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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1869

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No. 56
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https://doi.org/10.11588/diglit.29848#0230

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Mannheim, 11. Mai. Den in unserem
Großherzogthum konzessionirten Feuer-Versicherungs-
gesellschaften, welche sich bereit erklärt haben, zur
Dotirung einer vom Landes-Ausschuß der badi-
schen Feuerwehren Zu verwaltenden Unterstützungs-
kasse einen bestimmten Prozentsatz ihrer Prämien-
betrüge zu leisten, ist nun auch die „Colonia,"
welche bekanntlich am längsten mit dieser Erklärung
gezögert hatte, beigetreten. Die auf diese Weise
sondirte Kaste, deren jährlicher Zufluß aus de»
Versicherungsgesellschaften circa 5—6000 fl. be-
tragen dürfte, wird alle bei Bränden verunglückte
badische Feuerwehrmänner, sowie bei deßfallsigen
Todesfällen deren Hinterbliebene aus das wirksamste
unterstützen.
Deutschland.
*AusBaiern, 10. Mai schreibt die Wochen-
schrift der Fortschrittspartei: „Jetzt hat überall
der Wahlkampf begonnen, und unsere Gegner
lasten es nicht an Mitteln aller Art fehlen, ihr
Ziel zu erreiche!!. Die Fortschrittspartei hält auch
jetzt daran fest, daß es im Interesse unseres eige-
nen Landes und von ganz Deutschland liegt, den
Sturm abzuschlagen, welcher von der buntgefärbten
Gegnerschaft auf das Ministerium Hohenlohe ge-
führt wird. Und bunt genug ist dieser Hause; die
Reaktionäre der alten Zeit, denen jeder Fortschritt
verhaßt ist, die Ultramontanen mit ihrem massen-
haften Gefolge, die Lauheit eines Theil des Bcam-
teustandes, protestantische Zeloten, die sich vor dem
Schulgesctzentwurf bekreuzen, die Volkspartei mit
ihren sozial-demokratischen Phantastereien, daneben
und dazwischen persönliche und Lokalkandidaturen,
denen Alles helfen soll, wahrlich die Freunde ei-
nes in Freiheit geeinigten Deutschlands, eines ver-
ständig und entschieden aus den Bahnen innerer
freier Entwickelung fortschreitenden Baierns wer-
den aller Orten ihre volle Schuldigkeit tyun müs-
sen, um der vereinigten Reaktion und ihren Helfern
dis Spitze erfolgreich bieten zu können. Wer kein
neues MinisteriumPsordten, keineThüngen, Schrenk,
Wild u. s. w. als regierende Herren will, der
stelle am 12. als Urwähler seinen Mann. Unsere
Parteifreunde werden es sicherlich nicht an fester
Arbeit fehlen lasten; möge sie ausschlagen zum
Wähle von Baiern und Deutschland!"
Also dort wie hier — die gleichen Kampfe!
Glaubt man nicht unsere badischen
Zustände im Spiegelbilds zu sehen?
Dort wie hier Reaktionäre und Radikale un
Bunde! Dort wie hier gilt es, ein nationales Mi-
nisterium zu stürzen, dem Liberalismus das Steuer-
ruder des Staatsschiffs aus den Händen zu win-
den, um dann mir vollen Segeln frohlockend zwi-
schen die Klippen und Sandbänke hinein zu steuern,
an welchem Deutschlands Einheit und Macht
schmählich zerschellen muß und soll!

