wie z. B. zur Entblößung der Hauptes ober gegen andere
Ungebührlichkeitcn und Exzesse von'Seiien der Theilnehmer
einer Prozession, haben die Polizeibehörden und Beamte»
dem Publikum vollen Schutz zu gewähren und sind etwaige
Exzedenien sofort in Haft und zur Bestrafung zu bringen
Es ist dies eine Beiordnung, die leider durch traurige Er-
fahrungen nölhig gemacht wurde, um das Publikum vor
dem Terrorismus der immer üppiger emporwuchernden kirch-
lichen Umzüge zu schützen. Die Uliromonianen werden nichts-
destoweniger über diese neueste „Religionsgefahr" ein gro-
ßes Zetergeschrei anstimmen.
* Schwetzingen, 8. Sept. Endlich hat die franzö-
sische Regierung einmal eine Persönlichkeit gefunden, welche
die Boischafterposten in Madrid einnehmen solle. Und diese
Persönlichkeit ist niemand geringerer als der vom Papste
in den Grafenstand erhobene Chaudordy, ein Mann voll Jn-
triguen und Haß gegen Deutschland, welcher auch s. Z. als
Mitglied der Regierung der nationalen Vertheidigung durch
systematische Verleumdungen Deutschlands und der deutschen
Kriegführung einen Namen gemacht hat. Die beiden Momente
sind es, welche den französischen Blättern aller Parteien
die Ernennung Chaudordys genehm machen, welcher wie
keiner geeignet sei, die „deutschen Jntriguen" in Madrid zu
durchkreuzen. Diese Verbissenheit überrascht uns weniger,
als der Wahn aus dem die Franzosen wie es scheint nicht
mehr herauskommen, daß die Spanier über Nacht vergessen
würden, wie freundnachbarlich sich Frankreich bis in jüng-
ster Zeit Spanien gegenüber erwiesen hat und sich noch
erweisen würde, wenn Deutschlands völkerrechtliche Initia-
tive die Herrn in Versailles nicht moralisch gezwungen hätte,
endlich aufzuhören, mit den Korlisten unter einer Decke zu
spielen. Wenn wir heute vernehmen, daß der französische
General, welcher erst seit voriger Woche mit der Grenzüber-
wachung betraut ist, um Truppenverstärkungen nachsuchen
muß, so beweist dies, daß die Wahrung der Neutralität
bis zur Stunde nichts als die reinste Spiegelfechterei war.
* Schwetzingen, 8 Sept. Die Karlisten feuerten
bei Guetaria auf unsere deutschen Kanonenboote; dies ist
gegenwärtig die wichtigste Nachricht des Tages. ES liegen
uns zwei darauf bezügliche Depeschen vor, die wir der
Uebersichtlichkeit halber hier zusammenstellen. Das Londoner
Telegramm deS Reuterschen Bureau's lautet: „Die deutschen
Kriegsschiffe, von den Carlisten aus Guetaria beschossen,
warfen 24 Bomben in die Stadt; die Schiffe sind am 5.
Abends nach Santander zurückgekehrt. Bestätigung ist ab-
zuwarten." Die zweite Depesche datirt aus Paris, lautet:
„Die Mittags eingegangenen Meldungen bestätigen, daß
die Carlistenbatterien, welche die Stadt Guetaria beschießen,
auch auf die deutschen Kriegsschiffe schossen. Die Letzteren
erwiderten das Feuer und setzten darauf ihre Fahrt nach
Santander fort." Dann liegt noch ein drittes Telegramm
vor, datirt Bayonne, 7. Sept., welches die beiden oben er-
wähnten Nachrichten dementirt. Die Nachrichten sind also
noch sehr unbestimmt und zum Theil mit einander im Wi-
derspruch. Guetaria ist ein kleiner Hafenplatz an der Küste
von Guipuzcoa westlich von San Sebastian, und nach Seitz's
Lexikon heißt eS aber Guitaria, ist ein Flecken mit ungefähr
1000 Einwohnern. Der „Köln. Ztg." meldet endlich ihr
Berichterstatter aus Bayonne, daß die Beschießung von Zu-
maya aus, einem unfern Guetaria gelegenen Orte, der in
den Händen der Carlisten sei, stattgefunden habe. Nach
einer andern Depesche waren eS Flintenschüsse, die von den
Carlisten gegen die deutschen Schiffe abgefeuert wurden.
Cs scheint, als ob unter den spanischen Schaaren, die im
Dienste Don Carlos und im Dienste Gottes zu stehen sich
rühmen, große Neigung herrschte, mit der deutschen Regierung
anzubinden, dann aber werden sie bald ausgeräubert habey.
Konstanz, 3. Sept. Der vor 3 Jahren ausgebro-
chene betrügerische Bankerott der Fabrikanten Honegger und
v. Barion hier und in Meersburg mit einer Schuldenmasse
von über einer Million, in Folge dessen bei der schwurge-
richtlichen Verhandlung gegen einen Anwesenden und drei
Abwesende große Zuchthausstrafen ausgesprochen wurden,
findet jetzt erst seinen Abschluß, indem am 18. d. den so
zahlreichen Gläubigern aus der Eugen Honegger'schen Masse
7*/r° Prozent, aus der Gottlieb Honegger'schen */s Prozent
und aus der August von Barion'schen Gantmasse V« Pro-
zent ausgezahlt werden. Auch der Schützenverein in MeerS-
burg erhält noch 309 Gulden.
