Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1874

DOI chapter:
März (No. 26 - 38)
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.33305#0147

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Erscheint
wöchentlich drei Mal-
Dienstag, Donnerstag
und Samstag.
Alle Postanstalten
und Boten nehmen
Bestellungen am


Viertels. Abonnement:
Für'? Wochenblatt bl kr
Unterhaltungsblatt 12 kr.
Inserate
die viergespaltene
Petitzeile oder deren
Raum 4 kr.,
Gamiondzeile 5 kr.

AmtsVerkmidigungsökatL für den Aezirk Schwetzingen.
BAdllche H o P s e n? k i t n n ß.
Allgemeiner Anzeiger für die badische und bayerische Rheinpsalz.

37.

Samstag, 28. Marz 1874.

VIII. Jahrgang.

Inserate von Auswärts nehmen für uns auch entgegen die Annoncen-Bureaux von Kanscnkei» L Vogler, Zludokf Masse und H. L. Daube L Go>, die Küddeutsche Knnoneen-Krpedikkoa
von K. Stöckhardt in Franksnri, Stuttgart, Berlin, Leipzig, München, Wien, Zürich, Basel und Stratzburg, sowie das Zäger'sche Central-Bureaux für Inserate in Frankfurt a./M.

D KösttttemettLseiutadlMg. D
N Bei dem bevorstehenden Quartalwechsel ^
^ laden wir unsere verehrlichen hiesigen und ^
^ auswärtigen Abonnenten zur re chtzeiiigen
M Erneuerung des Abonnements, sowie das D
M übrige verchrliche Lesepublikum zu recht M
^ zahlreichen Itenbestellnngen auf das D
H „Schwetzinger Wochmblatt" H
U (Badische Hopsenzcilung) D.
M mit M
A UttterhaLLungsblatL L
D hiemit ergebenst ein. A
M Abonnements-Bestellungen nehmen alle M
D Postanstalten, Landpostboten, die Träger ^
^ des Blattes sowie die Expedition entgegen. M
M Abonnementspreis vierteljährlich 51 kr. M
M exclusive Trägerlohir. ZI
M Die verehrlichen auswärtigen M
M Abonnenten machen wir hiebei noch beson- A
M ders auf eine Verfügung der kaiscrl. Post- ^
A behörde aufmerksam, wornach deil Aboimen-
^ ten, welche erst in den letzten zwei Tagen
D dieses Monats ihre Bestellungen erneuern,
M nur dann die bereits erschienenen Nummern
D im neuen Quartal nachgeliefert werden,
W wenn sie dies ausdrücklich verlangen. In
A diesem Falle ist aber eine Extra--Be-
M stellungsgebühr von 3 kr. an die Post zu
M entrichten.
M JE" Wen zrrgehende Abonnenten erijak-
W Leu vom Tage iffrcs Kirrtritts bis zum I.
^ April das „Wochenblatt" ttnentgeldtich.
M Die Expedition des
U Schwetzinger Wochendla-tLes.

Wff" Diejenigen verehrt. Abonnenten, welchen
von den Trägern des Blattes dasselbe manchmal
verspätet oder gar nicht Zngestellt wird, wollen gef.
sofort in unserem Geschäftslocale Reclamation erhe-
ben, damit wir Maßregeln für die richtige Zustel-
lung treffen können. Die ErpcdilwN.

