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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1869

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No. 91
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https://doi.org/10.11588/diglit.29848#0371

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lange ersehnten Regenwetters eine bedeutende Bes-
serung mittheilen zu können.
Mancher Acker, für welchen man keine Hoff-
nung mehr wähnte, hat sich erholt unv prangen
dessen Stangen mit Anflug.
Hauptsächlich sind es die Hopfenanlagen des
„Mörsch", welche durchschnittlich sich bedeutend er-
holt haben, und ist dies um so mehr zu wün-
schen, weil diese Feldgewanne ausschließlich Alle-
mente sind, deren Nutznießung namentlich der
ärmeren Klaffe hiesiger Bürger zu Gute kommt.
Im Voraus können wir den hiesigen Ertrag
dieses Jahr mindestens auf eine halbe Erndte
schützen.
Verschiedenes.
* (Die Beleuchtung des Heidel-
berger Schlosses.) Verflossenen Montag
Abend fand anläßlich einer Abschiedsfeierlichkeit
der Studentenverbindung „Rhenania" die Beleuch-
tung des Heidelberger Schlosses statt.
Die Nachmittags- und Abendzüge brachten eine
kolossale Menge Schaulustiger nach Heidelberg,
welche diesen wundervollen Anblick einmal genießen
wollten.
Mit Einbruch der Dämmerung wogte schon der
Strom der Fremden und Einheimischen in den
Straßen nach der Neckarbrücke, um das jenseitige
Ufer zu gewinnen und dort die Rückkunft der Fest-
theilnehmer abzuwarten, welche zu Schiff von Nek-
karsteinach her erwartet wurden und deren Erschei-
nen das Signal zur Beleuchtung des Schlosses sein
sollte.
Es mochte wohl lange dauern bevor die flotten
Musensöhne sich von Neckarsteinach trennen konnten,
denn Stunde um Stunde verrann, die anfäng-
liche Dämmerung war längst einem tiefen Dunkel
gewichen und noch kündigte nichts die Ankunft der
Lustfahrenden au. Doch darum war der Aufent-
halt im Freien nicht minder angenehm und zeit-
kürzend.
Auf dem Neckar huschten Nachen und Kühne
hin und wieder, von denen leuchtende Raketen auf-
stiegen; bengalische Flammen in allen Farben er-
hellten auf Momente hin die Scene; da und dort
blitzten am Berghange Feuer auf, denen ein weit-
hin dröhnender Schlag folgte, dessen Echo sich
längs der Gebirgswände fortplanzte.
Drüben, jenseits des Neckars lag die Stadt,
still und friedlich; droben auf dem Gipfel des
Berges erglühte die Molkenkur bald in grünem,
bald in rothem Lichte und das gleiche Schauspiel
bot der Heiligenberg, wo zur Verherrlichung des
Festes ein Feuerwerk abgebrannt wurde. Doch
das Schloß selbst lag noch in tiefem Dunkel und
nichts ließ ahnen, daß dort irgend welches Leben
oder Bewegung herrsche.
Die Masse der Schaulustigen, die sich nach
Tausenden bezifferte, wogte auf und nieder und
harrte, nachdem einmal zehn Uhr vorüber mit ei-
ner begreiflichen Ungeduld der Dinge die.da kommen
sollten. Und sie kamen endlich!
Plötzlich flammte auf der Neckarbrücke ein
Signal auf und im nächsten Augenblicke hob sich die
Schloßruine bis in ihre entlegensten Theile — wie
durch ein Zauberwort aus dem Boden gerufen —
in wundervollem rothem Lichte von ihrem dunkeln
Hintergründe scharf ab, während das Strauchwerk
und Gebüsch am Fuße derselben in herrlichem grü-
nem Feuer erstrahlte.
Der Anblick war unbeschreiblich schön und
feenhaft
Das Schloß dort droben mit seiner prächtigen
Fronte, an welcher die beiden stolzen Giebel maje-
stätisch in den dunkeln Abendhimmel hineinleuchteten,
mit seinen Thürmen die in Flammen zu stehen
schienen und hier unten der leise dahingleitende
Neckar, auf welchem sich jetzt eine wahre Flotte
von Kähnen unter rauschender Musik und hell
erbrausendem Sang nahte, die von allen Seiten
zum Himmel empor zischenden Raketen und nieder-
l prasselnden Feuergarben, deren bunte Farben sich
l prächtig im Strome spiegelten — Alles vereinigte
i sich zu einem phantastischen, seltsamen Bilde, das