Kaiserslautert», 7. Sept. Der Kronprinz des
Deutschen Reiches fuhr gestern, über Heidelberg kommend,
durch Neustadt und KaiserSlauiern nach Homburg, um den
dort stattfindenden Manövern beizuwohnen. In Neustadt
und Kaiserslautern wurde derselbe von den städtischen Be-
hörden und den Kriegervereinen auf allen Stationen von
zahlreiche» jubelnden Menschenmengen begrüßt. In Hom-
burg traf der Kronprinz Abends 8 Uhr hier ein; die Stadt
war illuminirt und wurde dem Prinzen ein Fackelzug ge-
bracht. Heute Vormittags, findet das Brigademanöver bei
Homburg statt, Nachmittag ist ein Besuch der Burg Sickin-
gen bei Laudstuhl, Eigenthum des ReichstagSabgeordncten
Stumm von Neunkirchen, in Aussicht genommen. Morgen
soll Zweibrücken besucht werden, übermorgen findet ein Di-
visionsmanöver statt.
Homburg iu Rheirrbayern, 8 Sept Die
Brigavemanöver sind gestern beendet worden und kehrte der
Kronprinz des deutschen Reiches Nachmittags hierher zurück,
wo er im Hotel Dummier übernachtete. Heute haben die
Truppen Rasttag. Der Kronprinz wird in den Stunden
von Vormittags 11 bis 1 Uhr Landstuhl resp. die Burg
Sickingen besuchen und daselbst ein von dem Commerzicnroth
und R ichstagsabgeordneten Stumm dargebotenes Frühstück,
rinnehmen. Am Nachmittag wird Zweibrücken besucht. >
Frankfurt, 4. Sept. Gestern Abend fuhr ein Ex-
trazug. aus 8 Wagen bestehend, mit drei Millionen
Thaler in Mark nach München.
Meiningen. 6 Sept. Eine gestern Nachmittag hier
ausgebrochene Feuersbrunst hatte bis Mitternacht mehr als
250 Wohnhäuser vernichtet. 3000 Menschen, von denen
die Hälfte Arme, sind obdachlos.
Aus Thüringen. 7. Sept. Die thüringischen Ort-
schaften sind in diesem Spätsommer durch zahlreiche Feuers-
brünste heimgesucht worden, die durch die seltene Dürre,
welche seit Monaten herrschte und den Mangel an Wasser
— die Flüsse und Bäche Thüringens sind nahezu versiegt
— begünstigt worden, so daß die Feuer fast sämmtlich be-
deutenden Schaden angerichtet haben. Die Feuersbrunst,
welche Meiningen in der Nacht vom 5. zum 6. September
zur Hälfte fast in Trümmern gelegt hat, ragte weit über
alle ähnlichen Unglücksfälle, die sich in den letzten Jahr-
zehnten in Thüringen ereignet haben, 'hinaus und ist ver-
hältnißmäßig nur dem Brande von Hamburg zu vergleichen.
DaS in einem dem Rathhause zunächst gelegenen Bäckerhaus
am Sonnabend gegen 5 Uhr ausgebrochenc Feuer legte,
von dem seit einigen Tagen bereits mit orkanartiger Kraft
wehenden Weststurm mächtig angefacht mit rasender Schnel-
ligkeit die Hälfte der inneren Stadt in Asche, die nament-
lich "von der gewerbetreibcndenden und arbeitenden Bevölke-
rung bewohnten Bezirke 2 und 3 daS Rathhaus selbst, das
Landschaftsgebäude, die Hofapotheke wurden ein Raub der
Flammen, die in den nach Thüringer Art wesentlich aus
Holz und Mörtel gebauten eng in einander gestellten Häuser-
complexen ein reiches Material fanden und schnell ganze
Straßenviertel in Schutthaufen verwandelten. Von allen
Seiten traf Hülfe ein, namentlich die Feuerwehren der be-
nachbarten Städte zeichneten sich durch ihre energischen keine
Anstrengungen scheuenden Hülfeleistungcn aus. So ist eS
denn gelungen, den Feuerheerd gestern morgen zu begrenzen.
Da glücklicherweise inzwischen sich auch der Sturm gelegt
hat, so ist die Hoffnung gegeben, daß weitere Gefahren
durch ein erneutes Aufgehen der Flammen ausgeschloffen
sind. DaS sonst so freundliche im Werrathale gelegene
Städtchen macht einen erschütternden Eindruck. Der durch
die Feuersbrunst angerichtete Schaden — die Zahl der
Häuser, welche zum Opfer gefallen find, beläuft sich auf
nahe an 400 — ist noch nicht auch nur annähernd fest-
zustellen. Gerade der ärmere Theil der Bevölkerung ist
sehr schwer betroffen und Tausende, die ihr Hab und Gut
verloren haben, wissen nicht, wo ihr Haupt zu Ruhe legen.
