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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 10.1910/​1911

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670

Die Werkstatt der Kunst.

Heft H8.

erklärt sich daraus, daß die amerikanischen Nachdrucker bei
der Höhe der drohenden Strafsumme keinen Vorteil erhoffen
können im Gegensätze zu Deutschland, wo die Gerichte zu-
meist so geringfügige Bußen zuerkennen, daß dem deutschen
Nachdrucker selbst für den Fall der Verurteilung häufig
noch ein Vorteil bleibt. Die Berliner Photographische Ge-
sellschaft wurde in dem Rechtsstreit durch die angesehene
deutsch-amerikanische Anwaltsfirma Briesen 6c Knanth in
Newyork vertreten. /!

Literatur

Deutsche Gesellschaft für christliche Runst. Iahresmapxe W).
Mit tö Foliotaseln in Rupferdruck usw. nebst erläutern-
dem Text von Or. Richard Hoffmann. München.
Das Walten der „Deutschen Gesellschaft" und ihrer
Annexe wurde in der „Werkstatt der Runst", VIII. Iahrg.,
Heft 35 vom 3t. Mai tf>09, und dann noch einige Male
(X. Iahrg., Heft 3, 5 und ^2) gekennzeichnet. Die Jahres-
mappen, bislang t8 an Zahl, können als eine Revue des
jeweiligen Standes dessen betrachtet werden, was sich schwer
anders als mit dem mißverständlichen Namen der „christ-
lichen Runst" bezeichnen läßt. Nicht allumfassend wollen
sie sein — dafür sorgt mehr die Zeitschrift „Die christliche
Runst"; aber bekanntmachen wollen sie vieles Gute, das
geleistet wird und sonst kaum über engere Rreise hinaus-
dringen würde. Auch nicht alle Teilgebiete der Runst
kommen hier zur Geltung: Graphik sowie Runstgewerbe
oder überhaupt „angewandte Runst" fehlt so gut wie ganz.
— Die äußeren und inneren Schwierigkeiten, mit denen
die „christliche" Runst — im Gegensätze zur „weltlichen"
genommen — zu kämpfen hat, lassen sich auch hier wieder
beobachten. Steht „Natur" im Dienste von „Uebernatur",
so muß sie nicht, kann aber leicht unnatürlich werden.
Dann haben wir die moralisch-frommen Handhaltungen,
Augenstellungen, Gesichtsverwischungen und nicht zuletzt
die Gefahr, daß eine Szenerie zu einem bestimmten erbau-
lichen oder ähnlichen Zwecke „gestellt" erscheint, wenn ein
Ensemble von H3 Bildern (wie hier) auch nur großenteils
über diese Schwierigkeiten hinauskommt, so ist es schon
viel. — Am günstigsten dürfte dies diesmal in der Plastik
gelungen sein. Abgesehen von ein paar gut natürlichen
Kreuzwegen hat namentlich Ignaz weirich durch eine
kleine Marmorgruppe „Weihnachtsfrieden" Ronventionelles
überschritten; Jakob Bradls „St. Ulrich" in Dillingen
zeigt eine ungemein kräftige Bewegung; und Peter Va-
lentin hat mit seiner „Hl. Agnes" sogar einen über-
zeugenden Frömmigkeitsausdruck gegeben. — Aus der
mannigfaltigen Auslese zur Architektur, vom Gewichtig-
Umfangreichen bis herab zur idyllischen Dorfkirche, möge
lediglich die Marien- oder Dormitionskirche auf dem Berge
Sion in Jerusalem von Heinrich Renard erwähnt sein,
eine wirkungsvolle Anpassung deutscher Romanik an lokalen
Bedarf. — Heikler ist es, über die hier (farblos) vorge-
führten Gemälde zu urteilen, schon da die Malerei wohl
am meisten mit den obenerwähnten Gefahren zu tun be-
kommt. Nun erst, wenn sich's um ein so sehr dem „Natür-
lichen" widerstreitendes Thema handelt, wie das von „Herz-
Jesu"! Ernst wante hat es in einem Triptychon auf
eine sympathische weise behandelt. Der Künstler, ein
Belgier (geb. 1872), ist wohl die wichtigste Bekanntschaft,
die uns diesmal vermittelt wird. Das ebengenannte Werk
und ein „weg nach Golgatha" werden im selben Verlag
als große farbige Kunstblätter erscheinen. Allerdings kommt
auch der „weg" nicht ganz vom sog. Theater los, auch
wenn dieses — z. B. mit der um eine Ecke sich reckenden
Magdalena — überaus geschickt gemacht ist. Noch ein
anderes Bild von wante, „Der Monat Mai", eine Santa
conversaRone mit altniederländischem Anklang, erweckt
mit seinem idealistischen Thema von Engelschören um die
Madonna einer: solchen Eindruck weniger. -— Für einen
anderen Belgier, I0sef Ianssens, hat sich die „Deutsche"
bereits durch eine Reproduktion seiner „Sieben Schmerzen

