Nuhmeshalle
und in der Nationalgalerie; von großer Schönheit
ist das Standbild Kaiser Wilhelms I. in der Sieges-
allee und der grandiose Kopf Bismarcks am Bismarck-
Denkmal vor dem Reichstage. Aus der großen
Zahl der Hauptwerke des Künstlers seien noch der
Raub der Sabinerin und der einen jungen Faun
im Flötenspiel unterrichtende Pan genannt. Zn
solchen Gebilden zeigt sich eine große Meisterschaft.
Hat unsere heutige Bildhauerkunst auch andere
Aufgaben, besonders in der Einfügung in die
Architektur, in der Monumentalplastik zu erfüllen,
so bleibt doch als unvergängliches Verdienst von
Reinhold Begas bestehen, daß er in jenen Zeiten
des forsetzungslosen Klassizismus der deutschen Bild-
hauerkunst sein Heißströmendes Künstlerblut hinge-
geben und sie wieder zu neuem, selbständigem Leben
erweckt hat. Alle seine Nachfolger und Nachahmer
überragt Begas um ein sehr bedeutendes Maß, das
bleibt bestehen!
Es sei mir erlaubt, auf eine Gelegenheit hin-
zuweisen, ein Hauptwerk des Künstlers, in dem sich
sein bestes Können und seine ganze Eigenart voll-
endet ausspricht, dem öffentlichen Besitz zu sichern.
Zch meine jenen schönen Strousberg-Sarkophag,
den Begas im Auftrage eines Bestellers ausführte,
der aber infolge des wirtschaftlichen Zusammen-
bruches jenes Bestellers nicht abgenommen werden
konnte und nun seit Zahrzehnten in des Künstlers
Atelier steht. Das wäre ein Werk, würdig des
Meisters Können der Nachwelt zu zeigen und seinen
Ruhm unvergänglich weiterleben zu lassen. Bein
Platz wäre die National-Galerie!
Krits: Klellwuss.

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Karben. Von I. N. K. — 7nr KraZe cler rönÜ8cb-
pompejani8oben ^anclmalerei. Von K. Lerner.
(3cblu88.) — OöäöIIöer Kemperatarbe. — 7nr ^ell.
Aottznabme.
 
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