Es ist dringend zu hoffen, daß von allen Seiten im deutschen
Reiche Hilfe gespendet wird, nicht bloß an Geld, sondern
auch Betten und Kleidungsstücke, da viele nur wenig oder
gar nichts gerettet haben. Dies traurige Ereigniß verleiht
dem am 30. August stattgehablen Verbandstage der thü-
ringischen Feuerwehren in Arnstadt ein aktuelles Interesse.
Der Verband derselben besteht aus 5 Bezirken mit 39 Feuer-
wehren und einer Mitgliederzahl von 3180 Mann, welche
76 Spritzen und 17 Zubringer Md bis zu jenen Termin
bei 426 Bränden thätig waren, wobei einige 40 Feuer-
wehrleute mehr oder minder schwer beschädigt wurden, 2
ihren Tod fanden. An Geldmitteln wurden bisher ver-
wendet 7000 Thlr. durch die Feuerwehren selbst, 15,000
Thlr. durch die Gemeinden, 5000 Thlr. durch Versicherungs-
gesellschaften.
Hannover, 6. Sept. Ihre Maj. der Kaiser und
die Kaiserin sind heute Nachmittag 1 Uhr 15 Minuten hier
eingetroffen und von der zahlreich versammelten Bevölkerung
mit enthusiastischen Zurufen begrüßt worden. Die Stadt
ist festlich geschmückt.
Berlin, 4. Sept. Dem Dominikanerkloster in Moa-
bit wurde am vorigen Freitag durch einen Polizeicommissär
einen Besuch abgestattet, welcher zum Zwecke der Nachfor-
schung nach ausländischen Ordenspriestern erfolgte. Nachdem
ein solcher in der Person deS Pater Aquilanti gefunden
war, wurde diesem erklärt, er möge sich darauf vorbereiten,
binnen drei Tagen das preußische Gebiet zu verlosten.
Posen, 7. Sept. Der Dekan Rzemiewski hat gestern
in der Kirche von Wlosciejewki bei Lions Namens deS
apostolischen Delegaten die große Excommunication über den
Propst Kubeczak ausgesprochen.
Ansland.
Prag, 6. Sept. Wie die „Bohemia" als zuverlässig
meldet, wird Graf Andrassy am Dienstag mit den fremden
Offizieren von Wien aus direkt nach Brandeis sich begeben,
um daselbst den Manövern beizuwohnen, ohne Prag zu be-
rühren.
Prag, 7. Sept. Der Kaiser Franz Joseph ist heute
Nachmittag 3^ Uhr hier eingetroffen. Derselbe wurde auf
allen Stationen, die er passirte, von einer zahlreichen Volks-
menge begrüßt, am hiesigen Bahnhofe von den Spitzen der
Behörden empfangen. Auf die Begrüßungs-Anrede des Bürger-
meisters Hulesch erwiderte der Kaiser in czechischer und deut-
scher Sprache, und begab sich, überall von endlosen „SlavaS"
und jauchzenden Hochrufen begrüßt, zu Wagen nach der Hof-
burg. Daselbst waren die Geistlichkeit, die Behörden und
der Landesausschuß mit dem Oberst-Landmarschall Carlos
Auersperg versammelt. Heute Abend findet große Illumi-
nation statt.
Bevtt, 7: Sept. Der BundeSrath beantragt durch
seine Gesandten in Berlin, Paris, Rom und Wien eine
Vereinbarung betreffs Regelung des internationalen Frächt-
verkehrS.
Berit, 7. Sept. Der BundeSrath hat die internatio-
nale Commission für die vertragsmäßige jährliche Verifikation
der Bauten der St. Gotthardbahn auf den 1. Oktober nach
Airolo einbrrufen.
Paris, 6. Sept. Anläßlich des Jahrestages der
Proklamirung der Republik am 4. Scptbr. kam eS in Meze
bei Montpellier zu Ruhestörungen, bei denen ein Mensch ge-
tödtet, 19 verwundet wurden. Ein Truppenkommando ist
dort angekommen. -- In Lyon wurden mehrere Verhaftungen
vorgenommen.
Paris, 6. Sept. Die karlistische Belagerung von
Puycerda ist aufgehoben. Demzufolge ist der Stadt von
der Regierung in Madrid der Beiname „Immer unüber-
windlich" gegeben worden. Die Karlisten geriethen in ver-
worrene Flucht in zwei Gefechten mit den zum Entsätze des
Platzes herbeigezogenen Truppen.
Parts, 7. Sept. Das Journal „Univers" ist wegen
eines am Sonnabend gebrachten Artikels voller Ausfälle
gegen den Marschall Serrano auf 14 Tage suSpendirt wor-
den. Die betreffenden Verfügung führt aus, der Artikel
müsse wegen maßloser Schmähungen der spanischen Regie-
rung die auswärtigen Beziehungen Frankreichs compromitiren,
den öffentlichen Frieden stören und würde die französische
Presse schädigen.