Köln, 10. Mai. Gestern Abend um 10
Uhr röthete ein gewaltiger Feuerschein den Himmel.
Das hübsche, freundliche Aktientheater an der Flora,
in welchem gegen 9 Uhr die Aufführung der „lu-
stigen Vagabunden" bei vollem Hause zu Ende
gegangen war, stand in Flammen und lag nach
zwei Stunden vollständig in Schutt und Asche.
Unwillkürlich drängt sich der Gedanke auf, daß
verruchte, mordbrennerische Hände, und zwar solche,
die auch mit dem Brand des Stadttheaters in ir-
gend welcher Beziehung standen, das Feuer ange-
legt. Durch den gestrigen Brand sind die Hoff-
nungen, welche Hr. Direktor Ernst aus die Soinmer-
saison zu setzen so sehr berechtigt mar, mit einem
Schlag vernichtet, und das gestammte Küustlerper-
sonal ist außer Engagement gesetzt. Daß ein und
derselbe Direktor und zum Theil auch dieselben
Künstler innerhalb noch nicht dreier Monate zwei-
mal von solchem Brandunglück betroffen wurden,
dürfte kaum erlebt worden sein.
L.k.o. Hannover, 10. Mai. In Betreff
der bevorstehenden Reise Sr. Majestät des Königs
können wir mittheilen, das; Graf v. Bismarck sich
im Gefolge des Königs befinden wird, jedoch nur
bis nach vollendeter Besichtigung des Kriegshafens
zu Heppens. Am 23. Mai wird der König in
Hannover eintreffen und am 25. nach Brennen
Weiterreisen; alsdann über Oldenburg am 27. am
Jahdebusen eintreffen. Nach einer kleinen Tour
durch Ostsriesland besucht der König die Städte
Osnabrück, Münster, Minden und Kassel, von wo
nach zweitägigem Verweilen aus Wilheluishöbe
die Rückreise nach Berlin am 5. Juni ftattfindet.
— In einer am 8. d. Bi. in Bremen abgehalte-
nen Bersainmlung von Vertretern der Komitee's
für die Nordpolerpedition aus Bremerhaven, Ol-
denburg, Güttingen, Gotha, Hamburg und Kiel
wurde beschlossen, die Expedition am 7. Juni d.
I. mit einein Begleitschiff von 200 Tons in See
gehen zu lassen. Da auch Dr. Peterman aus
Gotha zugegen war und der Führer der Expedi-
tion Kapitän Coldewey sich gleichfalls gegen eine
Verzögerung erklärte, so dürste es an der Zeit für
die opponirenden Komitee's sein, das Unternehmen
lieber kräftig zu fördern, anstatt dasselbe zu ver-
zögern. Die beiden Unternehmer, Dr. Petermann
und Kapitän Coldewey dürfte man wohl am Er-
sten als Sachverständige gelten lassen, namentlich
da der Letztere im Begriff steht, für die Ehre der
Nation das Leben einzusetzen. — Der Geschäfts-
führer des Lassallean'schen Arbeitervereins erläßt
einen Aufruf zu einem allgemeinen Verbrüderungs-
feste. Dasselbe soll an den Pfingstfeiertagen mit
einem Festzng durch die Stadt Hannover, Besich-
tigung des zoologischen Gartens, der königlichen
Gürten und Wasserwerke zu Herrenhausen, Konzert
und Ball begangen werden. Die Arbeiter von
nah und fern sind dazu eingeladen; es scheint sich

