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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1869

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No. 144
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https://doi.org/10.11588/diglit.29848#0582

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Lmwwitschs Leiche fehlten Nase, Lippen und Kinn,
desgleichen an jenen der übrigen zwei Offiziere.
Aus dem Amtsbezirk
Z .flocken heim, 6. Dez. In verwichener
Woche wurde hier die Wahl der Fenerwehrhaupt-
leute und Obmänner vorgenommen, die unter all-
seitiger, reger Betheilignng der Corpsmannschaft
stattfand.
Zum Kommandanten der Feuerwehr wurde
Herr Jak. Jkrath vom Gemeinderath ernannt, als
Stellvertreter fungirt Herr Jak Schrank. Adju-
tanten sind die Herren C. Piazolo und I. Naber.
Die Wahl der Hauptleute und Obmänner wurde
von der Mannschaft, die sich bereits auf 112 Mann
beläuft, vollzogen. Die Einkleidung der Mann-
schaft wird bis Neujahr erfolgen, dieselbe kommt
im Allgemeinen der Uniformirung Ihres Feuer-
wehrkorps gleich, was dagegew die Eiutheilung der-
selben betrifft, so ist solche eine wesentlich
andere, als jene ihres Corps, doch soll, wie man
vernimmt, eine praktische Aenderung in dieser
Hinsicht nächstens schon erfolgen.
Z* Neck a rau, 6. Dez. In Folge der hier
herrschenden Masernkrankheit mußten auf amtlichen
Erlaß die Kleinkinderschule und die beiden Unter-
klassen der Elementarschule bis auf Weiteres ge-
schlossen werden.

Die Eröffnung des Suezkanals.
(Fortsetzung.)
Obgleich Lepere offcn erklärte, daß bei der
Mangelhaftigkeit seiner Instrumente und den viel-
fachen Störungen feindlicher Araberstämme das
Resuliat nichts weniger als zuverlässig fei, so hatte
doch bis in die letzten Jahre dieser Jrrthum die
Meinung Vieler befangen und Zweifel in die Aus-
führbarkeit des Durchstichs setzen lassen.
Die Pläne des großen Kaisers sind bekanntlich
ebenso viele traditionelle Erbschaften, die von
Frankreich angetreten werden, und so faßte Thiers
den Gedanken vor 50 Jahren schon mit Macht
auf, aber erst dem Herrn Ferdinand von Leffeps,
der in diesen Tagen Herzog von Suez werden
wird, war es vor 15 Jahren Vorbehalten, zunächst
einen Firman vom damaligen Vicekönig Said
Pascha, Mehmet Alis Sobn, auszuwirken, ohne
welchen von einem Anfang der Ausführung keine
Rede sein konnte.
Das erste Geschäft war, richtige Nivellements
auszuführen, und es stimmten schließlich 5 Nivelle-
ments der Franzosen und Engländer auf 94 Cen-
timeter mit einander überein. Es fand sich, daß
eine für den Kanal kaum in Betracht zu ziehende
Differenz des Wafferstnndes beider Meere von
ungefähr 1 Meter bestehe. Weiter ergaben die
Messungen die jedenfalls günstige Erscheinung von
der Tieflage einet weiten Strecke Landes unter

.Aus welchem Dorfe des seligen alten Fürsten
bist Du?
„AuS Pokrowo!" antwortete Golub.
Wieder schrak Natalie zusammen.
„Pokrowo," wiederholte sie, „ich kenne — das heißt,
ich habe viel von Pokrowo gehör: , . . Dein Name ist mir
aber ganz fremd."
„Mein gnädiges Fräulein, das ist nicht zu verwundern,"
sprach der Soldat bei jedem Satze stockend, „ich wurde noch
als Kind in ein anderes Dorf versetzt — kam auch selten
nach Pokrowo — daher, kannten^mich auch — Wenige."
Du kanntest aber die aus Pokrowo?"
„O ja,''gnädiges Fräulein —-jtAlle!"
Natalie schwieg wieder, sichtbar schwebte ihr eine Frage
auf den Lippen, die sie auszusprechen noch zögerte — end-
lich faßte sieWch ein Herz.
„Haft Du von einem gewissensst Nikolai Sokoloff
gehört?"
„Gewiß, gnädiges Fräulein," antwortete Golub rasch,
„es war ein Vetter! - Ha, ha!" Er brachte wirklich et-
was in der Art eines Lachens zu Stande. „Wir sahen
nus so ähnlich, daß man uns oft verwechselte —" dabei
Wischte er sich wieder den Schweiß von der Stirn und zwei j