Paris, 7. Sept. Der „Agence HavaS" wird aus
Bayonne vom heutigen Tage gemeldet, daß die Nachricht,
die Carlisten hätten auf die deutschen Kriegsschiffe gefeuert,
bereits dementirt worden ist. In Bayonne wurde versichert,
daß die Carlisten Pampelona blokiren. — Der Empfang
des spanischen Gesandten durch den Präsidenten der Repu-
blik wird Freitag stattfinden. Am nämlichen Tage reist
Mac Mahon nach Lille und Bethune ab. woselbst er den
Manövern beiwohnen wird. Die Rückkehr soll Dienstag
nächste Woche erfolgen.
* Paris, 7. Sept. Ganz ohne Ruhestörungen ist
der 4. Sept. in Frankreich doch nicht vorübergegangen. Die-
selben fanden fast durchaus im Süden des Landes statt,
wohin Mac-Mahon als Sympathienwerber für sein persön-
liches Septennat demnächst ziehen wird. Sehr ernst war
der Zusammenstoß, welcher in M6ze bei Montpellier zwischen
der Bevölkerung und den Sicherheitsorganen stattfand. Die
vorliegende osficielle Nachricht gesteht bereits neunzehn Ver»
mundete und einen Todten ein. Auch in Bordeaux, Peri-
gueux und in vier kleinen Orten kam eS zu mehr oder min-
der ernsten Conflicten und in Lyon wurden verschiedene
Verhaftungen vorgenommen. Man sieht hieraus, daß e?
unter der Oberfläche der moralischen Ordnung und des mit
ihr verknüpfen Belagerungszustandes noch immer bedenklich
gährt. — Die Karlisten haben in der Nähe von San Se-
bastian einen Matrosen von der preußischen Corvette „Al-
batros" aufgegriffen. Sie überlieferten denselben den hie-
sigen franzößischen Behörden, welche ihn dem deutschen Kon-
sul in Bayonne zuschickte.
Paris, 7. Sept Mittags eingegangene Meldungen
bestätigen, daß Karlistenbatterien bei Guetaria, welche die
Stadt beschießen, auch auf die deutschen Kriegsschiffe schossen ;
letztere erwiderten daS Feuer gegen die Karlistenbatterien
und setzten darauf die Fahrt nach Santander fort. Der
Empfang deS spanischen Gesandten durch Mac-Mahon findet
Freitag statt. Am nämlichen Tage reist Mac Mahon nach
Lille und Bethune ab, um den Manövern beizuwohnen ;
Dienstag kehrt er zurück.
Brüssel, 7. Sept. Der König hat heute Nachmittag
den spanischen Gesandte» Tetuan zur Entgegennahme seiner
Kreditive empfangen.
London, 6. Sept. „Reuter's Bureau" meldet aus
Santander von heute: Die deutschen Kriegsschiffe wurden
von den Karlisten aus Guetaria beschossen und warfen 24
Bomben in die Stadt. Die Schiffe kehrten am 5. Abends
nach Santander zurück. Die Bestätigung der Nachricht bleibt
noch abzuwarten.
London, 7. Sept. Der „Great Eastern", welcher
das fünfte Telegraphenkabel zwischen England und Amerika
legt, ist bei den Skelliks-Jnseln angekommen und telegraphirt:
Das Kabel funktionirt und ist die Hoffnung vorhanden, heute
die letzte Splissung vorzunehmen.
London, 7. Sept. Der Marschall Bazaine ist hier
eingetroffen.
Die französische Regierung hat mit dem Ministerium
der auswärtigen Angelegenheiten Unterhandlungen angeknüpft
über die Form, in welcher die Concession zum Bau eines
Eisenbahntunnels unter dem Canal hinweg ertheilt werden soll.
Madrid, 6. Sept. Die „Gazeta" meldet, daß drei
Angriff? der Karlisten auf Castro de UrdialeS zurückgewiesen
worden sind.
Madrid, 7. Sept. Graf Hatzfeld ist hier eingetroffen.
— Es heißt Serrano werde den Oberbefehl über die Nord-
armee übernehmen.
Madrid, 8. Sept. Die Gesandten Deutschlands und
Oesterreichs, Graf Hatzfeld und Graf Ludolf, wurden auf
der Reise hierher vielfach sympathisch begrüßt. In Valla-
dolid und Avila wurden sie von den Präfekten und Korpo-
rationen empfangen und von den Behörden Bankette zu ihren
Ehren gegeben. In Avila töastirte Graf Hatzfeld auf das
Gedeihen Spaniens, der Präfect auf Deutschland und Oester-
reich. Eine von Serrano befehligte Armee von 60,000 Mann
wird im Centrum aufgestellt, um die dorthin vorgedrnngcnen
carlistischen Banden zurückzuwerfen. Die davon getrennte Nord-
armer operirt ganz selbständig. DaS Nordküstengeschwader
erhält Verstärkung von zwei Schiffen.
Santander, 7. Sept. Früh. Das Kanonenboot
„Albatros", unter Führung des Capitän Zembsch, wurde
auf der Reise von San Sebastian nach Santander von den
carlistischen, auf Guetaria feuernden Batterien mit Kanonen-
schüssen angegriffen. Dasselbe erwiderte den Angriff aus
seinen Geschütze» und erzielte einige Treffer, worauf es die
Reist nach Santander fortsetzte.
