Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1869

DOI Kapitel:
No. 39
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29848#0162

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
„Die Frage der Konscriptioii und die Aushe-
bung eines diesjährigen Kontingents von 25,000
Mann hat fast ausschließlich in den jüngsten Tagen
das öffentliche Interesse in Anspruch genommen.
Am 22. v. AP. stand die Debatte über das Gesetz
bezüglich jener Aushebung auf der Tagesordnung
und begann nach Ueberrcichung eines ganzen
Stoßes von Bittschriften gegen die Beibehaltung
des Konslriptionswesens mit einem heftigen Zank
zwischen dem Vizepräsidenten Martos und Garcia
Lopez. Letzterer bestand darauf, daß eine Gene-
raldebatte über das Gesetz stattfiuden solle, wäh-
rend der Präsident, gestützt auf die Geschäfts-
ordnung, das Recht beanspruchte, die Opportuni-
tät einer solchen in jedem einzelnen Fall zu er-
messen. Marios ries den protestirenden Abge-
ordneten dreimal hinter einander zur Tagesord-
nung, daun wurde der Zwist zur Entscheidung
der Kammer gebracht, die mit l24 gegen 58
Stimmen entschied, daß sofort zur Berathung der
einzelnen Artikel übergegangen werden solle. Unter
den Amendements war das merkwürdigste ein von
den Republikanern Angebrachtes, das die Negierung
zur Aufnahme einer Staatsanleihe ermächtigen
wollte, um 25,000 Mann im Wege der Frei-
werbnng aufzubringen. Garcia Lopez beschuldigte
die Mehrheit in den bittersten Ausdrücken, die
öffentliche Meinung zu betrügen, indem sie die
im Programm der Septemberrevolution ausdrücklich
enthaltene Abschaffung des Kouskriptionswescns jetzt
umgehen wolle. Er warf ihr Furcht und gemeine
Hinterlist vor und erregte damit einen gewaltigen
Sturm in der Versammlung. Die Aufregung
wuchs, aber sie wurde nicht von Gareia Lopez
Rede allein verursacht; denn während er sprach,
trug sich vor dein Gebäude auf dem großen Kon-
greßplatz und auf der Freitreppe des Palastes ein
eigentbümücher Vorfall zu. Eine Stunde etwa vor
Eröffnung der Sitzung hatten sich 250 bis 300
Weiber aus dem Volke am Fuße des Obelisken
im Prado versammelt und, in Gruppen zusammen-
siebend, lebhaft perorirt. Es dauerte nicht lange,
so sammelte sich eine dichte Gruppe Neugieriger
um sie, während ihre eigene Zahl sich durch An-
kömmlinge beiderlei Geschlechts aus dem Staditheile
Lavapies, dem ärmlichsten und schmutzigsten von
Madrid, vermehrte. Die Zuschauer wußten an-
fangs nicht, was cs geben solle, bis gegen halb
3 Uhr der Haufe vor den benachbarten Kongreß-
palast Zog, und nun erfuhr man, daß es einer
Kundgebung gegen die Konskription gelte. In dem
kleinen Platze vor dem Palast, um die Denksüule
des Cervantes, waren bald einige tausend Men-
schen versammelt, während die kühnsten der Demon-
sirantinnen die Stufen zu dein Peristyl des Ge-
bäudes empordrangen. Hier empfing sie, von ei-
nigen Abgeordneten und Stadtrathen umgeben,
River» und hielt, nachdem er sich mit Blühe eini-
ges Gehör verschafft, eine Anrede an dieselben,
worin er sie anfforderte, aus einander zu gehen.
Er erinnerte daran, daß am vorigen Tage brr
Stadlrath in einer Proklamation seinen Beschluß
verkündigt habe, für alle vom Loos betroffenen
jungen Leute von Madrid Ersatzmänner zu kau-
fen — beiläufig gesagt, eine ruinöse und nichts
weniger als demokratische Maßregel — aber seine
Worte fruchreten nichts, er wurde überfluthet und
schon drangen einige Weiber in den Gang, als die
beliebten Abgeordneten: Castelar, Sorni, Chao,
Blanc lind einige andere erschienen. Castelar und
Sorni forderten in energischen Ansprachen die
Menge auf, sich zu zerstreuen, als einer ihrer
Freunde, der Abgeordnete Joarizti, einige Worte
sprach, welche die Wirkung hatten, daß die Weiber,
die sich bereits anschickten, jener Aufforderung Folge
zu leisten, wieder nmkehrten und von Neuem ihre
Absicht, in den Sitzungssaal einzudringen, tuud-
gaben. Castelar und Sorni ließen zwar ihren un-
besonnenen Freund nicht zu Ende sprechen, die
Menge aber blieb nun störrisch, und erst nach dem
Erscheinen zweier Kompagnien Nationalgarde ver-
tag sie sich langsam, ohne daß es jedoch zu ernst-
lichen Ruhestörungen gekommen wäre.