dem Spiegel beider Meere, die theilweise bis zu
6 Meter und darüber betrug. Der höchste zu
durchstechende Punkt lag bei el Girsch und betrug
nicht mehr als 12 Nieter, somit war eine direkte
Verbindung der Meere ohne besondere Schwierig-
keiten herzustellen, die bewegliche Flugsanddüne
trifft nur auf etwa 3 Kilometer Entfernung den
Kanal, sonst fand sich überall fester Grund, vor-
herrschend Gypsmergel, Kalkmergel, Salzthon und
Kiesel.
Damals schon lag klar, daß die Hauptschwie-
rigkeit in der Aushebung des seichten Meeresgrun-
des liege, der am Eingang des Kanals sowohl
von Norden als von Süden her das Einlaufen
tiefer gehender Seeschiffe verhinderte.
Vor Allem aber galt es, Süßwasser der Land-
enge zuzuführen, das auf Hunderte von Meilen
hier absolut fehlt: beliefen sich doch die Ausgaben
für die Beifnhr von Trinkwasser zu den vorläu-
figen Erdarbeiten in der Nähe von Jsmaila allein
während ü Monate auf 600,000 Frs.
So zerfiel die Arbeit von selbst in zwei Haupt-
theile, in den Süßwafferkanal, der vom Nil ab-
zweigend, die Landenge mit Wasser versorgte, und
den Salzwasserkanal. der die Schiffe von Suez
nach Port Said trüge. Die Richtung des Süß-
wasserkanals war seit der Zeit der Pharaonen
schon vorgezeichnet, er konnte schon wegen der
Höhenverhültnisse keiuen andern Weg nehmen, als
den vor Zeit schon der berühmte Kanal von Ar-
sinope genommen. Derselbe zweigt in Zagazig ab,
erhält durch zwei weitere Kanäle, die 3 Stunden
unter Kairo vom Nil abzweigen, Verstärkung und
zieht sich durch das El Wady. Dieses Wady,
auch Wady Tumilat genannt, gilt für das alte
Land Gosen, den Wohnsitz Israels in Egypten-
land. Im Mittelalter waren die Bewässerungen
zerfallen, und erst Mehmet Ali schuf in den 20ger
Jahren aus der Wüste wieder ein Kulturland
durch Herstellung von 800 Sakias (Brunnen).
Nach dem Tode des Prinzen Jl Hamy kaufte die
Kompagnie aus seinem Nachlaß das ganze Wady
um 2 Millionen Fr., von wo aus die eigentliche
Operation gegen die Landenge begann.
Im Jahre 1860 waren 35 Kil. Kanal vom
Ausgang des Wady bis Timfah fertig, von wo
ans derselbe nach Nord und nach Süd seine Wasser
spenden sollte. Das Arbeiterlager Timsah ver-
wandelte sich in kurzer Frist in eine nach regel-
mäßigem Plan angelegte Stadt wohlgebauter stei-
nerner Häuser und erhielt dem jetzigen Khedive zu
Ehren den Namen Jsmaila.

Neueste Hopfermachrichten.
* Schwetzingen, 7. Dezember. In voriger
Woche konnten wir zweimal den Nürnberger Markt-
bericht nicht bringen, weil die Post, trotz rechtzeitiger
Aufgabe der Briefe rc. zu spät einlief.

othe Flecken zeigten sich auf seinen Wangen unter hohlen
Augen.
Natalie sah ihn jetzt dreister an. Sie mußte von ihrer
eigenen Aufregung gewaltsam beherrscht sein, um nicht die
des Soldaten zu bemerken.
„Weißt Du," fuhr sie fort, „wo jetzt Dein Vetter sich
befindet?"
„Mein Vetter ist todt!" lispelte Golub kaum hörbar.
„Todt!" rief Natalie hastig, „weißt Du das sicher?"
„Sicher, mein gnädiges Fräulein — er war mit —
unter den Rekruten, — bei Sebastobol, da — sah — ich
ihn fallen — unter meinen Augen —"
„Vielleicht nur verwundet?"
(Schluß folgt.)