Ungebührlichkeitcn und Exzesse von'Seiien der Theilnehmer
einer Prozession, haben die Polizeibehörden und Beamte»
dem Publikum vollen Schutz zu gewähren und sind etwaige
Exzedenien sofort in Haft und zur Bestrafung zu bringen
Es ist dies eine Beiordnung, die leider durch traurige Er-
fahrungen nölhig gemacht wurde, um das Publikum vor
dem Terrorismus der immer üppiger emporwuchernden kirch-
lichen Umzüge zu schützen. Die Uliromonianen werden nichts-
destoweniger über diese neueste „Religionsgefahr" ein gro-
ßes Zetergeschrei anstimmen.
* Schwetzingen, 8. Sept. Endlich hat die franzö-
sische Regierung einmal eine Persönlichkeit gefunden, welche
die Boischafterposten in Madrid einnehmen solle. Und diese
Persönlichkeit ist niemand geringerer als der vom Papste
in den Grafenstand erhobene Chaudordy, ein Mann voll Jn-
triguen und Haß gegen Deutschland, welcher auch s. Z. als
Mitglied der Regierung der nationalen Vertheidigung durch
systematische Verleumdungen Deutschlands und der deutschen
Kriegführung einen Namen gemacht hat. Die beiden Momente
sind es, welche den französischen Blättern aller Parteien
die Ernennung Chaudordys genehm machen, welcher wie
keiner geeignet sei, die „deutschen Jntriguen" in Madrid zu
durchkreuzen. Diese Verbissenheit überrascht uns weniger,
als der Wahn aus dem die Franzosen wie es scheint nicht
mehr herauskommen, daß die Spanier über Nacht vergessen
würden, wie freundnachbarlich sich Frankreich bis in jüng-
ster Zeit Spanien gegenüber erwiesen hat und sich noch
erweisen würde, wenn Deutschlands völkerrechtliche Initia-
tive die Herrn in Versailles nicht moralisch gezwungen hätte,
endlich aufzuhören, mit den Korlisten unter einer Decke zu
spielen. Wenn wir heute vernehmen, daß der französische
General, welcher erst seit voriger Woche mit der Grenzüber-
wachung betraut ist, um Truppenverstärkungen nachsuchen
muß, so beweist dies, daß die Wahrung der Neutralität
bis zur Stunde nichts als die reinste Spiegelfechterei war.
* Schwetzingen, 8 Sept. Die Karlisten feuerten
bei Guetaria auf unsere deutschen Kanonenboote; dies ist
gegenwärtig die wichtigste Nachricht des Tages. ES liegen
uns zwei darauf bezügliche Depeschen vor, die wir der
Uebersichtlichkeit halber hier zusammenstellen. Das Londoner
Telegramm deS Reuterschen Bureau's lautet: „Die deutschen
Kriegsschiffe, von den Carlisten aus Guetaria beschossen,
warfen 24 Bomben in die Stadt; die Schiffe sind am 5.
Abends nach Santander zurückgekehrt. Bestätigung ist ab-
zuwarten." Die zweite Depesche datirt aus Paris, lautet:
„Die Mittags eingegangenen Meldungen bestätigen, daß
die Carlistenbatterien, welche die Stadt Guetaria beschießen,
auch auf die deutschen Kriegsschiffe schossen. Die Letzteren
erwiderten das Feuer und setzten darauf ihre Fahrt nach
Santander fort." Dann liegt noch ein drittes Telegramm
vor, datirt Bayonne, 7. Sept., welches die beiden oben er-
wähnten Nachrichten dementirt. Die Nachrichten sind also
noch sehr unbestimmt und zum Theil mit einander im Wi-
derspruch. Guetaria ist ein kleiner Hafenplatz an der Küste
von Guipuzcoa westlich von San Sebastian, und nach Seitz's
Lexikon heißt eS aber Guitaria, ist ein Flecken mit ungefähr
1000 Einwohnern. Der „Köln. Ztg." meldet endlich ihr
Berichterstatter aus Bayonne, daß die Beschießung von Zu-
maya aus, einem unfern Guetaria gelegenen Orte, der in
den Händen der Carlisten sei, stattgefunden habe. Nach
einer andern Depesche waren eS Flintenschüsse, die von den
Carlisten gegen die deutschen Schiffe abgefeuert wurden.
Cs scheint, als ob unter den spanischen Schaaren, die im
Dienste Don Carlos und im Dienste Gottes zu stehen sich
rühmen, große Neigung herrschte, mit der deutschen Regierung
anzubinden, dann aber werden sie bald ausgeräubert habey.
Konstanz, 3. Sept. Der vor 3 Jahren ausgebro-
chene betrügerische Bankerott der Fabrikanten Honegger und
v. Barion hier und in Meersburg mit einer Schuldenmasse
von über einer Million, in Folge dessen bei der schwurge-
richtlichen Verhandlung gegen einen Anwesenden und drei
Abwesende große Zuchthausstrafen ausgesprochen wurden,
findet jetzt erst seinen Abschluß, indem am 18. d. den so
zahlreichen Gläubigern aus der Eugen Honegger'schen Masse
7*/r° Prozent, aus der Gottlieb Honegger'schen */s Prozent
und aus der August von Barion'schen Gantmasse V« Pro-
zent ausgezahlt werden. Auch der Schützenverein in MeerS-
burg erhält noch 309 Gulden.
