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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung — 1874

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Juni (No. 65 - 76)
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L o c a k e s.
X Schwetzingen, 17. Juni. Sicherem Vernehmen
nach wird diesen Sommer über in der Bierhalle z.
Ritter hier jede Woche wenigstens einmal bestimmt ein
Concert stattfinden und soll der Pächter der Ritterwirth-
schaft mit verschiedenen tüchtigen Musikkapellen in
Unterhandlung zu treten beabsichtigen, um so nicht nur
in der Wahl der Kapellen selbst eine Abwechslung, sondern
in Bezug auf das Entres auch Vergünstigungen eintreten
tasten zu können.
Schon öfter und auf verschiedene Weise wurde der
in unserer von Fremden so stark besuchten Stadt gefühlte
Mangel an öfters und regelniäßig stattfindenden allgemeinen
musikalischen Unterhaltungen gerügt. Wenn wir auch in
neuerer Zeit öfters Gelegenheit zu derartigen! Kunstgenüße
bekamen, so waren dies einestheils die musikalischen Auf-
führungen, welche die hiesigen Vereine ihren Mitgliedern
zum besten gaben, also keine allgemeinen Concerte,
anderntheils folgten oft in einer Woche und fast
zu gleicher Zeit mehrere, mithin auf einmal zu viel
solcher Concerte aufeinander, während dann wieder wochen-
lang keine Spur von musikalischer Unterhaltung hier zu
finden war. Dadurch nun, daß nach langen Pausen oft
in verschiedenen Lokalitäten zu gleicher Zeit mehrere
Concerte stattfanden, zersplitterte und schwächte sich deren
Besuch oft derart ab, daß unseren Wirthen infolge des
spärlichen Besuches oft zuweilen die Lust verging, kostspielige
Concerte zu veranstalten. — Darum begrüßen wir niit
Freude das Unternehmen des Pächters zum Ritter
und wünschen nur, daß demselben durch zahlreichen
Besuch auch Anerkennung zu theil werde und dadurch die
Sache ihren Fortbestand erhalte.
ln? Schwetzingen, 16. Juni. Wie wir hören, beab-
sichtigt unser Mitbürger, Herr Ignatz Fuchs, hier eine
Baustein-Fabrik zu gründen, in welcher Bausteine aus einer Zu-
sammensetzung von Coaks rc. fabricirt werden, und soll bereits
die nöthigen Vorarbeiten hiezu in Angriff genommen haben. —
Bei den fürchterlich hohen Preisen der Backsteine und dem
Umstande, daß diese aus Coaks bereiteten Bausteine eine
gleiche Festigkeit und Dauerhaftigkeit wie die Backsteine
haben, hinsichtlich der Preise aber bedeutend billiger als
diese zu stehen kommen, dürfte dies voraussichtlich ein loh-
nender Industrie-Zweig werden, und können wir deßhalb
diesem strebsamen Manne zu seinem neuen Unternehmen
von ganzem Herzen Glück wünschen._
Aus Stadt und Land.
s Schwetzingen, 17. Juni. Vorgestern Nachmittags
1 Uhr wurde in dem benachbarten Eppelheim durch
den heftigen Sturmwind ein etwas schadhaftes Scheuernthor
aus den Angeln gerissen. Dasselbe traf beim Umfallen
einen dabei stehenden 4 (-2 jährigen Knaben so unglücklich,
daß ihn der sofort herbeigeholte Arzt nur noch als Leiche
antraf. Drei andere Kinder kamen mit unbedeutenden Ver-
letzungen davon.
. Karlsruhe, 15. Juni. Dem von allen Fraktionen
ob seiner unparteischen, wohlwollenden und rücksichtsvollen
Geschäftsführung gleich hoch verehrten 1. Präsidenten der
2. Kammer, Herrn Kirsner, widmeten die Mitglieder der
genannten hohen Körperschaft zu seinem, in diese Tage
fallenden 25jührigen Jubiläum als Abgeordneten der badi-
schen Volksvertretung eine kostbare Fruchtschale mit dazu
gehörigem, künstlerisch ausgeführtem Widmungsblatt.
