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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1869

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No. 124
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https://doi.org/10.11588/diglit.29848#0503

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Vorfalles auf seine Stellung als Gesandter ver-
zichten müssen. Man erinnert sich, daß Herr von
Budberg wegen eines ähnlichen Vorfalls seinen
Gesandtschaftsposten niederlegen mnßte. Der Fürst
soll übrigens vor dem Duell die Erlaubniß deS
Kaisers nachgesucht haben.
Vorgänge in Spanien,
Die Ausführlichen Briefe aus Madrid gehen
bis zum 14. Okt. Sie deuten an, daß, sobald
Valencia gefallen sei, die Sache des republikanischen
Aufstandes verloren sein werde. Es werden zwar
immer noch die Erhebungen einzelner Städte und
das Auftauchen neuer Banden gemeldet, aber man
schien ihnen keine große Bedeutung mehr beizu-
legen. Der Abgeordnete und Bandenführer Fan-
toni (derselbe, der an dem Eisenbahnunglück von
Cadix Schuld ist, wo durch die Aufreißung der
Schienen eine Anzahl Soldaten ums Leben kam),
wurde bei Setenil in der Provinz Eadix geschlagen
und hat sich nach Gibraltar geflüchtet. Die Abg.
Paul und Salvocchea nebst dem Priester Romero
trieben sich in der Provinz Malaga herum und
kehrten dann in die von Cadix zurück, wo sich ihre
Bande in die Berge zerstreute. In La Bisbal,
Cataloni n, ist der Abgeordnete Caimo, in Zara-
goza die Abg. Soler und Prunedo gefangen ge-
nommen worden. Der Abgeordnete Luis Blanc
stellte sich am 12. Oktober dem Marschall Prim
und leugnete seine Theilnahme an dem Aufstand in
Catalonien. Prim beschränkte sich darauf, ihm
zu sagen, daß die Gerichte die Thatsachen klar
stellen werden. Castelar ist in Madrid geblieben;
er gab seinen Entschluß, nach Portugal zu gehen,
wieder auf. In der Sitzung vom 15. nahmen
nach einer glänzenden Rede Jose Olozagas die
Kortes folgenden Antrag ihrer Kommission an:
Art. 1. die Cortes verurtheilten feierlichst und
ausdrücklich die Haltung der Abgeordneten, welche
der souveränen Autorität der Versammlung Hohn
sprechend, an der Empörung Theil genommen oder
Theil, nehmen werden. Art. 2. Die Cortes er-
mächtigen die ordentlichen und außerordentlichen
Gerichte gegen die in den Aufstand verwickelten
Abgeordneten vorzugehen. Art. 3. Diese Ent-
scheidung der Cortes wird zur Kenntniß der Regie-
rung gebracht werden.
Lokalnachrichten.
— Schwetzingen, 20. Okt. Ein Mann
der Arbeit, Baumeister Rapp aus Ketsch, welcher
als Maurergeselle nach Gothenburg kam, hat da-
selbst den Bau eines großartigen Krankenhauses
sammt Nebengebäuden ausgeführt und wurde in
Anerkennung seiner Verdienste dieser Tage mit dem
schwedischen Wasa-Ritter-Orden dekorirt. Arbeit
adelt den Menschen.

Verschiedenes.
— Zur Beurtheilung der Intelligenz der
Börse mag folgendes dienen: Der Constitutionell,
oder richtiger, einer seiner Redakteure, der jeden
Tag für einen verlorenen hält, an dem er nicht
an Preußen genergelt hat, ließ sich auch dieser
Tage wieder über die Politik des Berliner Kabi-
nets vernehmen, und trug denn auch zur Baisse
an der Börse bei. Das Journal de Paris be-
merkte hiezu: „ . . . Die Börse glaubt also an
einen Krieg in diesem Augenblick! Der Kaiser
der Franzosen ist in Compiegne, die Kaiserin im
Oriente, der Kaiser Franz Joseph reist nach Con-
stantinopel, der Kronprinz von Preußen hat soeben
Wien verlassen, wo er von der ganzen Bevölke-
rung mit Enthusiasmus begrüßt wurde, — und
die Börse fürchtet einen Krieg in einem solchen
Augenblicke, weil es dem Herrn E. Simon beliebt,
im Constitutionell über die angebliche Badische
Frage zu dissentiren! Man kann nicht intelligenter
sein!"

Schöffengericht.
Schwetzingen. Tagesordnung für die
Schöffengerichtssitzung Samstag den 23. Oktober
Vormittags halb neun Uhr anfangend.