Kaiserslautert», 7. Sept. Der Kronprinz des
Deutschen Reiches fuhr gestern, über Heidelberg kommend,
durch Neustadt und KaiserSlauiern nach Homburg, um den
dort stattfindenden Manövern beizuwohnen. In Neustadt
und Kaiserslautern wurde derselbe von den städtischen Be-
hörden und den Kriegervereinen auf allen Stationen von
zahlreiche» jubelnden Menschenmengen begrüßt. In Hom-
burg traf der Kronprinz Abends 8 Uhr hier ein; die Stadt
war illuminirt und wurde dem Prinzen ein Fackelzug ge-
bracht. Heute Vormittags, findet das Brigademanöver bei
Homburg statt, Nachmittag ist ein Besuch der Burg Sickin-
gen bei Laudstuhl, Eigenthum des ReichstagSabgeordncten
Stumm von Neunkirchen, in Aussicht genommen. Morgen
soll Zweibrücken besucht werden, übermorgen findet ein Di-
visionsmanöver statt.
Homburg iu Rheirrbayern, 8 Sept Die
Brigavemanöver sind gestern beendet worden und kehrte der
Kronprinz des deutschen Reiches Nachmittags hierher zurück,
wo er im Hotel Dummier übernachtete. Heute haben die
Truppen Rasttag. Der Kronprinz wird in den Stunden
von Vormittags 11 bis 1 Uhr Landstuhl resp. die Burg
Sickingen besuchen und daselbst ein von dem Commerzicnroth
und R ichstagsabgeordneten Stumm dargebotenes Frühstück,
rinnehmen. Am Nachmittag wird Zweibrücken besucht. >
Frankfurt, 4. Sept. Gestern Abend fuhr ein Ex-
trazug. aus 8 Wagen bestehend, mit drei Millionen
Thaler in Mark nach München.
Meiningen. 6 Sept. Eine gestern Nachmittag hier
ausgebrochene Feuersbrunst hatte bis Mitternacht mehr als
250 Wohnhäuser vernichtet. 3000 Menschen, von denen
die Hälfte Arme, sind obdachlos.
Aus Thüringen. 7. Sept. Die thüringischen Ort-
schaften sind in diesem Spätsommer durch zahlreiche Feuers-
brünste heimgesucht worden, die durch die seltene Dürre,
welche seit Monaten herrschte und den Mangel an Wasser
— die Flüsse und Bäche Thüringens sind nahezu versiegt
— begünstigt worden, so daß die Feuer fast sämmtlich be-
deutenden Schaden angerichtet haben. Die Feuersbrunst,
welche Meiningen in der Nacht vom 5. zum 6. September
zur Hälfte fast in Trümmern gelegt hat, ragte weit über
alle ähnlichen Unglücksfälle, die sich in den letzten Jahr-
zehnten in Thüringen ereignet haben, 'hinaus und ist ver-
hältnißmäßig nur dem Brande von Hamburg zu vergleichen.
DaS in einem dem Rathhause zunächst gelegenen Bäckerhaus
am Sonnabend gegen 5 Uhr ausgebrochenc Feuer legte,
von dem seit einigen Tagen bereits mit orkanartiger Kraft
wehenden Weststurm mächtig angefacht mit rasender Schnel-
ligkeit die Hälfte der inneren Stadt in Asche, die nament-
lich "von der gewerbetreibcndenden und arbeitenden Bevölke-
rung bewohnten Bezirke 2 und 3 daS Rathhaus selbst, das
Landschaftsgebäude, die Hofapotheke wurden ein Raub der
Flammen, die in den nach Thüringer Art wesentlich aus
Holz und Mörtel gebauten eng in einander gestellten Häuser-
complexen ein reiches Material fanden und schnell ganze
Straßenviertel in Schutthaufen verwandelten. Von allen
Seiten traf Hülfe ein, namentlich die Feuerwehren der be-
nachbarten Städte zeichneten sich durch ihre energischen keine
Anstrengungen scheuenden Hülfeleistungcn aus. So ist eS
denn gelungen, den Feuerheerd gestern morgen zu begrenzen.
Da glücklicherweise inzwischen sich auch der Sturm gelegt
hat, so ist die Hoffnung gegeben, daß weitere Gefahren
durch ein erneutes Aufgehen der Flammen ausgeschloffen
sind. DaS sonst so freundliche im Werrathale gelegene
Städtchen macht einen erschütternden Eindruck. Der durch
die Feuersbrunst angerichtete Schaden — die Zahl der
Häuser, welche zum Opfer gefallen find, beläuft sich auf
nahe an 400 — ist noch nicht auch nur annähernd fest-
zustellen. Gerade der ärmere Theil der Bevölkerung ist
sehr schwer betroffen und Tausende, die ihr Hab und Gut
verloren haben, wissen nicht, wo ihr Haupt zu Ruhe legen.
