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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 10.1910/​1911

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6H

Die Werkstatt der Kunst.

Heft 5.

des Kaiser-Friedrich-Museums in Magdeburg: „Die Ge-
dankenwelt Max Klingers" (Vortrag mit Lichtbildern).
2. Am 6. Dezember t9(0: Kunstschriftsteller Robert Breuer-
Berlin: „Das Monumentale in der modernen Kunst (Marees,
Gauguin, van Gogh, Matisse, Maillol, Hodler—Klinger,
Hildebrandt)." 3. Im Januar t9lf: Prof. Peter Behrens:
„Kunst und Technik." H. Im Februar 19tN Kunstschrift-
steller Dr. Richard Hamann-Berlin: „Die Bedeutung der
italienischen Renaissance des (5. Jahrhunderts für die
moderne Kunst und Kultur." 5. Im Februar oder März
t9N (Termin vorbehalten): Prof. Werner Sombart-Berlin:
„Die Geschichte und Organisation des Kunstgewerbes in
der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft." 6. Im
April t9ii: Glasmaler Otto Sablewski und Prof. Earl
Weber-Danzig: „Die Technik und Geschichte der Glas-
malerei" (Vortrag mit Demonstrationen, Lichtbildern und
einer Ausstellung von Aufnahmen alter Glasmalereien).
Ferner ein Vortragsabend Frank Wedekinds. -—- Aus-
stellungen: f. Ende Oktober, Anfang November t9(0:
Gemälde und Zeichnungen von Prof. Fritz A. Pfuhle-
Danzig-Langfuhr. 2. Im November-Dezember t9O: Weih-
nachtsausstellung: „Die Kunst im Leben des Kindes"
(Verkaufsausstellung), z. Im Januar t9lN Sonderaus-
stellung von Gemälden und farbigen Zeichnungen von
Arthur Bendrat-Dresden. H. Im Februar t9N: Schau-
weben, veranstaltet von dein Nordschleswigschen Verein für
Hausweberei zu Flensburg: Vorführung verschiedener Webe-
techniken (Smyrna-, Noppen-, Kelim-, Gobelin-, Schweden-
technik usw.) auf dem Hamkensschen Webestuhl, verbunden
mit einer Ausstellung von Webereien. 5. Im März t9N'-
„Kunst und Kaufmann", Ausstellung von mustergültigen
Plakaten, kaufmännischen Drucksachen und neuzeitlichen
Packungen (Wanderausstellung des Deutschen Museums
für Kunst in Handel und Gewerbe, Hagen i. W.). 6. Im
April Majoliken der Kgl. Fabrik Ladinen. Zu der
Lude April t9N beginnenden HO. Großen Kunstausstellung
im Franziskaner-Kloster werden, wie in früheren Jahren,
den Mitgliedern Eintrittskarten überreicht. Sämtliche
Ausstellungen werden in den Räumen der Peinkammer im
Stockturm stattfinden. Etwaige Acnderungen in diesem
Programm, welche sich nachträglich als notwendig Heraus-
stellen sollten, behält sich die Vereinsleitung vor. NI

Literatur

Hollands Or. Hyazinth: Ludwig Richter. Mit 66 Ab-
bildungen. f.— to. Tausend. München, Kommissions-
verlag der „Gesellschaft für christliche Kunst, G. m. b. H."
— Die Kunst dem Volke. Herausgegeben von der „All-
gemeinen Vereinigung für christliche Kunst". (9(0, Nr. 2,
HO S., Ho, preis Mk. —.80. Bei Bezug durch Orts-
gruppen Preis Mk. —.50.
In München hat sich neben der „Deutschen Gesellschaft
für christliche Kunst" und ihrer technischen wie geschäftlichen
Funktionärin, der „Gesellschafter christliche Kunst G.m. b.H.",
noch eine „Allgemeine Vereinigung für christliche
Kunst" (Karlstr. (9) gebildet. Sie will populär in weitesten
Kreisen wirken und sich dabei hauptsächlich auf Vereine
stützen. Daher zugleich ihre außergewöhnlich niedrigen Preis-
lagen. Für diese wird aber auch — allerdings immer auf
populärstem Niveau — wirklich Gutes geboten.
Das hat schon die erste Nummer der als „Die Kunst
dem Volke" bezeichneten Serie bewiesen. Sie war eine Dar-
stellung Albrecht Dürers aus der Feder von D. Ioh.
Damrich. Mit der Voranstellung dieses Künstlers und nun
Ludwig Richters ist volkstümliches auch im Sinne des
Nationalen angestrebt.
Von den Vorzügen, welche die zweite Nummer mit der
ersten teilt, scheint uns die innige Verbindung von Text
und Bild deshalb betonenswert zu sein, weil gerade darin
von illustrierten Büchern — wohl eher durch Verleger- als
durch Verfasserschuld — allzuviel gesündigt wird. Zu jenem
Vorzüge gehört nun auch das Bestreben, Bilder so zu er-
läutern, daß der Leser und Betrachter dadurch das viel-