dieses Verbrüderungsfest zu einer großartigen De-
monstration zu gestalten, und gibt den Beweis,
daß die Arbeiterbewegung in Deutschland noch lange
nicht den Kulminationspunkt erreicht hat. — In
letzter Zeit sind in der Proviuz Hannover ziemlich
viele Personen in vorschriftsmäßiger Weife zur
freien Gemeinde übergetreten und haben dadurch
sowohl Katholiken wie Protestanten viele Gemeinde-
mitglieder verloren.
O e st r e i ch i s ch e Monarchie.
Wien, 8. Mai. Gestern Vormittag wurde
der faktische Redakteur des ultramontanen
Blattes „Vaterland", Weltprister Mr. Bernhard
v. Florencourt, in seiner am Heumarkt gelegenen
Wohnung verhaftet und in das Gefüngniß des K.
K. Landesgerichts gebracht. Hr. v. Florencourt,
hat wegen Preßvergehens eine vierwöchentliche Ge-
fäugnißstrafe nud demnächst wegen Störung der
öffentlichen Ruhe vier Monate abzubüßen. Nach-
dem er behufs Verbüßung der ersten Strafe sich
auf den Artikel 14 des Konkordats stützen zu
müssen glaubte, hat der oberste Gerichtshof sich
dahin entschieden, daß dieser Artikel durch die
Staats-Grundgesetze seine Wirksamkeit verloren.
Kardinal Rauscher, dem die Abschrift des Urtheils
offiziell zugeschickt wurde, hat gegen die oberst-
gerichtliche Entscheidung nichts eingewendet, wenig-
stens nichts gethan, sein eigenes Werk zu verthei-
digen. — Von Seiten Frankreichs find dem Ver-
nehmen nach in Betreff des ökumenischen Konzils
bereits Beschlüsse gefaßt und Gei römischen Kurie
initgetheilt worden. Frankreich erwartet — dahin
läßt sich der Inhalt dieser Beschlüsse zusammen-
sassen —, daß der papstl. Stuhl die dem Konzil
zu unterbreitenden Vorlagen vorweg zur Kenntnis;
der betreffenden Regierung bringe, und erklärt
gleichzeitig, der Förderung und der Festigung der
Kirche allerdings seine kräftige Unterstützung nicht
vorenthalten zu wollen; für den Fall aber, daß
jene Vorlagen entweder direkt aus das Gebiet des
Staates hinübergrcisen oder auf dem unbestritten
und rein kirchlichen Gebiete Grundsätze proklamiren
sollten, welche der Staat als mit seinen Ausgaben
und Zwecken nicht vereinbar erachten möchte, so-
wohl seinen eigenen Bischöffen die Betheilung am
Konzil untersagen, als sich behufs eines ähnlichen
Verbotes mit den übrigen Mächten ins Benehmen
setzen, als endlich der Ausführung eines gleich-
wohl zu Stande gebrachten Konzilsbeschlusses un-
bedingt sich widersctzen zu müssen.
A U s L a tt d»
St. Gallen, 8. Mai, Abds. Laut eben
eingetroffener telegraphischer Meldung an den Land-
ammann Sailer ist in Folge eines mit Regen
verbundenen starken Föhnwindes durch das Hoch-
wasser des Rheines ein neuer Durchbruch desselben

Treue zu zweifeln, wenn ich nicht durch Zufall augenschein-
lich von dem Gegcntheil überzeugt worden wäre.
(Fortsetzung folgt.)
Die Bank von Frankreich.
(Schluß.)
Werfen wir noch einen letzten Blick auf das Herz
dieses großen Anwesens, auf die Kasse, in welche das
Geld, das Blut der Hand ein- und von welchem alles nus-
strömt, um feinen nimmerrastcnden Lauf in die Welt zu
machen. Jeden Morgen vor Eröffnung der Bank erhält
jeder Unterkasfier von der Hauptkaffe seinen voraussichtlichen
Tagesbedarf an Geld und Scheinen; er ist oft nicht nnbe-
deutend. Darauf mochten im Dezember 1837 2 Diebe
gerechnet baben, welche einen Kassier in einem der engen
Gänge angriffen und zu Böden warfen, aber er hielt fein
Portefeuille, das 1,100,000 Frs. enthielt, fest und fein
Hülferuf jagte die Diebe in die Flucht, der eine entkam,
der andere erschoß sich auf dem Wege zum Arrcstlokal; seit-
dem nimmt man den Weg nur durch die Zimmer und
wird jeder Kassier von einem handfesten Manne begleitet,
der den Geldfack trägt. Die höchste Summe, welche ein
Unterkasfier auf einmal ausbczahlen darf, betrügt 20,000
Frs-, höhere Posten gelangen an die Hauptkasse, wohin
jeden Abend alles baare Geld, alle Billete zurückgebracht