Gerichtszeitung.
Schwurgericht. Mannheim, 15. Juni. Unter
dem Vorsitz des Kreisgerichlsraths Heinsheimcr wurde heute
die Schwurgerichtssitzung eröffnet.
Als 1. Fall kam. eine Anklage wegen Wahlbestechung
zur Verhandlung. Im Orte Binau, Amt Mosbach, theilt
sich die Bürgerschaft gegenwärig in 2 Parteien, an deren
Spitze die 2 hervorragendsten Familien des Dorfes, die
Doüinger'sche und die Großkopf'sche stehen. Bei der lltzten
Bürgcrmeisterwahl unterlag die bis dahin am Ruder befind-
liche Dollinger'sche Partei.
Bei der im letzten Späljahr nölhig gewordenen Wahl
von 4 Gemeinderäthen sollen nun Wahlbestechungen vorge-
kommen sein; die Anklage behauptet, daß die Stimmen des
Feldhüters Johann Georg Neureicher um 5 fl. und die des
Isaak Edheimer durch Uebernahme von Prozeßkostcn von
der Dollinger'fchen Partei gewonnen worden seien. Der
Wahlbcstechnng sind folgende Personen angeklagt: 1) Feld-
hüter Johann Georg Neureicher, 2) Altbürgermeister Johann
Georg Dollinger, 3) Landwirth Johann Georg Weber alt,
4) die Ehefrau des Adlerwirths Philipp Meißner, 5) Han-
delsmann' Isaak Edheimer, 6) Handelsmann Joseph Kauf-
mann, 7) Handelsmann Anschel Lang und 8) Handelsmann
Wolf Würzburger, sämmtlich von Binau. Den Wohrspruch
der Geschworenen gemäß wurden sämmtliche Angeklagte frei-
gesprochen.
Der 2. Fall der Tagesordnung hatte die Verhandlung
der Anklage gegen den ledigen 57 Jahr alten, schlecht be-
leumundeten Georg Bartmann von Beerfelden wegen Wider-
stands gegen die Staatsgewalt und Majestätsbeleidigung zum
Gegenstand. Am 11. März l. I. betrat Polizeidiener Kreß-
ler von Eberbach einen fremden Mann auf dem Bettel, der
sich Bartmann nannte und dem er eröffnete, daß er zum
Bürgermeister folgen müsse. Bartmann widersetzte sich, indem
er zurücktrat und seinen Stock in die Höhe zog, um auf
den Polizeidiencr zu schlagen; in diesem Augenblick sprang
jedoch ein Eberbacher Bürger hinzu und entriß dem Bart-
mann den Stock. Dieser wurde nun trotz seines Sträubens,
Schreiens und Schimpfens festgenommen und vor Gericht

geführt. Dabei erlaubte er sich ganz gemeine Aeußerungen
gegen den Großherzog von Baden. Die Anklage der Staats-
anwaltschaft lauwt auf Widerstand gegen die Staatsgewalt
und Majestätsbeleidigung. Die Geschworenen bejahten die
Schuldsrage, worauf der Gerichtshof bezüglich beider Ver-
gehen eine Gefängnißstrafe von 6 Monaten gegen den An-
geklagten aussprach. -
Als 3. Fall kam heule noch die Anklage gegen Kaplan
Franz Pfeiffer in Osterburken wegen Beleidigung eines Mit-
glieds des Gcoßherzoglichen Hauses zur Verhandlung. Im
September v. I. saßen mehrere Personen, darunter auch
Kaplan Pfeiffer, im WirthShause zu Osterburken, die sich
über die Ereignisse in Italien und den l 866er Krieg unter-
Hielien. Die Anklage behauptet, Kaplan Pfeiffer habe sich
bei dieser Unterhaltung beleidigender Aeußerungen gegen Se.
Großh. Hoheit den Prinzen Wilhelm erlaubt; die Geschwo-
renen verneinten jedoch die Schuldfrage, worauf freisprechen-
des Urtheil erging.

Hanse», Jnvustrie und Landwirthschaft.