A u s l a n d.
Paris, 30. März. Der „Public" widerlegt
die gestern von der „Patrie" mitgetheilte Nachricht
über die Einberufung der Beurlaubten, indem er
sagt, daß die Anzahl der einberufenen halbjährig
beurlaubten Militärs die reglementsmäßige Zahl
nicht übersteige. — Wie der „Moniteur" meldet,
ist den Regierungsblättern anempfohlen worden,
jede aufreizende Polemik mit den deutschen Zeitun-
gen zu vermeiden.
MttZriS, 30. Mürz, Abends. Den Kortes
wurde der Verfassungscntwurf vorgelegt. Derselbe
gewährleistet die Freiheit der Person, der Presse,
allgemeines Stimmrecht, Ausrechterhaltung des
katholischen Kulms (als Staatsreligion) mit Garan-
tie der freien Ausübung anderer Kulte. Als Re--
gierungsform ist die erbliche Monarchie vorgeschlagen.
Die Kortes sollen auf 3, die Mitglieder des Senats
auf k2 Jahre gewühlt werden.
Lokal-Nachrichten.
— Vor einigen Tagen fand in Speicr eine
Besprechung des Heidelberger Eisenbahnkomitee's
mit dem Speierer Ausschüsse statt. Die Vertreter
Heidelbergs erklärten, daß die Konzessionirung der
direkten Linie Speier-Heidelberg von Seite der
badischen Regierung mit Sicherheit zu erwarten
>ei, worauf das pfälzische Komitee den Beschluß
faßte, in erster Reihe für diese Richtung zu wirken.
— Wie wir vernehmen, beabsichtigt Frl.
Eckardt von Mannheim, künftige Woche das
schon vor längerer Zeit projektirte, aber bis jetzt
verschobene Konzert in unserer Stadt zu veranstal-
ten. Die junge Dame, die noch vom Schimper-
Konzert her in freundlicher Erinnerung bei uns steht,
wird gewiß ein zahlreiches Auditorium vorfinden.
— Das Schimperkomitee zu Mannheim hat
das Anerbieten hinsichtlich einer Mitwirkung hie-
siger Bürger gelegentlich der herannahenden S ch i m -
p erfeie r mit Dank sofort angenommen und
werden die Herren im Einverstündniß mit dem
seitherigen Vertreter Schwetzingens, Hr. Dekan Dr.
Junker, nun wohl nächster Zeit die Vorbereitungen
für die passende Begehung der Feier in die Hand
zu nehmen haben.
Der definitive Zeitpunkt, wann die Ausstellung
des Denksteines vor sich gehen kann, ist noch nicht
sicher zu bestimmen, da dieser Punkt von den Fort-
schrüten der Bildhnuerarbeiten abhüngt.
— Verflossenen Donnerstag feierte Hr. Lieute-
nant Schäfer vom Jnvalidencorps, ein 70-
jühriger Vcterane von beinahe noch jugendlicher
Beweglichkeit, sein 50jühriges Dienstjubiläum, bei
welcher Gelegenheit er durch S. K. H- ^n Groß-
herzog mit dem Orden des Zähringcr Löwen
ehrend ausgezeichnet wurde. Abeuds fand im
Gasthof zum Adler im Freundeskreise ein Abend-
essen zu Ehren des Jubilars, dem noch manches
liebe Jährchen vergönnt sein möge, statt.
Hopfen-, Markt- und Börsenberichte.
* Nürnberg, l. April. In Folge der Feiertage
waren die jüngsten Märkte wenig befahren. Tie Preise
für gewöhnliche Marktwaare stehen von fl. 17—20. ^ Feine
Sorten. Hallerdaucr und Spalter Land gelten fl. 35—54.
Vom Londoner Markt ist keinerlei Veränderung zu berich-
ten, der Import von Amerika dauert fort.
Mannhetnr, 1. April. (Mannheimer Börse.)
Waizen und Nvggcn behauptet, Gerste und HK"' fest.
Leinöl und Nüböl stille, Petroleum malt. — Weizen, essest
tiv, hiesiger Gegend, fl. kl. 24 G., sl. ll. 36 P., ungari-
scher, fl. II. bis st. II. 30 G., fl. II. 6 bis 36 P.. frän-
kischer, st. —. — G., fl. —. — P-, Roggen, effektiv,
fl. 9. 39 G., fl. 9. 33 P., Gerste, effektiv, hiesiger Gegenv,
fl. 10. 15 G., fl. 10. 30 P., ungarische, fl. 9. 45 bis fl.
10 — G-, fl. 10. bis fl. 10. 15 P., würltembergiflhe, fl.
10. 30 G., fl. 10. 40 P., fränkische prima, fl.-G.,
fl. II. — P-, Hafer, effektiv, fl. 4. 36 G., fl. 4. 42 P.,
Kernen, fl. 11.30 P., Kohlrcps, deutscher, fl. 19 — P.,
Bohnen, ft. II. 15 P., Kleefarnen, deutscher, prima, fl. — -
— G-, fl. 24. 30 P., secunda, fl. 22. 30 G., ft. 22. 30
P., Luzerner fl. 27. — bis fl. 35. — V., Esparsette fl. 8.
— P., Leinöl, effektiv, Inland, in Parthicen st. 20. —
P., faßweise, fl. 20. 15 P., Rüböl. esst, Inland, faßweise,
fl. 20. 15 P., in Parthiecn, fl. 20. — P., Weizenmehl.
Nr. 0, ft. 9. 48 P., Nr. 1, fl. 9. 40 P., Nr. 2. fl. 8. 20
P., Nr. 3, fl. 6. 30 P., Nr. 4, fl. 5. 30 P., Branntwein,
esfekt., lransit, fl. 18. 30 P., Petroleum bei Wagenladung,
fl. II. IL P.

