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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1869

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No. 146
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https://doi.org/10.11588/diglit.29848#0590

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550 bis 600,000 Ctr. ; es produzirt selbst bei
guten Ernten noch nicht seinen eigenen Bedarf.
Die Produktionskosten sind dort bedeutender als
auf dein Coutinenk und in Amerika, dennoch hak
die Hopfenkultur in den letzten Jahren auch dort
große Fortschritte gemacht und viele Plantagen
erweitert.
Die Hopfeneinfuhr Englands betrug in der
Saison
1865/66 68662 Ctr.
1866.67 87616 „
1867.68 314007 „
1868/69 150000 „
In der jetzigen Saison wird sich Englands
Bedarf vom Continente ziemlich gering Heraus-
stellen ; unsere Hopfenhändler haben bei der schwa-
chen 1869er Ernte wenig Ueberschuß. Bayern und
Böhmen kaum den eigenen Bedarf zur Brauerei
erzielt, Amerika wird dagegen durch seine bessere
Ernte und viel geringern Produktionskosten im
Stande sein, Englands Desizit allein zu decken und
hiebei gute Geschäfte machen. Wenn Amerika's
Hopfenbau noch ebenso beschränkt wäre wie vor
4—5 Jahren oder ein so geringes Erträgniß ge-
habt Hütte wie unsere Hopfenländer, würden wir
in der That einen Mangel und noch höhere Preise
erlebt haben als im Jahre 1860, allein 110,000
Ctr. amerikanische Hopfen werden vorerst genügen,
das Defizit Englands zu decken.
Viele der Pflanzer Amerika's und Europa'»
werden durch die heurigen hohen Preise verlockt,
statt zur Abminderung der Hopfenkultur — zum
Weiterbau drängen und so Mancher wird sagen:
„Die Preise waren hoch, wir wollens noch ein
Jahr Prokuren!"
Eine weitere Vermehrung des Hopfenbaues
wäre aber für Produktion und Handel gleich nach-
theilig ; gerade die heurige Saison liefert den
Beweis der Ueberproduktion, denn die geringste
aller Ernten, welche seit langen Jahren dagewesen,
reicht nicht blos vollkommen aus, sondern läßt
sehr wahrscheinlich einen Ueberfluß, wenn auch
nur in geringeren Qualitäten übrig.
Wenn wieder eine so reiche Ernte in allen
Hopfenlündern eintritt wie im Jahre 1867 und
1868, wenn nicht einmal der Zins für das Be-
triebskapital, geschweige Arbeitslohn und Baaraus-
lagen gedeckt werden, wenn der Cenlner Hopfen
10 —15 fl. kostet oder wenn die Waare ausgebo-
ten wird ohne Käufer zu finden, dann dürfte die
Lage der Produzenten eine noch schlimmere als sie
je gewesen ist und eine Warnung vor Ueberpro-
duktion zu spät sein.

Die Eröffnung des Snezkarmls.
(Fortsetzung.)
Diese Hauptstadt des neuen Wüstenreichs zählt
bereits einige Tausend Einwohner, vorherrschend