Deutscher Reichstag.
Merlin, 26. März. Reichstag. Erste Berathmig
des Gesetzentwurfs, betreffend die Ausgabe non Reichskaffen-
scheinen. Der Präsident des Retchskanzleramtes Staats-
minister Delbrück, leitet die Debatte unter Hinweis auf die
Schwierigkeiten ein, die der Entwurf im Bnndesralhe ge-
troffen habe. Keine Regierung sei dadurch voll befriedigt,
das Gesetz- daher lediglich Product eines Kompromisses. Red-
ner wünscht wenigstens den Zweck zu erreichen, daß berech-
tigten Ansprüchen genügt werde. Mosle spricht gegen die
Vorlage und greift die Finanzpolitik Camphansens an, in-
dem er für die zweite Lesung einen Antrag auf Vertagung
bis zum Erlaß eines Bankgesetzes ankündigt. —Camphausen
befürwortet die Vorlage, welche einem dringenden Bedürfniß
entspreche, indeß für Preußen am wenigste» nothwendig sei.
Eine Vertagung sei gegenüber den allgemeinen Verhältnissen
nicht wünschenswerth. So viel an dem Redner liege, werde
das Bankgesetz in der Herbstsession eingebracht werden. Dies
sei jedoch ein Gegenstand, der schwerlich in einer Session
zu Stande kommen könne. Redner zweifelt nicht an der
Möglichkeit, ein genügendes Bankgesetz zu schaffen. In seinem
Kopfe sei sein Plan bereits festgesiellt. Camphansen erörtert
den Standpunkt der Regierung gegenüber der Vorlage,
beleuchtet die preußischen Papiergeldverhültnisie, weißt nach,
daß Preußen Vortheil von der Vorlage habe und empfiehlt
schließlich deren Annahme. Nachdem noch Günther für,
Tellkampf gegen die Vorlage gesprochen und Bamberger mit
ihren Principien sich einverstanden erklärt, aber gegen den
Betrag Ar Reichskassenscheine sich ausgesprochen hat (Bam-
berger will statt 58 nur 40 Millionen) erfolgt der SchMy
der Debatte. Das Haus beschließt zweite Lesung im Plenum.
Es folgt die zweite Lesung des Antrages Völk-Hinschius,
betreffend die Einführung der Civilehe im Reichsgebiete. Ein
zu Z 1 von Saucken gestellter Antrag, betreffend die Aus-
schließung der Geistlichen von der Bekleidung -der Standes-
ämter und die Verpflichtung der Gemeindebeamten zur Füh-
rung der Standesämter wird nach längerer Debatte ange-
nommen, ebenso werden die übrigen ZZ bis Z 42 genehmigt.
Nächste Sitzung morgen. Der Reichstag vertagt sich vom 27.
d. bis znm 13. April.
Deutsches Reich.
Merkur, 26. März. Ueber das Befinden des Reichs-
kanzlers erfährt die „Nordd. Allg. Zig." Folgendes: „Dcr
Fürst-Reichskanzler hat weniger gut geschlafen als in den
vorhergehenden Tagen; die Schmerzen sind geringe, die
Kräfte nehmen zu, der Appetit ist besser geworden. Der
Zustand des kranken Beines erlaubt das Anfstehen noch
nicht sobald." Betreffs der Aussichten ans die Genesungen
des Fürsten schreibt dasselbe Blatt: In der Krankheit des
Reichskanzlers ist der kritische Moment zwar glücklich übcr-
standen, aber seitdem hat sich herausgestellt, wie tief daS

Leiden gegriffen hatte. Wenn von seinen Nachwirkungen auch
keine Gefahr zu besorgen ist, läßt sich dach noch gar nicht
absehen, wann der Fürst im Stande sein wird, sein Bett
zu verlassen. Die Neigung, Nahrung zu sich zu nehmen,
fehlt noch immer und der Schlaf ist ohne künstliche Mittel
nicht zu erreichen. Nach der Ansicht der Aerzte wird der
Fürst ein Bad aufzusuchen haben, sobald er reisefähig sein
wird, wozu aber nach seinem gegenwärtigen Zustande vor
Juni wenig Aussicht ist. So niederschlageud diese Nachricht
auf die Verehrer des Fürsten und die Freunde einer stetigen
Entwiklnng und kräftigen Gestaltung des Reiches wirken
wird, so wenig haben wir geglaubt, sie gerade diesen vor-
enthalten zu dürfen. Es ist nothwendig, sich über die Lage
? klar zu werden, anstatt sich mit der Möglichkeit zu tragen,
daß der Reichskanzler in einigen Wochen wieder geschäfts-
fähig sein werde.
Ausland.
Madrid, 25. März. Ein amtliches Telegramm , des
Marschalls Serrano meldet, daß der Angriff auf die carli-
stischeu Positionen Morgens 6 Uhr begonnen hat. Das
Cenirum unter Befehl des Generals Loma drang bis Car-
reras vor. Der rechte Flügel unter General Primo de
Rivera ging gegen die starke Position der Carlisten vor, die
mit Erfolg van zwei Batterien beschossen wird.
Madrid, 26. März. Mitternachts. Officiclle Tele-
gramme ans Somorrostro melden, daß die republikanische
Armee gegen San Pedro Albanto, den Hauptvertheidignngs-
punkt der carlistischen Stellung, erfolgreich vorrückt. Die
Batterien sind bis Santa Juliana Carreras vorgeschoben.
Der rechte Flügel hat erhöhte Positionen an der Eisenbahn
nach Caldanes genommen. San Pedro Albante steht in
Brand. General Primo de Rivera Hai die wichtige Position
von Montana, von welcher die Rhede von Bilbao eingesehen
wird, genommen. Die Flotte unterstützt die Bewegungen
der Armee mit Erfolg. Man hält die Wegnahme von
Monte Albanto für unmittelbar bevorstehend. — 2 Uhr
45 Min. Morgens. Später «»gelaufene Telegramme be-
stätigen den Sieg der Republikaner. Dieselben campiren
auf den den Carlisten abgenommenen Positionen. Das Feuer
wurde Nachts eingestellt. Die Verluste betragen 17 Offi-
ciere, 435 Mann verwundet, 2 Officiere, 15 Mann todt.
Die Carlisten vertheidigten ihre Positionen sehr hartnäckig.
Aus Stadl und Land.
* Mannheim, 25. März. Wir haben gegenwärtig
einen Bazar, eine kleine Industrie-Ausstellung in den zweck-
mäßig eingerichteten Schloßremisen, — Gegenstände zur
Pferdemarkt-Lotterie — die des Sehens Werth sind. Alles
schön arraugirt finden wir: Barometer, Thermometer,
Ankernhren, Pferdedecken, Vierservice, Broncependul, Kassen-
schränke, Kaffeelöffel, Lefonchenx, Regenschirme, Pferdekummet,