Um das. Kalben derKühe bei Tage zu
bewirken, soll in einigen Provinzen Hollands ein ganz
einfaches Verfahren im Gebrauch sein. Dasselbe bestehe
darin, daß man die trächtige Kuh, wenn sie vor dem Kalben
trocken stehen bleibt, nicht des Morgens oder Mittags
zum letzten Male melket, sondern Abends und dann das
Euter derselben nicht mehr berührt, noch viel weniger melket.
So wenig der wahre Grund und die Erklärung dieser Er-
scheinung auch gefunden werden kann und so fabelhaft
und unglaublich sie Manchem Vorkommen mag, so soll sie
doch nach einer frühem Mittheilung des verstorbenen Professors
Numan zu Utrecht, eines anerkannt tüchtigen Viehzüchters,
von vielen Viehhaltern geprüft und giltig befunden worden
sein. So soll z. B. einem erfahrenen Landwirthe, der das
Mittel schon längere Zeit bei seinem sehr zahlreichen Vieh-
stande in Anwendung bringt, erst 2 mal der Fall vorge-
kommen sein, daß eine Kuh des Morgens um 6 Uhr die
anoere Abends um 9 Uhr gekalbt habe, während alle übri-
gen sonst am Tage kalbten.
Da die Anwendung dieses Mittels eine außerordentlich
leichte ist und Nachtheile auf keinen Fall zu befürchttn sind,
so kann es, selbst auf die Gefahr hin, daß es sich nicht be-
währen sollte, doch zur Prüfung Jedem nur empfohlen werden.

Aus Nah und Fern.
Berlin, 13. Juni. Der ehemalige Handels- und
Finanzminister v. d. Heydt ist heute früh nach 6 Uhr am
Herzschlage gestorben.
Köln, 11. Juni. Herr Hamm zu Frankenthal, der
Gießer der Kaiserglocke, hatte sich bekanntlich der Hoffnung
hingegeben, die für unfern Dom bestimmte gewaltige Ruferin
zum Gebete durch vollständige Reinigung und durch Abschleif-
ung auf den von den Auftraggebern bestimmten Ton zu
bringen. Nachdem derselbe nun in dieser Beziehung alles
Mögliche gethan, hat dieser Tage eine nochmalige Prüfung
durch die betreffende Kommission Statt gefunden. Das Re-
sultat dieser letzten Begutachtung ist aber leider zu Ungunsten
der Glocke ausgefallen. Der Ton derselben steht noch immer
auf Ois anstatt auf 0, und hat dazu noch verschiedene fremd-
artige Anklänge. Auch ist an der Glocke deutlich zu erken-
nen, daß der Guß aus drei Theilen besteht. Die Glocke
wird demnach wiederum zerstört und von Neuem gegossen
werden müssen. Recht erfreulich ist es übrigens, zu erfahren,
daß die Kosten des zweiten Gusses durch das Eintrittsgeld,
welches der Meister für die Besichtigung seines, wenn auch
mißlungenen, doch großartigen Werkes erhoben hatte, nahezu
gedeckt sind. (Köln. Ztg)
* (Ein entsetzliches Familiendrama.) Ueber
den grauenhaften Verwandtenmord, der dieser Tage ganz
Turin allarmirte, schreibt man uns von dort nachstehende
Einzelheiten: Giuseppe Valessina aus Asti, 57 Jahre alt,
ehedem Lieutenant in der italienischen Armee, dann wegen
Verehelichung ohne Genehmigung des Kriegsministertums
seiner Stellung enthoben, war zuletzt provisorischer Rech-
nungsgehülfe beim Steuerkataster-Bureau. Mit dem elenden
Gehalte von 52 Francs im Monate hatte er sich, seine
Frau, einen sechzehnjährigen Sohn und zwei Mädchen zu
erhalten. Bis in die letzten Tage war es dem armen
Manne gelungen, die Seinen und sich selber, wenn auch
nicht vor Noth und Elend, so doch vor Schmach und
Schande zu bewahren. Beide Eltern beteten ihre Kinder
an, die mit Thränen (n den Augen endlich betteln mußten.