Franzosen; hier sind die Gebäude der General-
direktion , eine Villa des Herrn von Lesseps im
Lchweizerstyl; Kaffeehäuser, Restauration und The-
ater fehlen natürlich nichk
Vor Jsmaila, an der Schleuste Nefisch, theilt
sich der Kanal; hier giebt er den südlichen Arm
ab, der am Timsah - See vorbei zum Serapeum,
weiterhin zwischen den Bitterseen und dem Djebel
Geneffe über Chalouf eine halbe Stunde von der
Stadt Suez in den dortigen Meeresarm fällt.
Der Kanal ist am Wasserspiegel 12,5 Meter breit,
auf dem Grund 7,7 Meter; die Tiefe beträgt
j2 Meter.
Im Februar 1863 ward die Arbeit fertig und
damals schon eine Eröffnung gefeiert; damals war
es ein rein nationales Fest, dessen Bedeutung Nie-
mand unterschätzte. Weiterher bis vom Sinai und
von Gaza kamen die Beduinen-Schechs, ihre Füße
im heiligen Nil zu baden und ihre Kameele zu
tränken, und küßten den Franzosen die Hände als
Söhnen Allah's die Leben und Segen in die
Wüste bringen.
Der unschätzbare Werth dieser Arbeit lag klar
vor Augen; hätte die Kompagnie weiter nichts
Anderes als den Süßwafferkanal gebaut, so hätte
sie schon geleistet, was seit Pharao Nechos Zeiten
kein egyptischer Herrscher mehr leistete; sie hat ein
Kulturland von 600,000 Morgen der Wüste ent-
rissen. Auch finanziell hat dabei die Kompagnie
wohl ihr bestes Geschäft gemacht: der Khedive
kaufte ihr das Wady um die Summe von 88
Milk. Fr. ab und sicherte zugleich die Stellung
von Arbeitern für den Salzwafferkanal zu. der
jetzt in Angriff genommen werden sollte. Zuvor
aber galt es noch, auch nach Port Said die Seg-
nung des Süßwaffers zu schaffen. Jin offenem
Kanal ging es hier nicht, es fehlte am nöth-gen
Gefäll, und der Weg führte 16 Kil. weit durch
den Menzaleh - See, auf dessen nördlicher Barre
Port-Said entstehen sollte.
So wurde denn von der Schleuse bei Nefisch
an der andere Arm nach Jmaila und in den
Timsah - See geführt und östlich der Stadt ein
Pnmpenwerk aufgestellt, welches das Wasser des
Kanals durch gußeiserne Röhren bis Port Said
treibt. Die Länge der Wasserleitung von der
Schleuse Nefisch nordwärts nach Port Said und
südwärts nach Suez beträgt 145 K.M., dazu noch
35 K.M. vom Ras el Wady nach Nefisch, thut
! 180 K.M. Süßwafferleitung, die Ausbesserung
! alter und Herstellung neuer Zufuhrkanäle vom
Nil ins Wady gar nicht mit eingerechnet.
Die Erdarbeiten sind bis dahin ohne Unter-
schied in der Frobne von Eingeborenen ausgeführt
worden. Zn dem Ende vertheilte der Gouverneur
einer Provinz in seinem Bezirk die nöthige Ar-
beiterzahl, die ihm vom Khedive bezeichnet war.
Je nach der Zahl der Bevölkerung hatten nun

dem Herr Horsch als tüchtiger Geschäftsmann und
zuvorkommender Gastwirts das Geschäft, unterstützt
durch seine unermüdliches thütige und gewandte
Hausfrau, in Schwung gebracht HP!

" Der Hopfenbau, das Hspfengeschäst
und Die Hop enpreife feit Drei Zähren.
(Eilte Warnung vor Ueberproduktion.)
Die Ausdehnung der Hopfenkultur hat seit
füuf Jahren in solch hohem Grade zugenommen,
daß schon eine annähernd günstige, oder sogenannte
gute Mittelernte aller Länder das Produkt werth-
los macht. Die beiden Jahre 1868 und 1869
haben dies bestätigt und zur Genüge dargethan,
daß die Bierbrauerei nicht in so hohem Gr.de
vorgeschritten ist wie der Hopfenbau; beide
Ernten waren gut, 1868 fast auf dem ganzen
Continent eine ausnahmsweise reiche volle Ernte,
England dagegen hatte geringe, und sehr geringe
Ernteergebnisse und bedurfte bedeutender Aushilfe
vom Continent; dennoch war der Export dahin
nicht groß genug, das Uebermaß dieser beiden
Jahre anfznräumen, denn heute noch gibt es Ueber-
bleibsel genug hievon.
In der Saison 1867/69 gab sich die Ueber-
produktion durch Eniwerthung des Produktes am
deutlichsten kund.
Untcr allen Ländern, welche die Hopfenkultur
und deren Verbreitung am meisten pflegten und
hiedurch den eigentlichen älteren Hopfenlündern so
große Konkurrenz bereiten, ist vor allem Amerika
mit seiner Maffen-Production zu benennen. Auch
dort war in den beiden Vorjahren die Ernte weit
über den Bedarf, das Product noch werthloser
als in unfern Gegenden, monatelang sogar unver-
käuflich.
Während früher von Europa, besonders durch
Handel Englands, beträchtliche Lieferungen nach
Amerika gingen, sind jetzt nicht bloß diese Liefe-
rungen dahin gänzlich eingestellt, sondern England
erhält von Amerika ungleich größere Ladungen
zurück. Die New-Porker Wochenberichte der Hop-
fenzeitung geben genauen Aufschluß hierüber; in
der am 12. Nov. beendeten Woche wurden allein
5890 Ballen, über 9000 Ctr., amerikanische Hop-
fen nach England expedirt. Seit Beginn der
Saison betrugen die Wochrnsendungen durchschnitt-
lich über. 3000 Balleu gleich 4500 Ctr/ In
den letzten vier Jahren betrug der Exvort New-
York's:
Kalender-Jahr 1866 3100 Ball. ca. 4800 Ctr.
„ 1867 3451 „ „ 5300 „
„ 1868 48060 „ „ 72000 „
1.Jan.-20.Nov. 1869 75000 „ „110000 „
Außerdem gehen auch von andern Häfen Ame-
rikas beträchtliche Sendungen nach Europa ab.
England bedarf für seine eigenen Brauereien!