Mariens" aus der Kathedrale von Antwerpen eingesetzt.
Die zwei jetzt vorgeführten Bilder sind hauptsächlich mehr-
figurige Andachtsstimmungen mit groß angelegter Kompo-
sition und mit bald größerer, bald geringerer Kraft in dem
Ueberzeugenden des Gesichtsausdrucks und der Körper-
haltung. — Ueber den Altmeister Martin Feuerstein,
von dem hier ein „Hl. Antonius von Padua" und ein
„Hl. Fridolin" kommen, zumal über seinen gewaltigen
Schwung im Gesamtentwurf und über die letzten Reste
eines Gefühls von geschickter Mache, das uns doch noch
bleibt, dürfte nichts Neues mehr zu sagen fein. — wem's
noch nicht ganz klar ist, was im Künstlerischen eine Ab-
sicht ist, die man bis zur Verstimmung merkt, sehe das
Bild Oswald Völkels „Hl. Angela von Merici" und
vergleiche es dann mit „natürlichen" Bildern. Das ist kein
„reizvolles Genrestück", keine „Szene echt deutscher Gemüt-
lichkeit und Innigkeit", sondern der Typus einer Illu-
stration zu einem Stuttgarter Familienjournal. — Dem
Textautor mag eine solche Lobung aus begreiflichen Gründen
nicht übelgenommen werden; ebenso ihm und dein Verlag
nicht der Umstand, daß wenig auf die eigentliche Charakte-
risierung der abgebildeten Werke eingegangen wird. Um
so dankenswerter sind die biographischen Notizen, die jedoch
noch besser stets aus früheren Mappen ganz knapp wieder-
holt werden könnten. Der Reichtum an anschaulichen und
erläuternden Darbietungen, den eine solche billige Jahres-
mappe insgesamt darbietet, ist weit genug, daß die „Deutsche"
eine noch größere Beachtung und Anschließung finden könnte,
als ihr schon bisher zuteil geworden ist. — Or. Hans
Schmidkunz-Berlin-Halensee. RI
Die „Denkmäler der deutschen Runst^. Demnächst wird das
große deutsche Denkmälerwerk zu erscheinen beginnen, die
„Denkmäler der deutschen Kunst", die als Ouellensamm-
lung zur deutschen Kunstgeschichte sich den großen Ouellen-
sammlungen auf historischem und pädagogischem Gebiet,
den Nonnments Oermanine llistoricL und paeckLAOZica,
zur Seite stellen sollen. Im Gegensätze aber zu diesen
Unternehmungen beansprucht das Denkmälerwerk keine
öffentliche Hilfe. Der unter dem Protektorat des Kaisers
stehende „Deutsche Verein für Kunstwissenschaft", den Wil-
helm Bode als Vorsitzender leitet, hat die Organisation und
Herausgabe der großen Unternehmung selbständig über-
nommen. Der Verein zählt zwar heute über 800 Mit-
glieder, von denen viele weit mehr als den jährlichen
Mindestbeitrag von 20 Mk. beisteuern. Es müßte sich aber
schon die Zahl verdoppeln, wenn jede der großen Aufgaben,
die das Denkmalswerk stellt, auch nur in Angriff genommen,
und die Zahl müßte sich vervielfachen, wenn sie gelöst
werden sollte. Bisher hat der Verein interessante Jahres-
gaben seinen Mitgliedern geben können: ein Skizzenbuch
von Manuel Deutsch, dem Schweizer Renaissancekünstler,
das Prof. Ganz herausgab, dann das berühmte Rathaus-
Evangeliar von Goslar in einer Ausgabe Prof. Gold-
schmidts, und in diesen: Jahre soll die Iahresveröffent-
lichung Neues über die Genreplastik am Sebaldusgrab von
Peter Vischer bringen. Als erste Veröffentlichung des Denk-
mälerwerkes wird eine monumentale Publikation der Hand-
zeichnungen Hans Holbeins d. I. erscheinen, von der in
aller Kürze die erste Lieferung ausgegeben wird. Kl
Line neue Runstzeitschrist. vom Oktober d. I. wird
in Berlin eine neue große Kunstzeitfchrift „Die Kunst-
welt" (im Verlage von weise 6c Lo. in Berlin) unter Re-
daktion von Felix Lorenz erscheinen, vier Berliner Künstler
bilden ihren künstlerischen Beirat: die Architekten Wilhelm
Brurein und Rossius vom Rhyn, der Bildhauer Prof. Her-
mann Hosaeus und der Maler Max Schlichting, der Präsi-
dent der nächsten Großen Berliner Kunstausstellung. Die
neue Monatsschrift will dem gesamten Kunstschaffei: der
Gegenwart dienen. Sie will dem Guten in allen Lagern
gerecht werden, nicht die Jungen mit den Alten totschlagen,
oder umgekehrt, vor allein will das neue Organ, das mit
sehr reichem Bildermaterial erscheint, auf ein Zusammen-
arbeiten der verschiedenen Künste hinwirken.
 
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