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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 10./​11.1928/​29

DOI Heft:
1./2. Juniheft
DOI Artikel:
Dresdner, Albert: Dänische Herrenhöfe und Schlösser des Barocks
DOI Artikel:
Loewental, Artur Imanuel: Wie ich Girardi porträtierte
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.25877#0464

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an der Grundform des schlichten Landhauses fcst, dic
z. B. bei Gjessingegaard in Jütland nur durch einen
stattlicheren, von geschwungenem Giebel gekrönten
Mittelbau bereichert wird (wie denn überhaupt die jüti-
schen Herrenhöfc vielfach einem derberen, man möchtc
sagert: bäuerlicheren Stile zuneigen). Aber auch hin-
tcr schiichten Außenseiten bergen sicii oft reich deko-
rierte Formen der Innenbehandlung, und die Frische
des Naturgefühls in der Ornamentik bezeugt, daß auch
die dänische Rokokodekoration von Deutschland nicht
unberührt geblieben ist.

Das ist etwa in großen Zügen das Bild des
dänischen Schloß- und Herrenhofbaues im Zeitalter des

Barocks. Seiue Haltung ist charakteristisch. Er besitzt
die Geschmeidigkeit sich nacheinander wechselnde
europäische Einflüße anzueignen, aber er wahrt doch im
Ganzen beharrlich seine eigene Linie. Er lehnt starke
Formen und gewagte Lösungen ab und stetlt, was er
aufnimmt, immer wieder in den Dienst ländlicher Inti-
mität und einer feinen heiteren Anmut. Er schafft
weniger große Einzelleistungen als eine Kunst von
gutem, oft hohem Niveau. Sie will im Zusammenhange
mit der dänischen Natur gesehen und verstanden sein,
der die starken Akzente fehlen, die aber durch eine
zarte ,,ynde“ einnimmt, und diese ihre stille Lieblich-
keit findet in den besten Herrenhofbauten des Landes
einen harmonischen Widerk’ang.

IDte id) Qtt?ardt pot?trättet?te

üon

At’tui? tocu»ental

Anläßlich der Aiufstellung des Qirardi-Denkmals in
Wien geben wir niachstebend eine Plaiude.riei dies
Berl.inier Biitdhaueg Artiur Loewental wieder, der iden
großen Wiener Seha'uspieter in einer PJakette vcrewigt
hat. Loewental iselbst stammt aiuis Wien und ist im
dortigien Kiunsthistorischen Museum mit seinen Medaiilen
und Plaketten ebenso hervorrageniJ vertreten w,ie im
Münzkabinett des Kaiser-Friedriich-Mu-seums Berlin.

|m August 1905 kam ich nach Ischl und lernte im Gafe-
£ hause, wo er seine tägliche berühmte Billardpartie
spielte, Alexander Girard'i kennen. Auf meine Bitte,
mir doch einige Sitzungen für eine Porträtplakette zu
gewähren, ging er ohne viel Paxen ein und meinte nur:

„Wanns nur iu ka Tierquälerei ausartet, da mach’n mirs
halt.“ Die Sitzungen sollten im Garten seiner Villa
stattfinden. Als ich zur ersten Sitzung erschien, saß er
in seiner Steirerjoppe behaglich an einem Gartentisch
unter einem Baum mit einem Manuskript in der Hand
und war sehr erfreut, als ich ihn bat, nur ruhig weiter
zu lesen und so zu tun, als sei ich gar nicht vorbanden.
„Segns“, rneinte er, „dös is brav, da kann i alsdann mei
neue Roll’n studieren und obendreiu wer i no aus-
gehauen.“ Er lehnte sich bequem irn Stuhl zurück, ver-
tiefte sich mit toternstem Gesicht in seine Rolle, wo’bei
er halblaut vor sich hinbrummelte. Zu meines Leid-

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