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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 10.1910/​1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.52067#0182

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Die Werkstatt der Kunst.

HestI3.


schen Kunstgenossenschaft beehren wir uns mitzuteilen,
daß wir Einspruch gegen die Entscheidung im
Wettbewerbe um das Welttelegraphendenkmal in
Bern erhoben haben und das Komitee ersuchten,
die Preissumme von 20000 Frs. nachträglich zu
verteilen, wir möchten hieran die Bitte knüpfen,
im gleichen Sinne vorzugehen."
Folgt Unterschrift.
Der Hauptausschuß antwortete hierauf am
6. Oktober:
In Beantwortung Ihres werten Schreibens vom
2H September gestatten wir uns, Ihnen mitzuteilen,
daß der Hauptausschuß als Unterlagen, das Preis-
ausschreiben der Internationalen Telegraphen-Union
betreffend, nur die kurzen Notizen in der „Werkstatt
der Kunst" zur Verfügung hat, die ihm zu einem
Protest nicht genügend erscheinen.
Nach K s2 des Ausschreibens des Wettbewerbes
wollte sich die Jury vollständig unabhängig machen,
sie war international zusammengesetzt und hatte als
deutschen Vertreter den Berliner Professor Peter
.Breuer. Der Beschluß der Jury war einstimmig.
Nachdem die Namen der Künstler, die sich beteiligt
haben, und die (Qualität der eingesandten Werke dem
Hauptausschusse nicht bekannt sind, können wir uns
nur dann Ihrem Proteste anschließen, wenn Sie in
der Lage sind, uns umfassendere und eingehendere
Grundlagen zu einem Proteste zur Verfügung zu
stellen. Außerdem ersuchen wir Sie um Ueber-
sendung einer Abschrift des von Ihnen eingereichten
Protestes. Folgt Unterschrift.
Hierauf lief an: sp Oktober folgendes Schrei-
ben ein:
Antwortlich Ihres gefälligen Schreibens vom
6. X. wir halten den Umstand, daß bei uns be-
kannter Beteiligung hervorragender Bildhauer keine
Preise verteilt wurden, für genügend, um die von
uns gemachte Eingabe zu rechtfertigen. Ihr Wort-
laut ist folgender:
„. . . wir haben nut großem Bedauern davon
Kenntnis genommen, daß das Preisgericht keinen
der eingesandten Entwürfe eines Preises für würdig
erachtet hat. Gestatten Sie uns, darauf hinzuweisen,
daß 89 plastische Entwürfe eine ganz bedeutende
Arbeitsleistung, einen erheblichen Kostenaufwand und
eine Summe von künstlerischen Ideen darstellen, die
wohl nicht unterschätzt werden darf.
Selbst wenn man jeden Entwurf auf nur
500 Ri. Kosten einschätzt, was wohl zu wenig
ist gegenüber den Auslagen, der Arbeitszeit, Atelier-
miete und sonstigen Nebenspesen, so würde doch ein
wert von ^5 000 Ul. herauskommen.
Demgegenüber ist die beabsichtigt gewesene
Preissumme von 20 000 Frs. durchaus nicht zu hoch,
wenn diese nun aber überhaupt nicht verteilt werden
soll, so bitten wir zu bedenken, ob das nicht eine

Nichtachtung und Schädigung der Künstler ist, von
denen viele unsere Ulitglieder und nicht mit Glücks-
gütern gesegnet sind, wenn das Riaxime bei Wett-
bewerben wird, wohin soll das führen und wer
wird sich von hervorragenden Künstlern noch be-
teiligen?
wir möchten also die ergebene Bitte aussprechen,
doch noch einmal in Erwägung zu ziehen, ob nicht
eine Entschädigung der Besten in beabsichtigter
Höhe am Platze wäre.
Liner gütigen, hoffentlich zustimmenden Mit-
teilung entgegensehend usw."
wir würden es mit Freuden begrüßen, wenn
Sie sich diesem doch sehr mäßig gehaltenen Protest
anschließen wollten.
Folgt Unterschrift.
Trotzdem dieses Schreiben die erbetenen Unter-
lagen nicht brachte, sandte der Hauptausschuß
am s8. Oktober folgenden Protest an den
Schweizer Bundesrat:
wie aus den Berichten in den Tageszeitungen
hervorgeht, hat das Preisgericht für die Errichtung
eines Denkmäler zur Erinnerung an die Gründung
der Telegraphen-Union keinen Preis verteilt, obwohl
im Preisausschreiben die Summe von 20000 Frs.
zur Verteilung an die würdigen Wettbewerber be-
stimmt war und 89 Entwürfe eingelaufen waren.
Der Hauptausschuß der Allgemeinen Deutschen
Kunstgenossenschaft, die in 23 Ortsvereinen in
Deutschland und Deutsch-Oesterreich fast 3000 bil-
dende Künstler umfaßt, sieht in diesem Verfahren
eine Härte, die er nach Lage der Dinge nicht
billigen kann. Er ist daher der Ansicht, daß die
Summe von 20000 Frs. auf jeden Fall verteilt
werden mußte, gleichviel ob sich unter den ein-
gesandten Entwürfen einer befindet, der sich nach
Ansicht der Jury zur Ausführung eignet oder nicht.
Der Hauptausschuß erblickt in dem Verhalten
des Preisgerichtes nicht nur eine Kränkung und
Schädigung der konkurrierenden Künstler, sondern
befürchtet auch die Konsequenz, daß sich die ernsten
Künstler nicht mehr an Wettbewerben beteiligen
werden.
Der Hauptausschuß erwartet deshalb, daß die
Jury noch einmal Zusammentritt, um die Summe
von 20000 Frs. noch zu verteilen.
Folgt Unterschrift.
Auf diesen Protest ging uns die in Heft 9 der
„Werkstatt der Kunst" ausführlich enthaltene Ant-
wort des Bundesrates zu.
Der Hauptausschuß begnügte sich jedoch mit
diesem Bescheide nicht, sondern bat seinen Syndikus,
Herrn Rechtsanwalt Or. Rothe, diese Angelegenheit
vom juristischen Standpunkte aus zu prüfen und
dem Hauptausschusse das Resultat dieser Prüfung
mitzuteilen. Die Antwort steht noch aus.
von diesem vorgehen stattete der Hauptausschuß
 
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