berufene „Sehen" lernt. Immerhin könnte dieses Bestreben
noch weitergeführt, d. h. auf noch mehr Bilder und zu einer
möglichst erschöpfenden Beschreibung wenigstens mehrerer
Bilder ausgedehnt werden. Platz dafür würde sich eventuell
gewinnen lassen durch ein Sparen mit Zitaten und dgl.,
sowie nötigenfalls durch eine Verringerung der Bilderzahl;
lieber weniger Anschauung, diese jedoch eingehender! —
Daß der Richtersche Zyklus „Vater unser" (S. 25—28)
illustrationslos dargelegt wurde, scheint keineswegs der vor-
liegenden Veröffentlichung zur Last zu fallen; unseres Er-
innerns hält die Eigentümerin dieses Zyklus das (bis
Ende (9(H dauernde) Verlagsrecht gesperrt.
Daß der Verfasser seine Feder einem Würdigsten ge-
widmet hat, bedarf selbst inmitten der „modernen" Welt
nicht erst einer Betonung. Ludwig Richters Verdienste als
eines Künstlers des Seelischen, als eines Heimat-Entdeckers,
als eines verherrlichers der Familie, im Religiösen als des
„Malers der Hausandacht" (S. (8) — endlich seine Be-
deutung für die graphischen Künste: all das wird gut und
mit der in einer populären Schrift erträglichen Vereinfachung
der Materie herausgearbeitet.
Wenn aber einmal das Volk zur näheren Beschäftigung
mit der Kunst herangezogen, insbesondere für das „Sehen"
herangebildet werden soll, dann scheinen uns doch die Er-
wärmung für Gutes und Schönes und die mehr allgemeine
Kennzeichnung des Künstlers nicht völlig zu genügen. Bei
all der Sehnsucht, die wir wohl insgesamt aus der Flut
technischer Spezialitäten von heute heraus nach der Innig-
keit jenes wahrhaft Begnadeten haben und diesmal wiederum
nach Herzenslust stillen können, dürfen wir doch die Schranken
der Richterschen Kunst nicht übersehen und sollen sie be-
sonders durch vergleiche mit andersartiger Kunst näher
kennen lernen: das Schematische, das Gleichförmige und
Einförmige, das (übrigens auch dem Secessionistischen eigene)
etwas weitgehende Reduzieren der Eindrücke auf Abgekürztes
in der Darstellung. Die Kleiderfalten, manche Handbewe-
gungen, die meisten Physiognomien: das alle^ ist zwar nicht
nachlässig, aber doch gar sehr abwechslungslos typisch durch-
geführt. Die Berufung auf den vereinfachenden Lharakter
des Holzschnittes genügt doch nicht zur Verteidigung, zu-
mal bei den Fortschritten, die dessen Technik auch noch unter
unseres Künstlers Händen gemacht hat.
So müssen wir Adrian Ludwig Richter als einen von
den Herrlichen würdigen, an deren isolierte Individualität
die kunstgeschichtliche Entwickelung nur wenig anknüpfen
kann. Zwar hatte auch er nahe Nebenmänner und Fort-
setzer; aber es kam dabei schließlich doch recht wenig heraus.
Rechnen wir zu dieser Gesellschaft einigermaßen auch W.
Steinhausen, so haben wir wiederum jenes Schematische,
zumal in den Gesichtern, das die sonst so mächtige Größe
des Genannten beeinträchtigt.
Und vor noch etwas mögen uns alle guten Geister,
einschließlich der „Allgemeinen Vereinigung", behüten: vor
der Verwechselung des Dargestel'lten mit der Dar-
stellung, insbesondere vor der Schätzung eines Kunst-
werkes ob seines Inhaltes oder seiner Gesinnung. Diese Ver-
wechselung ist vielleicht die größte Tragik in dem Verhältnisse
des Publikums zu den Künstlern und zu ihren Vertretern.
Daß erst jenseits des — eben den Laien kennzeichnenden
— „gegenständlichen Interesses" die Kunst, auch die kon-
fessionelle, beginnt (allerdings einschließlich des Verhältnisses
zwischen Gegenstand und Form); daß es ein tief bedauerns-
werter Mißbrauch von Religion, Patriotismus usw. ist,
im Namen dieser Mächte „gute" und „schlimme" Künstler
zu unterscheiden, nach dem politischen Schema der „Partei-
genossen" und „Lumpenhunde"; daß dies von allen
Künsten gilt, nicht zuletzt von der dramatischen Kunst,
wenn z. B. E. v. Wildenbruch als das „gute" und H. Ibsen
als das „böse Prinzip" behandelt wird: dies immer und
immer wieder dem Volke zu sagen und anschaulich zu be-
legen, mit aller Schärfe gegen jene Verwechselung, sollte
eine der Hauptaufgaben der Serie „Die Kunst dem Volke"
werden.
Berlin-Halensee. Or. »ans Lcllmillkunr.
 
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