werden; dort freilich ist der Umsatz kolossal.- 5. Dezember
1858 betrug derselbe über 550 Mill. Frs. Aber eine weit
größere Summe liegt tu den Kellern der Bank und wenn
es schon einiges Rechentalent kostet, um sich die kolossale
Größe dieser Summe vorzustcllen, so bedarf es noch größerer
Einbildungskraft, um in dem weiten, düstern, schwach er-
hellten Raume den Ort zu finden, dessen Inhalt alle Träume
von 1000 und 1 Nacht verwirklichen könnte. Da liegen sie
in gewaltigen bleiernen Kasten, die Säcke mit Gold und
Silber, jeder 10,000 Frs. enthaltend, dort sind die Silber-
barren über einander gebeugt, wie graue Backsteine, die
Goldbarren allein verbreiten einen matten gelblichen Schim-
mer; das Vergnügen, eine Million Franken in der Hand
zu haben, wird dem Besucher auch zu Theil, er trägt an
den wenigen Lothcn nicht allzu schwer und doch würde das
Budget von Frankreich in lOOO-Frs.-Billeten ausbezahlt
eine Papiersäule darstcllen, so hoch wie der höchste Kirch-
thurm. Die dicksten Mauern mit einem Cement verbunden,
der der Hacke widersteht und die stärksten Schlösser und
Riegel schützen diesen Nibelungenhort und den kühnen Dieb,
der doch eindringen würde, könnte man leicht mit Gas er-
sticken oder mit Wasser ertränken, außerdem kann die ge-
wundene Treppe vollständig mit Sand bedeckt und so der
einzige Zugang unbrauchbar gemacht werden. (Schw. M.)

Schwetzingen, den 12. Mai.
—tk— Das schon mehrere Male eingetretener Hindernisse
wegen verschobene Concert der Frl. Eckart aus Mannheim
kam endlich vergangenen Montag unter gütiger Mitwirkung
verschiedener Mannheimer Kunstgenossen ini Saale des Mänd-
loschen Bierkellers dahier zu Stande und führte den weniger
durch Zahl, als durch kunstsinnigen Geschmack hervorragenden
Zuhörern eine Reihe von instrumentalen, vokalen und dekla-
matorischen Pieren vor, die anregend durch Auswahl und
Ausführung, das Publikum in hohem Grad befriedigten. Unter
den mannigfaltigen Leistungen fand diejenige der jungen un-
ermüdlichen Conccrtgeberin ungetheilte Anerkennung; ohne
Zweifel würde ihr Spiel noch mehr zur Geltung gekommen
sein, wenn das Piano besser und die Nummern der mehr klastischen
Coleratur entnommen gewesen wären. Gerechten Beifall erwarb
sich Hr. Hosopernsänger Starke durch seinen kräftigen und
gefühlvollen Gesangsvvrtrag, dessen Wärme die durch die
unfreundliche Witterung etwas kühle Stimmung nflcht wenig
belebte. Dasselbe gelang der Deklamation von Frl. L-chmidt,
welche durch ihren heitern Dortrag den Zuhörern einen ange-
nehmen Wechsel der Unterhaltung bot. Rühmlichst zeichnete
sich auch Hr. Hofmusikns Nipfel aus, der sicher und^gcwandt
auf der Violine die nicht geringen Schwierigkeiten der Fantaiiie
Caprice von Vieuxtemps leicht überwältigte u. durch seine
große Fertigkeit mit Recht die Gunst der Anwesenden erwarb.
Diese werden gewiß alle diese Vorführungen, wie auch das
Clarinettmsolo des Hrn. Hofm. Grünewald u. das Cello-
spiel des Hrn. Hofm. Braunstein noch lange in dankbarer
Erinnerung behalten und wenn die Concertsaison wieder be-
ginnt die durch so gute Kruste der Mannheimer KunstwM.i
hargedotenen Oentisse mit Äergntigen öegrti^en.
 
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