Es ist dringend zu hoffen, daß von allen Seiten im deutschen
Reiche Hilfe gespendet wird, nicht bloß an Geld, sondern
auch Betten und Kleidungsstücke, da viele nur wenig oder
gar nichts gerettet haben. Dies traurige Ereigniß verleiht
dem am 30. August stattgehablen Verbandstage der thü-
ringischen Feuerwehren in Arnstadt ein aktuelles Interesse.
Der Verband derselben besteht aus 5 Bezirken mit 39 Feuer-
wehren und einer Mitgliederzahl von 3180 Mann, welche
76 Spritzen und 17 Zubringer Md bis zu jenen Termin
bei 426 Bränden thätig waren, wobei einige 40 Feuer-
wehrleute mehr oder minder schwer beschädigt wurden, 2
ihren Tod fanden. An Geldmitteln wurden bisher ver-
wendet 7000 Thlr. durch die Feuerwehren selbst, 15,000
Thlr. durch die Gemeinden, 5000 Thlr. durch Versicherungs-
gesellschaften.
Hannover, 6. Sept. Ihre Maj. der Kaiser und
die Kaiserin sind heute Nachmittag 1 Uhr 15 Minuten hier
eingetroffen und von der zahlreich versammelten Bevölkerung
mit enthusiastischen Zurufen begrüßt worden. Die Stadt
ist festlich geschmückt.
Berlin, 4. Sept. Dem Dominikanerkloster in Moa-
bit wurde am vorigen Freitag durch einen Polizeicommissär
einen Besuch abgestattet, welcher zum Zwecke der Nachfor-
schung nach ausländischen Ordenspriestern erfolgte. Nachdem
ein solcher in der Person deS Pater Aquilanti gefunden
war, wurde diesem erklärt, er möge sich darauf vorbereiten,
binnen drei Tagen das preußische Gebiet zu verlosten.
Posen, 7. Sept. Der Dekan Rzemiewski hat gestern
in der Kirche von Wlosciejewki bei Lions Namens deS
apostolischen Delegaten die große Excommunication über den
Propst Kubeczak ausgesprochen.
Ansland.
Prag, 6. Sept. Wie die „Bohemia" als zuverlässig
meldet, wird Graf Andrassy am Dienstag mit den fremden
Offizieren von Wien aus direkt nach Brandeis sich begeben,
um daselbst den Manövern beizuwohnen, ohne Prag zu be-
rühren.
Prag, 7. Sept. Der Kaiser Franz Joseph ist heute
Nachmittag 3^ Uhr hier eingetroffen. Derselbe wurde auf
allen Stationen, die er passirte, von einer zahlreichen Volks-
menge begrüßt, am hiesigen Bahnhofe von den Spitzen der
Behörden empfangen. Auf die Begrüßungs-Anrede des Bürger-
meisters Hulesch erwiderte der Kaiser in czechischer und deut-
scher Sprache, und begab sich, überall von endlosen „SlavaS"
und jauchzenden Hochrufen begrüßt, zu Wagen nach der Hof-
burg. Daselbst waren die Geistlichkeit, die Behörden und
der Landesausschuß mit dem Oberst-Landmarschall Carlos
Auersperg versammelt. Heute Abend findet große Illumi-
nation statt.
Bevtt, 7: Sept. Der BundeSrath beantragt durch
seine Gesandten in Berlin, Paris, Rom und Wien eine
Vereinbarung betreffs Regelung des internationalen Frächt-
verkehrS.
Berit, 7. Sept. Der BundeSrath hat die internatio-
nale Commission für die vertragsmäßige jährliche Verifikation
der Bauten der St. Gotthardbahn auf den 1. Oktober nach
Airolo einbrrufen.
Paris, 6. Sept. Anläßlich des Jahrestages der
Proklamirung der Republik am 4. Scptbr. kam eS in Meze
bei Montpellier zu Ruhestörungen, bei denen ein Mensch ge-
tödtet, 19 verwundet wurden. Ein Truppenkommando ist
dort angekommen. -- In Lyon wurden mehrere Verhaftungen
vorgenommen.
Paris, 6. Sept. Die karlistische Belagerung von
Puycerda ist aufgehoben. Demzufolge ist der Stadt von
der Regierung in Madrid der Beiname „Immer unüber-
windlich" gegeben worden. Die Karlisten geriethen in ver-
worrene Flucht in zwei Gefechten mit den zum Entsätze des
Platzes herbeigezogenen Truppen.
Parts, 7. Sept. Das Journal „Univers" ist wegen
eines am Sonnabend gebrachten Artikels voller Ausfälle
gegen den Marschall Serrano auf 14 Tage suSpendirt wor-
den. Die betreffenden Verfügung führt aus, der Artikel
müsse wegen maßloser Schmähungen der spanischen Regie-
rung die auswärtigen Beziehungen Frankreichs compromitiren,
den öffentlichen Frieden stören und würde die französische
Presse schädigen.