1. Ludwig Kolb von Plankstadt wegen Miß-
handlung der Ludwig Kapp Ehefrau von da.
2. In Anklagesachen des Valentin Schuhmacher
von Plankstadt, gegen Georg Michael Treiber
Ehefrau von da.
3. Ditto des Philipp Butz vom Rohrhof
gegen Georg Gredel Ehefrau und Rosina Gredel
ledig von Brühl.
4. Ditto des Johann Lohnert von Edingen,
gegen Heinrich Merdes von da.
5. Adlerwirth Kögel von Neulußheim gegen
Friedrich und Hermann Ritzhaupt auf dem Wer-
sauerhof.
6. Wilhelm Jäger von Edingen, gegen Franz
Hauck von da.
7. Elisabetha Müller von Edingen gegen
Hauck von da.
6. Franz Hauck von Edingen gegen Franz
Kaspar Müllert Ehefrau von da.
9. Kaufmann Ding von Edingen gegen Mar-
tin Lohnert von da, sümmtliche wegen Ehren-
krünkung.
Die Landwirthschaftliche WinterschnLe
rmv Nachmeis Des praktischen Werthes
eines unterrichteten Landwirthes.
Den Nachweis des praktischen Werthes, wenn
ein Landwirth in seinem Fache gebildet, beantwor-
tet uns ein Landwirth aus Himbach, einein Orte
des Spessart, auf folgende empfehlende Weise.
Er sagt:
Wenn ich mir so den heutigen Bauernstand in
seinen Bestrebungen vergegenwärtige, so beschleicht
mich ein Gefühl wahren Bedauerns. Muß man
auch gestehen, daß dieser Stand einen hochschätz-
baren Fleiß entwickelt, kann man auch nicht lüug-
nen, daß die allmälige Verminderung der Pro-
zesse auf die wachsende Sittlichkeit hindeutet, so ist
es doch zu bedauern, daß so viele Landwirthe ih-
ren Kindern, insbesondere ihren Söhnen, diejenige
Bildung vorenthalten, die heutzutage unerlässig ist,
um aus dem Landwirtschaftsbetriebe den höchsten
Gewinn zu erzielen. Es wird von Seiten zu vie-
ler Landwirthe unbeachter gelassen, daß das Ge-
deihen der Landwirtschaft gar sehr von verschie-
denartigen Natureinflüssen abhängig ist. Liegt es
auch nicht in des Menschen Macht, über Regen
und Sonnenschein, über Hitze und Kälte, über
Sturm und Hagel zu gebieten, so ist doch dem-
jenigen, der die Naturgesetze kennt, manchfach Ge-
legenheit geboten, die Natur in seinen Dienst zu
nehmen, nützliche Erscheinungen auszubeuten und
schädliche Einflüsse abzuwenden.
Wie groß ist doch die Zahl derer, die von
Jahr zu Jahr Geld anhäufen und trotzdem ihre
Söhne in Unwissenheit leben lassen; wie groß die
Zahl derer, die den mit Mühen und Sorgen erzielten
Gewinn unfruchtbaren Unternehmungen zuwenden,
die geistige Ausbildung ihrer Kinder vernachlässi-
gen. Auch ich habe geglaubt, das, was man land-
wirtschaftliche Bildung nennt, sei Unsinn, auch
ich habe jahrelang jede kleinste Ersparnis; auf den
Ankauf neuer Ländereien verwendet, auch ich habe
meine zwei ältesten, gut begabten Söhne, kaum der
Schule entlassen, zu den härtesten Kuechtsarbeiten
ungehalten und ihnen die weitere geistige Ausbil-
dung ganz versagt, weil ich aus Unkenntniß keinen
Respekt davor hatte. Mein dritter Sohn war 1857
zwanzig Jahre alt. Ein Mann, dem ich besonders
verpflichtet war, ließ mir keine Ruhe, bis ich mich
entschloß, meinen Jüngsten in eine landwirt-
schaftliche Schule zu schicken; ich konnte dem Manne
gegenüber nicht nein sagen, aber ich war ärgerlich
über ihn, nur so mehr, da mich das eine Jahr-
nahezu 300 fl. kostete, wofür ich mir wieder einen
halben Morgen Land hätte kaufen können, womit
ich rundweg 55 Morgen gehabt hätte. Mein Sohn
kam zurück, fein gescheitelt, von Kopf bis zu Fuß
ein Herr. Herrgott, dachte ich, was soll aus dem
Kerl werden d Aber sieh da, der ging ins Geschirr-
ärger als zuvor; Morgens der Erste im Hofe, war
er auch Abends der Letzte. Ich hatte meinen tau-
send Spaß an ihm. Dazu wußte er auch Alles
schon auszulegen, und war sich bewußt, warum er

