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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 10./​11.1928/​29

DOI Heft:
1./2. Maiheft
DOI Artikel:
Rosenthal, S.; Rubens, Peter Paul: Zwei unbekannte Rubens-Skizzen
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https://doi.org/10.11588/diglit.25877#0402

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äußerst beschränkten Raum angewiesen sind. Mehr
noch als in dem Mailänder Bild ist in der Moskaucr
Skizze das gedrungene der Komposition betont.

Erst in der Fußwaschung von Dijon7), die wohl als
Predella zum Mailänder Altarbild erst 1632 nachträglich
ausgeführt wurde, wird die Komposition 'lockerer. Auch
hier ist derselbe Raum wie auf der Moskaucr Skizze dar-
gestellt; docli durch das Breitformat und das Zurück-
drängen des Pultes und Portals mehr in den Hinter-
grund ist das Gedrungene der Komposition gewonnen.

D'ie Skizze der Moskauer Samm'lung wird im Jahre
1866 von Waagen8) erwähnt als „eine Skizze von unge-
wöhnlich kräftiger Wirkung“, ist auch in Rooses Kata-
log9) eingetragen und von Oldenbourg erwähnt.

Eine andere unbekannte Rubensskizze, auch aus
Sowjet-Rußland10) „Die Grablegung CJiristi“ konnnt am
4. Juni zur Versteigerung bei Rud. Lepke, Berlin.

7) Oldenbourg, ibidem S. 22, 223.

8) Waagen 1866, S. 414.

9) M. Rooscs, l’Oeuvre de Rubens, li 265 b.

10) Kat. Ausstellung Starij Qody 1908 als im Schloß Pawlowsk

befindlich.

Der Leichnam Christi in starker Verkürzung (auf
Stroh und auf ein Leichentuch niedergelegt) wird von
den Marien und Magdalena gehalten. Rechts steht der
trauerndc Johannes. Zu den Füßen des Heilands kniet
eine Jungfrau, die das rechts gegen den Beschauer aus-
gebreitete Bein Christi wäscht. Rechts kniet Magdalena
in gclbem Rock und blauem Ueberwurf. Die Gottes-
mutter stiitzt den Kopf des Heilands auf ilire Brust und
bemüht sich, seine toten Augen zu üffnen. Rechts zwei
stehende Frauen, die Salben und Binden bringen. Die
Skizzc ist flüchtig auf weißem Kreidegrund gemalt, docli
ist die Hauptgruppe ziemlich detailliert in Farben aus-
geführt. Dcr Leichnam, Magdalena und Johannes sind
fein durchmodelliert und in den gedämpften Farben ab-
gestimmt.

Diese Rubensskizze ist eine stark veränderte
Variante der Grablegung im Wiener Staatlichen
Museum11) und des Excmplars im Antwerpener
Museum, dessen Landschaft von Brueghel gemalt ist.
Die Skizze wird um 1614 gemalt worden sein, da die
Variante in Wien 1614 datiert ist.

lx) Kat. Nr. 839, Rooses 325.

P. P. Rubens, Beweinung Cliristi
Kunstwerke aus .Leningrader Museen und Schlössern
Versteigcrung am 4. und 5. Juni bei Rud. Lepke, Berlin

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