Am letzten Dienstag Abend schenkte ihnen eine gutherzige
Nachbarin ein paar Centesimi, und sie theilten sich in das
dafür gekaufte Brod. Es war ihr letztes. Außer sich
vor Verzweiflung hatte der Vater einen Entschluß gefaßt,
der nur bei gestörtem Geiste gefaßt und ausgeführt werden
kann. Er traf seine Maßregeln so gut, daß es ihm ge-
lang, im ersten Stockwerke eines Hauses in einer der be-
lebtesten Straßen Turins nach einander seine Frau, seinen
Sohn und seine beiden acht- und zwölfjährigen Töchterchen
ohne Lärm zu tödten. Und dazu diente ihm als Mord-
instrument ein altes Fleischermesser mit so viel Scharten,
daß es einer Säge gleicht. Man kennt zwar die Einzel-
heiten der grauenvollen Thal nicht, doch hat man Grund
zu glauben, daß der Mörder seinen Angehörigen einen
kräftigen Schlaftrunk beigebracht habe. Denn nur so er-
klärt es sich, daß Niemand auch nur einen einzigen Klage-
ton, einen einzigen Seufzer hörte. Eines der kleinen Mäd-
chen sollte nächsten Tages nach Modane gehen, wo es von
einer vorheiratheten Schwester mit Angst und Sorge er-
wartet wurde. Valessina verließ das Haus um halb 7

Uhr des nächsten Morgens, und zwei volle Stunden ver-
gingen, ehe die That ruchbar wurde. Um 7 Uhr hatte
seine Nachbarin an seiner Thür geklopft, aber dieselbe
war verschlossen geblieben. Um halb 9 Uhr kam Valessina
zu einem seiner Freunde, dein Geometer R., und sprach
mit Ruhe und Fassung: „Es ist heute der zwanzigste
Jahrestag meiner Vermählung und ich Hab' ihn gefeiert,
indem ich meine ganze Familie ermordete. Das Elend
trieb mich zu diesem Schritte. Und nun gehe ich, um
meinem Leben ein Ende zu machen; ich werde mir mit
diesem Rasirmesser den Hals abschneiden. Leb' wohl, und
hüte dich, ein Wort davon zu sagen." Dann rannte er
weg; man wußte nicht wohin; der Freund eilte, obwohl
er der Sache nicht sonderlich Glauben schenkte, zur Poli-
zei und machte Lärm. Sofort begaben sich der Polizei-
Director, der Commandant der Polizeiwache und eine Ge-
richtsperson an Ort und Stelle. Ehe inan die Thür er-
brach, kletterte der Commandant der Polizeiwache ans
Fenster empor und konnte von dort den Schauplatz der
Gräuelthat überschauen. Beim Eintritt ins Gemach sahen
die Herren zwei aus bloßen Strohsäcken bestehende Betten.
In dem einen lag die Mutter mit der jüngeren Tochter,
im andern der Sohn und die ältere Schwester. Ihre
Leichen waren fürchterlich entstellt. Aus den zahlreichen,
mit einem schlecht schneidenden Instrumente hervorgebrachten
Wunden an Kopf und Hals der armen Opfer träufelte
noch das Blut. Nur die Züge der Frau waren noch zu
erkennen. Auf dem Tisch lag das blutige Messer, und
daneben fand man zwei Briefe, der eine an den Marchese
C., der andere dem erwähnten Geometer R. Ebendort stand
eine Schüssel mit Wasser, worin der Mörder seine Hände
vom Blute der Seinen reingewaschen. Nach vorgenom-
menem Local-Augenschein wurden die Leichen nach dem
Leichenhause gebracht und dem Untersuchungsrichter über-
wiesen, und die Polizei traf sofort alle geeigneten Maß-
regeln um des Mörders lebendig oder todt habhaft zu
werden. Man telegraphirte nach allen benachbarten Eisen-
bahnstationen, suchte dort und hier, aber Alles vergebens.