dieses so und jenes anders machte. Wir überzeug-
ten uns bald, daß es doch ein großer Unterschied
sei, zwischen einen puren Praktiker und einem der
mit der Praxis höhere Einsicht verbindet; der Er-
stere halb Maschine, der Letztere ist ganz Mensch
im wahren Sinne des Wortes. Jetzt sind seitdem
10 Jahre verflossen. „Ich habe nicht in der Lot-
„terie gewonnen, nicht geerbt, bin nicht fleißiger ge-
wesen als vormals, auch waren die Zeiten für
„den Landwirth nicht günstiger als vordem, aber
„ich bin nicht blos um 27 Morgen reicher ge-
worden, sondern meine Felder sind auch im be-
sten Zustande, mein Viehstand ist lohnender und
„meine häusliche Einrichtung ist netter, behaglicher,
„als je zuvor. Ich verdanke dieses der
„erworbenen höheren Einsicht mei-
nes Sohnes. Ist auch nicht jeder junge
„Mensch in gleicher Weise empfänglich, so gibt
„es doch Tausende von Bauernsöhnen, die in Zu-
kunft als ganz andere Männer im Leben da-
„stehen würden, wenn ihre Eltern frühzeitig genug
„bedacht hätten, daß ein Morgen Land mehr keinen
„Ersatz bieten kann für die bessere Bildung, mit
„der erst die rechte Berufspflicht und auch der
„rechte Berufssegen kommt."
Mannheim, 18. Oktober. (Man nh e im er Börse.)
Waizen, Roggen unverändert. Gerste, Hafer behauptet. Leinöl
niedriger. Petroleum fest.
Weizen, effektiv, hiesiger Gegend, fl. 12. — G., fl. 12.
15 P., — ungarischer, fl. 12. 10 G., fl. 12. 20 P.,
Roggen, effektiv, fl. 9. 10 G., fl. 9.20 P., Gerste, effektiv,
hiesiger Gegend, fl. 9. 30-45 G., fl. 10 — P., Hafer, effektiv,
fl. 4 - G., fl. 4.-P.,Kernen,fl.11.30G. fl.11.40P.,Kohlreps,
deutscher, fl. —. — G., fl. 22. — P., Bohnen, fl. —. — P.
Kleesamen, deutscher, prima, fl. 26-27. G-, fl. —-P.
secunda, fl. —. — G., fl. —. — P., Leinöl, eff., fl.21. —
G. fl.-P. Inland, fl. 21. 15 P., faßweise, fl.21. 30P.,
Rtlböl, eff. Inland, faßweise, fl. 25. 15 P., in Parthieen,
fl. 25. — P., Weizenmehl, Nr. 0, fl. 9. 45 P., Nr. 1,
fl. 9. -. P., Nr. 2, fl. 8. — P., Nr. 3, fl. 6. 45 P., Nr. 4,
fl. 5. 45 P., Branntwein, effekt., transit, fl. 20. 30 P..
Petroleum bei Wagenladung fl. 15. 15 G., fl. —. —. P
Bekanntmachungen.
Eisenbahn-Fahrpläne
der Stadts
Heidelberg
für den Verkehr mit der
Wain-Aeckar- u. Aad. Kisenöaßn.
Preis 6 kr.
Zu haben in der
CxpedLtiou des Wochenblattes.
6 SchneidergtstSlen
finden dauernde Beschäftigung bei
Peter Mitsch,
Schneidermeister in Ketsch a. Rhein.
Farren-
Versteigerung.
NeKaran.
Freitag den 22. d. M.
Nachmittags 2 Uhr
versteigern wir im hiesigen Farrenstalle einen
Rindsfarren, wozu die Liebhaber eingeladen
werden.
Neckarau, den 18. Okt. 1869.
Bürgermeisteramt:
Zeilfelder:
Kartoffel-
Versteigerung.
Freitag den 22. d. M.
Nachmittags 2 Uhr,
werden im großh. Hofgarten 167 Malter Kar-
toffeln , in schicklichen Abtheilungen, versteigert
werden.
Schwetzingen, den 20. Oktober 1869.
Gr. Garteninspection.
H a r t w e g.
 
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