MMctan.
Der Armenarzt-
Roman ans dem Leben einer großen Stadt,
von I. Stnnmaim.
Zweites Kapitel.
Hoffnungslose Liebe.
„Bedeute, welche Vorzüge wir vor manchem Men-
schen voranshaben. Wie viele gibt es doch, die bei dem heran-
nahendcn Winter nicht wissen, woher sie Arbeit und Brodnehmen
sollen, nicht blos hier in Hamburg, nein, im Auslunde ist
es noch schlimmer wie bei uns. Hier ist doch noch immer
Arbeit zu haben und wer fleißig ist, kommt vorwärts. Wer
aber erst anfängt, unzufrieden zu sein, der ist verloren.
Sieh' 'mal unsere Lea an. Wenn das Kind unzufrieden
mit seinem Loose wäre, welch' trauriges Dasein würde es
haben. Jetzt findet Lea sich in ihr Schicksal, ist zufrieden
und ganz glücklich. Nicht wahr Lea ?"
„Ich bin zufrieden," erwiederte Lea leise, die an einem
Nebentischchen die Tassen wusch und in ihrer Beschäftigung
fortfnhr, als habe sie irgend eine gleichgültige Frage beant-
wortet. Und doch Wie schwerwiegend ist die Frage: Bist

Du zufrieden? Wie oft wird durch diese Frage das Glück
der Zufriedenheit gestört, um so leichter, wenn ein falscher
Freund uns ein Glas reicht, durch das betrachtet Alles ver-
zerrte Umrisse «nimmt. Wehe dem, der falsch sicht und
dann die inhaltsschwere Frage: Bist du zufrieden? beant-
worten will.
Mit dem ersten Beginn der Unzufriedenheit ist das
Signal zum Vorwärtsschreiten gegeben und unaufhaltsam
jagt eine Couseqncnz die andere. Wer A sagte, muß B
sagen. Erst das Ende zeigt, ob die Voraussetzung, die Un-
zufriedenheit gerechtfertigt war.
„Bist Du zufrieden?" klang es in Lea's Gemüih nach.
„Bist Du zufrieden?" Ihre' Augen begannen sich mit
Thrünen zu füllen, ihre Hände zitterten, fast hätte sie die
Tasse fallen lassen, die sie gerade mit dem Tuche trocknete.
„Ich bin zufrieden," hatten ihre Lippen so eben noch
gesagt, aber in ihrem Innern verhallte ein dumpfer Schrei
„Ich bin namenlos elend."
Und erst eben in diesem Augenblicke, nach der leicht
hingeworfenen Frage des Vaters, war sie zu dieser Erkennt-
niß gekommen?
DaS arme Mädchen liebte — liebte hoffnungslos.
Lea wurde in ihren Gedanken durch einen Eintretenden

unterbrochen, einen Arbeiter aus der Fabrik, in der Eber-
hardt Meister war und der bei Eberhardt's zur Miethe
wohnte.
„Das Abendessen ist schon vorbei, Kurz," sagte Eber-
hardt dem Eintretenden, „Ihr könnt Euch gerne ein Bischen
mehr nach der Hausordnung richten. Es ist wirklich kein
Spaß, wenn die Frauensleute immer mit den, Essen herum-
rösten sollen."
„Na, man nix für ungut," erwiederte der Augckom-
mene in halb Hamburger, halb Berliner Dialekt. „Wir
haben alleweil sehr wichtige Dinge zu berathschlagen und
bei Sachen, die Alle was angeht, darf der Einzelne nicht
fehlen. Eine Bruderhand muß der andern helfen."
Während Kurz diese Worte mit einem gewissen Pathos
und Würde sprach, setzte ihm Lea seinen Theil des Abend-
brodes vor. Die Art und Weise, mit der das geschah, ver-
ricth deutlich, daß der Einlogirer ihr durchaus nicht ange-
nehm war.
Trotzdem sagte Kurz höhnisch:
„Ich danke Ihnen, meine Schönste."
Lea that, als wenn sie Nichts gehört hätte.
In der That machte Kurz keinen angenehmen Eindruck.
(Fortsetzung folgt.)
 
Annotationen