Erst zwei Tage später fand das schreckliche Drama seinen
Abschluß. Valesina hat sich keineswegs, wie man nach
seinen Worten dem Geometer R. — gegenüber annehmen
durfte, sofort nach seiner Gräuelthat getödtet, vielmehr
hat er sich noch zwei Tage lang nach derselben in Turin
Herumgetrieben und an seine einzige noch am Leben befind-
liche, in Modane verehrlichte Tochter telegraphirt. Sie
solle zu ihren Eltern auf Besuch nach Turin kommen.
Man will auch wissen, er habe dies in der Absicht gethan,
diese seine Tochter, einen Bruder und eine Nichte, sowie
einen höheren Kataster-Beamten, den er für seinen Feind
hielt, zu ermorden. Glücklicherweise gelang es ihm nicht,
diese neuerlich beabsichtigten Verbrechen zu verüben. Am
5. Morgens sah man ihn gegen halb acht Uhr in aller
Ruhe an den Arcaden des Po spazieren gehen. Ein paar
Polizeisoldaten und Carabinieri erkannten ihn, und er
entfloh, als er dies bemerkte. Da er sah, daß sie ihn
alsbald eingeholt haben würden, zog er aus seiner Brust-
tasche ein Rasirmesser und schnitt sich mit demselben die
Kehle durch. Auf dem Transport in's Spital lebte er
noch, starb aber ein paar Minuten nach seinem Eintreffen
daselbst, ohne vorher noch ein Wort sprechen zu können.
* Berlin, 13. Juni. Ein Unstern scheint über den
Spazierfahrten der königlichen Herrschaften zu schwe-
ben. Wenn das „Tagebl." recht berichtet, so ist derK a i -
s e r jüngst einer ähnlichen Gefahr, wie sie dieser Tage dem
Kronprinzen drohte, nur knapp entgangen, und zwar durch
die pflichttreue Festigkeit eines Bahnwärters. Das Blatt
erzählt den Vorgang folgendermaßen: „Der Kaiser will bei
Zehlendorf den Bahnkörper passiren, allein durch das ener-
gischste Winken des Kutschers ist der Bahnwärter zum Oeff-
nen nicht zu bewegen. Aergerlich über diese unangenehme
Verzögerung springt der Adjutant aus dem Wagen und
herrscht den Wärter mit den Worten an: „Will Er Wohl
öffnen." Dieser aber besteht fest auf seiner Instruktion und
erklärt, des Herannahens des Schnellzuges wegen nicht öff-
nen zu dürfen. Da versucht der Kaiser selber sein Glück
bei dem standhaften Bahnwärter. Doch der Erfolg ist der
nämliche. Sichtlich verlegen entschuldigt sich der Wärter
mit seinen strengen Ordres, die keine Ausnahme zulasten.
Der Kaiser ist höchlich darüber aufgebracht und sagt: er
solle aufmachen, noch sehe er keinen herannahenden Zug.
Und siehe da, während dieses Hin- und Herredens, saust
der Expreßzug vorbei. Der Kaiser aber ließ sein Gefährt
sofort umkehren.
* (Falsche Frankfurter Zweithalerstücke.)
Gegenwärtig sind falsche Frankfurter Zweithalerstücke in
Cirkulation. Diese Stücke, welche die Jahreszahl 1862
tragen, haben durchaus keinen verdächtigen Klang und zeigen
auf den ersten Blick überhaupt keine Verdacht erregenden
Spuren. Bei näherer Betrachtung erkennt man an der
schlechten Prägung die noch schlechteren Eigenschaften.
Während die echten Stücke durchaus scharf und rein sind,
sowohl in Bild wie Schrift, ist hier namentlich die letz-
tere unklar. Die unter der „Frankofurtia" eingravirte
Schrift (A. v. Nordheim) ist zu lesen, ebenso die Rand-
schrift „Stark im Recht."
* (F a l s ch e s G eId.) In München wurde umlängst
eine falsche 5 fl. Note der „landg. Hess.- homb. conz. Landes-
bank" angchalten. Das Falsifikat ist besonders dadurch
kenntlich, daß auf demselben der verkehrte Druck auf der
Rückseite, welchen die ächten Noten zeigen, gänzlich fehlt.

Redaktion, Druck und Verlag von A. Katz in Schwetzingen.
 
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