eine zauberhaft fesselnde Wirkung auf die Tau-
sende, die am User weilten, ausüben mußte. Man
beeilte sich gewissermaßen — in der Ueberzeugung,
daß diese Pracht und Herrlichkeit nur nach Augen-
blicken zähle — den ganzen, gewaltigen Eindruck,
den der Moment hervorrief, so rasch als möglich
in sich aufzunehmen. Und nur zu bald verblaßten
diese prächtigen bunten Flammen, sank die Ruine
in ihr früberes Dunkel zurück, hing der Abend-
himmel wieder schwarz, beinahe drohend über uns
und mahnte ein kühler Nachtwiud zur Heimkehr.
Daß letztere bei der unübersehbaren Menschenmenge,
die sich jetzt auf die Neckarbrücke zuwälzte und dort
zeitweilige Stockungen hervorrief, nicht leicht zu
bewerkstelligen war, läßt sich denken. Doch mit
gutem Willen und Hintansetzung etwaiger unver-
meidlicher Rippenstöße läßt sich Vieles und Großes
erreichen, warum nicht auch ein „Uebergang über
die Heide berger Neckarbrücke" !
Nächstens soll sich, wie wir vernehmen, die
Schloßbeleuchtung gelegentlich des deutschen Juri-
stentages wiederholen und werden wir dann nicht
versäumen, unsere geschätzten Leser rechtzeitig auf
dieses überaus sehenswürdige Schauspiel aufmerk-
sam zu machen.
— (Langes und kurzes Haar). In einer Ab-
handlung über dieses Thema in Dicken's Wochen-
schrift. „^11 tÜ6 ^ear-kounä" wird hervorge-
hoben, daß die alten Britannier und Gallier ihr
Haar ungestört wachsen ließen, so daß es öfter
die Hülfte erreichte. Den Römern, welche später
die Länder der beiden Völkerstümme eroberten, war
dieser lange Haarwuchs ein Gräuel und sie unter-
zogen die Gallier und Britten einer schimpflichen
Schur. Zum Beginne des 5. Jahrhunderts
gründete Pharamond sein Königreich in der Pro-
vinz, welches seither den Namen Frankreich trägt.
Die Gallier wurden bis zur Knechtschaft herabge-
würdigt und die Eroberer legten die Scheere an
die Häupter ihrer Opfer. Seitdem wurde es in ganz
Europa zur Regel, daß langes Haar die ausschließ-
liche Apanage der Großen und Edeln des Landes
sei. Nicht nur Leibeigenen und Vasallen, sondern
freien Bürgern und Bauern wurde nicht gestattet,
ihr Haar laug zu tragen. Den Leibeigenen eines
adeligen Gutsbesitzers schor man sogar während des
fünften, sechsten und siebenten Jahrhunderts gänz-
lich den Kopf kahl und von dieser Zeit datirt sich
die Sitte des Hutabnehmens beim Grüßen. Das
Entblößen des Hauptes hieß so viel als: „Sehen
Sie, mein Herr, ich bin Ihr Diener, ich habe
kein Haar."
— (Komische Anzeige.) In einer nordameri-
kanischen Zeitung stand wörtlich Folgendes: „Ein
Trauring ist verloren gegangen; der redliche Fin-
der wird ersucht, sich die dazu gehörige Frau
gefälligst abzuholen."