Theater.
— r. Schwetzingen, 7. Dec. Unter den Theater-
Vorführungen der verflossenen Woche erwähnen wir der
Freitagsvorstellung: „Maria Theresia und ihr Hof" oder
„Gute Nacht Hänschen." Die Vorstellung, welche zum Be-
nefice der Familie i Wolfs gegeben wurde, füllte den
I Saal zum Erdrücken und mag denn auch tatsächlich der

Hier ist es vollkommen ruhig; bei Producenten
findet sich nur noch äußerst selten etwas und die
Käufe bewegen sich meist nur zwischen Platzhänd-
lern und Großhändlern.
Die jetzige kalte und klare Witterung wird
jedenfalls den Bedarf in Hopfen steigern und somit
den Absatz des Artikels bedeutend erleichtern, wo-
durch auch den Kundschaftshändlern Veranlassung
gegeben wird, ihre Lager wieder zu complettiren.
Am Londoner Markte ist das Geschäft ein
unverändert ruhiges.
An den Produktionsplätzen herrscht zur Zeit
selbstverständlich so wenig Gefchäftsleben, wi?ber
uns.
Nürnberg, 4. Dez. (Originalbericht von
Konrad Schmidt.) Die Zufuhren waren im
Laufe dieser Woche sehr unbedeutend, überhaupt
ist das Geschäft unverändert leblos und ohne
jegliche Bedeutung geblieben. — Seit gestern haben
wir hier tiefen Schnee bei 7° Kälte, eine für die
Brauerei sehr günstige Witterung, die auch bereits
ihren Einfluß auf unfern Markt in so ferne nicht
verfehlte, als bessere Brauer-Sorten jetzt etwas
mehr gefragt und auch etwas besser bezahlt werden.
Mit unserm Gros von Mittel- und geringen
Sorten sitzen wir aber noch immer fest, da uns
Abnehmer hierfür fehlen. — Prüfe vielfach no-
minell wie folgt: Hochprima fl. 105 — 115, Markt-
prima 95 —105, Secunda 80—90, Tertia 60—75.
Briefkasten.
An unsere werthen Herren Correspondenten in Nürnberg.
Seit Mitte voriger Woche treffen Briefe, Cirkulaire und
Zeitungen von Nürnberg um vierundzwanzig Stunden
später als sonst hier ein. Woran mag diese
Verzögerung liegen?!
Bekanntmachung.
Die regelmäßigen Sitzungstage des
Bezirksrathes Schwetzingen betr.
Beschluß.
Nr. 9,033. Im Jahre 1870 werden die regel-
mäßigen Sitzungen des Bezirksrathes dahier au
nachstehenden Tagen, jeweils Vormittags 9 Uhr
beginnend, Statt finden:
Dienstag, den 4. Januar,
Dienstag, den 1. Februar,
Dienstag, den 8. Mürz,
Dienstag, den 5. April,
Dienstag, den 3. Mai,
Dienstag, den 7. Jnni,
Dienstag, den 5. Juli,
Dienstag, den 2. August,
Dienstag, den 6. September,
Dienstag, den 4. October,
Dienstag, den 8. November,
Dienstag, den 6. Dezember.
Schwetzingen, den 2. Dezember 1869.
Gr. Bezirksamt.
Richar d.

Familie W. bewiesen haben, daß sie nicht die letzte in der
Gunst des Publikums sei.
Auch das Stück an und für sich erregte ein höheres
Interesse, da dessen Aufführung bekanntlich vielerorten be-
anstandet wurde und man daher äußerst begierig war, das-
selbe kennen zu lernen.
Die Aufführung war eine sehr gelungene, die Costiime
geschichtlich treu, und der lebhafte Beifall, den sich die Dar-
stellenden erwarben, ein wohlverdienter.
Am Sonntag Abend ging „Die Wahrsagerin von
Madrid" über die Bretter. Die Rolle Don Cäsar's de
Basan, sowie die andern Hauptrollen, warm in guten
Händen; nur die Statisten dürften etwas sorgfältiger her-
ausgeputzt sein, um den Eindruck des Ganzen nicht zu zer-
stören. Auch wäre es rathsam, an Sonntag Abenden da-
rauf zu achten, daß etwas mehr Kontrolle in der Besitzergrei-
fung der Zuschauerplätze beobachtet würde, es läge dies gewiß
nur im Interesse der Gesellschaft selbst.
Wie wir soeben vernehmen, wird am Mittwoch auf
mehrfache Wünsche hin, die Freitagsvorstellung: „Maria
Theresia und ihr Hof" oder „Gute Nacht Hänschen" eine
Wiederholung erfahren.
 
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