Bekannt ist der Zustand, in welchem Mourose und
Samson ihr Dasein fristeten, die beiden Komiker des
Theater Francaise, die nur von 7 bis 11 Uhr Abends
Komiker waren; Polier, der in gänzlicher Vernichtung aller
intellektuellen Kräfte und gequält von häuslichem Kummer
zu Grunde gegangen, und Debureau, der berühmte Hans-
wurst, der Seiltänzer, der, sobald er sich von dem Mehlüberzug,
der ihm das Gesicht weiß gemacht hatte, wieder befreit
hatte, der traurigste, grämlichste Mensch war.
Buffe war außer der Bühne das leibhaftige Bild hon
Schmerz u. Traurigkeit, u. flößte tiefes Mitleid ein. Derselbe,
dessen unerschöpfliche Komik unwillkürlich das Zwergfell er-
schütterte, erweckte das Bedauern Aller, die ihm begegneten;
er schien an allem zu zweifeln, au sich und an Andern;
doch wollte man in seinen gedehnten abgeglühten Zügen
den Eindruck aller jener schwachen und elenden Nöllen lesen,
Zu welchen ihn die Bizarrerie einiger Bühnendichter ver-
dammt hatte.
Periet, über den einst ganz Paris 15 Jahre lang zu
lachen hatte, zog sich bald aus lauter Verdruß ganz von
der Bühne zurück, und sah man ihn in irgend einem lusti-
gen Vaudeville des Theaters des Varietes als Zuschauer
fiheu, mochte man ihn viel eher für den hypochondri/chstcn

Engländer von ganz Großbritannien halten, als für den
großen Exkomiker des Theater de Madame.
Vernet verlebte 9 Monate jedes Jahr im Hospital, und
die Couplets, über welche ganz Paris lachte, trillerte er sich
zwischen zwei grausamen Gichtanfällcn vor. — Auch Arnal
hatte einen Humor nur auf der Bühne. Unruhig und
ängstlich, ja selbst düster, argwöhnisch und reizbar, diente
ihm Alles als ein Grund zur Unzufriedenheit und Besorgniß
und seine eigensten Neigungen standen durchaus nicht im
Einklang mit seiner Bühnenerscheinung, denn er haßte jede
Zerstreuung und das Vergnügen erfüllte ihn mit Grauen,
oder gab er sich auch dem Vergnügen hin, so geschah das
mit einer Ruhe und Zurückhaltung die der langen Weile
nahe kam.
(Schluß folgt.)
V e r s ch i e L> s rr e ö.
— (Friedrich der Große.) Auf alle an ihn gerichteten
Immediatgesuche pflegte der König sofort in wenigen Worten
die Resolution mederzuschreiben. Einige der bemerkens-
werthesten und weniger bekannten mögen hier wiederhol!

werden. Als die Bäcker in Potsdam um Verabfolgung
von Korn aus den Magazinen baten, schrieb Friedrich auf
den Rand: „Sie haben 500 Mispel gekriegt, es Seindt
Kanaillen, der Magistrat muß sie vorher Kriegen." — Der
Berliner Kaufmann Krüger suchte die Konzession zur An-
legung einer Rumfabrik nach; der Bescheid lautete: „Ich
will's den Teufel thun! ich wünsche, daß das giftig garstige
Zeug gar nicht da wäre und getrunken würde." — Ter
Bereiter Boley, welcher Pferdeeinkäufe in England zu
machen hatte, bat sich zur Belohnung den Stallmeistertitel
aus. „Er hat brav bei seinem Einkäufe gestohlen," lautete
die Resolution; „Er soll zufrieden Seindt, daß ich dazu
Stille schweige, aber ihn davor noch zum Stallmeister
machen, so Nerrisch bin ich nicht." — Auf das Gesuch des
bekannten Berliner Münzjuden Ephraim: mit vier Pferden
fahren zu dürfen, schrieb der König: „Ja, aber Eins
hin er dem Andern." — Peter Chalie bat um die, seiner
v'-rsiowenen Ehefrau als Hebamme ausgeseHte Pension von
75 Thalern. Resolution: „Er Kan ja nicht accouchiren."
Aus das Gesuch der Berliner Fuhrleute, um Vergütung
sür ihre von den Russen svrtgenommenen Pferde: „Soll
man ihnen auch den Schaden von der Sündsluth ver-
gnügen ?"
 
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