Hörigkeitliche Bekanntmachungen
und Verfügungen.
Bekanntmachung.
Nr. j5244. Otto Müller, Schriftsteller
von Frankfurt, Bürger in Friedrichsfeld, hat um
Auswanderungserlaubniß nachgesucht. Dies wird
etwaigen Gläubigern desselben mit der Aufforderung
zur Kenntniß gebracht ihre Rechte gerichtlich oder
außergerichtlich binnen 14 Tagen zu wahren,
da nach Umfluß dieser Zeit der Reisepaß für Müller
und seine Familie ausgefolgt wird.
Schwetzingen, den 28. Juli 1869.
Gr. Bezirksamt:
B o u l a n g e r.
Bekanntmachung.
Nr. 5294. Johann Weidner, verwit-
weter Bürger und Landwirth in Seckenheim beab-
sichtigt nach Amerika auszuwandern. Dies wird
etwaigen Gläubigern mit der Aufforderung zur
Kenntntß gebracht, ihre Rechte binnen
14 Tagen

gerichtlich oder außergerichtlich zu wahren, da nach
Umfluß dieser Frist der Reisepaß ausgefolgt wird.
Schwetzingen, 28. Juli 1869.
Großh. Bezirksamt.
B o u l a n g e r.
Bekanntmachung.
Fohlenmusterung beir.
Beschluß.
Nr. 5336. Freitag, den 20 d. Mts.,
Morgens 10 Uhr, findet dahier vor dem
Pfälzerbofe die Fohlenmusterung statt.
Dies bringen wir den Besitzern, welche sich
etwa um einen Preis bewerben wollen mit dem
Anfügen zur Kenntniß, daß 2^/s und 3^jährige
Hengst- und Stutfohlen sowie Hengste bis zu 41's
Jahren bei der Musterung zugelassen werden.
Schwetzingen, 1. August 1869.
Großherzogl. Bezirksamt:
B o u l a n g e r.

Bekanntmachung.
Tabaksteuer betr.
Am Dienstag, den 17. August
d. I. wird in hiesiger Gemarkung mit der
Revision des mit Tabak bebauten Geländes
begonnen, wozu die Steuerpflichtigen hier-
mit eingeladen werden.
Schwetzingen, 2. August 1869.
Bürgermeisteramt:
H. Wittmann. Pitsch.

Bekanntmachung.
Die Kosten für die Herstel-
lung des Wässerungsgrabens
bei den Rohrwiesen unter
Brühl, in der Gemarkung
Schwetzingen betr.
Das aufgestellte Umlagenregister zur
Rückerhebung der von der Stadtkasse Schwe-
tzingen im Jahre 1865/66 vorgeschossenen
Kosten für Herstellung des Rohrwiesengra-
bens auf der Gemarkung Schwetzingen liegt,
nachdem solches von Gr. Bezirksamt Schwe-
tzingen geprüft worden, von heute an bin-
nen 14 Tagen zur Einsicht der umlage-
pflichtigen Wiesenbesitzer auf hiesigem Rath-
hanse auf.
Dabei wird bemerkt, daß nur jene
Wiesenbesitzer, welche innerhalb der Wässe-
rungs-Einrichung begütert sind, beizutragen
haben. Die Umlage beträgt 1 fl. 4 kr.
von 100 fl. Stenerkapital.
Schwetzingen, den 2. August 1869.
Bürgermeisteramt:
H. Wittmann.
Pitsch.

Dezimalwaagen.
Lager, Fabrik L Verkauf.
Feste Preise.
1 Centner-Waage . . 12 fl.
3 „ . . 18 fl.
4 „ . . 22 fl.
5 „ . . 25 fl.
6 „ . . 28 fl.
10 „ . . 36 fl.
mit Aezimat-Gewicht.
Garantie 1 Iaßr.
Schwetzingen, den 26. Juni 1869.
Karl Müller,
Schlossermeister.
 
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