Karlsruhe, 31. März. Bei der heute stattgesundenen
93. Gewinnzichung der badischen 35-fl.-Loose erhielten nach-
stehende Nummern die Hauptpreise: 62,366 40 000 fl
332,748 10,000 fl., 5200 4000 fl., 59,308, 85,630, 117 OM
266,606, 332,747 e 2000 fl., 5188, 67,596, 68808'
157,474, 180,048, 230,512, 234,177, 275,887, 280 52ü'
302,962, 374,807. 381,741 je loOO fl.
Wir machen auf die im Jnseratentheile erscheinende An-
nonce des Herrn Moritz Lev» in Frankfurt a. M.,
welche nncm wirklichen Bedürfnisse entspricht, besonders auf-
merksam. Durch diese Art der Erwerbung von Staats-
Pramicu-Aulehens-Looscn, deren Plan so bedeutende
Gewinne ausweist, ist es ermöglicht, selbst kleine Ersparnisse,
ohne daß solche, wie in den Klassen-Lotterim verlo-
ren gehen können, nuhbringend anzulcgen und daher
die Betheilignng an diesem soliden Unternehmen Jedermann
zu empfehlen.

Die glänzenden langjährigen Erfolge der Stollwerck'-
schen Brust-Bonbons, welche nach Vorschrift des Pro-
fessors der Medicin Dr. Karleß gefertigt sind, haben die-
sem Hausmittel, ungeachtet aller Anfechtungen von Feinden
der sichern und raschen Selbsthnlfe, einen Weltruf erworben.
Bis heute steht dieses Fabrikat noch vollkommen unerreicht
da und verdient allen Brustlcidenden ans daS Gewissen-
Hafteste empfohlen zu werden.
B r i e f k a st e n.
Hr. W. V. in O. Diverse Kleinigkeiten freundlich?!
dankend empfangen. Dem Versprochenen sehen wir mir
Vergnügen entgegen. D. Red.

Bekanntmachung.
Aagesordmmg des Wezirksratßs zu Schwe-
tzingen für die Sitzung am Dienstag,
den 6. April 1869.
1) Klage der israelitischen Gemeinde Reilingen
gegen die politische Gemeinde daselbst, Forde-
rnng aus Schnlauswand betr. Vorm. 10 Uhr.
2) Gesuch des Bierbrauers Joses Reith meier
in Friedrichsfeld um Concession zum Ausschank
seines selbstgebrauten Bieres.
3) Gesuch der Krämcrin Wittwe Baust in Plank-
stadt um Concession zum Branntweinverkauf
im Kleinen.
4) Prüfung der Abhörbescheide zu den Gemeinde-
rechnnngen Hockenheini und Schwetzingen für
1867.
Schwetzingen, den 31. März 1869.
Großh. Bezirksamt:
Richard.
IUegens chasts-Versteigerung.
No. 90. In Folge richterlicher Verfügung
werden den Peter Neidig Eheleuten in Oftersheim
Montag, -en 12. April 1869,
Nachmittags 3 Uhr,
die unten beschriebenen Liegenschaften auf dem
Rathhause in Oftersheim öffentlich zu Eigenthum
versteigert und endgiltig zugeschlagen, auch wenn
der Anschlag nicht erlöst wird.
Weschreiöung der Liegenschaften.
1.
L.-B.-No. 40. 1 Viertel altes Maß Acker
auf der Grieshardt. Taxirt zu . . 30 fi.
2.
Hans No. 55 4. Ein einstöckiges Wohn-
haus mit gewölbtem Keller, Stall und
Scheuer und L.-B.-No. 1691 circa 19
Ruthen 19 Fuß neues Maß Haus-, Hof-
nnd Gartenplatz im Orte Oftersheim in
oer Königsgasse gelegen. Taxirt zu . 1300 fl.
Zusammen . . 1330 fl.
Schwetzingen, den 28. März 1869.
Der Großh. Vollstreckungsbeamte:
Sommer. Notar. _
Ca. 20 Centner gutes
Wicsenheu

in Abtheilnngen oder im Ganzen verkauft
LsKinn ÜNI'ÜNNA UHvtz.


Eine Wohnung von 4—5 Zimmer sammi
Küche und Zugehör.
Wo? sagt die Expedition d. Bl.
 
Annotationen