Paris, 7. Sept. Der „Agence HavaS" wird aus
Bayonne vom heutigen Tage gemeldet, daß die Nachricht,
die Carlisten hätten auf die deutschen Kriegsschiffe gefeuert,
bereits dementirt worden ist. In Bayonne wurde versichert,
daß die Carlisten Pampelona blokiren. — Der Empfang
des spanischen Gesandten durch den Präsidenten der Repu-
blik wird Freitag stattfinden. Am nämlichen Tage reist
Mac Mahon nach Lille und Bethune ab. woselbst er den
Manövern beiwohnen wird. Die Rückkehr soll Dienstag
nächste Woche erfolgen.
* Paris, 7. Sept. Ganz ohne Ruhestörungen ist
der 4. Sept. in Frankreich doch nicht vorübergegangen. Die-
selben fanden fast durchaus im Süden des Landes statt,
wohin Mac-Mahon als Sympathienwerber für sein persön-
liches Septennat demnächst ziehen wird. Sehr ernst war
der Zusammenstoß, welcher in M6ze bei Montpellier zwischen
der Bevölkerung und den Sicherheitsorganen stattfand. Die
vorliegende osficielle Nachricht gesteht bereits neunzehn Ver»
mundete und einen Todten ein. Auch in Bordeaux, Peri-
gueux und in vier kleinen Orten kam eS zu mehr oder min-
der ernsten Conflicten und in Lyon wurden verschiedene
Verhaftungen vorgenommen. Man sieht hieraus, daß e?
unter der Oberfläche der moralischen Ordnung und des mit
ihr verknüpfen Belagerungszustandes noch immer bedenklich
gährt. — Die Karlisten haben in der Nähe von San Se-
bastian einen Matrosen von der preußischen Corvette „Al-
batros" aufgegriffen. Sie überlieferten denselben den hie-
sigen franzößischen Behörden, welche ihn dem deutschen Kon-
sul in Bayonne zuschickte.
Paris, 7. Sept Mittags eingegangene Meldungen
bestätigen, daß Karlistenbatterien bei Guetaria, welche die
Stadt beschießen, auch auf die deutschen Kriegsschiffe schossen ;
letztere erwiderten daS Feuer gegen die Karlistenbatterien
und setzten darauf die Fahrt nach Santander fort. Der
Empfang deS spanischen Gesandten durch Mac-Mahon findet
Freitag statt. Am nämlichen Tage reist Mac Mahon nach
Lille und Bethune ab, um den Manövern beizuwohnen ;
Dienstag kehrt er zurück.
Brüssel, 7. Sept. Der König hat heute Nachmittag
den spanischen Gesandte» Tetuan zur Entgegennahme seiner
Kreditive empfangen.
London, 6. Sept. „Reuter's Bureau" meldet aus
Santander von heute: Die deutschen Kriegsschiffe wurden
von den Karlisten aus Guetaria beschossen und warfen 24
Bomben in die Stadt. Die Schiffe kehrten am 5. Abends
nach Santander zurück. Die Bestätigung der Nachricht bleibt
noch abzuwarten.
London, 7. Sept. Der „Great Eastern", welcher
das fünfte Telegraphenkabel zwischen England und Amerika
legt, ist bei den Skelliks-Jnseln angekommen und telegraphirt:
Das Kabel funktionirt und ist die Hoffnung vorhanden, heute
die letzte Splissung vorzunehmen.
London, 7. Sept. Der Marschall Bazaine ist hier
eingetroffen.
Die französische Regierung hat mit dem Ministerium
der auswärtigen Angelegenheiten Unterhandlungen angeknüpft
über die Form, in welcher die Concession zum Bau eines
Eisenbahntunnels unter dem Canal hinweg ertheilt werden soll.
Madrid, 6. Sept. Die „Gazeta" meldet, daß drei
Angriff? der Karlisten auf Castro de UrdialeS zurückgewiesen
worden sind.
Madrid, 7. Sept. Graf Hatzfeld ist hier eingetroffen.
— Es heißt Serrano werde den Oberbefehl über die Nord-
armee übernehmen.
Madrid, 8. Sept. Die Gesandten Deutschlands und
Oesterreichs, Graf Hatzfeld und Graf Ludolf, wurden auf
der Reise hierher vielfach sympathisch begrüßt. In Valla-
dolid und Avila wurden sie von den Präfekten und Korpo-
rationen empfangen und von den Behörden Bankette zu ihren
Ehren gegeben. In Avila töastirte Graf Hatzfeld auf das
Gedeihen Spaniens, der Präfect auf Deutschland und Oester-
reich. Eine von Serrano befehligte Armee von 60,000 Mann
wird im Centrum aufgestellt, um die dorthin vorgedrnngcnen
carlistischen Banden zurückzuwerfen. Die davon getrennte Nord-
armer operirt ganz selbständig. DaS Nordküstengeschwader
erhält Verstärkung von zwei Schiffen.
Santander, 7. Sept. Früh. Das Kanonenboot
„Albatros", unter Führung des Capitän Zembsch, wurde
auf der Reise von San Sebastian nach Santander von den
carlistischen, auf Guetaria feuernden Batterien mit Kanonen-
schüssen angegriffen. Dasselbe erwiderte den Angriff aus
seinen Geschütze» und erzielte einige Treffer, worauf es die
Reist nach Santander fortsetzte.